Predigtstuhl (2116m) durch Angermannrinne und Hintere Goinger Halt (2192m) über Nordgrat
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Heute wieder auf ein typisches Kaiserproblem gestoßen, dass der AV-Führer durchaus mit Vorsicht zu genießen ist, denn was sich auf den ersten Blick als unproblematisch gelesen hat sollte sich doch als größere Herausforderung herausstellen. Aber alles der Reihe nach.
Da aktuell bei mir leider noch keine langen Touren gehen muss eben die Schwierigkeit den Bergtag komplett ausfüllen. Dies sollte heute der mir noch unbekannte Hauptgipfel des Predigtstuhls, sowie der Nordgrat auf die Hintere Goinger Halt sein. Start ist hier die Griesner Alm und von dieser geht es über den direkten Weg in die Steinerne Rinne. In dieser bis etwa 100 Hm unter dem Ellmauer Tor aufsteigen, bis ein Geröllfeld links Richtung gut sichtbarer Predigtstuhlscharte nach oben zieht. Deutlichen Steigspuren und Steinmännern folgend geht es zu dieser. Dabei ist in der Mitte eine Rinne (2), sowie auf den letzten Metern ein Aufschwung (3-) zu meistern.
Aus der Predigtstuhlscharte sollte es eigentlich schnell noch durch die Angermannrinne auf den Predigtstuhl gehen, aber hier merkten wir mal wieder, ein 3er im Kaiser muss sich hart verdient werden. Aus der Scharte geht es zwar noch mit gutmütigen Tiefblick, aber bereits etwas unangenehmer 2 auf der anderen Seite etwa 10m nach unten. Hier den Spuren bis zur nahen Rippe folgen und um diese herum. Ab jetzt geht es ans eingemachte, steigt man in eine stark abschüssige T6/II (vielleicht sogar schon T6+) Schrofenflanke ein. In dieser ist noch wenige Meter zu queren, bis das Gelände im 2er-Bereich nach oben zur sichtbaren Angermannrinne führt. Etwa auf der Hälfte der erste Stand (wohl eher ein Abseilhaken) wo wir nun sichern (zum Glück!). Weiter 2er bis zum Beginn der Rinne (nächster Stand) und noch mehr oder weniger gutmütig bis zu einem bauchigen Überhang in der Rinne (Schlaghaken). Ab hier hat es dann sicher durchgehend einen Kaiserdreier, denn nach dem Überhang geht es ziemlich arm an Griffen und Tritten bis zum Ende der Rinne (Stand, ein oder zwei Haken noch in der Rinne) und über eine kurze Wand (2) zum nahen Gipfelgrat. Über diesen seilfrei zum „Kreuz“. Kopftörlgrat, Einstiegsrinne Fleischbank Nordgrat oder der erst zwei Tage davor absolvierte Kopfkraxengrat waren für mich nicht so anspruchsvoll (Summe aus Schwierigkeit und Ausgesetztheit) wie die Angermannrinne, die durchgehend keinen Fehler verzeihen würde.
Runter geht es dann per Abseilen durch die Rinne, in der Hoffnung es mit zwei mal zu schaffen (deswegen nehmen wir nicht die neuere Abseilpiste Richtung Scharte), was aber an zwei Meter scheitert, bei einem 60m Seil. Dieses ist aber ansonsten mehr wie ausreichend (50m reichen auch locker).
Zurück in der Scharte geht es nun an den eigentlich gedacht anspruchsvolleren Teil der Tour, der sich dann aber als entspanntes Genussklettern herausstellen sollte. Die ersten beiden Seillängen (Topo auf Bergsteigen.com) sind zwar durchgehend 3, allerdings super griffig und deutlich einfacher als die Rinne zu klettern. Haken gibt es da eigentlich für diesen Schwierigkeitsbereich auch ausreichend. Danach beginnt typisch alpines Gratklettern mit eher mehr Gehpassagen als Kletterpassagen (Seil haben wir hierfür nicht mehr aus dem Rucksack geholt). Ein kurzes, extrem luftiges Gratstück (2), könnte dabei rechts umgangen werden. Die 3- zum Abklettern fand ich eher einfacher (2 bis 2+) und der folgende Aufschwung (3) ist gut griffig. Die 3+ Platte ist zum Bouldern und trotz 2 Haken (eher zum A0) wohl nur für Nachsteiger zu sichern. Über die Schwierigkeit würde ich hier streiten, denn wenn man es direkt bei den beiden Schlaghaken probiert, dann hat das für mich nichts mehr mit 3+ zu tun. Die 4- am Kopfkraxengrat war deutlich einfacher. Entweder geht es leicht rechts etwas einfacher, ich habe einen Griff übersehen oder nur blöd angestellt (wie auch mein Begleiter), aber ansonsten war das für uns mindestens eine glatte 4. Danach geht es in „wenigen“ Metern zum Gipfel.
Der Abstieg erfolgt dann über den Normalweg.
Herrliche Klettertour (Nordgrat) deren deutlichen Begehunsspuren nirgends stören mit exklusiven Abstecher (von häufiger Begehung wie es im AV-Führer steht kann man in den letzten Jahren sicher nicht reden und auch die Spuren sprechen nicht dafür) zu einem einsamen Kaisergipfel. Solo wäre beides eine glatte T6+/III, wobei wie erwähnt dabei die Angermannrinne für mich deutlich heikler wäre.

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