Piz Fier und Corna Cavalli: Rundtour bei Livigno

Der Piz Fier ist, wie es der Name sagt, ein stolze Gipfel. Und einer mit zwei Gesichtern - auf der Engadinerseite, von der die Besteigung tabu ist, ein von zahllosen Rinnen und Couloirs zerfurchter Felsklotz, auf der Livignoseite ein rötlicher Berg inmitten von soviel Schutt und Dolomitgestein. Die Besteigung lässt sich gut mit der Wanderung über die Bocchetta del Cantone verbinden. Diese markierte Route ist sehr schön und wird offensichtlich eher selten begangen (in manchen Schweizer Regionen wären diese Pfade blau-weiss markiert). 

Der Fahrer des Silvestri-Busses lässt mich freundlicherweise bei Ponte Viera aussteigen (keine offizielle Haltstelle). Etwas oberhalb der wohlriechenden Abfallentsorgungsanlage sieht man einen Wegweiser, bei dem der schöne Pfad ins Val Cantone beginnt. Er führt wenig steigend in das wilde Tal hinein bis in die Gegend der Baita del Cantone (Ruine einer winzigen Hütte). Eigentlich war der Plan gewesen, zuerst zur Bocchetta del Diavel zu steigen, um von dort den Piz Serra zu überqueren. Aber weil die Wolken auf der Schweizer Seite sehr schwarz aussehen, halte ich Distanz zum Grenzkamm und folge weiterhin dem markierten Pfad. Wo er auf etwa 2600 m Richtung SE zur Bocchetta del Cantone abbiegt, halte ich weglos Richtung NW bis zu einem winzigen Seelein (P. 2751). Von hier führt eine Schutthalde zum Grenzgrat, den ich etwas nördlich des höchsten Punktes erreiche. Eine kurze Kraxelei, die wegen des sehr brüchigen Gesteins einige Vorsicht bedingt, bringt mich zum Gipfel, auf dem sich nur ein kleiner Steinmann findet. 

Beim Rückweg folge ich zuerst dem Grat Richtung Cima dei Buoi, dessen Kletterstellen im steileren Teil mir aber bald zu unübersichtlich werden (besser im Aufstieg zu begehen). Also schräg runter zur Aufstiegsroute und auf dem Pfad zur Bocchetta del Cantone. Von hier lohnt sich der Abstecher zur Cima Cavalli (Corna Cavalli gemäss LK). Die Route ist mit Steinmännern und Trittspuren markiert und führt im mittleren Teil über unangenehm steilen Schutt (T5). Zurück im Pass geht es auf gutem Weg in den Grund des Valle del Saliente und talauswärts ins sehr belebte Livigno.