Per „Kredenc“ zur Hazmburk (Hasenburg)
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Eine ÖV-Tour in Tschechien
1. Atrakce*: Die Bahnhofsenten von Roundice nad Labem
Seit einiger Zeit hatte ich eine ÖV-Tour nach Nordböhmen in Planung. Diese sollte zwei nur an Wochenenden verkehrende touristische Ausflugsbahnen mit einem Besuch der Hazmburk (Hasenburg) verbinden. Am warmen, leicht dunstigen Morgen begab ich mich nach Bad Schandau. Hier bewaffnete ich mich mit einem Elbe-Labe-Tagesticket. Ich stieg in den pünktlich verkehrenden Desiro der Linie U28 Rumburk-Děčín. Problemlos wechselte ich dann in Děčín hl. n. in den R 677 „Radobýl“. Der Schnellzug bestand aus einem doppelstöckigen CityElefant. Eine „jugendliche Verschönerungsbrigade“ hatte das Innendesign des Fahrzeuges ihren Vorstellungen angepasst. Mit Permanentmarker waren Kopfstützen, Tische und andere glatte Flächen beschriftet worden. So langsam greift diese Unsitte auch hier um sich. Zügig und komfortabel rauschte der Zug das Elbtal hinauf. In Prackovice nad Labem bekamen wir eine 60er-Signalisierung und fuhren ins Gegengleis. Dort ging es dank beidseitig der Strecke angebrachten Selbstblocksignalen mit Streckenhöchstgeschwindigkeit weiter. Auf dem Richtungsgleis fanden Fahrleitungsarbeiten statt und in der Einfahrt Lovosice wurde ein Isolierschienenstoß ausgetauscht. Durch häufig vorhandene Gleiswechsel, entsprechende Signalisierung und örtlicher Fahrdienstleiterbesetzung kann im Wartungs- oder Störungsfall ein hochflexibler Zugbetrieb abgewickelt werden. In Deutschland regelt man so etwas lieber über Zugausfälle und Fahrgastentschädigungen. Bei der jetzigen Fahrscheinkontrolle fragte der Schaffner nach dem Fahrziel. In tschechischen Zügen findet noch Beratung und Bordverkauf statt, niemand wird dabei des Schwarzfahrens verdächtig. Die Zeit reicht für das eine oder andere nette Wort mit den Fahrgästen, keiner ist genervt oder motzt herum. In Roudnice nad Labem begleitete mich der Schaffner zur Tür und verabschiedete mich wie einen Stammgast.
In Roudnice hatte ich einen längeren Aufenthalt eingeplant und lenkte meine Schritte zunächst eine Runde durch die sehenswerte Altstadt. Dann ging ich hinunter zur Labe (Elbe) und lief auf dem Uferweg bis zur Schleusenanlage. Am Kanal warteten landestypisch viele Angler auf den großen Fang. Die letzte halbe Stunde widmete ich dem Schienenverkehr durch den Bahnhof von Roudnice. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Sonntagsruhe durch vier Güterzüge unterbrochen, wovon drei augenscheinlich dem innertschechischen Verkehr zuzuordnen waren. Nun wurde schon der KŽC-Nostalgietriebwagen (ex ČSD M 262.1 „Kredenc“) des „Podřipský motoráček“ bereitgestellt. Noch während der Einfahrt entdeckte ich ein Entenpaar, das seelenruhig über den Hausbahnsteig spazierte. Nach einer Weile bemerkte auch die junge Schaffnerin des Ausflugszuges die Tiere und kauerte sich auf den Bahnsteig, um die Enten mit dem Smartphone aufzunehmen. Schließlich kamen noch der Triebfahrzeugführer und zwei weitere Fahrgäste hinzu. Die Schaffnerin warf das Wort atrakce (*Attraktion) in die Runde. Die Enten ließen sich vom ganzen Trubel nicht stören und schnäbelten nach Krümeln, die die Fahrgäste im Bereich einiger Sitzbänke hinterlassen hatten. Mittlerweile war der erste Anschlusszug eingetroffen und hatte noch einige Mitfahrwillige gebracht. Ich stieg in den Triebwagen, suchte mir einen Platz an einem offenen Fenster und sah gespannt der Abfahrt entgegen.
2. Im Gute-Laune-Zug Richtung Libochovice
Die SŽDC-Fahrdienstleiterin hatte mittlerweile den Triebfahrzeugführer angewiesen, einen weiteren, leicht verspäteten Anschlusszug abzuwarten. Dieser kam nach fünf Minuten zum Halt am Inselbahnsteig. Da keine Umsteiger auszumachen waren, nickte die Fahrdienstleiterin zustimmend und der Triebfahrzeugführer wollte abfahren. Dazu rief er seine Schaffnerin, die auf dem Bahnsteig nach Fahrgästen spähte. Da sie ihn nicht hörte, erschien er mit einer Trillerpfeife am Fenster und pfiff sie herein. Eigentlich sollte dies ja andersherum sein… Sie erschrak zunächst, stieg dann lachend ein und verriegelte die Tür. Nun aber los - ging aber nicht. Der Triebfahrzeugführer spurtete in den hinteren Führerstand und musste noch den Richtungswechsel aktivieren. Nun begann also die Fahrt im Gute-Laune-Zug. Das Fahrzeug war etwa zur Hälfte besetzt und die Schaffnerin erfragte bei jedem das Fahrziel um eventuelle Haltewünsche weiterzugeben. Das Zugteam war freundlich, eingespielt und mit Eifer bei der Sache. In einem weiten Bogen umfuhr der Zug an Höhe gewinnend die Stadt Roudnice nad Labem. Unzählige unbeschrankte Wegübergänge machten einen häufigen Horneinsatz erforderlich, manchmal mussten auch Feder- und Felltiere „weggehupt“ werden. Der „Podřipský motoráček“ passierte den markanten, namensgebenden Berg Říp (Stankt Georgsberg), den heiligen Berg der Tschechen. Bis Straškov wird die Strecke noch im täglichen Regelverkehr befahren. Dann ging es auf langen Geraden durch weite Landwirtschaftsflächen. Später änderte sich der Charakter der Landschaft es wurde leicht hügelig und die Strecke dadurch kurvig. Die Gleisanlage befand sich in einem guten Zustand die zulässige Geschwindigkeit pendelte zwischen 50-60 km/h. Einzig vor Wegübergängen ohne Sichtdreieck musste jeweils auf 10-20 km/h abgebremst werden. Die Unterwegsstationen brachten einen unerwartet häufigen Fahrgastwechsel, fast überall wurde gehalten. Der relativ günstige Fahrpreis von umgerechnet etwa 1,30 € für die Gesamtstrecke (Tarif des Verkehrsverbundes DÚK) trug sicherlich neben dem schönen Wetter dazu bei. Budyně nad Ohří war die einzige Station zwischen Straškov und Libochovice, die noch Nebengleisanlagen aufwies. Mittlerweile kam die Hazmburk, mein heutiges Wanderziel, in Sicht. Schließlich trafen wir in Libochovice (Libochowitz) ein. Die Schaffnerin hatte eine Leuchtweste übergezogen und stieg mit einem Weichenschlüssel aus, um zunächst die Einfahrt ins Haupt- und dann ins Nebengleis per Hand umzustellen.
3. Wanderung zur Hazmburk
Der Bahnhof des Ortes hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Einfahrflügelsignale sind lange außer Betrieb genommen und die zwei, seit Jahren von den Gleisen getrennten Lokschuppen sind mittlerweile abgerissen worden. Aber die große Modernisierungswelle steht auch hier kurz bevor, nach den Plänen von SŽDC soll die Bahnstrecke von Lovosive nach Postoloprty modernisiert, automatisiert und auf bis zu 120 km/h ertüchtigt werden. Entlang der Gleise lief ich Richtung Stadt. Am Haltepunkt Libochovice město verließ ich, einer roten Wanderwegmarkierung folgend, die Ortslage. Eine Weile musste ich entlang der Straße laufen, bevor der Wanderweg zwischen Felder und Wiesen abzweigte. Vorbei an einer Apfelplantage stieg ich später bergan. Dahinter führte ein schmaler Pfad durch ein Dornengebüsch. Das hatte heute so seine Vor- und Nachteile, angenehm schattig, war es aber auch ein Aufenthaltsort unzähliger Insekten. In mittlerweile zunehmender Wärme gelangte ich hinauf auf die Hazmburk (Hasenburg). Ein strammer Wind sorgte hier für eine gute Durchlüftung. Die staatliche Burg verlangte 90 Kč Eintritt, der offenbar für die Unterhaltung des eckigen Turmes als Aussichtsturm sowie für die Sauberhaltung der Anlage aufgewendet wird. Außer einiger Infotafeln im Turmfuß gab es keine Ausstellung oder dergleichen. Ich sah mich um und legte bei herrlichem Ausblick meine Mittagsrast ein. Nach einem Turmbesuch ging ich vom Berg hinunter zur Abzweigung und folgte weiter der roten Wanderwegmarkierung. Durch Dornenhecken, Obstplantagen, Wiesen und Felder kam ich nach Sedlec u Libochovic (Sedletz/Zedelitz). Hinter dem kleinen Örtchen ging ich kurz am Straßenrand entlang, bevor der Wanderweg auf einen Flurweg abzweigte. Auf einem Dornenheckenpfad lief ich später leicht fallend zur Lucký mlýn (Wiesenmühle). Das heute noch gut erhaltene Anwesen befindet sich seit 1695 im Besitz der Familie Šašek. Dahinter hatte eine Umverlegung des Wanderweges stattgefunden, einst entlang des Baches geführt, wurde ich nun über den Zugangsweg zur Straße und entlang dieser nach Třebenice (Trebnitz) geleitet. Dort ging ich zum Bahnhof des Ortes und erlebte eine Überraschung.
4. Rückfahrt per Phantomverbindung
Meine herausgesuchte Zugfahrt 14.47 Uhr nach Most war weder im ausgehängten Fahrplan noch in der elektronischen Anzeige ausgewiesen. Ich erinnerte mich vage, dass ich eine frühere Tourenplanung einmal abgebrochen hatte, weil die gewünschte Rückfahrmöglichkeit nicht zu Stande kam. Beim erneuten Versuch unter Inanspruchnahme der PDF-Fahrpläne der Webseite des Verkehrsverbundes DÚK klappte es plötzlich wie gewünscht. Ich hatte kurzzeitig gestutzt, diesem Umstand aber keine weitere Bedeutung beigemessen. Mittlerweile habe ich nachgeprüft, dass die Fahrpläne auf der besuchten Seite alle von 2017 sind! Vor Ort war es nicht mehr zu Ändern. Ich nutzte die etwas längere Wartezeit zu einem Marsch durch Třebenice und ging schließlich zum Haltepunkt Třebenice město, um die Rückfahrt in Richtung Lovosice anzutreten. Pünktlich fuhr der zweite Nostalgiezug des Tages, der „Středohorský motoráček“(ex ČSD M 262.1/831) heran. Der Schaffner ließ mich einsteigen, kontrollierte die Fahrkarte und wollte mich für das Angebot seiner Minibar begeistern, was ich auf Grund der kurzen Fahrzeit dankend ablehnte. Beim Halt in Čížkovice erwies sich der Schaffner als Hans-Dampf auf allen Stationen indem der das weibliche Stationspersonal, die SŽDC-Fahrdienstleiterin und die Weichenwärterin mit einem lockeren Plausch bespaßte. In Lovosice eingetroffen, hatte ich durch eine einspurbedingte Verzögerung des Personenzuges nach Ústí die unerwartete Möglichkeit einen eigentlichen Nichtanschluss (fahrplanmäßige Ankunft und Abfahrt zur selben Minute) zu nutzen. Der Schaffner des AŽD-Nostalgiezuges war natürlich auch schon zur Stelle und klärte mit der ČD-Schaffnerin des CityElefanten den Übergang seiner Gäste. Als er mich entdeckte, bekam ich noch eine freundliche Verabschiedung. Nachdem ein Eurocity mit ungarischen MÁV-START-Wagen vorbeigerauscht war, kam der Zug im nächsten freien Block zur Abfahrt. In Ústí nad Labem folgte ein Umstieg in einen ebenfalls gut besuchten RegioPanter. Sonntagnachmittag ist eine Hauptreisezeit von Ausflüglern, Pendlern, Internatsschülern und Studenten. In Děčín hl. n. wechselte ich für die Schlussetappe wieder in den Desiro-Triebwagen der Linie U28 nach Rumburk. Das Fahrzeug war zu einem Dreiviertel besetzt, alle hatten großes Gepäck und die Frischluftzufuhr sowie die Klimatisierung ließen zu wünschen übrig. Schönes Reisen geht definitiv anders. In Bad Schandau endete anschließend meine heutige ÖV-Tour mit dem Elbe-Labe-Ticket.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 2 h 45 min. Die Strecke ist mit T1 zu bewerten.
1. Atrakce*: Die Bahnhofsenten von Roundice nad Labem
Seit einiger Zeit hatte ich eine ÖV-Tour nach Nordböhmen in Planung. Diese sollte zwei nur an Wochenenden verkehrende touristische Ausflugsbahnen mit einem Besuch der Hazmburk (Hasenburg) verbinden. Am warmen, leicht dunstigen Morgen begab ich mich nach Bad Schandau. Hier bewaffnete ich mich mit einem Elbe-Labe-Tagesticket. Ich stieg in den pünktlich verkehrenden Desiro der Linie U28 Rumburk-Děčín. Problemlos wechselte ich dann in Děčín hl. n. in den R 677 „Radobýl“. Der Schnellzug bestand aus einem doppelstöckigen CityElefant. Eine „jugendliche Verschönerungsbrigade“ hatte das Innendesign des Fahrzeuges ihren Vorstellungen angepasst. Mit Permanentmarker waren Kopfstützen, Tische und andere glatte Flächen beschriftet worden. So langsam greift diese Unsitte auch hier um sich. Zügig und komfortabel rauschte der Zug das Elbtal hinauf. In Prackovice nad Labem bekamen wir eine 60er-Signalisierung und fuhren ins Gegengleis. Dort ging es dank beidseitig der Strecke angebrachten Selbstblocksignalen mit Streckenhöchstgeschwindigkeit weiter. Auf dem Richtungsgleis fanden Fahrleitungsarbeiten statt und in der Einfahrt Lovosice wurde ein Isolierschienenstoß ausgetauscht. Durch häufig vorhandene Gleiswechsel, entsprechende Signalisierung und örtlicher Fahrdienstleiterbesetzung kann im Wartungs- oder Störungsfall ein hochflexibler Zugbetrieb abgewickelt werden. In Deutschland regelt man so etwas lieber über Zugausfälle und Fahrgastentschädigungen. Bei der jetzigen Fahrscheinkontrolle fragte der Schaffner nach dem Fahrziel. In tschechischen Zügen findet noch Beratung und Bordverkauf statt, niemand wird dabei des Schwarzfahrens verdächtig. Die Zeit reicht für das eine oder andere nette Wort mit den Fahrgästen, keiner ist genervt oder motzt herum. In Roudnice nad Labem begleitete mich der Schaffner zur Tür und verabschiedete mich wie einen Stammgast.
In Roudnice hatte ich einen längeren Aufenthalt eingeplant und lenkte meine Schritte zunächst eine Runde durch die sehenswerte Altstadt. Dann ging ich hinunter zur Labe (Elbe) und lief auf dem Uferweg bis zur Schleusenanlage. Am Kanal warteten landestypisch viele Angler auf den großen Fang. Die letzte halbe Stunde widmete ich dem Schienenverkehr durch den Bahnhof von Roudnice. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Sonntagsruhe durch vier Güterzüge unterbrochen, wovon drei augenscheinlich dem innertschechischen Verkehr zuzuordnen waren. Nun wurde schon der KŽC-Nostalgietriebwagen (ex ČSD M 262.1 „Kredenc“) des „Podřipský motoráček“ bereitgestellt. Noch während der Einfahrt entdeckte ich ein Entenpaar, das seelenruhig über den Hausbahnsteig spazierte. Nach einer Weile bemerkte auch die junge Schaffnerin des Ausflugszuges die Tiere und kauerte sich auf den Bahnsteig, um die Enten mit dem Smartphone aufzunehmen. Schließlich kamen noch der Triebfahrzeugführer und zwei weitere Fahrgäste hinzu. Die Schaffnerin warf das Wort atrakce (*Attraktion) in die Runde. Die Enten ließen sich vom ganzen Trubel nicht stören und schnäbelten nach Krümeln, die die Fahrgäste im Bereich einiger Sitzbänke hinterlassen hatten. Mittlerweile war der erste Anschlusszug eingetroffen und hatte noch einige Mitfahrwillige gebracht. Ich stieg in den Triebwagen, suchte mir einen Platz an einem offenen Fenster und sah gespannt der Abfahrt entgegen.
2. Im Gute-Laune-Zug Richtung Libochovice
Die SŽDC-Fahrdienstleiterin hatte mittlerweile den Triebfahrzeugführer angewiesen, einen weiteren, leicht verspäteten Anschlusszug abzuwarten. Dieser kam nach fünf Minuten zum Halt am Inselbahnsteig. Da keine Umsteiger auszumachen waren, nickte die Fahrdienstleiterin zustimmend und der Triebfahrzeugführer wollte abfahren. Dazu rief er seine Schaffnerin, die auf dem Bahnsteig nach Fahrgästen spähte. Da sie ihn nicht hörte, erschien er mit einer Trillerpfeife am Fenster und pfiff sie herein. Eigentlich sollte dies ja andersherum sein… Sie erschrak zunächst, stieg dann lachend ein und verriegelte die Tür. Nun aber los - ging aber nicht. Der Triebfahrzeugführer spurtete in den hinteren Führerstand und musste noch den Richtungswechsel aktivieren. Nun begann also die Fahrt im Gute-Laune-Zug. Das Fahrzeug war etwa zur Hälfte besetzt und die Schaffnerin erfragte bei jedem das Fahrziel um eventuelle Haltewünsche weiterzugeben. Das Zugteam war freundlich, eingespielt und mit Eifer bei der Sache. In einem weiten Bogen umfuhr der Zug an Höhe gewinnend die Stadt Roudnice nad Labem. Unzählige unbeschrankte Wegübergänge machten einen häufigen Horneinsatz erforderlich, manchmal mussten auch Feder- und Felltiere „weggehupt“ werden. Der „Podřipský motoráček“ passierte den markanten, namensgebenden Berg Říp (Stankt Georgsberg), den heiligen Berg der Tschechen. Bis Straškov wird die Strecke noch im täglichen Regelverkehr befahren. Dann ging es auf langen Geraden durch weite Landwirtschaftsflächen. Später änderte sich der Charakter der Landschaft es wurde leicht hügelig und die Strecke dadurch kurvig. Die Gleisanlage befand sich in einem guten Zustand die zulässige Geschwindigkeit pendelte zwischen 50-60 km/h. Einzig vor Wegübergängen ohne Sichtdreieck musste jeweils auf 10-20 km/h abgebremst werden. Die Unterwegsstationen brachten einen unerwartet häufigen Fahrgastwechsel, fast überall wurde gehalten. Der relativ günstige Fahrpreis von umgerechnet etwa 1,30 € für die Gesamtstrecke (Tarif des Verkehrsverbundes DÚK) trug sicherlich neben dem schönen Wetter dazu bei. Budyně nad Ohří war die einzige Station zwischen Straškov und Libochovice, die noch Nebengleisanlagen aufwies. Mittlerweile kam die Hazmburk, mein heutiges Wanderziel, in Sicht. Schließlich trafen wir in Libochovice (Libochowitz) ein. Die Schaffnerin hatte eine Leuchtweste übergezogen und stieg mit einem Weichenschlüssel aus, um zunächst die Einfahrt ins Haupt- und dann ins Nebengleis per Hand umzustellen.
3. Wanderung zur Hazmburk
Der Bahnhof des Ortes hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Einfahrflügelsignale sind lange außer Betrieb genommen und die zwei, seit Jahren von den Gleisen getrennten Lokschuppen sind mittlerweile abgerissen worden. Aber die große Modernisierungswelle steht auch hier kurz bevor, nach den Plänen von SŽDC soll die Bahnstrecke von Lovosive nach Postoloprty modernisiert, automatisiert und auf bis zu 120 km/h ertüchtigt werden. Entlang der Gleise lief ich Richtung Stadt. Am Haltepunkt Libochovice město verließ ich, einer roten Wanderwegmarkierung folgend, die Ortslage. Eine Weile musste ich entlang der Straße laufen, bevor der Wanderweg zwischen Felder und Wiesen abzweigte. Vorbei an einer Apfelplantage stieg ich später bergan. Dahinter führte ein schmaler Pfad durch ein Dornengebüsch. Das hatte heute so seine Vor- und Nachteile, angenehm schattig, war es aber auch ein Aufenthaltsort unzähliger Insekten. In mittlerweile zunehmender Wärme gelangte ich hinauf auf die Hazmburk (Hasenburg). Ein strammer Wind sorgte hier für eine gute Durchlüftung. Die staatliche Burg verlangte 90 Kč Eintritt, der offenbar für die Unterhaltung des eckigen Turmes als Aussichtsturm sowie für die Sauberhaltung der Anlage aufgewendet wird. Außer einiger Infotafeln im Turmfuß gab es keine Ausstellung oder dergleichen. Ich sah mich um und legte bei herrlichem Ausblick meine Mittagsrast ein. Nach einem Turmbesuch ging ich vom Berg hinunter zur Abzweigung und folgte weiter der roten Wanderwegmarkierung. Durch Dornenhecken, Obstplantagen, Wiesen und Felder kam ich nach Sedlec u Libochovic (Sedletz/Zedelitz). Hinter dem kleinen Örtchen ging ich kurz am Straßenrand entlang, bevor der Wanderweg auf einen Flurweg abzweigte. Auf einem Dornenheckenpfad lief ich später leicht fallend zur Lucký mlýn (Wiesenmühle). Das heute noch gut erhaltene Anwesen befindet sich seit 1695 im Besitz der Familie Šašek. Dahinter hatte eine Umverlegung des Wanderweges stattgefunden, einst entlang des Baches geführt, wurde ich nun über den Zugangsweg zur Straße und entlang dieser nach Třebenice (Trebnitz) geleitet. Dort ging ich zum Bahnhof des Ortes und erlebte eine Überraschung.
4. Rückfahrt per Phantomverbindung
Meine herausgesuchte Zugfahrt 14.47 Uhr nach Most war weder im ausgehängten Fahrplan noch in der elektronischen Anzeige ausgewiesen. Ich erinnerte mich vage, dass ich eine frühere Tourenplanung einmal abgebrochen hatte, weil die gewünschte Rückfahrmöglichkeit nicht zu Stande kam. Beim erneuten Versuch unter Inanspruchnahme der PDF-Fahrpläne der Webseite des Verkehrsverbundes DÚK klappte es plötzlich wie gewünscht. Ich hatte kurzzeitig gestutzt, diesem Umstand aber keine weitere Bedeutung beigemessen. Mittlerweile habe ich nachgeprüft, dass die Fahrpläne auf der besuchten Seite alle von 2017 sind! Vor Ort war es nicht mehr zu Ändern. Ich nutzte die etwas längere Wartezeit zu einem Marsch durch Třebenice und ging schließlich zum Haltepunkt Třebenice město, um die Rückfahrt in Richtung Lovosice anzutreten. Pünktlich fuhr der zweite Nostalgiezug des Tages, der „Středohorský motoráček“(ex ČSD M 262.1/831) heran. Der Schaffner ließ mich einsteigen, kontrollierte die Fahrkarte und wollte mich für das Angebot seiner Minibar begeistern, was ich auf Grund der kurzen Fahrzeit dankend ablehnte. Beim Halt in Čížkovice erwies sich der Schaffner als Hans-Dampf auf allen Stationen indem der das weibliche Stationspersonal, die SŽDC-Fahrdienstleiterin und die Weichenwärterin mit einem lockeren Plausch bespaßte. In Lovosice eingetroffen, hatte ich durch eine einspurbedingte Verzögerung des Personenzuges nach Ústí die unerwartete Möglichkeit einen eigentlichen Nichtanschluss (fahrplanmäßige Ankunft und Abfahrt zur selben Minute) zu nutzen. Der Schaffner des AŽD-Nostalgiezuges war natürlich auch schon zur Stelle und klärte mit der ČD-Schaffnerin des CityElefanten den Übergang seiner Gäste. Als er mich entdeckte, bekam ich noch eine freundliche Verabschiedung. Nachdem ein Eurocity mit ungarischen MÁV-START-Wagen vorbeigerauscht war, kam der Zug im nächsten freien Block zur Abfahrt. In Ústí nad Labem folgte ein Umstieg in einen ebenfalls gut besuchten RegioPanter. Sonntagnachmittag ist eine Hauptreisezeit von Ausflüglern, Pendlern, Internatsschülern und Studenten. In Děčín hl. n. wechselte ich für die Schlussetappe wieder in den Desiro-Triebwagen der Linie U28 nach Rumburk. Das Fahrzeug war zu einem Dreiviertel besetzt, alle hatten großes Gepäck und die Frischluftzufuhr sowie die Klimatisierung ließen zu wünschen übrig. Schönes Reisen geht definitiv anders. In Bad Schandau endete anschließend meine heutige ÖV-Tour mit dem Elbe-Labe-Ticket.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 2 h 45 min. Die Strecke ist mit T1 zu bewerten.
Reiseverlauf 13.05.2018 | ||||
Ort | Zeit | Unternehmen | Fahrt-Nummer | Hinweise |
Bad Schandau Děčín hl.n. |
ab 06.48 an 07.16 |
České dráhy | RB/Os 5440 |
Regionalbahn/ Personenzug Linie U28 |
Děčín hl.n. Roudnice nad Labem |
ab 07.24 an 08.12 |
České dráhy | R 677„Radobýl“ |
Schnellzug Linie R20 |
Roudnice nad Labem Libochovice |
ab 09.51 an 11.01 |
KŽC | Os 18340 |
Nostalgie-Personenzug T5 „Podřipský motoráček“ |
Libochovice Třebenice |
Fußweg 2 h 45 min |
|||
Třebenice město Lovosice |
ab 15.12 an 15.30 |
AŽD | Os 18353 |
Nostalgie-Personenzug T4 „Středohorský motoráček“ |
Lovosice Ústí nad Labem hl.n. |
ab 15.30 an 15.51 |
České dráhy | Os 6916 | Personenzug Linie U4 |
Ústí nad Labem hl.n. Děčín hl.n. |
ab 15.58 an 16.24 |
České dráhy | Os 6809 | Personenzug Linie U1 |
Děčín hl.n. Bad Schandau |
ab 16.41 an 17.10 |
České dráhy | Os/RB 5451 |
Personenzug Linie U28 /Regionalbahn |
Tourengänger:
lainari
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