6. Allgäuer Hüttentour


Publiziert von Kauk0r , 1. März 2018 um 22:34.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:23 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kostenloser (Informationen aus dem Jahr 2018 lauten nun leider gegenteilig) Parkplatz bei der Schnitzschule in Elbigenalp (Geierwally-Parkplatz),

Inzwischen habe ich schon auf einigen Hütten im Allgäu übernachtet, auf der höchstgelegenen noch nicht...diesen Sommer ist es soweit. Ich lerne die Hornbachkette noch besser kennen, kann auch einige meiner Wunschgipfel besteigen. Ein Wetterumschwung schickt mich am 4. Tag dann leider heim.

  • Tag 1: Hermann von Barth-Hütte und Plattenspitzen (23. Juli)

habe ich mein Auto kostenlos unterhalb der Schnitzschule in Elbigenalp (ca. 1060 m) abgestellt und mit von dort den offiziellen Hüttenaufstieg zur Hütte gegangen. Die erste Hälfte des Weges ist ein Forstweg, der auf mit Wandersteigen beschildert abgekürzt werden kann. Am Ende des Weges dann die Querung der sehr steilen Flanken, die der Balschtebach tief erodiert hat. Hier ist auf teils glatten Felsen und erdigem Weg Trittsicherheit nötig. Wenig später überquert man den Bach und steigt in einer gerölligen Flanke zu einer sehr breiten Grasrinne auf erdigem Steig hinauf, oben dann auf einem serpentinen- und alpenrosenreichen Weg teils über aufgestellte Felsplatten komfortabel aufwärts, zum Schluss noch um die südlichen Ausläufer der Wolfebnerspitzen herum und in Kürze zur Hermann von Barth-Hütte (2129 m). Insgesamt ist der Hüttenaufstieg recht zügig zu bewältigen, bei Nässe ist der Abschnitt zwischen Forstweg und dem Beginn der Serpentinen etwas unangenehm.

Nun an der Hütte links/westlich vorbei, den Wegweisern Richtung Kemptner Hütte folgen, eine Abzweigung zur Wolfebnerspitze ignoriert man besser. Auch hier wäre ein Aufstieg möglich, wie er in der AV-Karte Allgäuer Alpen Ost (2006) eingezeichnet ist. Dazu steigt man bis kurz unter die Felsen der Südlichen Wolfebnerspitze und quert dann darunter auf einem teils wenig ausgeprägten Pfad mit gelben Markierungen Richtung Norden. Dieser Weg ist nicht offiziell, da inzwischen alle Markierungen in Hüttennähe auf "Rot" umgeändert wurden. Er ist auch nicht zu empfehlen, da die Steinschlaggefahr am Wandfuß insbesondere bei Kletterbetrieb mit Sicherheit hoch ist.

Besser (Wegesituation in der AV-Karte BY4 Allgäuer Hochalpen korrekt dargestellt) man steigt noch wenige Meter nach der Abzweigung Wolfebnerspitze höher am Wanderweg, dann weißt ein Schild Plattenspitze vom Weg nach Norden ins Wolfebnerkar. Zunächst auf gutem Weg, später über blockiges Gelände geht es markiert dem Karende zu. In ungefährer Falllinie der Wolfebnerscharte (2368 m) steigt nun der Pfad steil durch Schotter die Flanke zur Scharte hinauf. Knapp unter den Felsen der Nördlichen Wolfebnerspitze vereinigen sich die Pfade und es geht die steinschlaggefährdete Flanke weiter aufwärts, durch Geröll und Geröllauflagerungen nicht unbedingt angenehm. Einen festen Pfad gibt es nicht, der Weg ist aber durch die Markierungen vorgegeben.

In der Scharte dann nach Norden auf nun wieder deutlichem Steig hinauf zur Östlichen Plattenspitze (2486 m). Nach kurzer Zeit muss ein drahtseilgesicherte Rinne aufgestiegen werden, bevor es wieder in Gehgelände zum plattigen Gipfelaufbau geht. Auch hier sind nochmals durchgehende, erneuerte Drahtseile angebracht, die bei der Überwindung der steilen Platten helfen sollen. Danach steht man am Ostgipfel mit kleinem Kreuz vom Hüttenwirt und Buch.

Der Übergang zum Hauptgipfel erfolgt dann unmarkiert und allenfalls auf Steigspuren. Zunächst klettert man vom Ostgipfel eine kleine Felsstufe abwärts (I). Je nach Lust und Laune hält man sich an der Grathöhe oder steigt auf Geröll in der Nordflanke zu einem Band ab. Dieses lässt sich im Prinzip bis zum Gipfelaufschwung des Hauptgipfels verfolgen, teilweise etwas ausgesetzt und mit kurzen Felsstufen (I). Hält man sich am Grat, gibt es etwas schwierigere Felspassagen im Abstieg (I+), kurz vor dem Gipfelaufbau muss ein brüchiger Felszacken nördlich abdrängend umgangen werden (I+). Im Anschluss über Geröll und Fels auf den Gipfel der Westlichen Plattenspitze (2489 m), hier ein kleines, nasses Büchlein, in dem nichts stand (vermutlich weil der Stift nicht wasserfest war). Auf dem gleichen Weg zurück zu Hütte.

Fazit: Nach einem eher kürzeren Hüttenaufstieg unbedingt ein lohnender Abstecher auf die aussichtsreichen Plattenspitzen. Trotz Hüttennähe scheint sich laut Gipfelbuch die Anzahl der Begehungen in Grenzen zu halten. Mit Trittsicherheit in Geröll und Fels lässt sich der Gipfel recht einfach und schnell besteigen, trotz Geröllschinder unter der Flanke. Ohne die Seilsicherungen wären die Felspassagen im I.-Schwierigkeitsgrad anzusiedeln. Der Übergang zum Hauptgipfel ist anspruchsvoller und sei dem geübten Bergsteiger empfohlen. Hat man noch ein paar Tage an diversen Gipfeln in der Hornbachkette vor sich, dann bekommt man am Hauptgipfel einen kleinen Vorgeschmack was einen an Brüchigkeit erwartet.

Link zum Tag 1 mit Bildern auf Alpic.net. Link zum Tag 1 mit Bildern auf Alpic.net.

  • Tag 2: Rotwand, Südlicher Söllerkopf, Balschtespitze, Schöneggerkopf
    (24. Juli)

Von der Hermann von Barth-Hütte (2129 m) geht es über den Enzensperger Weg zunächst in Richtung Kaufbeurer Haus. Dazu steigt man über den Ausläufer der Wolfebnerspitzen auf die Ostseite und quert dann ins weitläufige Balschtekar. Man durchquert das Kar in eher sanftem Auf und Ab (tiefster Punkt 2084 m) und kann sich schon über die späteren Aufstiegswege einen Überblick verschaffen. Am Ostrand des Kars steigt der Wanderweg dann über Geröll in den grasigen Balschtesattel (2226 m). Direkt über dem Sattel erheben sich die abweisenden Felswände der Rotwand, sie machen es unmöglich den Gipfel vom Sattel zu besteigen. Deshalb steigt man am Rand der Felsen nach Westen hinab, aus der Ferne sieht das in der Steilflanke heikel aus. Die steile Rinne an sich ist entgegen der daneben verlaufende Steilgrasflanke eher geröllig und überraschend gut zu gehen. An der Felswand sind außerdem Drahtseilversicherungen angebracht. Am Ende der Felswand gelangt man auf den Westrücken und folgt dem Steig hinauf zum Gipfel. Kurz vor dem Gipfel kommt man an eine Rinne, die mit Drahtseilen versichert ist (ohne Drahtseil kurz I). Ich bin in eine parallele Rinne gequert, die wesentlich steiler und schmaler aufwärts führt (II.). Sie ist brüchig und eher nicht zu empfehlen. Am Gipfel wartet ein großes Kreuz und eine verhältnismäßig große Anzahl an Besteigungen laut Gipfelbuch.

Zurück im Balschtesattel geht es direkt auf den Südrücken des Südlichen Söllerkopfs. Im unteren Bereich geht es über Grastritte ganz gut hinauf, hier machen sich Spuren der weidenden Schafe positiv bemerkbar. Danach wird das Gelände deutlich gerölliger, der Grasdurchsatz bleibt in abgeschwächter Form erhalten. Etwas unterhalb des Gratverlaufs ging ich dann in eine Querung auf einem passablen Band (die ich mit Steinmännern markiert habe), um direkter zum grasigen Vorgipfel zu gelangen. Die brüchige Gratkante ist sicher auch problemlos gangbar. Vom Vorgipfel bekommt man dann einen Überblick über den weiteren Aufstieg. Zunächst geht es vom Vorgipfel über eine brüchige Stufe hinab (I). Danach hat man die Wahl: Über die unangenehm brüchige Grathöhe (I+) oder etwas tiefer auf einem Band zur Einschartung vor dem Gipfel. Einen Felszacken nach der Scharte umgeht man sinnvollerweise links um dahinter über die aufgestellten Felsschichten (I) beliebig an das Gipfelwändchen heran. Ich bin recht bald auf die Gratkante ausgewichen und über einen Block (I+) zum steilen, grasigen Schlussabschnitt zu steigen. In Kürze dann zum Gipfel. Die Sicht vom Gipfel ist hervorragend und entschädigt für den etwas heiklen Gipfelaufstieg.

Als nächstes geht es über den bekannten Weg zurück ins Balschtekar bis unter die Südwestflanke der Balschtespitze, dazu geht es in der Westflanke unter den Söllerköpfen entlang und noch um die Ausläufer unter dem Balschteturm herum. Eine mögliche Aufstiegsroute habe ich mir schon am Morgen angeschaut und da ich wegen dem Wetter möglichst keine Zeit verlieren wollte, wählte ich die erste Möglichkeit aus meiner Zustiegsrichtung aufzusteigen. Die Variante aus dem AV-Führer verläuft weiter gegen die Schöneggerscharte und ist wesentlich gerölliger (siehe Bild). Ich stieg über die Verknüpfung von Graszungen die am weitesten hinaufreichende Graszunge hinauf, das Gelände bis dort hin ist unschwierig. Danach geht es über Geröll zu einer steilen, aber recht einfachen (max. I), hellen Rinne, die recht kurz zu den nächsten Graspassagen leitet. Über sie in gut gestuftem Gelände zu einer kleinen Karstufe in der Südwestflanke, hier vereinigen sich die beiden Routen. Über grasiges Gelände geht es nach links/ Norden aus dem Kessel heraus. Oben hält man sich am besten eher geradeaus, bald darauf erblickt man dann die Gipfelflanke der Balschtespitze, die sich aus der steinigen Karwüste erhebt. Ich bin den geröllig-grasigen Aufbau direkt angegangen, man könnnte auch nach rechts auf den Südrücken quren. Weit oben finden sich dann markante Felsaufbauten, an ihnen links vorbei, hier finden sich ein paar Pfadspuren. Dann befindet man sich auf der grasigen Vorgipfelkuppe, im Geröll geht es dann schnell hinüber zum Hauptgipfel. Sollte noch ein Wetterfenster vorhanden sein, dürfte der Abstecher zum Balschteturm lohnend sein.

Auf dem Aufstiegsweg ging es dann die Felsrinne hinab. Nun jedoch nicht zum Weg hinab steigen, sondern die Querung in Richtung des Weges zur Schöneggerscharte in Angriff nehmen. An den Felsausläufern entlang findet man dann eine Pfadspur in der Geröllhalde, die den Aufstieg des AV-Führers darstellt. Sie leitet ohne großen Höhengewinn auf den Wanderweg. Aus der Querung konnte man sich schon Gedanken über den Aufstieg zum Schöneggerkopf machen. Es gilt über eine Graszunge eine kleine Scharte im Südgrat zu erreichen, von dort dann über die grasige, südseitige Gipfelflanke zum Gipfel. Auf dem Wanderweg etwas hinab, bis eine markante Graszunge den Weg kreuzt, sie ist von der Aufstiegsflanke durch eine Geröllrinne getrennt. Es geht gut hinauf, die Querung der Rinne an geeigneter Stelle und empor zur deutlichen Verengung. Im Aufstiegssinn rechts ist die Flanke recht stark erodiert, nur links sind ein paar gute Tritte im Steilgelände vorhanden, darüber dann wieder mit mehr Platz zur Scharte. Die Scharte könnte auch von der Westseite erreicht werden, sieht aber weniger komfortabel aus. Aus der Schartet leitet ein einfaches Band nach rechts hinaus und von dort in der Grasflanke zu den Gipfelfelsen. Hier sind verschiedene Varianten denkbar, am einfachsten dürfte eine etwas versteckte, kurze Rinne sein, die direkt zum Gipfel führt. Dort wartet ein Gipfelsteinmann mit Gipfelbüchlein der FT-Jungs vom Juni diesen Jahres, mein Eintrag war der erste seit der Hinterlegung.

Abgestiegen bin ich auf dem gleichen Weg, nach der markanten Verengung bin ich baldmöglichst unter den Felsen zum grasigen Südrücken gequert, hier wartet eine üppige Vegetation. Von dort schnell zum Enzensperger Weg und zurück zur Hütte.

Fazit: Eine abwechslungsreiche Rundtour über dem Balschtekar, die von einem Wandergipfel bis zur spannenden Kraxelei im absoluten Bruchgelände alles bietet. Die Impressionen dort oben sind trotz der mäßigen Wetterverhältnisse wunderbar, bei schönstem Wetter sicher mit Tendenz zum Atem rauben, hervorzuheben mit Sicherheit der Südl. Söllerkopf und die Balschtespitze hoch über dem Kreuzkar. An der Balschtespitze findet sich außerdem eine surreal anmutende Karlandschaft. Dem absolut trittsicheren Bergersteiger wird keiner der Gipfel große Probleme bereiten, es ist etwas Orientierungssinn im weglosen Gelände nötig.

Link zum Tag 2 mit Bildern auf Alpic.net.

  • Tag 3: Nördliche Ilfenspitze und Hermannskarspitze (25. Juli)

Von der Hermann von Barth-Hütte (2129 m) startet man zunächst auf dem Wanderweg in Richtung Kemptner Hütte. Dieser führt einen nach Westen hinauf zu den südlichen Ausläufern der Ilfenspitzen. Über diesen Grasrücken hinweg und noch etwas ansteigend erreicht man auf ca. 2250 Meter Höhe einige felsige Passagen, die mit ca. 20 Meter Höhenverlust und teilweise mit Drahtseilten versichert hinab an eine Wegkreuzung über dem Birgerkar führen. Hier geht es auf dem Düsseldorfer Weg (Wegweiser) nach Norden. Auf dem Steig quert man die Westflanke unter den Ilfenspitzen, bis kurz vor dem Punkt, an dem er deutlich nach Westen schwenkt und und hinauf zur Marchscharte ansteigt. Hier befindet man sich an großen Felsblöcken mit Markierungen.

Über dem Standpunkt zieht eine Geröllflanke zu Felsen nach oben, links der Flanke ist ein grasiger Absatz. Zu diesem Absatz zieht von rechts eine Pfadspur im Geröll nach oben. Man quert sie zwangsläufig beim Aufstieg über das gutartige Geröll. Quert man auf den Graspolstern nun aufwärts, gelangt man unter ein einfaches Rinnensystem in der Südwestflanke. Insgesamt befindet man sich dabei in Falllinie der Scharte zwischen Nord- und Südgipfel. Deshalb sollte man möglichst gerade aufsteigen. Einen vorgegebenen Weg gibt es nicht, in den teils geröllreichen Rinnen gibt es verschiedene Varianten (I). Am unteren Einstieg gibt es sogar zwei ziemlich verblichene rote Farbmarkierungen, im weiteren Verlauf sind mir keine mehr aufgefallen. Am Ausstieg an einem Geröllabsatz gibt es einen Steinmann, der bei der Orientierung hilft, nicht zu weit links/südlich abzusteigen.

Am Geröllabsatz sieht man einen markanten Felszacken unterhalb der Scharte, der von zwei Rinnen umgeben ist. Für den einfacheren Aufstieg nimmt man die rechte Rinne. Zum Einstieg in die Rinne entweder nach rechts über Geröll an den untersten Beginn der Rinne oder man steigt an den "Fuß" des Felszackens und quert in die Rinne (I). Im Allgemeinen wird die Rinne als keine weitere Steigerung der bisherigen Schwierigkeiten beschrieben. Möglicherweise kommt das auf den "Zustand" der Geröllfüllung an. Ich empfand den Aufstieg in der geröllreichen Rinne als unangenehm. Es ist zwar kaum ausgesetzt, immer wieder müssen Klemmblöcke überwunden werden. Dafür ist an teilweise eher eingeschränkten Griff- und Trittmöglichkeiten eine solide Klettertechnik nötig (I+), die meiner Ansicht nach den I. Schwierigkeitsgrad überschreitet. Hinter dem Zacken geht es über feinen Schotter aus der Rinne hinaus (Steinmann) und auf einem Band in eine weite Rinne, die mit unangenehmen Geröll gefüllt ist. Teilweise im Fels der rechten Begrenzungswand, gegen Ende hin besser auf der linken Seite geht es in die Scharte zwischen Nord- und Südgipfel.

Von der Scharte geht es auf den weniger steilen Südostrücken und hier über geröllbedeckten Fels gegen den Gipfel. Der Ausstieg aus der Scharte ist nochmals I, anschließend im Gehgelände auf einen kleinen Kopf. Von ihm auf einem schmalen Absatz (I) etwas ausgesetzt in die Scharte und zum Gipfel der Nördlichen Ilfenspitze.

Nach dem Abstieg auf dem Aufstiegweg querte ich das felsige und wasserreiche hintere Birgerkar hinüber zur Ostflanke unter der Putzscharte (2391 m). Bereits aus der Ferne erkennt man im Mittelteil Pfadspuren. Sie erreicht man nach einem kurzen Aufstieg im Geröll. Mit Hilfe der Pfadspuren geht es zügig in den oberen Teil der Flanke, hier wird das Gelände deutlich schlechter begehbar, loses Gestein macht die Sache unangenehm. Soll die Hermannskarspitze bestiegen werden, steigt man nicht in die Scharte, sondern quert vorher nach links hinauf zum Grat. So umgeht man den Felsabbruch direkt an der Scharte. Entweder steigt man in der bröseligen Flanke weiter oder man nutzt die brüchigen Felsen zur Erleichterung des Aufstiegs.

Am Nordgrat der Hermannskarspitze angelangt geht es über Graspolster den breiten Rücken aufwärts. Dort wo sich der Grat aufsteilt und die bizarren Zacken aufwirft folgt man einem geröllreichen Band in der obersten Westflanke (Steinmänner). An einem markante Absatz mit auffälligem Steinmann blickt man bei einer abwärtsführenden Querung auf geröllige Aufschwünge (I), die man übersteigen kann um dann sofort aufwärts zu einem weiteren schartenartigen Absatz zu gelangen. Auf der anderen Seite befindet sich eine markante Rinne, die gegen die Grathöhe hinaufzieht. Hier ist die Schlüsselstelle der Besteigung. Entweder kurz in der Scharte zum Einstieg in die Rinne absteigen oder etwas schwerer direkt hineinqueren. Die Rinne ist eigentlich mit ausreichend Griffen und Tritten ausgestattet, allerdings ist sie sehr brüchig und heikel (I+). Unter dem markanten Felskopf quert man nach rechts hinaus zu einem der typischen Absätze. Nun wieder in geröllreichem Gehgelände unter den Gipfel der Hermannskarspitze und in Kürze hinauf. Oben befindet sich ein kleines Büchlein von Festivaltour, mein Eintrag war der 7. seit der Hinterlegung vor ca. einem Jahr. Abgestiegen bin ich auf gleichem Weg ins Birgerkar. Auf alten Pfadspuren geht es unterhalb der Hermannskarspitze hinaus, Steinmänner weisen den Weg.

Fazit: Zwei lohnende, einsame und aussichtsreiche Gipfel die auf Grund des unzuverlässigen Gesteins trotz moderater Schwierigkeiten nicht unterschätzt werden sollten. Besonders brüchig stellt sich dabei die Hermannskarspitze dar. Hier sollte man beachten, dass unterhalb in der Westflanke der Wanderweg verläuft. Ausreichende Erfahrung sowie absolute Trittsicherheit sind unabdingbare Vorausetzung, will man die Tour meistern.

Link zum Tag 3 mit Bildern auf Alpic.net.

  • Tag 4: Östliche Faulewandspitze (26. Juli)

Von der Hermann von Barth-Hütte (2129 m) startet man zunächst auf dem Wanderweg in Richtung Kemptner Hütte. Dieser führt einen nach Westen hinauf zu den südlichen Ausläufern der Ilfenspitzen. Über diesen Grasrücken hinweg und noch etwas ansteigend erreicht man auf ca. 2250 Meter Höhe einige felsige Passagen, die mit ca. 30 Meter Höhenverlust und teilweise mit Drahtseilten versichert hinab ins Birgerkar führen. In einigem Auf und Ab geht es am Rand des schönen Kars hinüber zur Hermannskarspitze. Auf einem Steig dann in Geröll und Schotter steil aufwärts über einen manchmal sehr ausgewaschenen Weg hinauf in die Schafscharte (2320 m) unterhalb des Hermannskarturms. Nun in der Westflanke in ähnlichem Gelände zunächst steil abwärts, dann sanft querend zum Hermannskarsee (2216 m), der allerdings nicht ganz erreicht wird. Man erkennt bald eine Graszunge die in der Geröllflanke östlich des Sees hinaufzieht. Sie gilt es anzupeilen. Als nächstes passiert man noch den Aufstiegshang zur Spiehlerscharte, danach konzentriert man sich auf die anschließenden Flanken, um den besten Aufstiegsweg zu wählen.

Die angepeilte Scharte zwischen der Östlichen und Westlichen Faulewandspitze ist zunächst noch nicht einzusehen. Eine schmale Graszunge reicht bis zum Weg hinab, sie ist von der oben erwähnten Graszunge durch einen schmalen Einschnitt getrennt. Dort wo die schmale Graszunge endet, kann man ganz gut zur anderen Seite des Einschnitts wechseln. Dorthin kommt man in gutartigem Grasgelände, des immer wieder mit Schutt durchsetzt und überlagert ist. Auf der anderen Seite setzt sich das Gelände fort, ist nicht unbedingt sehr steil und eigentlich mit gut gestuftem Gras zusammengesetzt. Etwas unangenehm sind die Steinauflagerungen. Zur Scharte hin wird das Gelände dann felsig mit viel losem Schotter und Blöcken (Vorsicht Wanderweg: Felsbrocken könnten den unten verlaufenden Wanderweg erreichen!), die Flanke schnürt sich zu einer schmalen Rinne zusammen. Rechts und links der Rinne finden sich steile Felsen. Im Aufstieg habe ich den Grund der Rinne gemieden und bin auf der rechten Seite in den Felsrippen gestiegen (I). Der Fels ist hier nicht unbedingt zuverlässig und angenehm. Kurz vor der Scharte (2430 m) wird das Gelände heikel. Jeglicher Fels scheint von Rissen durchzogen und jeder Zeit brüchig. Ich versuchte in einer Rinne etwas oberhalb der Scharte nach rechts in die Südwestflanke zu gelangen. Hier ist das Gelände recht abweisend und unsicher (um II), mit etwas Mühe gelang es mir über schmale Leisten auf einen kleinen Absatz wenig oberhalb der Scharte zu queren (I). Hierhin würde man auch im Rinnengrund gelangen, ein Klemmblock kurz vor der Scharte macht eine saubere Spreiztechnik an kleinen Tritten nötig (könnte noch I+ sein, ich bin hinuntergestiegen und fands nicht ganz einfach, aber bestimmt angenehmer als meine Aufstiegsvariante abzusteigen).

Aus der Scharte dann am unten raus breiten Südwestgrat über schotterige Bänder in der Südflanke aufsteigen, ein langgezogenes Band weist dann an einigermaßen markanten Felseinlagerungen nach oben zurück zum Grat. Hier oben ist ein kleiner Absatz, den ich mit einem Steinmann markiert habe. Nun ganz kurz in der Nordflanke weiter und auf der teils recht festen, wieder etwas schmaleren Grathöhe in schöner Kraxelei (I) zum Gipfel der Östlichen Faulewandspitze. Hier oben wartet dann ein großer Steinmann mit einem vorschriftsmäßig verpackten Gipfelbüchlein. Oben ist es seit Ende Oktober 2013, ich habe den ersten Eintrag gemacht.

Im Abstieg kommt man wie oben beschrieben entlang des Rinnengrunds im abschüssigen, rutschigen Schotter passabel hinab, anschließend auf der Aufstiegsroute die Flanke hinab zum Weg. Nun stehen je nach Zeit und Wetter noch optionale Gipfel zu Verfügung. Bei mir fing es leicht an zu tröpfeln, der Südwesten wurde immer dunkler, so dass ich mich zum Abstieg entschloss.

Zunächst auf gleichem Weg über die Schafscharte zurück, an der unscheinbaren Kreuzung habe ich den alten, unteren Weg zur Hütte genommen. Er verläuft als Pfadspur von oben gut einsehbar oberhalb der neuen Wegführung. Alte Markierungen weisen teilweise den Weg. Nachdem man den neuen Weg erreicht hat, geht es in etwas Auf und Ab, teils noch kurz versichert zur Hütte. Der Weg ist meinem Empfinden nach etwas länger als der übers Birgerkar oben. Von der Hütte gings dann im Regen auf dem Normalweg zurück zum Auto, der Bergurlaub war somit beendet.

Fazit: Auch die Östliche Faulewandspitze ist ein typischer Schutthaufen mit schönem Rundblick zwischen Marchspitze und Großem Krottenkopf. Die Besteigung lohnt vor allem für den Individualisten und Gipfelsammler, der sich in derartigem Gelände etwas abplagen möchte. Die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen, mit einer wackeligen I kommt man wohl hin, das Gelände ist aber in Schartennähe durchaus ernst. Der alte AVF von Groth kommt zu dieser Bewertung, der aktuelle AVF von Seibert (2008) hat eine III drin, die auf der einfachsten Route mit Sicherheit nicht vorkommt. Vermutlich ein Übertragungsfehler vom Westgipfel her, dort ist man an den Platten wohl bald in diesem Bereich.

Link zum Tag 4 mit Bildern auf Alpic.net.

Tourengänger: Kauk0r


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