Alpli - Wichlenberg - Chalchhörner


Publiziert von Bergamotte , 12. August 2018 um 11:32.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:11 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Hausstockgruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Elm, Büelstafel oder PW bis Walenbrugg

Bis Anfang September herrscht Sommerpause auf dem Schiessplatz Wichlen, also auch werktags freie Fahrt für alle Touren im Gebiet. Meine heutige Runde hat eher exotischen Charakter und dürfte wenig Nachahmer finden, unattraktiv ist sie dennoch nicht. Als Zustieg wähle ich die wilde, aber gutmütige Alpli-Route, welche direkt am Ostfuss vom Hausstock endet. Anschliessend lässt sich der lange Grat des Wichlenbergs ohne Schwierigkeiten überschreiten und ich begegne dabei der grossen Panixer Steinbock-Kolonie. Kurze, schöne Kletterei findet sich zum Abschluss am Chli Chalchhorn.

Die Wolken hängen tief, als ich von Walenbrugg über die Panzerpiste spaziere. Noch glaube ich, dass bald die Sonne dominiert - ein Irrtum. Vom alten Richetlipassweg geht auf ca. 1620m ein schwacher Pfad nach Trittbort ab (auf LK eingezeichnet, aber Augen offenhalten). Wenn der Schiessbetrieb ruht, könnte man - unter Missachtung eines Fahrverbots - diesen Punkt auch per Auto erreichen. So kann der Zustieg zum Leiterberg merklich verkürzt werden. Zwei Einheimische lassen sich diese Gelegenheit nicht entgehen, das sind an diesem Berg fast schon Verhältnisse wie an der Street Parade.

Selber folge ich dem erwähnten Pfad bis P. 1774 beim Bach. Er ist durchgehend erkennbar, wenn auch stark verwachsen. So bin ich heute nach wenigen Minuten bis auf die Unterhosen nass. Im Gegensatz zu PStraub, der letztes Jahr wider Willen eine ganz ähnliche *Tour gegangen ist, folge ich nun dem Bachbett. Das geht zunächst ganz angenehm, weiter oben dann gerate ich in pflotschnasses Steilgras. Vor dem Alpli dann legt sich das Gelände zurück und die Vegetation nimmt rapide ab. Ach ja, unterwegs bin ich an unzähligen Munitionsresten vorbeigelaufen. Schön, hier würde wieder mal aufgeräumt, denn manches liegt zweifellos schon lange rum.

Gemäss Führer hält man nun ziemlich genau südlich, also halblinks vom Alpli. Ich wähle stattdessen die Direktvariante weiter östlich über den kleinen Firn. Das geht auch, ist aber schwieriger, denn beim Ausstieg vom Schneefeld müssen unangenehme Platten überklettert werden (T6-). Anschliessend gibt es im wilden Gelände unzählige Varianten, um zum Alplikamin zu gelangen. Die T5 muss nicht überschritten werden, trotzdem bleibt diese Route dem erfahrenen Alpinwanderer vorbehalten. Bei Schnee oder gar Eis hält man sich von der Flanke besser fern und auch Nässe wie heute erhöht die Schwierigkeiten merklich. Der Kamin selber (auf LK markant eingezeichnet) ist ein harmloses Schuttcouloir, das ist bloss Kraxelei. Es endet direkt auf dem Grat zwischen Hausstock und Wichlenberg wenig östlich von P. 2645 und ich kann es auch für den Abstieg empfehlen.

Am Ostgrat des Hausstocks, der leider in den Wolken steckt, sind zwei Berggänger unterwegs. Mich hingegen zieht es in die andere Richtung: Der Horengrat bzw. Wichlenberg kann in seiner ganzen Länge begangen werden, die T4 wird kaum überschritten. Und Abstiege nach Süden sind fast überall möglich. Als Kompensation sozusagen für die bescheidene Aussicht heute treffe ich kurz vor den Chalchhörnern auf die Panixer Steinbockkolonie. Das ist eine ganz stattliche Truppe mit gegen dreissig Böcken.

Westseitig passiere ich nun das Chli Chalchhorn (2680m). Um es zu begehen, braucht man nicht bis in die Scharte P. 2541 zwischen den beiden Chalchhörner aufzusteigen, schon gar nicht wenn man wie ich vom Wichlenberg kommt. Es gibt nämlich eine zweite, nicht-kotierte Scharte weiter nördlich. Von dort ist der Weiterweg recht offensichtlich: Man durchklettert südseitig eine Verschneidung in ganz angenehmem Fels (II, wenig ausgesetzt) und folgt nachher kurz dem Grat bis auf kleine Gipfelplateau. Wobei, das entspricht - wie ich im Nachhinein feststelle - nicht der Führerroute, sondern PStraubs "geht auch"-Variante (klick). Hier wird es Zeit für meine Mittagsrast. Die Wolken haben in der Zwischenzeit etwas aufgelockert und geben immerhin Blicke auf Vorab und Richtung Surselva frei.

Abstieg über die gleiche Route. Den Felsaufschwung zwischen den beiden Scharten kann man überklettern oder westseitig umgehen. Der Direktaufstieg aus der Scharte P. 2626 zum Gross Chalchhorn (2626m) wäre zwar vermeintlich effizient, aber unter einer IV dürfte man nicht durchkommen. Also folge ich westseitig dem Gipfelaufbau und gewinne ihn bei erster Gelegenheit. Wer hier - wie ich - eine möglichst direkte Linie (sprich in Gratnähe) wählt, erreicht nochmals die T6. Prinzipiell lässt sich die Gipfelflanke aber einfach (T3), wenn auch streckenweise sehr rau begehen (Vorsicht vor messerscharfem Karst), was ich im Abstieg mache. Auf dem Gipfel hat ein Herr Zimmermann aus Schaffhausen 2017 ein neues Gipfelbuch deponiert - von ihm stammen drei der vier bisherigen Einträge... Wer also seine Ruhe sucht, ist am Wichlenberg und den Chalchhörner genau richtig. Für den Panixerpassweg, mein Abstiegsroute, trifft das weit weniger zu. Ich kreuze mehrere Gruppen mit grossem Rucksack. Das dürfte heute Abend kuschlig eng geworden sein in der Passhütte...


Zeiten
1:30  Alpli
1:30  Wichlenberg
1:00  Chli Chalchhorn
0:45  Gross Chalchhorn
1:30  Wichlen

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (1)


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PStraub hat gesagt: Nebel am Hausstock ..
Gesendet am 14. August 2018 um 13:15
.. man möchte es fast nicht glauben ;)

Nicht wirklich überlaufen, die Wichlen-Südflanke.
Dein Bericht erinnerte mich daran, dass ich während der Schiess-Sperrzeit die Mättlenfurggel eingeplant hatte.

Gruss Peter




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