Via Musflue 1756m & Ruessiflue 1943m zum Matthorn 2040m
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Via Musflue und Ruessiflue zum Matthorn
Das Frühaufstehen, welches für die aktuellen Frühlings-Skitouren ein Muss ist, ist je länger desto mehr ein Kampf für mich. Da kommt die Einladung für eine gemeinsame Tour mit Bergfreund Schlumpf gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die Ruessiflue mit seinem bekannten scharfen "Brotmesser" soll den Auftakt in die diesjährige Sommersaison 2018 darstellen - eine Tour, welche Schusli und ich schon mehrmals besucht haben, für Schlumpf jedoch Neuland darstellt. Und weil wir heute zusätzlich einen von uns noch nie besuchten Gipfel besteigen wollen, beginnen wir die Tour mit der Musflue 1756m.
Start oberhalb der Lütholdsmatt beim Parkplatz 1189m. Bis Schwandi folgen wir dem Wanderweg und ab dort steigen wir weglos nordwärts richtung Mälchegg. Hier verlassen wir den Grat und queren nach links in die Südflanke. Mehr oder weniger geht's nun immer geradewärts hoch, das Gelände zeigt einem den logischen Weg. Wir erreichen nun den Südostgrat und folgen diesem nach rechts richtung Gipfelaufbau. Durch eine kurze steile Stufe erreichen wir den Gipfel der Musflue 1756m, welcher nicht nur einen tollen Blick auf die Ruessiflue gibt, sondern auch mit einer einladenden Feuerstelle auf sich wartet. Im Nachhinein würden wir wohl von Schwandi aus direkt die Alp Mälchegg ansteuern und von dort gleich weiter dem Südostgrat entlang richtung Gipfelaufbau steigen. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Variante ein wenig angenehmer und auch kürzer ist.
Da wir noch auf die Ruessiflue wollen, müssen wir nun hinunter zum Meisibach. Entsprechend wählen wir den direkten, jedoch auch sehr steilen und teilweise rutschigen Abstieg durch die Ostflanke. Dank Restschnee können wir über die Hälfte des Abstieges knieschonend "fussskifahrend" hinter uns bringen.
Über den uns bereits bekannten Aufstiegsweg erreichen wir den Wandfuss der Ruessiflue, welcher für Schusli und mich auch gleichzeitig die Anseilstelle bedeutet. Während wir die letzten Male stets rechts durch die Südvariante (T6-, II) zum Grat hochgestiegen sind, wollen wir heute die linke Nordvariante (T6-, III+) angehen. Schlumpf geniesst den Aufstieg seilfrei, wobei trittunsicheren und eher ängstlicheren Kletteraspiranten diese Form des Aufstieges in der linken Aufstiegsvariante nicht zu empfehlen ist. Dank seines Vorstieges kommen wir in den Genuss von "Live-Fotos", von welchen wir hier im Bericht eine kleine Auswahl präsentieren.
Die 1. SL (II) beginnt einfach und besticht einzig durch einen sehr luftigen, glücklicherweise aber auch kurzen Quergang, welcher mit 1 Bohrhaken abgesichert ist. Dank Bäumen unmittelbar nach dem Einstieg braucht es aber keine Zwischensicherungen - bei einem Sturz wären diese solide genug, um den Stürzenden aufzuhalten.
Bei der 2. SL ist der Einstieg die Knacknuss - hier muss mutig gespreizt werden, um dann den nächsten Tritt zu finden (III).
Es folgt die 3. SL welche für uns die erste so richtige Schwierigkeit bereit hält. Auch hier befindet sich diese gleich zu Beginn, zumal man abdrängend und trittarm irgendwie den nächsten Griff erreichen sollte. Im Nachstieg weniger ein Problem, im Vorstieg kommen dann eben noch die Psycho-Faktoren dazu. Der seilfreie Schlumpf bewältigt diese Stelle im ersten Versuch - ich zolle Respekt. Mir will diese Variante nicht so recht gelingen, weshalb ich nicht lange fackle und eine Trittschlinge (III+) in den Haken hänge.
Ich bin nicht mehr sicher ob's nun die 4. SL ist, wo ich erneut im Vorstieg wieder an meine Grenzen komme. Auch hier traue ich mich beim Stand mangels für mich passenden Griffen und Tritten nicht über die Felsstufe hoch - gut ist Schlumpf bereits voraus und kann mein Seil mit einem Express in den weiter vorne sich befindenden Bohrhaken einhängen. Ich rette mich am Seil hochziehend über diese Stufe - "Bschiss" pur (III+ bis IV).
Die 5. SL ist für uns ein wenig irritierend. Der Bohrhaken weist einem den Weg nach links hoch - diese Variante wählt auch der seilfreie Schlumpf und kommt für wenige Sekunden ziemlich an seine Grenzen. Ein abdrängendes, tritt- und griffarmes Felsband soll einem hoch zum Grat leiten - irgendwie fehlt es hier an vernünftigen Sicherungsmöglichkeiten (oder wir haben diese vom Stand aus nicht gesehen). Entsprechend entscheide ich mich für den Aufstieg geradeaus hoch durch das mit lockeren Steinen gefüllte Kamin. Vorsicht bei der Belastung - das Zeugs dort ist nicht vertrauenerweckend. Dafür aber kann oben angekommen an einem Felszacken ein solider Stand errichtet werden (II).
Wir befinden uns nun auf bzw. nur einen Katzensprung unterhalb des Grates. Um diesen zu erreichen, muss man rechts antreten und nun irgendwie steil hoch - wenn denn irgendwo ein Griff oder ein Tritt wäre. Dafür aber ist diese kurze Schlüsselstelle sogar ein wenig abdrängend - hier hilft für uns nur eine Schlinge, welche wir als Griff um einen Felszacken legen. Entsprechend "easy" erreichen Schusli und ich nun auch endlich den sonnigen und wärmenden Grat - das war nun aber wirklich ein Abenteuer.
Der weitere Aufstieg via Brotmesser (T5+, III) wurde bereits genügend hier auf Hikr beschrieben - folgt man stets der Gratkante, kann man nichts falsch machen :-) Die Schwierigkeiten werden meist auf dem Grat oder dann tendenziell links des Grates angegangen. Die Stände müssen selber gebaut werden, dafür hilft beim Brotmesser 1 Bohrhaken als Absicherung über die letzte Schlüsselstelle hinweg. Bald schon ist ein gemütlicher Rastplatz auf dem Grat erreicht, wo wir wie schon letztes Mal das Klettermaterial inklusive Seil im Rucksack verstauen.
Wie schon der gesamte Ruessiflue-Grat ist auch der Schlussaufstieg zum Matthorn 2040m schneefrei. Wir geniessen den Gipfel für uns alleine, bevor wir dann via Südflanke zur Alp Oberruessi und von dort direttissima hinunter zu P. 1304 absteigen. Die Kniegelenke lassen grüssen...Über die Strasse erreichen wir den Parkplatz, von aus wir gestartet sind. Angestossen wird wie immer in der Alpwirtschaft Lütholdsmatt, wo man herrlich noch die letzten Sonnenstrahlen des Tages geniessen kann.
Fazit:
Musflue: Wer nicht wie wir einfach eine Gipfelnadel mehr in der Sammlung haben möchte, der kann auf den Direktaufstieg zur Musflue meiner Meinung nach verzichten. Vor allem dann, wenn die Ruessiflue auf dem Tagesprogramm steht - diese stellt die Musflue verständlicherweise in den Schatten. Sicher spannender und damit auch aufwändiger und anspruchsvoller ist jedoch entweder die gesamte Musflue-Überschreitung oder aber die einfachere und kürzere Überschreitung, welche von der Alp Birchboden mit Fixseilen entschärft ist.
Ruessiflue: die linke, nordseitige Variante war für uns definitiv am Limit - mindestens ich als Vorsteiger musste mit mehreren Knacknüssen kämpfen. Noch auf dem Matthorn angekommen war ich mir sicher, dass ich künftig nur noch die südseitige Variante mache. Und heute, wenige Tage nach der Begehung? Heute würde ich es wieder versuchen wollen - einerseits gibt es Absicherungsmöglichkeiten (wenn auch nur Wenige) und andererseits kann man bekanntlich über sich hinaus wachsen. Ich bin auf jeden Fall wieder bereit für dieses Abenteuer :-)
Material (Schusli und ich):
30m Seil
3 Exen
3 Schlingen, besser 4-5 Schlingen
Bergschuhe mit soliden Sohlen
Tour mit Schusli und Schlumpf - Kompliment und Respekt für Deine beneidenswerte mentale Stärke!
Das Frühaufstehen, welches für die aktuellen Frühlings-Skitouren ein Muss ist, ist je länger desto mehr ein Kampf für mich. Da kommt die Einladung für eine gemeinsame Tour mit Bergfreund Schlumpf gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die Ruessiflue mit seinem bekannten scharfen "Brotmesser" soll den Auftakt in die diesjährige Sommersaison 2018 darstellen - eine Tour, welche Schusli und ich schon mehrmals besucht haben, für Schlumpf jedoch Neuland darstellt. Und weil wir heute zusätzlich einen von uns noch nie besuchten Gipfel besteigen wollen, beginnen wir die Tour mit der Musflue 1756m.
Start oberhalb der Lütholdsmatt beim Parkplatz 1189m. Bis Schwandi folgen wir dem Wanderweg und ab dort steigen wir weglos nordwärts richtung Mälchegg. Hier verlassen wir den Grat und queren nach links in die Südflanke. Mehr oder weniger geht's nun immer geradewärts hoch, das Gelände zeigt einem den logischen Weg. Wir erreichen nun den Südostgrat und folgen diesem nach rechts richtung Gipfelaufbau. Durch eine kurze steile Stufe erreichen wir den Gipfel der Musflue 1756m, welcher nicht nur einen tollen Blick auf die Ruessiflue gibt, sondern auch mit einer einladenden Feuerstelle auf sich wartet. Im Nachhinein würden wir wohl von Schwandi aus direkt die Alp Mälchegg ansteuern und von dort gleich weiter dem Südostgrat entlang richtung Gipfelaufbau steigen. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Variante ein wenig angenehmer und auch kürzer ist.
Da wir noch auf die Ruessiflue wollen, müssen wir nun hinunter zum Meisibach. Entsprechend wählen wir den direkten, jedoch auch sehr steilen und teilweise rutschigen Abstieg durch die Ostflanke. Dank Restschnee können wir über die Hälfte des Abstieges knieschonend "fussskifahrend" hinter uns bringen.
Über den uns bereits bekannten Aufstiegsweg erreichen wir den Wandfuss der Ruessiflue, welcher für Schusli und mich auch gleichzeitig die Anseilstelle bedeutet. Während wir die letzten Male stets rechts durch die Südvariante (T6-, II) zum Grat hochgestiegen sind, wollen wir heute die linke Nordvariante (T6-, III+) angehen. Schlumpf geniesst den Aufstieg seilfrei, wobei trittunsicheren und eher ängstlicheren Kletteraspiranten diese Form des Aufstieges in der linken Aufstiegsvariante nicht zu empfehlen ist. Dank seines Vorstieges kommen wir in den Genuss von "Live-Fotos", von welchen wir hier im Bericht eine kleine Auswahl präsentieren.
Die 1. SL (II) beginnt einfach und besticht einzig durch einen sehr luftigen, glücklicherweise aber auch kurzen Quergang, welcher mit 1 Bohrhaken abgesichert ist. Dank Bäumen unmittelbar nach dem Einstieg braucht es aber keine Zwischensicherungen - bei einem Sturz wären diese solide genug, um den Stürzenden aufzuhalten.
Bei der 2. SL ist der Einstieg die Knacknuss - hier muss mutig gespreizt werden, um dann den nächsten Tritt zu finden (III).
Es folgt die 3. SL welche für uns die erste so richtige Schwierigkeit bereit hält. Auch hier befindet sich diese gleich zu Beginn, zumal man abdrängend und trittarm irgendwie den nächsten Griff erreichen sollte. Im Nachstieg weniger ein Problem, im Vorstieg kommen dann eben noch die Psycho-Faktoren dazu. Der seilfreie Schlumpf bewältigt diese Stelle im ersten Versuch - ich zolle Respekt. Mir will diese Variante nicht so recht gelingen, weshalb ich nicht lange fackle und eine Trittschlinge (III+) in den Haken hänge.
Ich bin nicht mehr sicher ob's nun die 4. SL ist, wo ich erneut im Vorstieg wieder an meine Grenzen komme. Auch hier traue ich mich beim Stand mangels für mich passenden Griffen und Tritten nicht über die Felsstufe hoch - gut ist Schlumpf bereits voraus und kann mein Seil mit einem Express in den weiter vorne sich befindenden Bohrhaken einhängen. Ich rette mich am Seil hochziehend über diese Stufe - "Bschiss" pur (III+ bis IV).
Die 5. SL ist für uns ein wenig irritierend. Der Bohrhaken weist einem den Weg nach links hoch - diese Variante wählt auch der seilfreie Schlumpf und kommt für wenige Sekunden ziemlich an seine Grenzen. Ein abdrängendes, tritt- und griffarmes Felsband soll einem hoch zum Grat leiten - irgendwie fehlt es hier an vernünftigen Sicherungsmöglichkeiten (oder wir haben diese vom Stand aus nicht gesehen). Entsprechend entscheide ich mich für den Aufstieg geradeaus hoch durch das mit lockeren Steinen gefüllte Kamin. Vorsicht bei der Belastung - das Zeugs dort ist nicht vertrauenerweckend. Dafür aber kann oben angekommen an einem Felszacken ein solider Stand errichtet werden (II).
Wir befinden uns nun auf bzw. nur einen Katzensprung unterhalb des Grates. Um diesen zu erreichen, muss man rechts antreten und nun irgendwie steil hoch - wenn denn irgendwo ein Griff oder ein Tritt wäre. Dafür aber ist diese kurze Schlüsselstelle sogar ein wenig abdrängend - hier hilft für uns nur eine Schlinge, welche wir als Griff um einen Felszacken legen. Entsprechend "easy" erreichen Schusli und ich nun auch endlich den sonnigen und wärmenden Grat - das war nun aber wirklich ein Abenteuer.
Der weitere Aufstieg via Brotmesser (T5+, III) wurde bereits genügend hier auf Hikr beschrieben - folgt man stets der Gratkante, kann man nichts falsch machen :-) Die Schwierigkeiten werden meist auf dem Grat oder dann tendenziell links des Grates angegangen. Die Stände müssen selber gebaut werden, dafür hilft beim Brotmesser 1 Bohrhaken als Absicherung über die letzte Schlüsselstelle hinweg. Bald schon ist ein gemütlicher Rastplatz auf dem Grat erreicht, wo wir wie schon letztes Mal das Klettermaterial inklusive Seil im Rucksack verstauen.
Wie schon der gesamte Ruessiflue-Grat ist auch der Schlussaufstieg zum Matthorn 2040m schneefrei. Wir geniessen den Gipfel für uns alleine, bevor wir dann via Südflanke zur Alp Oberruessi und von dort direttissima hinunter zu P. 1304 absteigen. Die Kniegelenke lassen grüssen...Über die Strasse erreichen wir den Parkplatz, von aus wir gestartet sind. Angestossen wird wie immer in der Alpwirtschaft Lütholdsmatt, wo man herrlich noch die letzten Sonnenstrahlen des Tages geniessen kann.
Fazit:
Musflue: Wer nicht wie wir einfach eine Gipfelnadel mehr in der Sammlung haben möchte, der kann auf den Direktaufstieg zur Musflue meiner Meinung nach verzichten. Vor allem dann, wenn die Ruessiflue auf dem Tagesprogramm steht - diese stellt die Musflue verständlicherweise in den Schatten. Sicher spannender und damit auch aufwändiger und anspruchsvoller ist jedoch entweder die gesamte Musflue-Überschreitung oder aber die einfachere und kürzere Überschreitung, welche von der Alp Birchboden mit Fixseilen entschärft ist.
Ruessiflue: die linke, nordseitige Variante war für uns definitiv am Limit - mindestens ich als Vorsteiger musste mit mehreren Knacknüssen kämpfen. Noch auf dem Matthorn angekommen war ich mir sicher, dass ich künftig nur noch die südseitige Variante mache. Und heute, wenige Tage nach der Begehung? Heute würde ich es wieder versuchen wollen - einerseits gibt es Absicherungsmöglichkeiten (wenn auch nur Wenige) und andererseits kann man bekanntlich über sich hinaus wachsen. Ich bin auf jeden Fall wieder bereit für dieses Abenteuer :-)
Material (Schusli und ich):
30m Seil
3 Exen
3 Schlingen, besser 4-5 Schlingen
Bergschuhe mit soliden Sohlen
Tour mit Schusli und Schlumpf - Kompliment und Respekt für Deine beneidenswerte mentale Stärke!
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