Grand Combin, 4314m - Triologie
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Es lohnt sich halt doch meistens, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten! Eine letzte, anspruchsvolle Skitour in dieser Saison wollte endlich umgesetzt werden, nachdem es die letzten vier Jahre nicht funktioniert hatte. Um den Grand Combin, diesen gewaltigen Eisriesen, zu besteigen, müssen die Bedingungen stimmen und das Wetter sollte ebenfalls stabil sein.
Ich war deshalb schon ziemlich aufgeregt, als der BF anrief und sagte, dass es dieses Mal gut aussehe. Eigentlich waren vier Tourentage geplant; von Mittwoch bis Samstag. Grosse Auslastung im Geschäft verhinderte allerdings eine Anreise am Mittwoch, sodass ich erst am Donnerstag zur Gruppe stossen konnte. Doch der Reihe nach …
Anfahrt & Hüttenzustieg:
Eigentlich wäre ich gerne per ÖV angereist, was sich jedoch als etwas kompliziert herausstellte: der Bus von Martigny (bzw. Le Châble) fährt nämlich nur zweimal täglich; einmal früh morgens und einmal am Nachmittag – beides eher ungünstig. Da mir der BF beschied, dass ich sicher mit 5 Std. Aufstieg rechnen soll, wollte ich nicht erst um 13 Uhr loslaufen. Und der Bus um 07.17 Uhr war für mich selbstredend nicht erreichbar. Infolge des intensiven Arbeitstages kam ebenso wenig eine Anfahrt am Mittwochabend in Frage.
Also erfolgte die Anfahrt am Donnerstagmorgen per PW nach Le Mayen du Revers. Auf ca. 1410m ging’s für mich kurz nach 10 Uhr los. Direkt die Wiese hoch, danach dem Sommerweg folgend. Immer wieder sind umgestürzte Tannen zu übersteigen; dann und wann folgen einige Schneefelder. Auf ca. 1800m entdecke ich das erste grössere Schneefeld und Spuren der Kollegen vom Vortag. Noch war ich skeptisch; sah nicht so einladend aus …
Der Aufstieg über Gestrüpp und mit zahlreichen Spitzkehren gespickt, um den wenigen Schnee und das Gelände auszunützen, war tatsächlich alles andere als spassig … Jedenfalls war ich froh, die Alp auf P.1959 und somit offenes Gelände zu erreichen. Der Abstieg in die Schlucht auf feuchtem und rutschigem Untergrund war auch nicht so prickelnd; mit aufgebundenen Ski’s ging’s an der Kette entlang hinunter (der Sommerweg war nicht angespurt und ziemlich unsicher, ob dieser bereits begehbar gewesen wäre).
Dem Fluss entlang, den Kessel hinauf; bei der Hängebrücke legte ich eine längere Pause ein. Schliesslich auf dem Gletscher ausholend, wo ich dankbar der neuen Spur eines überholenden BF’s folgte (die vorhandende Spur war zwar direkter, jedoch auch einiges steiler). Schliesslich erreichte ich nach genau 6 Std. die Cabane FXB Panossière auf 2641m.
Auf der Hütte traf ich den BF und die restlichen Teilnehmer. Wir waren so insgesamt zu sechst; teilweise kannte man sich bereits von anderen Touren. Der restliche Nachmittag ging schnell vorüber, um 19 Uhr gab es ein feines Nachtessen.
In der Hütte herrschte eine sehr gemütliche Athmosphäre; in den zwei kommenden Nächten waren lediglich ca. 20 Personen anwesend (wogegen für Samstag «full house» angesagt war …).
Gipfeltag:
02.15 Uhr Tagwache, 02.30 Uhr Frühstück, 03.20 Uhr Abmarsch. Mitten in der Nacht ging’s also los; zunächst die lange Strecke auf dem Gletscher, wenig ansteigend. Während das angeschlagene Tempo für die anderen «gerade recht» oder gar gemütlich war, empfand ich es sehr forsch. Von Beginn weg hatte ich das Gefühl, ich müsse dem Rest der Gruppe nachrennen …
Nach ca. 2 Std. hatten wir das Plateau des Maisons Blanches auf ca. 3300m bereits erreicht. Weiter hinauf zum Plateau du Déjeuner und schliesslich zum Felssporn unterhalb von P.3764, dem Einstieg zum steilen Couloir. Steigeisen montieren, Ski’s aufbinden, anseilen und los … Die vorhandenen Trittstufen waren willkommen; streng war’s natürlich trotzdem, das ca. 45° steile Couloir hinauf.
Gerne hätte ich zwischendurch ein paar kurze Verschnaufpausen gehabt, aber es ging pausenlos und gnadenlos immer weiter bis unterhalb des Seracriegels. Bei dieser Schlüsselstelle setzte der BF eine Eisschraube, denn hier lag lediglich eine sehr dünne Schneeschicht auf Blankeis.
Dann war das Schwierigste geschafft; wir erreichten das Gletscherplateau auf ca. 4000m und somit auch die Sonne. Ich war zwar bereits etwas ausgepowert, aber die Sicht auf die zum Greifen nahe Gipfel motivierte wieder. Wieder auf Ski musste ich abreissen lassen und mein eigenes Tempo laufen, was ohne Seil auch wieder möglich war.
Trotzdem erreichte ich um ca. 10.15 Uhr den Gipfel des Combin de Valsorey (4183m); wow! Es wurde jedoch keine Zeit vergeudet und während ich noch ein Foto vom gegenüberliegenden Hauptgipfel machte, fuhren die anderen bereits wieder zum Sattel ab. Dies mit den Fellen; auch nicht so mein Ding, aber es funktionierte irgendwie …
Nun wurde es nochmals so richtig zäh; der Schlussaufstieg zum Hauptgipfel. Einer Teilnehmerin, welche auf den ersten Gipfel verzichtet hatte, ging es bereits den ganzen Morgen ziemlich mies und musste sich mehrmals übergeben. Sie nahm denn auch den Hauptgipfel in Angriff, während wir noch auf dem Valsorey-Gipfel standen.
Ich fühlte mich immer noch gut; mit der Höhe selbst hatte ich keine Mühe. Aber die Beine waren irgendwie leer … So schlurfte ich einsam und langsam den Gipfelhang hoch. Zwar liess sich der BF solidarisch zurückfallen (Danke!), aber ich konnte seinem Tempo trotzdem nicht ganz folgen; musste immer wieder Verschnaufpausen einlegen.
Aber schliesslich erreichte ich um ca. 11.45 Uhr den Gipfel des Combin de Grafeneire (4314m). Völlig ausgepumpt, aber stolz und glücklich stand ich somit bereits auf dem zweiten 4000er des Tages. Die Fernsicht war nicht ganz so toll, da doch viel Bewölkung vorhanden war. Das spielte jedoch zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Rolle …
Die anderen hatten natürlich einen grossen Vorsprung und konnten bereits eine längere Pause einlegen, bis ich eintraf. Für mich fiel dann die Pause umso kürzer aus … Ski’s anschnallen und ab ging’s. Im Gipfelbereich war’s nicht so toll zum Fahren; etwas Bruchharst. Dann folgte auch schon die Schlüsselstelle; die berüchtigte Mur de la Côte. Da stockt einem schon kurz der Atem, wenn man über die Kante schaut …
Mit kontrolliertem Abrutschen auf harter, jedoch glücklicherweise nicht komplett vereisten Unterlage ging’s runter, ein, zwei Kurven und es war geschafft. Der Rückblick auf den gemeisterten Steilhang liess einem nochmals leer schlucken – diese Stelle benötigt definitiv etwas Überwindung …
Nun folgte eine Traverse und ich war jetzt trotz Müdigkeit nochmals voll motiviert, auch noch den letzten Gipfel zu schaffen. Er wird offensichtlich von den meisten Tourengängern ausgelassen; eigentlich zu Unrecht. So stand ich denn innert kurzer Zeit auf dem dritten 4000er des Tages, dem Combin de la Tsessette (4134m). Das gelegentliche Aufziehen von Nebelschwaden störte niemanden, das Wetter blieb weiterhin stabil.
Nun hiess es also definitiv abfahren, und zwar durch den ebenso berüchtigten «Le Corridor». Wie schon von anderen beschrieben, sollte dieser Corridor zügig befahren werden, da von oben Eisabbrüche drohen. Hier durften wir ausgezeichnete Verhältnisse geniessen; sogar etwas Pulver. Und zwei, drei Verschnaufpausen (verbunden mit Fotos dieser grossartigen Kulisse) mussten trotz Gefahr sein, denn ich hätte hier auch nicht wirklich «in einem Schnorz» durchziehen können.
Der unterste Abschnitt war dann etwas mühsam, denn es musste auf Blankeis abgerutscht werden. Zurück beim Plateau du Déjeuner durften wir nochmals etwas Pulver geniessen, bevor es dann sulzig und gemütlich über den Gletscher zurück und zur Hütte hinauf ging, welche wir kurz nach 14 Uhr erreichten.
Nach einem Teller Spaghetti gingen die meisten von uns schlafen, denn nun waren alle müde …. Beim Nachtessen wurde noch der folgende Tag besprochen. Während die eine Teilnehmerin aufgrund ihrer schlechten Verfassung auf eine weitere Tour verzichtete, war für mich klar, dass ich aus Vernunftgründen auf eine Tour am nächsten Tag ebenfalls verzichten sollte. Ich fühlte mich zwar soweit gut, die Beine waren jedoch komplett leer. Zum einen konnte ich mir nicht vorstellen, dass es am nächsten Tag viel besser gehen würde, zum anderen wollte ich die restliche Gruppe nicht ausbremsen; die drei verbliebenen Teilnehmer waren konditionell alle sehr stark.
Rückreise
Es gibt nur 2 Frühstückszeiten: 02.30-03.00 Uhr und 04.30-05.00 Uhr … Somit standen wir solidarisch um 04.15 Uhr auf, um gemeinsam zu frühstücken. Während die drei Teilnehmer mit dem BF den Petit Combin in Angriff nahmen, legten wir zwei «Ramponierten» uns nochmals hin …
Um ca. 10 Uhr waren die anderen bereits wieder zurück; sie waren sehr zügig unterwegs …
Kurz vor 11 Uhr fuhren wir alle gemeinsam ab; wiederum über den Winterweg, während ein anderer BF mit seinen Gästen den Sommerweg ausprobierte und uns locker überholte. Spätestens, als wir die ca. 150Hm Gegenanstieg mit aufgebundenen Ski’s raufkraxeln mussten, war klar, dass mein Entscheid richtig war: meine Beine waren immer noch leer; den Petit Combin hätte ich kaum geschafft und wenn, dann nur mit sehr grossem Zeitverlust …
Die letzten Schwünge der Saison auf Schnee hatten es nochmals in sich: ein wilder Ritt auf Gestrüpp, verbunden mit Spitzkehren – so nutzten wir die letzten Schneeresten, bevor wir die Ski’s endgültig auf den Rucksack schnallten und den Wald hinunter stapften. Nach genau 2 Std. erreichten wir somit wieder den Parkplatz.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in Martigny verabschiedeten wir uns.
Es hat riesig Spass gemacht in dieser (mehrheitlich Ü50-) Gruppe! Den einen oder anderen Teilnehmer werde ich bestimmt wieder auf einer anderen Tour antreffen … ;-)
Fazit:
Ein Traum wurde wahr! Eine phantastische Tour in grossartigem alpinen Ambiente; ganz grosses Kino! Für mich die bislang anspruchsvollste Skitour überhaupt.
Zeiten:
Le Mayen du Revers – Cabane FXB Panossière: 6 Std.
Cabane FXB – Grand Combin de Valsorey: ca. 7 Std.
Valsorey – Grafeneire – Tsessette: 2 Std. 20 Min.
Tsessette – Cabane FXB Panossière: 1 Std. 20 Min.
Cabane FXB Panossière - Le Mayen du Revers: 2 Std.
Bemerkungen:
Der Hüttenzustieg wird offiziell mit 3-4 Std. angegeben; sehr sportlich – wohl eher für PDG-Anwärter gedacht …
Unsere Gruppe befand unisono, dass die Küche der Cabane FXB ausgezeichnet war!
Schwierigkeiten auf der beschriebenen Route:
aus meiner Optik gibt es 3 Schlüsselstellen bzw. Gefahren:
- Aufstieg "Couloir du Gardien" --> Seracs!
- Abfahrt "Mur de la Côte" --> steil & vereist
- Abfahrt "Le Corridor" --> Seracs!
Ich war deshalb schon ziemlich aufgeregt, als der BF anrief und sagte, dass es dieses Mal gut aussehe. Eigentlich waren vier Tourentage geplant; von Mittwoch bis Samstag. Grosse Auslastung im Geschäft verhinderte allerdings eine Anreise am Mittwoch, sodass ich erst am Donnerstag zur Gruppe stossen konnte. Doch der Reihe nach …
Anfahrt & Hüttenzustieg:
Eigentlich wäre ich gerne per ÖV angereist, was sich jedoch als etwas kompliziert herausstellte: der Bus von Martigny (bzw. Le Châble) fährt nämlich nur zweimal täglich; einmal früh morgens und einmal am Nachmittag – beides eher ungünstig. Da mir der BF beschied, dass ich sicher mit 5 Std. Aufstieg rechnen soll, wollte ich nicht erst um 13 Uhr loslaufen. Und der Bus um 07.17 Uhr war für mich selbstredend nicht erreichbar. Infolge des intensiven Arbeitstages kam ebenso wenig eine Anfahrt am Mittwochabend in Frage.
Also erfolgte die Anfahrt am Donnerstagmorgen per PW nach Le Mayen du Revers. Auf ca. 1410m ging’s für mich kurz nach 10 Uhr los. Direkt die Wiese hoch, danach dem Sommerweg folgend. Immer wieder sind umgestürzte Tannen zu übersteigen; dann und wann folgen einige Schneefelder. Auf ca. 1800m entdecke ich das erste grössere Schneefeld und Spuren der Kollegen vom Vortag. Noch war ich skeptisch; sah nicht so einladend aus …
Der Aufstieg über Gestrüpp und mit zahlreichen Spitzkehren gespickt, um den wenigen Schnee und das Gelände auszunützen, war tatsächlich alles andere als spassig … Jedenfalls war ich froh, die Alp auf P.1959 und somit offenes Gelände zu erreichen. Der Abstieg in die Schlucht auf feuchtem und rutschigem Untergrund war auch nicht so prickelnd; mit aufgebundenen Ski’s ging’s an der Kette entlang hinunter (der Sommerweg war nicht angespurt und ziemlich unsicher, ob dieser bereits begehbar gewesen wäre).
Dem Fluss entlang, den Kessel hinauf; bei der Hängebrücke legte ich eine längere Pause ein. Schliesslich auf dem Gletscher ausholend, wo ich dankbar der neuen Spur eines überholenden BF’s folgte (die vorhandende Spur war zwar direkter, jedoch auch einiges steiler). Schliesslich erreichte ich nach genau 6 Std. die Cabane FXB Panossière auf 2641m.
Auf der Hütte traf ich den BF und die restlichen Teilnehmer. Wir waren so insgesamt zu sechst; teilweise kannte man sich bereits von anderen Touren. Der restliche Nachmittag ging schnell vorüber, um 19 Uhr gab es ein feines Nachtessen.
In der Hütte herrschte eine sehr gemütliche Athmosphäre; in den zwei kommenden Nächten waren lediglich ca. 20 Personen anwesend (wogegen für Samstag «full house» angesagt war …).
Gipfeltag:
02.15 Uhr Tagwache, 02.30 Uhr Frühstück, 03.20 Uhr Abmarsch. Mitten in der Nacht ging’s also los; zunächst die lange Strecke auf dem Gletscher, wenig ansteigend. Während das angeschlagene Tempo für die anderen «gerade recht» oder gar gemütlich war, empfand ich es sehr forsch. Von Beginn weg hatte ich das Gefühl, ich müsse dem Rest der Gruppe nachrennen …
Nach ca. 2 Std. hatten wir das Plateau des Maisons Blanches auf ca. 3300m bereits erreicht. Weiter hinauf zum Plateau du Déjeuner und schliesslich zum Felssporn unterhalb von P.3764, dem Einstieg zum steilen Couloir. Steigeisen montieren, Ski’s aufbinden, anseilen und los … Die vorhandenen Trittstufen waren willkommen; streng war’s natürlich trotzdem, das ca. 45° steile Couloir hinauf.
Gerne hätte ich zwischendurch ein paar kurze Verschnaufpausen gehabt, aber es ging pausenlos und gnadenlos immer weiter bis unterhalb des Seracriegels. Bei dieser Schlüsselstelle setzte der BF eine Eisschraube, denn hier lag lediglich eine sehr dünne Schneeschicht auf Blankeis.
Dann war das Schwierigste geschafft; wir erreichten das Gletscherplateau auf ca. 4000m und somit auch die Sonne. Ich war zwar bereits etwas ausgepowert, aber die Sicht auf die zum Greifen nahe Gipfel motivierte wieder. Wieder auf Ski musste ich abreissen lassen und mein eigenes Tempo laufen, was ohne Seil auch wieder möglich war.
Trotzdem erreichte ich um ca. 10.15 Uhr den Gipfel des Combin de Valsorey (4183m); wow! Es wurde jedoch keine Zeit vergeudet und während ich noch ein Foto vom gegenüberliegenden Hauptgipfel machte, fuhren die anderen bereits wieder zum Sattel ab. Dies mit den Fellen; auch nicht so mein Ding, aber es funktionierte irgendwie …
Nun wurde es nochmals so richtig zäh; der Schlussaufstieg zum Hauptgipfel. Einer Teilnehmerin, welche auf den ersten Gipfel verzichtet hatte, ging es bereits den ganzen Morgen ziemlich mies und musste sich mehrmals übergeben. Sie nahm denn auch den Hauptgipfel in Angriff, während wir noch auf dem Valsorey-Gipfel standen.
Ich fühlte mich immer noch gut; mit der Höhe selbst hatte ich keine Mühe. Aber die Beine waren irgendwie leer … So schlurfte ich einsam und langsam den Gipfelhang hoch. Zwar liess sich der BF solidarisch zurückfallen (Danke!), aber ich konnte seinem Tempo trotzdem nicht ganz folgen; musste immer wieder Verschnaufpausen einlegen.
Aber schliesslich erreichte ich um ca. 11.45 Uhr den Gipfel des Combin de Grafeneire (4314m). Völlig ausgepumpt, aber stolz und glücklich stand ich somit bereits auf dem zweiten 4000er des Tages. Die Fernsicht war nicht ganz so toll, da doch viel Bewölkung vorhanden war. Das spielte jedoch zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Rolle …
Die anderen hatten natürlich einen grossen Vorsprung und konnten bereits eine längere Pause einlegen, bis ich eintraf. Für mich fiel dann die Pause umso kürzer aus … Ski’s anschnallen und ab ging’s. Im Gipfelbereich war’s nicht so toll zum Fahren; etwas Bruchharst. Dann folgte auch schon die Schlüsselstelle; die berüchtigte Mur de la Côte. Da stockt einem schon kurz der Atem, wenn man über die Kante schaut …
Mit kontrolliertem Abrutschen auf harter, jedoch glücklicherweise nicht komplett vereisten Unterlage ging’s runter, ein, zwei Kurven und es war geschafft. Der Rückblick auf den gemeisterten Steilhang liess einem nochmals leer schlucken – diese Stelle benötigt definitiv etwas Überwindung …
Nun folgte eine Traverse und ich war jetzt trotz Müdigkeit nochmals voll motiviert, auch noch den letzten Gipfel zu schaffen. Er wird offensichtlich von den meisten Tourengängern ausgelassen; eigentlich zu Unrecht. So stand ich denn innert kurzer Zeit auf dem dritten 4000er des Tages, dem Combin de la Tsessette (4134m). Das gelegentliche Aufziehen von Nebelschwaden störte niemanden, das Wetter blieb weiterhin stabil.
Nun hiess es also definitiv abfahren, und zwar durch den ebenso berüchtigten «Le Corridor». Wie schon von anderen beschrieben, sollte dieser Corridor zügig befahren werden, da von oben Eisabbrüche drohen. Hier durften wir ausgezeichnete Verhältnisse geniessen; sogar etwas Pulver. Und zwei, drei Verschnaufpausen (verbunden mit Fotos dieser grossartigen Kulisse) mussten trotz Gefahr sein, denn ich hätte hier auch nicht wirklich «in einem Schnorz» durchziehen können.
Der unterste Abschnitt war dann etwas mühsam, denn es musste auf Blankeis abgerutscht werden. Zurück beim Plateau du Déjeuner durften wir nochmals etwas Pulver geniessen, bevor es dann sulzig und gemütlich über den Gletscher zurück und zur Hütte hinauf ging, welche wir kurz nach 14 Uhr erreichten.
Nach einem Teller Spaghetti gingen die meisten von uns schlafen, denn nun waren alle müde …. Beim Nachtessen wurde noch der folgende Tag besprochen. Während die eine Teilnehmerin aufgrund ihrer schlechten Verfassung auf eine weitere Tour verzichtete, war für mich klar, dass ich aus Vernunftgründen auf eine Tour am nächsten Tag ebenfalls verzichten sollte. Ich fühlte mich zwar soweit gut, die Beine waren jedoch komplett leer. Zum einen konnte ich mir nicht vorstellen, dass es am nächsten Tag viel besser gehen würde, zum anderen wollte ich die restliche Gruppe nicht ausbremsen; die drei verbliebenen Teilnehmer waren konditionell alle sehr stark.
Rückreise
Es gibt nur 2 Frühstückszeiten: 02.30-03.00 Uhr und 04.30-05.00 Uhr … Somit standen wir solidarisch um 04.15 Uhr auf, um gemeinsam zu frühstücken. Während die drei Teilnehmer mit dem BF den Petit Combin in Angriff nahmen, legten wir zwei «Ramponierten» uns nochmals hin …
Um ca. 10 Uhr waren die anderen bereits wieder zurück; sie waren sehr zügig unterwegs …
Kurz vor 11 Uhr fuhren wir alle gemeinsam ab; wiederum über den Winterweg, während ein anderer BF mit seinen Gästen den Sommerweg ausprobierte und uns locker überholte. Spätestens, als wir die ca. 150Hm Gegenanstieg mit aufgebundenen Ski’s raufkraxeln mussten, war klar, dass mein Entscheid richtig war: meine Beine waren immer noch leer; den Petit Combin hätte ich kaum geschafft und wenn, dann nur mit sehr grossem Zeitverlust …
Die letzten Schwünge der Saison auf Schnee hatten es nochmals in sich: ein wilder Ritt auf Gestrüpp, verbunden mit Spitzkehren – so nutzten wir die letzten Schneeresten, bevor wir die Ski’s endgültig auf den Rucksack schnallten und den Wald hinunter stapften. Nach genau 2 Std. erreichten wir somit wieder den Parkplatz.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in Martigny verabschiedeten wir uns.
Es hat riesig Spass gemacht in dieser (mehrheitlich Ü50-) Gruppe! Den einen oder anderen Teilnehmer werde ich bestimmt wieder auf einer anderen Tour antreffen … ;-)
Fazit:
Ein Traum wurde wahr! Eine phantastische Tour in grossartigem alpinen Ambiente; ganz grosses Kino! Für mich die bislang anspruchsvollste Skitour überhaupt.
Zeiten:
Le Mayen du Revers – Cabane FXB Panossière: 6 Std.
Cabane FXB – Grand Combin de Valsorey: ca. 7 Std.
Valsorey – Grafeneire – Tsessette: 2 Std. 20 Min.
Tsessette – Cabane FXB Panossière: 1 Std. 20 Min.
Cabane FXB Panossière - Le Mayen du Revers: 2 Std.
Bemerkungen:
Der Hüttenzustieg wird offiziell mit 3-4 Std. angegeben; sehr sportlich – wohl eher für PDG-Anwärter gedacht …
Unsere Gruppe befand unisono, dass die Küche der Cabane FXB ausgezeichnet war!
Schwierigkeiten auf der beschriebenen Route:
aus meiner Optik gibt es 3 Schlüsselstellen bzw. Gefahren:
- Aufstieg "Couloir du Gardien" --> Seracs!
- Abfahrt "Mur de la Côte" --> steil & vereist
- Abfahrt "Le Corridor" --> Seracs!
Tourengänger:
Linard03
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