Fränkischer Gebirgsweg als Trekkingtour
Der fränkische Gebirgsweg ist kein "alter" Fernwanderweg, sondern wurde erst im Jahr 2007 durchgehend markiert. Beim Wandern und Klettern in der fränkischen Schweiz, im Steinwald und im Fichtelgebirge kreuzten wir über die letzten Jahre immer mal wieder seinen Weg.
Nachdem wir den Rother Wanderführer für die "Fränkische" mittlerweile einigermaßen auswendig können und das Fichtelgebirge aufgrund seiner Schroffheit und der schönen Wälder ohnehin einmal einen längeren Besuch bekommen sollte, begann ich im November 2017 mit der Planung diesen Fernwanderweg einmal in Gänze zu gehen.
Vorbereitungen:
Viel Information, v.a. zu Quellen, Biwakmöglichkeiten, Öffnungszeiten von Herbergen, Pensionen usw. gibt die offizielle Tourismusseite nicht her. Daher war die Tourenplanung etwas aufwändiger. Vollständige Begehungen dieses Wegs sind nur vereinzelt dokumentiert. Allerdings waren dieser und jener Bericht für mich gute Quellen. Es gibt zwar einen Rother Wanderführer für diesen Weg, allerdings ist dieser auf 3 Wochen ausgelegt und zusätzlich wurden hier ausschließlich Gasthöfe/Pensionen dokumentiert. Im Januar sind diese Infos nicht sonderlich hilfreich.
Also recherchierte ich mögliche Biwakspots, Quellen, Gasthöfe usw., zusätzlich musste ein sehr großer Rucksack her (>80l), da Temperaturen von +5 bis -15°C und sowohl Schnee als auch Regen zu erwarten waren. Vom biwakkieren im Winter wusste ich bereits, dass es ohne Feuer schnell recht ungemütlich wird, vor allem, wenn die Kleidung nass ist und die Beine müde sind, wodurch ein geplantes Rucksackgewicht von ca. 23kg zzgl. Wasser zustande kamen.
Mitte Dezember bot sich an, einmal einen Brandtest mit Leseholz aus dem Wald zu machen. Es hatte mehrere Tage geschneit, Regen und Frost kamen hinzu, sodass sich um diese Zeit schlechtestmögliches Brennmaterial im Forst besorgen ließ.
Nach 2 Stunden spalten, schichten, pusten (und sehr viel Rauch) war eine Glut gegeben, auf der ich hätte kochen können.
1. Beschluss: Vorversorgung der möglichen Biwakspots mit Holzkohlebriketts und Anzündern (in Spiritus eingelegte Holzkohlebriketts).
2. Beschluss: "Richtiges" kochen oder grillen fällt im Januar bei einer Mehrtagestour für mich aus (da Nahrung zu schwer und Heizmaterial nur in schlechter Qualität vorhanden --> Einkauf von Treckingnahrung (und viel Gas)).
Um Weihnachten herum war die notwendige zusätzliche Ausrüstung angekommen:
Am 2. Weihnachtsfeiertag und dem 30. Dezember fuhr ich entlang der Strecke und platzierte die oben genannten Holzkohlepakete. Im Fichtelgebirge lag viel Schnee (>50cm), im südlichen Teil (Hollfeld, Waischenfeld, Hohenmirsberg) sehr wenig (<20cm).
Anfang Januar ging ich dann beinahe täglich lange Strecken mit hohem Gewicht, um mich (nicht nur physisch) für die Tour zu wappnen.
Das Wetter drehte in dieser Zeit regelmäßig und der tägliche Check der Ochsenkopf Webcams ließen mich die Packliste täglich überdenken.
Als mich meine Frau am 13.01. morgens nach Blankenstein fuhr, war jedenfalls für 3 Tage stabiles trockenes Wetter zu erwarten, danach eher Schnee.
Tourenbeschreibung Fränkischer Gebirgsweg
Tag 1 - 13.01.2018 (Blankenstein - Schauenstein) - 24 km
Der Weg startet am "Drehkreuz des Wanderns" auf der bayrischen Seite der Saale. Um 08:30 Uhr wanderte ich an einem einem milden Samstag mit sehr viel Gepäck (Essen/Snacks/Gas für 7 Tage) im ruhigen Örtchen Blankenstein los (Supermarkt direkt am Start - DISKA). Der Weg wechselt kurz auf die thüringische Seite und mäandert entlang einer alten Eselbahn die Saale aufwärts. Nach ein paar km wechselt der Weg wieder auf die bayrische Seite und die ersten Höhenmeter auf breiten Forstwegen folgen.
Nach 10,5 km (ab hier Pfade) kam ich am ersten Wanderheim in Rothleiten vorbei (selten geöffnet, aber mit Vordach). Schon hier läuft der Weg parallel zur Viaporta (dieser Weg wird bis Waldsassen (123 km) immer wieder gekreuzt.
Am Weg gibt es viele Quellen, welche vermutlich auch im Sommer fließen. Der Frankenwald präsentierte sich recht ruhig, die Wege (wenige Pfade) dafür umso schlammiger.
Selbitz ist der einzig größere Ort an dieser Etappe und da die einzige Wirtschaft für eine Beerdigung durchreserviert war, konnte ich zumindest in der örtlichen Edeka ein stattliches Leberkäsweckla nehmen...
Bereits um 14:30 erreichte ich das "Frankenwaldhaisla" des FWV OG Schauenstein (eine alte ausgebaute Pumpstation). Bewirtet ist die Hütte zwar nicht, aber einen geschützten Schlafplatz und eine Quelle bietet sie allemal (Ohrstöpsel für die Nacht nicht vergessen!).
Nach einem fürstlichen Mal gab es noch ein kleines Feuer und der Abend war perfekt.
Tag 2 - 14.01.2018 (Schauenstein - Waldsteinhaus) - 30 km
Das Abbauen des Camps ging wie am Schnürchen, es hatte zwar frostige Temperaturen, aber die gesamte Kleidung nebst Schlafsack waren noch trocken und nicht vereist. In Schauenstein (30 min ab Hütte) hatte am Sonntag selbstverständlich nichts geöffnet, sodass ich rasch weiter kam und um 11:45 in Münchberg im Bayrischen Hof einkehrte.
Interkulturelles Learning: Klöße werden hier Kließ geschrieben). Der Wirt gab mir noch ein Wegbier (Hausbräu gebraut beim Stöckl in Hintergereuth) mit, welches ich eigentlich nicht tragen wollte, aber dennoch mitnahm.
Bei meinem Übernachtungsziel hatte ich sowohl per Mail als auch telefonisch versucht zu reservieren, Leider bekam ich keine Antwort und ging schon davon aus, zu biwakkieren.
Einen Satz Holzkohle hatte ich am Haidberg deponiert, diesen nahm ich mit auf das Waldsteinhaus. Am Anstieg zum Haidberg ist parallel zum fränkischen Gebirgsweg der Weg "Fränkisches Steinreich" markiert. Dieser verbindet den Frankenweg mit dem fränkischen Gebirgsweg.
Ab dem Ort Zell im Fichtelgebirge wurde es nun deutlich kälter, sodass ich von nun an in einer Hardshelljacke und mit Buff und Handschuhen ging. Dabei war der Boden noch nicht gefroren, sondern durch und durch schlammig, der Wind dagegen deutlich unter 0°C kalt.
Im Ort Zell erzählte mir eine Gassigängerin, dass das Waldsteinhaus schon länger keinen Pächter hat und dass in diesem Fall nicht der Pächter das Handtuch geworfen hat, sondern dass er vom FGV gekündigt wurde - ein Novum...
Bei der Saalequelle füllte ich die Wasservorräte (niedriger Fluss, Nalgeneflasche zum Schöpfen ideal) und tapste über Wurzelpfade hinauf zum Waldsteinhaus (2,4 km ab Quelle). Dort kam ich um ca. 17:00 Uhr an, auf dem Parkplatz war noch ordentlich Betrieb, ein wohl sehr beliebtes Ausflugsziel.
Die Schüssel fiel als Biwakplatz aus, da zu windig. Also blieb eine Ecke am Haus, die einigermaßen geschützt war. Am Vortag hatte ich eine halblange Fleeceunterhose in der Nacht ausgezogen, weil es so zu warm war. In der Nacht am Waldsteinhaus war sie gerade recht. Auch die als Wärmflasche genutzte Weithalsflasche (Nalgene) erwies sich mit feuchten Socken als äußerst praktikabel.
In der Nacht wurde es noch einmal deutlich kälter und am Morgen hatte ich mit einem gefrorenen Schlauch am Wassersack zu kämpfen. Zusätzlich war der Schlafsack außen gefroren und eine halbe Tasse gefrorenen Tees wollte Aufmerksamkeit. Zudem wollte sich das Isomattenventil nicht aufdrehen lassen - es war zugefroren. Hier half erstmals das Wasser der Wärmflasche, denn es war schnell wieder aufgekocht und half, all die gefrorenen Sachen wieder gangbar zu machen.
Leider war es am Folgemorgen sehr kalt, sodass ich das tolle Klettergebiet Waldstein nicht weiter erkundete, sondern weiter ging.
Tag 3 - 15.01.2018 (Waldsteinhaus - Cafe Egerstau) - 40 km
Der Montag sollte der letzte trockene Tag sein und der nasse Schlafsack erlaubte keine weitere Nacht im Freien, also hieß es Meilen machen. So lief ich rasch (hauptsächlich Pfade, teilweise steil) an den Felsen des Waldsteins (Rondell) und des Epprechtsteins vorbei und gönnte mir erst um 11:30 an einem windgeschützten Platz in einem Übergangsmoor eine Pause zum Tee kochen. Landschaftlich war dieser Tag beeindruckend. Im Wissen, dass ein warmes Zimmer auf mich wartete stapfte ich jedoch zügig über den großen Kornberg (schon weit zu sehen) Richtung Eger.
Beim Ort Schwarzenhammer verlässt der Weg die Berge und schlängelt sich an der ehemaligen markgräflichen Jagd Kaiserhammer vorbei in Richtung Egertal.
Dabei kam ich auch im schönen Wellertal vorbei (eigentlich Egertal, benannt nach dem Industriellen Weller, der im Tal Erzhütten betrieb und viel baute, später wurde er wohl vogelfrei erklärt, da er seine Investoren betrogen hatte), wo es idyllisch gelegene Kletterfelsen gibt.
Zusätzlich kam ich an mehreren Egerstauseen vorbei und erreichte 17:15 Uhr fix und fertig das Cafe Egerstau (direkt am Weg, Fußbodenheizung in den Zimmern).
Die Wirtin kredenzte mir SchniPo-Schranke und ein paar Zoigl. Nachdem mein gesamtes Hab und Gut im Zimmer verteilt war, folgte eine entspannte Nacht.
Tag 4 - 16.01.2018 (Cafe Egerstau - Hotel Zrenner Waldsassen) - 29 km
Über Nacht hatte es ordentlich geschneit und die Temperatur war weiter abgesunken. Nach einem ordentlichen Frühstück ging es bei 90% Luftfeuchtigkeit (Eisnebel) über Neuhaus a.d.E. und Bergnersreuth Richtung Hohenberg a.d.E.. So dachte ich jedenfalls. Allerdings führt der Weg rings um Hohenberg herum, die möglichen Abzweige lies ich links liegen, da es einfach über 1 km zusätzliche Distanz bedeutet hätte, den Ort genauer anzusehen. Unterwegs kam ich bei den sog. Preußensteinen vorbei.
Am späten Vormittag wurde es wärmer und regnete dann bis 18:00 Uhr durch. Im Röslatal (sehenswert) bei Arzberg war es zumindest windstill, während der Weg zur Kirche Kappl schon ordentlich Neuschnee hatte und der Abstieg nach Waldsassen Schneematsch und viel Wasser zeigte.
Mit klatschnassen Schuhen (vollgelaufen über die nasse Hose) erreichte ich nach knapp 8 Stunden Gehzeit das Hotel Zrenner. Im Ort betreibt das Kloster Waldsassen ein Gästehaus, was wohl in Waldsassen erste Wahl sein dürfte.
Am Abend begann es en Masse zu schneien, allerdings hatte ich eine Heizung und einen Fön, um meine Habseligkeiten zu trocknen.
Tag 5 - 17.01.2018 (Hotel Zrenner Waldsassen - Schutzhütte beim Oberpfalzturm) - 35 km
Morgens konnte ich den Niederschlag der Nacht bewundern - gut 30 cm Neuschnee. Ganz Waldsassen war gezuckert. Immerhin waren meine Stiefel über Nacht trocken geworden und es bließ ein nur mäßiger aber sehr kalter Wind.
Der Weg leitet an Kondrau vorbei zum Schupfenteich. Das dortige Wehr (über das es zu laufen gilt) zeigte schon gut Wasser. Schon zu Beginn eines langen Tages durch 10 cm tiefes Wasser zu waten war zwar nicht gefährlich, kühlte aber die Stiefel ordentlich runter. Immerhin war die Landschaft mit Neuschnee wunderschön. Nachteil: 25 km Spuren am Stück in bis zu knietiefem Schnee. Ab der Unterquerung der Autobahn waren die Markierungen recht dürftig und der Weg direkt an der Autobahn entlang wirkte konstruiert.
In Fuchsmühl am Dorfladen (15:00 Uhr) gab es erst einmal ein Leberwurstbrötchen und eine neue Füllung für den Trinksack. Ich hätte gern im Ort übernachtet, da mir das Spuren schon gut zugesetzt hatte. Allerdings kannte ich eine Schutzhütte mit Tür, welche sich ca. 2 km nach dem Oberpfalzturm direkt am Weg befindet. Zusätzlich waren es nur noch ca. 10 km bis dort hin. Allerdings zeigte der Fränkische Gebirgsweg hier erstmal den Gebirgsweg, denn der Pfad von Fuchsmühl zur Ruine Weißenstein ist ordentlich steil, schmal und für winterliche Verhältnisse sehr schlecht markiert. Mit zunehmender Höhe stieg auch die Schneemenge linear an.
Zwischen der Ruine Weißenstein und dem Oberpfalzturm kam ich entsprechend nur sehr mühsam voran und erreichte erst ca. 18:00 Uhr die angepeilte Schutzhütte, obwohl sicher 2 km des Weges als Loipe präpariert waren. 3 Stunden für 10km - solche Geschwindigkeiten kenne ich bisher nur aus technischem Kraxel- oder Klettergelände.
Die Hüttentür hatte sich vezogen und ließ sich nicht mehr schließen, mit einem Tarp dichtete ich die Tür und wärmte mich an einer neuen Gaskartusche (Die erste 240 g Powergas Kartsuche war nach 16* 0,5l Wasser kochen bzw. Schee schmelzen leer). Dies war der erste vollkommen windstille Biwakspot und der travellunch mundete.
Tag 6 - 18.01.2018 (Schutzhütte beim Oberpfalzturm - Kösseinehaus) - 20 km
Beim Aufbrechen war meine Spur vom Vorabend kaum mehr zu erkennen - mehr Neuschnee...
Auf Forstwegen lag mittlerweile über 60 cm Pulverschnee an Wäldrändern und auf dem freien Feld teilweise deutlich mehr. Also ein weiterer Tag SPUREN. Zudem war Sturmwarnung (Orkantief Friederike) und ich sputete mich, aus Wäldern recht schnell wieder herauszukommen.
Im freien Feld bei Pullenreuth wehte mich der Wind durch die Gegend und der Windchill war pervers. Streckenweise ging ich mit gefütterten Goretex Handschuhen, für zwei Stunden sogar mit Balaclava statt Mütze und Buff. Immerhin gab es beim Metzger in Pullenreuth ein Cordon bleu und Kartoffelsalat.
Nach über 6 Stunden in bis zu 100 cm Schnee erreichte ich das Kösseinehaus. Die Wirtinnen waren gut drauf und ich der einzige Gast (kein Wunder bei groß angekündigter Orkanwarnung und elend viel Neuschnee). So konnte ich meine gesamte Habe zum Trocknen im Gastraum verteilen und bekam ein riesiges Schäufele sowie eine Familienportion Kaiserschmarn zur Aufheiterung. Die Wirtinnen hatten Ihre Freude, einem Buntspecht am Futterhäuschen zuzuschauen, wie er sich kugelrund fraß. Bald nach dem Essen fiel ich wie tot ins Bett...
Hier übrigens absolute Empfehlung meinerseits für das Kösseinehaus. Duschen kostet nichts, Handtücher sind vorhanden, die Wirtinnen sind super, die Betten bequem und das Bier vom Fass.
Tag 7 - 19.01.2018 (Kösseinehaus -Seehaus Fichtelberg/Neubau) - ca. 36 km
Am Morgen nach dem Sturm Friederike war zwar nur wenig Neuschnee niedergegangen, aber der Pulverschnee des Vortags bildete im Lee riesige Wechten.
Alle Spuren waren überweht und von den Bäumen kamen tagsüber Massen an nassem Schnee - alles in allem war dieser Tag kein Spaziergang.
So startete ich schwer spurend gegen 08:30 Uhr vom Kösseinehaus. Den großen Haberstein lies ich links liegen und bestieg nur kurz den Burgstein für ein paar Fotos. Bis zur Luisenburg verläuft der Weg parallel zum Höhenweg. Nach über 2 Stunden schwerem Spurens kam ich beim Luisenburgparkplatz (Zustieg Rodelpiste) endlich auf gespurte Wege. Als ich gerade eine Tasse Tee in einer kleinen Schutzhütte nahm, kam die Hüttenwirtin des Kösseinehauses mit ihrem Polaris vorbei und schob meinen nächsten Forstweg frisch frei. Ein schöner Zufall.
Dort berichtete mir eine Gassigängerin vom bevorstehenden Wandertag. Für mich hieß dass neben der Frage, was so ein organisierter "Wandertag" sein soll, dass die Quartiersuche im Ochsenkopfgebiet dadurch eher schwieriger werden würde.
Da ich vor hatte entweder auf dem Seehaus (Bewirtete Hütte beim Schneeberg) oder im Nußhardtbiwak zu übernachten, war dies aber erstmal keinen weiteren Gedanken wert.
Vom Luisenburgparkplatz bis nach Nagel (7 km) war der Weg ca. 50% geräumt, was das Vorankommen deutlich verbesserte. Nun konnte ich nach 3 Tagen ausschließlichem Spurens während dem Gehen die Waden lockern (Fuß beim Hochziehen vom Boden hängen lassen). Während der "Spurtage" ging dies leider nicht und so spürte ich die paar Tage schon ordentlich in den Knochen.
Von Nagel bis zum Seehaus hieß es nun steil Steigen im schweren, nassen aber dennoch tiefem Schnee. Unterwegs schaute ich mir die Girgelhöhle an. Zum biwakkieren wäre sie mir zu zugig. Vermutlich hat der Schmiedmatzengirgel die Löcher damals mit Moos gestopft.
Auf dem Weg zum Seehaus war der Weg frisch mit Scheeschuhen gespurt. Mit ca. 25 kg Gepäck musste ich trotz stärkstem Steckeneinsatz feststellen, dass Bergstiefel nicht mit Schneeschuhen mithalten können. Um mich zu vergewissern, ob das Seehaus geöffnet hat, rief ich unterwegs die Wirtin an, sie lag krank im Tal und die Hütte war für den Abend geschlossen.
Das Nußhardtbiwak erschien mir aufgrund Schneemenge und Temperatur (es war gegen 15:00 Uhr schon sehr kalt) nicht geeignet zur Regeneration von einem sehr anstrengenden Tag. Also rief ich bei einer Empfehlung der Gassigängerin vom Morgen an: Gasthaus Storch in Neubau. Es war nur ca. 1 1/2 Stunden entfernt und die Scheesituation wurde auch nicht besser. So ließ ich Seehaus, Nußhardt und Schneeberg links liegen und stieg über den blau markierten und ab der Bundesstraße geräumten blau markierten Seehausweg zum Fichtelsee ab in den Ort Neubau.
Im Gasthof waren bereits einige "Wandertagler" angekommen. Sie berichteten mir, das es dieses Event schon ein paar mal gab, dass es neben Wanderangeboten mit Führung auch immer ein tolles Rahmenprogramm gibt und sie extra dafür hier wären. Das Konzept scheint zu funktionieren, die Wirte vor und nach dem Event berichteten mir aber von sehr mageren Übernachtungszahlen im Zeitraum des Events.
Am Abend waren in Neubau bereits Scheefräsen im Einsatz und ich konnte am Nachmittag schon perfekt geräumte Forstwege (als Winterwanderweg markierte Wege) erleben. Tourismusdichte hat in manchen Situationen schon ihre Vorzüge, denn mit dem Spuren waren es nun erst einmal vorbei. Hoffte ich...
Tag 8 - 20.01.2018 (Fichtelberg/Neubau - Goldkronach) - ca. 21 km
Wieder einmal startete ich einigermaßen erholt auf die nächste Etappe des fränkischen Gebirgsweges. Im Fichtelgebirge ist im Winter um den Ochsenkopf herum verhältnismäßig viel Betrieb, da Skiabfahrt und Langlauf geboten sind. Von Berlin sind es wohl nur ca. 350 km - damit das erste Skigebiet für den Nordosten der Republik.
Bis ca. 3 km vor dem Ochsenkopfgipfel konnte ich auf präparierten Wegen aufsteigen. Ab der Weißmainquelle hieß aber noch einmal Spuren im Tiefschnee. Triefend erreichte ich nach über 2 Stunden ab Neubau den Asenturm auf dem Ochsenkopf.
Von hier waren es nur noch 17 km bis Goldkronach und der Abstiegsweg nach Bischofsgrün war super gespurt. Leider war der fränkische Gebirgsweg hier in Teilen gesperrt (da Langlaufloipe). Als Alternative bot sich der Main-Donau-Weg an. In Bischofsgrün waren alle Parkplätze belegt, schließlich war Samstag und es gab reichlich Neuschnee sowie beste Bedingungen zum Skifahren. Auf den Wegen und Loipen begegneten mir auch ständig Menschen - ziemlich ungewohnt nach ein paar Tagen allein.
Zwischen den Proterobassteinbrüchen und dem Fürstenstein war ich wieder allein und musste wieder einmal Spuren. Die Markierung war in diesem Gebiet tatsächlich auch einmal undeutlich. Ab dem Informationshaus des Goldbergwerks stieg ich über den als Humboldtweg markierten Steig nach Goldkronach ab.
Um 15:00 Uhr an einem Samstag in einem Ort mit ca. 4.000 Einwohnern anzukommen, bedeutet für den Wanderer normalerweise, dass es irgendwas warmes zu Trinken und zu Essen gibt, womöglich in einer warmen Umgebung - nicht so in Goldkronach.
Der Sparkassen-SB Service diente mir also als Warteraum bis das Hotel öffnete. Bis meine Frau eintraf, konnte ich duschen und die Stiefel föhnen. Zusammen gingen wir fein essen und füllten später alle Vorräte.
Zudem gab ich ihr Axt, Säge und das Zoomobjektiv mit. Es hatte in den Tagen zuvor kein Holz gegeben und ich erwartete auch keines mehr. Aufgrund des dunklen tristen Himmels fotografierte ich weniger als gedacht und reduzierte mich deshalb auf eine 50 mm Festbrennweite. Durch das geringere Gewicht hoffte ich natürlich auch, länger fit zu bleiben.
Sie brachte mir auch eine Gesichtsmaske mit, da ich schon von arg beanspruchter Gesichtshaut berichtete. Die Maske zog vollständig ein, obwohl ich in den zurückliegenden Tagen je 2-3 mal mit Coldcream gecremt hatte.
Tag 9 - 21.01.2018 (Goldkronach - Schutzhütte bei Quelle Roter Main) - ca. 38 km
Goldkronach liegt deutlich niedriger als die Ochsenkopfregion, dadurch lag auch weniger Schnee als in den Bergen. Am Sonntag Morgen gab es trotzdem viel Neuschnee. Im dichtesten Schneegestöber startete ich an der nächsten Kreuzung des fränkischen Gebirgswegs mit einer Straße zurück auf den Weg (ca. 09:00 Uhr) und meine Frau fuhr zurück nach Nürnberg. Ein schönes Intermezzo.
Gegen 11:00 Uhr erreichte ich die Eremitage und die Spaziergänger- und Joggerzahl nahm dramatisch zu.
Ab Aichig ging es durch nichtssagende EFH-Vororte von Bayreuth, der Schnee nahm wieder zu. Ab dem Rotmaintal war es recht feucht, der Weg und die Brücke gesperrt (aber begehbar). Am Gasthaus Schlehenberg gab es einen Schweinebraten mit Kloß und gekümmelter Sauce, dazu ein letztes Hörnicka bevor ich in die fränkische Schweiz- Region überlief.
Vom Gasthaus lief ich in ein kleines Tal und durfte mich im Anschluss durch einen großen Holzeinschlag kämpfen. Die Bäume lagen direkt am Hang, vermutlich war der Boden noch zu weich für den Harvester.
In Hagenohe zeigte sich zum ersten mal in 8 Tagen die Sonne und ich blieb zum ersten mal seit Beginn des Trips 20 Minuten einfach so in der Sonne sitzen, bevor ich weiter lief. Ich wusste, dass in der Nähe der Rotmainquelle eine Schutzhütte sein soll, nur leider war diese privat und damit nicht in der offiziellen LVA-Karte und auch nicht in der digitalen OSM enthalten. Damit stellte ich mich darauf ein, sie am Abend suchen zu müssen.
Das die Quelle des Roten Mains immerhin auf 581 m liegt, merkte ich nicht nur in den Waden, die sich aufgrund neuerlicher Spurarbeit bemerkbar machten, sondern auch an den deutlich kühleren Temperaturen im Vergleich zu Bayreuth. Die Quelle selbst war aufgrund der Schneemassen vollständig weiß bedeckt und vom Weg nicht erkennbar. Wasser holen brauchte ich nicht, es gab ja Gottseidank ausreichend Schnee...
Wie im Bericht von Frau Garz erwähnt, findet sich tatsächlich 5 Gehminuten nach der Quelle eine Schutzhütte mit Veranda nebst bequemen Holzsesseln und FEUERHOLZ. Erst am Morgen war meine Axt nachhause gefahren. Nun musste es ohne gehen. In Hagenohe hatte ich ein Holzkohlepackerl deponiert, welches nun hier brillieren musste. Vor der Veranda lagen 30-40 cm Schnee und es wehte Eisnebel. Die Hände brannten schon nach dem drehen einer Zigarette ohne Handschuhe. Da Schneeschmelzen bei unter -5°C einfach lang dauert, kümmerte ich mich ums Feuer und brachte es mit einer Stunde Anpusten der Kohlen und regelmäßigem Umschichten der Scheite in Gang. Als die Zehen in den Stiefeln am Feuer warm wurden, war es in Summe doch noch ein angenehmer, aber sehr kurzer Abend.
Dank der bewährten Lage Fleece + Fleeceinlet + Wärmflasche + Primaloftajcke außen über die Hüfte schlief ich gut und wachte erst gegen 05:00 Uhr auf, weil es doch arg kalt wurde. In so einer Situation ist die Freude über eine Wärmflasche besonders groß. Ich nahm die Flasche am Bauch unter die äußeren beiden Kleidungsschichten und konnte gut weiter schlafen.
Bei Tagesanbruch war der Schlafsack außen um das Atemloch gefroren und das Trinkpack im Rucksack musste mit kochendem Wasser wieder nutzbar gemacht werden. Meine Frau hatte mir auch Müllsäcke mitgebracht, in denen ich über Nacht die Tourenklamotten und Schuhe gelagert hatte. Die Schuhe hatten so keine weitere Feuchtigkeit aufgenommen, nur leider waren die Schnürsenkel steif gefroren. Da ich Reepschnur als Ersatz dabei hatte, band ich sie einfach und sie hielten.
Tag 10 - 22.01.2018 (Schutzhütte bei Quelle Roter Main - Knockhütte) - ca. 26 km
Über Nacht ging bei strengem Frost viel Eisnebel und verwehter Schnee nieder. Entsprechend war der Schlafsack außen gefroren, genau wie die Stiefel (welche ich vorsorglich in einen Müllsack gepackt hatte. Die Schnürsenkel waren wieder einmal steif und alle anderen Ventile und Reißverschlüsse mussten mit kochendem Wasser gangbar gemacht werden. Wieder einmal erwies sich das vorgewärmte Wasser der Wärmflasche als wahrer Problemlöser.
In Weiglathal zeigte später das Thermometer eines Hofs -7°C. Es muss also in der Nacht sehr kalt gewesen sein. Ab der schönen Wirtschaft Fichta verlief der Weg einige Zeit parallel zum Bierquellenweg. Über einen Höhenweg erreichte ich die deutlich höher gelegene Neubürg, auf der zwar viel Schnee lag, aber immerhin ging es von hier bis Obernsees im Wesentlichen bergab.
Ein paar entgegenkommende Wanderer empfahlen mir die Therme Obernsees für eine Mittagspause und so kehrte ich dort ein. Da meine nächste Übernachtungsgelegenheit nur wenige km entfernt war, versuchte ich in der Therme einen Trockner aufzutun, um wenigstens den Schlafsack für die Nacht zu trocknen. Am Eingangstresen wurden ich (sehr resolut) darüber aufgeklärt, dass mein Schlafsack nicht einfach so in den Trockner darf, weil es, sollte der Schlafsack Schaden nehmen, Regressansprüche gegen die Therme geben könnte...
Nach Rücksprache mit weiteren Kollegen durfte ich allerdings gegen Pfand einen Schlüssel für das Wirtschaftsgebäude des zur Therme gehörenden WoMo-Stellplatzes haben. Das Gebäude hatte ich für mich allein und konnte so begleitet von Huppendorfer Bier, meinen ganzen Krempel trocknen (4x50 Cent für 3 Stunden Trocknerbetrieb). Eine Dusche hätte es hier übrigens auch gegeben.
Nachdem alles trocken war, stieg ich zur Knockhütte auf, bei der ich Holzkohle deponiert hatte. Der Abend war deutlich milder als am Vortag und es begann noch am späten Abend zu tauen. Ich hatte mir einen geschützten Schlafplatz gesucht und ging früh zu Bett. Leider raschelte es ständig laut um meinen Biwakplatz obwohl kein Wind ging. Ich stand also nochmal auf um zu schauen, ob es sich um einen Fuchs handelt und sah - Nichts.
Beim nächsten lauten Rascheln schrie ich und es wurde still. Im 20-Minutentakt raschelte es verdächtig um meinen Rucksack herum. Also stand ich wieder auf und entdeckte eine Horde Mäuse bei meinen Versorgungsbeuteln. Ich nahm die Tierchen und entsorgte sie in einem Schneehaufen. Leider wurde die Nacht damit nicht ruhiger. Zu später Stunde hängte ich alle Nahrungsmittelbeutel mit einer Reepschnur unter das Vordach der Hütte, aber das Geraschel hörte einfach nicht auf. Ab 04:00 Uhr lag ich wach, weil es sehr warm wurde und die Nager einfach keine Ruhr gaben. Tolle Wurst.
Tag 11 - 23.01.2018 (Knockhütte - Hollfeld (Bamberg, Nürnberg) - ca. 20 km
Nach dieser zermürbenden Nacht war ich morgens froh, dass einiger Schnee über Nacht weg getaut war. Die Kehrseite der Medaille waren völlig aufgeweichte Wege. Ab Kleinhül nahm der Schnee wieder deutlich zu und ich spurte im Schneematsch hinauf nach Sanspareil. Dort hatte leider gar nichts geöffnet und ich wollte mich mit einem großen Mittagessen in Form bringen. Ein Spaziergänger empfahl mir die Metzgerei Tauer in Wonsees, welche geöffnet hatte und eine sehr gute Küche haben sollte. Also verließ ich den fränkischen Gebirgsweg in Sanspareil und stieg über die geräumte Straße nach Wonsees ab.
Nach einer ordentlichen Portion Sauerbraten machte ich mich durch das schöne Schwalbachtal auf den Weg nach Hollfeld. Der Weg dorthin war sehr schlammig und ich spürte die letzten Tage deutlich in den Beinen.
Der Plan war, in Hollfeld schön lang in einer warmen Wirtschaft zu sitzen und zu hoffen, dass die Beine wieder fit werden. Da jedoch in dieser 5.000 Einwohner Gemeinde kein einziges Gasthaus geöffnet hatte, setzte ich mich wieder einmal in eine Bäckerei bei der örtlichen Edeka. Das Sitzen machte die Beine aber nicht wieder fit.
So kam der Plan auf, mit dem Taxi zur nächsten Übernachtung zu fahren, um am nächsten Tag nach Hollfeld zurück zu fahren und weiter zu gehen. Wie das am Land so ist, brauchte das Taxi über 40 min um mich einzusammeln. Währenddessen prüfte ich die Übernachtungsoptionen für die nächsten Tage. In erreichbaren Distanzen war leider nichts zu bekommen und ich fragte mich aufgrund des wärmeren Wetters, warum ich überhaupt noch den ganzen Winterkram mitschleppe.
Als das Taxi eintraf, fasste ich den Entschluss, nach Bamberg zu fahren, um von dort mit der Bahn für einen Pausentag nach Nürnberg zurück zu fahren. In Nürnberg angekommen machte ich sofort ein Date mit der Massagepraxis, schlief lang und plante am Folgemorgen den Rest des Weges. Dabei fand ich eine Möglichkeit, den Weg (noch 120 km) ohne weiteres Biwak zu gehen. Das bedeutete aber genau 40 km Laufdistanz für die nächsten drei Tage.
Tag 12 - 24.01.2018 (Nürnberg - PAUSE) - ca. 1 km
Eine laaaange heiße Dusche und 8 Stunden Schlaf im eigenen Bett später ging ich zur Massage. Die linke Wadenmuskulatur war völlig fest und verklebt, die linke Pobacke ebenso. Nach der Massage hatte ich sofort starken Muskelkater und schlich für die nötigsten Besorgungen durch die Stadt. Meine Wandersocken (Rohner Military) und meine Handschuhe waren nach über 300 km komplett aufgetragen. Ich packte das allernötigste in einen 30 l Rucksack, verzichtete auf Wechselkleidung, nahm nur Wechselhandschuhe, Mütze und Socken sowie eine leicht isolierte Jacke mit, tauschte die schweren Bergstiefel gegen leichte Wanderstiefel und schlief noch einmal lang.
Tag 13 - 25.01.2018 (Nürnberg - Hollfeld - Kirchahorn) - ca. 39 km
Bei knapp 4°C und wenig Wind startete ich um 08:40 Uhr am Edeka Parkplatz in Hollfeld. Die leichten Wanderschuhe und der 15 kg leichtere Rucksack sorgten dafür, dass ich sehr gut voran kam. Das Ganze fühlte sich auf einmal sehr leicht an. Bei Kathi-Bräu in Heckenhof gönnte ich mir eine Suppe und ein dunkles Bier und kam sehr entspannt weiter. Bei Schressendorf kam ich an einem gottverlassenen Festivalgelände vorbei - sehr skurril. In der Nähe von Plankenstein führte der Weg durch das liebliche obere Wiesenttal. Unterhalb der Burg Plankenstein kam ich an einem sehr interessanten Kletterfels vorbei. Auch die Aalkorber Wände im Wiesenttal kannte ich noch nicht.
Alles in allem lief es an diesem Tag einfach gut. Nach 7 Stunden und 18 Minuten erreichte ich die Ortschaft Kirchahorn, die ich bisher nur vom durchfahren kannte.
Der örtliche Einkaufsmarkt hatte alles für ein zünftiges Abendessen parat und so machte ich es mir in der Stube des Bauernhofs Hofmann gemütlich.
Tag 14 - 26.01.2018 (Kirchahorn - Betzenstein) - ca. 41 km
Frau Hofmann kredenzte mir ein großes Frühstück, das Wetter hatte gehalten und ich startete erstmals auf dieser Wanderung ohne Handschuhe in den Tag. Auf der Hohenmirsberger Platte frischte es dann wieder auf und Handschuhe wurden nötig. Den Unterstand am Aussichtsturm hatte ich noch im Dezember bei 20 cm Schnee mit Holzkohlen bestückt. Sie lag noch, wer sie findet, darf sie gern nutzen. Andernfalls hole ich sie in den nächsten Wochen wieder ab.
Der Weg durchs Püttlachtal war wieder schneebedeckt und schlammig, mit dem kleinen Gepäck war dies aber egal und ich konnte die Ruhe in diesem beinahe autofreien Tal genießen. Ab der Ortschaft Oberhauenstein wurde es wieder typisch fränkisch, also steile und kurze Auf- und Abstiege. Bei der Ruine Hollenberg soll man wohl einen tollen Rundumblick haben, leider nicht so im Januar. Dafür führte der fränkische Gebirgsweg von hier aus ausschließlich auf Pfaden an der Zwergenhöhle vorbei zu einer wunderschönen Risskletterroute (Bogenriss). In Richtung der Autobahn A9 lagen sehr viele Boulder am Weg, welche aber gänzlich überwachsen waren.
Pegnitz brachte mal etwas Abwechslung in den Speiseplan, denn ich kehrte im Weißen Lamm ein, welches nun eine italienische Wirtschaft ist. Nach Pizza und ein paar Rigatoni machte ich mich auf den Weg Richtung Lüglas. Dabei wandert man nach abermaligem Unterqueren der A9 in einem sehr stillen Tal mit vielen Felsen auf besten Wirtschaftswegen.
Nach insgesamt 7 Stunden 48 min erreichte ich Betzenstein und logierte im Gasthof Burghardt. Der Eigentümer ist im Begriff, die Tore zu schließen, deshalb fragte ich Ihn noch länger nach der Tourismusgeschichte in der Fränkischen aus. Er (wie auch andere Wirte von Hof bis Forchheim) berichtete mir von den vielen Berliner Gäste in den 80er Jahren. Für die Westberliner war es nach der Transitautobahn Richtung "Westen" das erste Urlaubsgebiet.
Wanderungen waren damals eher kurz - Einkehren war wichtiger. Nach der Wende blieben die Berliner fern, dafür kamen ab Anfang der 90er Jahre Massen an Kletterern. Klar - es war die große Zeit der Seilschaft Albert-Güllich und die Klettermedien berichteten fleißig über den nördlichen Frankenjura. Später wurde es ruhiger in der Fränkischen und viele Gasthöfe überleben nur, weil die Nürnberger und Erlanger ihre Wochenenden gern auf den Gasthöfen im "Muggendorfer Gebirg" verbringen...
Zum Abendessen konnte ich noch einmal die berühmten Bratwürste von Herrn Burghardt essen und ging noch ein wenig im Ort aus. Das hübsche Schlosshotel in Betzenstein gibt es wohl auch weiterhin, beim nächsten mal würde ich mir dieses Haus für die letzte Nacht gönnen.
Tag 15 - 27.01.2018 (Betzenstein - Hersbruck) - ca. 41 km
Nach eine ausgiebigen Frühstück und er Besichtigung des Tiefbrunnens von Betzenstein (90m tief und damit tiefer als der der Kaiserburg Nürnberg) startete ich Richtung Plech. Ich kenne die Gegend von vielen Boulder- und Kletterbesuchen gut, dachte ich...
Denn autobahnquerende Wege war ich hier noch nie gegangen. Umso überraschender waren zwei für mich bisher gänzlich unbekannte Erhebungen in der Nähe der A9 bei Plech, der Gottvaterberg und der Tannberg.
Das Eibental (sehr schlammig), den Eibgrat, und die Gegend um Spies sind mir dagegen gut bekannt und die Strecke rollte nur so dahin.
Dagegen waren Steinensittenbach und die folgende Orte komplett neu für mich. Hohenberg (steiler An- und Abstieg) war nur durch das "Windbeutelparadies" etwas bevölkert, in den Wäldern rings um den Ort war Ruhe und die Wege recht gut zu begehen. Aufgrund vieler Auf- und Abstiege kamen an diesem Tag auf 40km noch einmal ca. 1.200 Höhenmeter zusammen. Ab Kleedorf (hier gut besuchtes Hotel- Restaurant) ging es stetig bergab. In Hersbruck selbst wartete noch einmal ein Anstieg auf den Michelsberg, von dem ein schöner Blick über die ganze Stadt und die angrenzende Herbsrucker Schweiz frei wird. Von dort mit unübersichtlicher Markierung zum Bahnhof.
Ein Drehkreuz des Wanderns gibt es dort nicht, nur eine Wandertafel, die den Beginn des fränkischen Gebirgswegs Richtung Norden anzeigt.
Resümee:
Für alle, die ein ähnliches Vorhaben planen, hänge ich nach den Bildern pdfs der Wegpunktliste und der Ausrüstungsliste an. Wer die Daten gern im Excel-Format hätte, möge mich kurz anschreiben.
Danke fürs Lesen.
Nachdem wir den Rother Wanderführer für die "Fränkische" mittlerweile einigermaßen auswendig können und das Fichtelgebirge aufgrund seiner Schroffheit und der schönen Wälder ohnehin einmal einen längeren Besuch bekommen sollte, begann ich im November 2017 mit der Planung diesen Fernwanderweg einmal in Gänze zu gehen.
Vorbereitungen:
Viel Information, v.a. zu Quellen, Biwakmöglichkeiten, Öffnungszeiten von Herbergen, Pensionen usw. gibt die offizielle Tourismusseite nicht her. Daher war die Tourenplanung etwas aufwändiger. Vollständige Begehungen dieses Wegs sind nur vereinzelt dokumentiert. Allerdings waren dieser und jener Bericht für mich gute Quellen. Es gibt zwar einen Rother Wanderführer für diesen Weg, allerdings ist dieser auf 3 Wochen ausgelegt und zusätzlich wurden hier ausschließlich Gasthöfe/Pensionen dokumentiert. Im Januar sind diese Infos nicht sonderlich hilfreich.
Also recherchierte ich mögliche Biwakspots, Quellen, Gasthöfe usw., zusätzlich musste ein sehr großer Rucksack her (>80l), da Temperaturen von +5 bis -15°C und sowohl Schnee als auch Regen zu erwarten waren. Vom biwakkieren im Winter wusste ich bereits, dass es ohne Feuer schnell recht ungemütlich wird, vor allem, wenn die Kleidung nass ist und die Beine müde sind, wodurch ein geplantes Rucksackgewicht von ca. 23kg zzgl. Wasser zustande kamen.
Mitte Dezember bot sich an, einmal einen Brandtest mit Leseholz aus dem Wald zu machen. Es hatte mehrere Tage geschneit, Regen und Frost kamen hinzu, sodass sich um diese Zeit schlechtestmögliches Brennmaterial im Forst besorgen ließ.
Nach 2 Stunden spalten, schichten, pusten (und sehr viel Rauch) war eine Glut gegeben, auf der ich hätte kochen können.
1. Beschluss: Vorversorgung der möglichen Biwakspots mit Holzkohlebriketts und Anzündern (in Spiritus eingelegte Holzkohlebriketts).
2. Beschluss: "Richtiges" kochen oder grillen fällt im Januar bei einer Mehrtagestour für mich aus (da Nahrung zu schwer und Heizmaterial nur in schlechter Qualität vorhanden --> Einkauf von Treckingnahrung (und viel Gas)).
Um Weihnachten herum war die notwendige zusätzliche Ausrüstung angekommen:
- EVA-Isomatte als Schutz für die aufblasbare Matte und zusätzlicher Isolator
- Rucksack Klättermusen Mjölner (aus dem Sale - wird wohl jetzt nicht mehr hergestellt)
- Treckingnahrung und Gas für 14 Tage
- Polartec Handschuhe, Mütze und Balaclava, Ersatzhandschuhe (Windstopper), Fleeceunterhose halblang, Ersatzakku groß für Lupine Piko, Ladeadapter fürs Handy, 1l Nalgeneflasche
- 40 Clif Bar Riegel und 10 Beutel Studentenfutter
- Coldcream, Seife & Co. in kleinen Packungen
Am 2. Weihnachtsfeiertag und dem 30. Dezember fuhr ich entlang der Strecke und platzierte die oben genannten Holzkohlepakete. Im Fichtelgebirge lag viel Schnee (>50cm), im südlichen Teil (Hollfeld, Waischenfeld, Hohenmirsberg) sehr wenig (<20cm).
Anfang Januar ging ich dann beinahe täglich lange Strecken mit hohem Gewicht, um mich (nicht nur physisch) für die Tour zu wappnen.
Das Wetter drehte in dieser Zeit regelmäßig und der tägliche Check der Ochsenkopf Webcams ließen mich die Packliste täglich überdenken.
Als mich meine Frau am 13.01. morgens nach Blankenstein fuhr, war jedenfalls für 3 Tage stabiles trockenes Wetter zu erwarten, danach eher Schnee.
Tourenbeschreibung Fränkischer Gebirgsweg
Tag 1 - 13.01.2018 (Blankenstein - Schauenstein) - 24 km
Der Weg startet am "Drehkreuz des Wanderns" auf der bayrischen Seite der Saale. Um 08:30 Uhr wanderte ich an einem einem milden Samstag mit sehr viel Gepäck (Essen/Snacks/Gas für 7 Tage) im ruhigen Örtchen Blankenstein los (Supermarkt direkt am Start - DISKA). Der Weg wechselt kurz auf die thüringische Seite und mäandert entlang einer alten Eselbahn die Saale aufwärts. Nach ein paar km wechselt der Weg wieder auf die bayrische Seite und die ersten Höhenmeter auf breiten Forstwegen folgen.
Nach 10,5 km (ab hier Pfade) kam ich am ersten Wanderheim in Rothleiten vorbei (selten geöffnet, aber mit Vordach). Schon hier läuft der Weg parallel zur Viaporta (dieser Weg wird bis Waldsassen (123 km) immer wieder gekreuzt.
Am Weg gibt es viele Quellen, welche vermutlich auch im Sommer fließen. Der Frankenwald präsentierte sich recht ruhig, die Wege (wenige Pfade) dafür umso schlammiger.
Selbitz ist der einzig größere Ort an dieser Etappe und da die einzige Wirtschaft für eine Beerdigung durchreserviert war, konnte ich zumindest in der örtlichen Edeka ein stattliches Leberkäsweckla nehmen...
Bereits um 14:30 erreichte ich das "Frankenwaldhaisla" des FWV OG Schauenstein (eine alte ausgebaute Pumpstation). Bewirtet ist die Hütte zwar nicht, aber einen geschützten Schlafplatz und eine Quelle bietet sie allemal (Ohrstöpsel für die Nacht nicht vergessen!).
Nach einem fürstlichen Mal gab es noch ein kleines Feuer und der Abend war perfekt.
Tag 2 - 14.01.2018 (Schauenstein - Waldsteinhaus) - 30 km
Das Abbauen des Camps ging wie am Schnürchen, es hatte zwar frostige Temperaturen, aber die gesamte Kleidung nebst Schlafsack waren noch trocken und nicht vereist. In Schauenstein (30 min ab Hütte) hatte am Sonntag selbstverständlich nichts geöffnet, sodass ich rasch weiter kam und um 11:45 in Münchberg im Bayrischen Hof einkehrte.
Interkulturelles Learning: Klöße werden hier Kließ geschrieben). Der Wirt gab mir noch ein Wegbier (Hausbräu gebraut beim Stöckl in Hintergereuth) mit, welches ich eigentlich nicht tragen wollte, aber dennoch mitnahm.
Bei meinem Übernachtungsziel hatte ich sowohl per Mail als auch telefonisch versucht zu reservieren, Leider bekam ich keine Antwort und ging schon davon aus, zu biwakkieren.
Einen Satz Holzkohle hatte ich am Haidberg deponiert, diesen nahm ich mit auf das Waldsteinhaus. Am Anstieg zum Haidberg ist parallel zum fränkischen Gebirgsweg der Weg "Fränkisches Steinreich" markiert. Dieser verbindet den Frankenweg mit dem fränkischen Gebirgsweg.
Ab dem Ort Zell im Fichtelgebirge wurde es nun deutlich kälter, sodass ich von nun an in einer Hardshelljacke und mit Buff und Handschuhen ging. Dabei war der Boden noch nicht gefroren, sondern durch und durch schlammig, der Wind dagegen deutlich unter 0°C kalt.
Im Ort Zell erzählte mir eine Gassigängerin, dass das Waldsteinhaus schon länger keinen Pächter hat und dass in diesem Fall nicht der Pächter das Handtuch geworfen hat, sondern dass er vom FGV gekündigt wurde - ein Novum...
Bei der Saalequelle füllte ich die Wasservorräte (niedriger Fluss, Nalgeneflasche zum Schöpfen ideal) und tapste über Wurzelpfade hinauf zum Waldsteinhaus (2,4 km ab Quelle). Dort kam ich um ca. 17:00 Uhr an, auf dem Parkplatz war noch ordentlich Betrieb, ein wohl sehr beliebtes Ausflugsziel.
Die Schüssel fiel als Biwakplatz aus, da zu windig. Also blieb eine Ecke am Haus, die einigermaßen geschützt war. Am Vortag hatte ich eine halblange Fleeceunterhose in der Nacht ausgezogen, weil es so zu warm war. In der Nacht am Waldsteinhaus war sie gerade recht. Auch die als Wärmflasche genutzte Weithalsflasche (Nalgene) erwies sich mit feuchten Socken als äußerst praktikabel.
In der Nacht wurde es noch einmal deutlich kälter und am Morgen hatte ich mit einem gefrorenen Schlauch am Wassersack zu kämpfen. Zusätzlich war der Schlafsack außen gefroren und eine halbe Tasse gefrorenen Tees wollte Aufmerksamkeit. Zudem wollte sich das Isomattenventil nicht aufdrehen lassen - es war zugefroren. Hier half erstmals das Wasser der Wärmflasche, denn es war schnell wieder aufgekocht und half, all die gefrorenen Sachen wieder gangbar zu machen.
Leider war es am Folgemorgen sehr kalt, sodass ich das tolle Klettergebiet Waldstein nicht weiter erkundete, sondern weiter ging.
Tag 3 - 15.01.2018 (Waldsteinhaus - Cafe Egerstau) - 40 km
Der Montag sollte der letzte trockene Tag sein und der nasse Schlafsack erlaubte keine weitere Nacht im Freien, also hieß es Meilen machen. So lief ich rasch (hauptsächlich Pfade, teilweise steil) an den Felsen des Waldsteins (Rondell) und des Epprechtsteins vorbei und gönnte mir erst um 11:30 an einem windgeschützten Platz in einem Übergangsmoor eine Pause zum Tee kochen. Landschaftlich war dieser Tag beeindruckend. Im Wissen, dass ein warmes Zimmer auf mich wartete stapfte ich jedoch zügig über den großen Kornberg (schon weit zu sehen) Richtung Eger.
Beim Ort Schwarzenhammer verlässt der Weg die Berge und schlängelt sich an der ehemaligen markgräflichen Jagd Kaiserhammer vorbei in Richtung Egertal.
Dabei kam ich auch im schönen Wellertal vorbei (eigentlich Egertal, benannt nach dem Industriellen Weller, der im Tal Erzhütten betrieb und viel baute, später wurde er wohl vogelfrei erklärt, da er seine Investoren betrogen hatte), wo es idyllisch gelegene Kletterfelsen gibt.
Zusätzlich kam ich an mehreren Egerstauseen vorbei und erreichte 17:15 Uhr fix und fertig das Cafe Egerstau (direkt am Weg, Fußbodenheizung in den Zimmern).
Die Wirtin kredenzte mir SchniPo-Schranke und ein paar Zoigl. Nachdem mein gesamtes Hab und Gut im Zimmer verteilt war, folgte eine entspannte Nacht.
Tag 4 - 16.01.2018 (Cafe Egerstau - Hotel Zrenner Waldsassen) - 29 km
Über Nacht hatte es ordentlich geschneit und die Temperatur war weiter abgesunken. Nach einem ordentlichen Frühstück ging es bei 90% Luftfeuchtigkeit (Eisnebel) über Neuhaus a.d.E. und Bergnersreuth Richtung Hohenberg a.d.E.. So dachte ich jedenfalls. Allerdings führt der Weg rings um Hohenberg herum, die möglichen Abzweige lies ich links liegen, da es einfach über 1 km zusätzliche Distanz bedeutet hätte, den Ort genauer anzusehen. Unterwegs kam ich bei den sog. Preußensteinen vorbei.
Am späten Vormittag wurde es wärmer und regnete dann bis 18:00 Uhr durch. Im Röslatal (sehenswert) bei Arzberg war es zumindest windstill, während der Weg zur Kirche Kappl schon ordentlich Neuschnee hatte und der Abstieg nach Waldsassen Schneematsch und viel Wasser zeigte.
Mit klatschnassen Schuhen (vollgelaufen über die nasse Hose) erreichte ich nach knapp 8 Stunden Gehzeit das Hotel Zrenner. Im Ort betreibt das Kloster Waldsassen ein Gästehaus, was wohl in Waldsassen erste Wahl sein dürfte.
Am Abend begann es en Masse zu schneien, allerdings hatte ich eine Heizung und einen Fön, um meine Habseligkeiten zu trocknen.
Tag 5 - 17.01.2018 (Hotel Zrenner Waldsassen - Schutzhütte beim Oberpfalzturm) - 35 km
Morgens konnte ich den Niederschlag der Nacht bewundern - gut 30 cm Neuschnee. Ganz Waldsassen war gezuckert. Immerhin waren meine Stiefel über Nacht trocken geworden und es bließ ein nur mäßiger aber sehr kalter Wind.
Der Weg leitet an Kondrau vorbei zum Schupfenteich. Das dortige Wehr (über das es zu laufen gilt) zeigte schon gut Wasser. Schon zu Beginn eines langen Tages durch 10 cm tiefes Wasser zu waten war zwar nicht gefährlich, kühlte aber die Stiefel ordentlich runter. Immerhin war die Landschaft mit Neuschnee wunderschön. Nachteil: 25 km Spuren am Stück in bis zu knietiefem Schnee. Ab der Unterquerung der Autobahn waren die Markierungen recht dürftig und der Weg direkt an der Autobahn entlang wirkte konstruiert.
In Fuchsmühl am Dorfladen (15:00 Uhr) gab es erst einmal ein Leberwurstbrötchen und eine neue Füllung für den Trinksack. Ich hätte gern im Ort übernachtet, da mir das Spuren schon gut zugesetzt hatte. Allerdings kannte ich eine Schutzhütte mit Tür, welche sich ca. 2 km nach dem Oberpfalzturm direkt am Weg befindet. Zusätzlich waren es nur noch ca. 10 km bis dort hin. Allerdings zeigte der Fränkische Gebirgsweg hier erstmal den Gebirgsweg, denn der Pfad von Fuchsmühl zur Ruine Weißenstein ist ordentlich steil, schmal und für winterliche Verhältnisse sehr schlecht markiert. Mit zunehmender Höhe stieg auch die Schneemenge linear an.
Zwischen der Ruine Weißenstein und dem Oberpfalzturm kam ich entsprechend nur sehr mühsam voran und erreichte erst ca. 18:00 Uhr die angepeilte Schutzhütte, obwohl sicher 2 km des Weges als Loipe präpariert waren. 3 Stunden für 10km - solche Geschwindigkeiten kenne ich bisher nur aus technischem Kraxel- oder Klettergelände.
Die Hüttentür hatte sich vezogen und ließ sich nicht mehr schließen, mit einem Tarp dichtete ich die Tür und wärmte mich an einer neuen Gaskartusche (Die erste 240 g Powergas Kartsuche war nach 16* 0,5l Wasser kochen bzw. Schee schmelzen leer). Dies war der erste vollkommen windstille Biwakspot und der travellunch mundete.
Tag 6 - 18.01.2018 (Schutzhütte beim Oberpfalzturm - Kösseinehaus) - 20 km
Beim Aufbrechen war meine Spur vom Vorabend kaum mehr zu erkennen - mehr Neuschnee...
Auf Forstwegen lag mittlerweile über 60 cm Pulverschnee an Wäldrändern und auf dem freien Feld teilweise deutlich mehr. Also ein weiterer Tag SPUREN. Zudem war Sturmwarnung (Orkantief Friederike) und ich sputete mich, aus Wäldern recht schnell wieder herauszukommen.
Im freien Feld bei Pullenreuth wehte mich der Wind durch die Gegend und der Windchill war pervers. Streckenweise ging ich mit gefütterten Goretex Handschuhen, für zwei Stunden sogar mit Balaclava statt Mütze und Buff. Immerhin gab es beim Metzger in Pullenreuth ein Cordon bleu und Kartoffelsalat.
Nach über 6 Stunden in bis zu 100 cm Schnee erreichte ich das Kösseinehaus. Die Wirtinnen waren gut drauf und ich der einzige Gast (kein Wunder bei groß angekündigter Orkanwarnung und elend viel Neuschnee). So konnte ich meine gesamte Habe zum Trocknen im Gastraum verteilen und bekam ein riesiges Schäufele sowie eine Familienportion Kaiserschmarn zur Aufheiterung. Die Wirtinnen hatten Ihre Freude, einem Buntspecht am Futterhäuschen zuzuschauen, wie er sich kugelrund fraß. Bald nach dem Essen fiel ich wie tot ins Bett...
Hier übrigens absolute Empfehlung meinerseits für das Kösseinehaus. Duschen kostet nichts, Handtücher sind vorhanden, die Wirtinnen sind super, die Betten bequem und das Bier vom Fass.
Tag 7 - 19.01.2018 (Kösseinehaus -
Am Morgen nach dem Sturm Friederike war zwar nur wenig Neuschnee niedergegangen, aber der Pulverschnee des Vortags bildete im Lee riesige Wechten.
Alle Spuren waren überweht und von den Bäumen kamen tagsüber Massen an nassem Schnee - alles in allem war dieser Tag kein Spaziergang.
So startete ich schwer spurend gegen 08:30 Uhr vom Kösseinehaus. Den großen Haberstein lies ich links liegen und bestieg nur kurz den Burgstein für ein paar Fotos. Bis zur Luisenburg verläuft der Weg parallel zum Höhenweg. Nach über 2 Stunden schwerem Spurens kam ich beim Luisenburgparkplatz (Zustieg Rodelpiste) endlich auf gespurte Wege. Als ich gerade eine Tasse Tee in einer kleinen Schutzhütte nahm, kam die Hüttenwirtin des Kösseinehauses mit ihrem Polaris vorbei und schob meinen nächsten Forstweg frisch frei. Ein schöner Zufall.
Dort berichtete mir eine Gassigängerin vom bevorstehenden Wandertag. Für mich hieß dass neben der Frage, was so ein organisierter "Wandertag" sein soll, dass die Quartiersuche im Ochsenkopfgebiet dadurch eher schwieriger werden würde.
Da ich vor hatte entweder auf dem Seehaus (Bewirtete Hütte beim Schneeberg) oder im Nußhardtbiwak zu übernachten, war dies aber erstmal keinen weiteren Gedanken wert.
Vom Luisenburgparkplatz bis nach Nagel (7 km) war der Weg ca. 50% geräumt, was das Vorankommen deutlich verbesserte. Nun konnte ich nach 3 Tagen ausschließlichem Spurens während dem Gehen die Waden lockern (Fuß beim Hochziehen vom Boden hängen lassen). Während der "Spurtage" ging dies leider nicht und so spürte ich die paar Tage schon ordentlich in den Knochen.
Von Nagel bis zum Seehaus hieß es nun steil Steigen im schweren, nassen aber dennoch tiefem Schnee. Unterwegs schaute ich mir die Girgelhöhle an. Zum biwakkieren wäre sie mir zu zugig. Vermutlich hat der Schmiedmatzengirgel die Löcher damals mit Moos gestopft.
Auf dem Weg zum Seehaus war der Weg frisch mit Scheeschuhen gespurt. Mit ca. 25 kg Gepäck musste ich trotz stärkstem Steckeneinsatz feststellen, dass Bergstiefel nicht mit Schneeschuhen mithalten können. Um mich zu vergewissern, ob das Seehaus geöffnet hat, rief ich unterwegs die Wirtin an, sie lag krank im Tal und die Hütte war für den Abend geschlossen.
Das Nußhardtbiwak erschien mir aufgrund Schneemenge und Temperatur (es war gegen 15:00 Uhr schon sehr kalt) nicht geeignet zur Regeneration von einem sehr anstrengenden Tag. Also rief ich bei einer Empfehlung der Gassigängerin vom Morgen an: Gasthaus Storch in Neubau. Es war nur ca. 1 1/2 Stunden entfernt und die Scheesituation wurde auch nicht besser. So ließ ich Seehaus, Nußhardt und Schneeberg links liegen und stieg über den blau markierten und ab der Bundesstraße geräumten blau markierten Seehausweg zum Fichtelsee ab in den Ort Neubau.
Im Gasthof waren bereits einige "Wandertagler" angekommen. Sie berichteten mir, das es dieses Event schon ein paar mal gab, dass es neben Wanderangeboten mit Führung auch immer ein tolles Rahmenprogramm gibt und sie extra dafür hier wären. Das Konzept scheint zu funktionieren, die Wirte vor und nach dem Event berichteten mir aber von sehr mageren Übernachtungszahlen im Zeitraum des Events.
Am Abend waren in Neubau bereits Scheefräsen im Einsatz und ich konnte am Nachmittag schon perfekt geräumte Forstwege (als Winterwanderweg markierte Wege) erleben. Tourismusdichte hat in manchen Situationen schon ihre Vorzüge, denn mit dem Spuren waren es nun erst einmal vorbei. Hoffte ich...
Tag 8 - 20.01.2018 (Fichtelberg/Neubau - Goldkronach) - ca. 21 km
Wieder einmal startete ich einigermaßen erholt auf die nächste Etappe des fränkischen Gebirgsweges. Im Fichtelgebirge ist im Winter um den Ochsenkopf herum verhältnismäßig viel Betrieb, da Skiabfahrt und Langlauf geboten sind. Von Berlin sind es wohl nur ca. 350 km - damit das erste Skigebiet für den Nordosten der Republik.
Bis ca. 3 km vor dem Ochsenkopfgipfel konnte ich auf präparierten Wegen aufsteigen. Ab der Weißmainquelle hieß aber noch einmal Spuren im Tiefschnee. Triefend erreichte ich nach über 2 Stunden ab Neubau den Asenturm auf dem Ochsenkopf.
Von hier waren es nur noch 17 km bis Goldkronach und der Abstiegsweg nach Bischofsgrün war super gespurt. Leider war der fränkische Gebirgsweg hier in Teilen gesperrt (da Langlaufloipe). Als Alternative bot sich der Main-Donau-Weg an. In Bischofsgrün waren alle Parkplätze belegt, schließlich war Samstag und es gab reichlich Neuschnee sowie beste Bedingungen zum Skifahren. Auf den Wegen und Loipen begegneten mir auch ständig Menschen - ziemlich ungewohnt nach ein paar Tagen allein.
Zwischen den Proterobassteinbrüchen und dem Fürstenstein war ich wieder allein und musste wieder einmal Spuren. Die Markierung war in diesem Gebiet tatsächlich auch einmal undeutlich. Ab dem Informationshaus des Goldbergwerks stieg ich über den als Humboldtweg markierten Steig nach Goldkronach ab.
Um 15:00 Uhr an einem Samstag in einem Ort mit ca. 4.000 Einwohnern anzukommen, bedeutet für den Wanderer normalerweise, dass es irgendwas warmes zu Trinken und zu Essen gibt, womöglich in einer warmen Umgebung - nicht so in Goldkronach.
Der Sparkassen-SB Service diente mir also als Warteraum bis das Hotel öffnete. Bis meine Frau eintraf, konnte ich duschen und die Stiefel föhnen. Zusammen gingen wir fein essen und füllten später alle Vorräte.
Zudem gab ich ihr Axt, Säge und das Zoomobjektiv mit. Es hatte in den Tagen zuvor kein Holz gegeben und ich erwartete auch keines mehr. Aufgrund des dunklen tristen Himmels fotografierte ich weniger als gedacht und reduzierte mich deshalb auf eine 50 mm Festbrennweite. Durch das geringere Gewicht hoffte ich natürlich auch, länger fit zu bleiben.
Sie brachte mir auch eine Gesichtsmaske mit, da ich schon von arg beanspruchter Gesichtshaut berichtete. Die Maske zog vollständig ein, obwohl ich in den zurückliegenden Tagen je 2-3 mal mit Coldcream gecremt hatte.
Tag 9 - 21.01.2018 (Goldkronach - Schutzhütte bei Quelle Roter Main) - ca. 38 km
Goldkronach liegt deutlich niedriger als die Ochsenkopfregion, dadurch lag auch weniger Schnee als in den Bergen. Am Sonntag Morgen gab es trotzdem viel Neuschnee. Im dichtesten Schneegestöber startete ich an der nächsten Kreuzung des fränkischen Gebirgswegs mit einer Straße zurück auf den Weg (ca. 09:00 Uhr) und meine Frau fuhr zurück nach Nürnberg. Ein schönes Intermezzo.
Gegen 11:00 Uhr erreichte ich die Eremitage und die Spaziergänger- und Joggerzahl nahm dramatisch zu.
Ab Aichig ging es durch nichtssagende EFH-Vororte von Bayreuth, der Schnee nahm wieder zu. Ab dem Rotmaintal war es recht feucht, der Weg und die Brücke gesperrt (aber begehbar). Am Gasthaus Schlehenberg gab es einen Schweinebraten mit Kloß und gekümmelter Sauce, dazu ein letztes Hörnicka bevor ich in die fränkische Schweiz- Region überlief.
Vom Gasthaus lief ich in ein kleines Tal und durfte mich im Anschluss durch einen großen Holzeinschlag kämpfen. Die Bäume lagen direkt am Hang, vermutlich war der Boden noch zu weich für den Harvester.
In Hagenohe zeigte sich zum ersten mal in 8 Tagen die Sonne und ich blieb zum ersten mal seit Beginn des Trips 20 Minuten einfach so in der Sonne sitzen, bevor ich weiter lief. Ich wusste, dass in der Nähe der Rotmainquelle eine Schutzhütte sein soll, nur leider war diese privat und damit nicht in der offiziellen LVA-Karte und auch nicht in der digitalen OSM enthalten. Damit stellte ich mich darauf ein, sie am Abend suchen zu müssen.
Das die Quelle des Roten Mains immerhin auf 581 m liegt, merkte ich nicht nur in den Waden, die sich aufgrund neuerlicher Spurarbeit bemerkbar machten, sondern auch an den deutlich kühleren Temperaturen im Vergleich zu Bayreuth. Die Quelle selbst war aufgrund der Schneemassen vollständig weiß bedeckt und vom Weg nicht erkennbar. Wasser holen brauchte ich nicht, es gab ja Gottseidank ausreichend Schnee...
Wie im Bericht von Frau Garz erwähnt, findet sich tatsächlich 5 Gehminuten nach der Quelle eine Schutzhütte mit Veranda nebst bequemen Holzsesseln und FEUERHOLZ. Erst am Morgen war meine Axt nachhause gefahren. Nun musste es ohne gehen. In Hagenohe hatte ich ein Holzkohlepackerl deponiert, welches nun hier brillieren musste. Vor der Veranda lagen 30-40 cm Schnee und es wehte Eisnebel. Die Hände brannten schon nach dem drehen einer Zigarette ohne Handschuhe. Da Schneeschmelzen bei unter -5°C einfach lang dauert, kümmerte ich mich ums Feuer und brachte es mit einer Stunde Anpusten der Kohlen und regelmäßigem Umschichten der Scheite in Gang. Als die Zehen in den Stiefeln am Feuer warm wurden, war es in Summe doch noch ein angenehmer, aber sehr kurzer Abend.
Dank der bewährten Lage Fleece + Fleeceinlet + Wärmflasche + Primaloftajcke außen über die Hüfte schlief ich gut und wachte erst gegen 05:00 Uhr auf, weil es doch arg kalt wurde. In so einer Situation ist die Freude über eine Wärmflasche besonders groß. Ich nahm die Flasche am Bauch unter die äußeren beiden Kleidungsschichten und konnte gut weiter schlafen.
Bei Tagesanbruch war der Schlafsack außen um das Atemloch gefroren und das Trinkpack im Rucksack musste mit kochendem Wasser wieder nutzbar gemacht werden. Meine Frau hatte mir auch Müllsäcke mitgebracht, in denen ich über Nacht die Tourenklamotten und Schuhe gelagert hatte. Die Schuhe hatten so keine weitere Feuchtigkeit aufgenommen, nur leider waren die Schnürsenkel steif gefroren. Da ich Reepschnur als Ersatz dabei hatte, band ich sie einfach und sie hielten.
Tag 10 - 22.01.2018 (Schutzhütte bei Quelle Roter Main - Knockhütte) - ca. 26 km
Über Nacht ging bei strengem Frost viel Eisnebel und verwehter Schnee nieder. Entsprechend war der Schlafsack außen gefroren, genau wie die Stiefel (welche ich vorsorglich in einen Müllsack gepackt hatte. Die Schnürsenkel waren wieder einmal steif und alle anderen Ventile und Reißverschlüsse mussten mit kochendem Wasser gangbar gemacht werden. Wieder einmal erwies sich das vorgewärmte Wasser der Wärmflasche als wahrer Problemlöser.
In Weiglathal zeigte später das Thermometer eines Hofs -7°C. Es muss also in der Nacht sehr kalt gewesen sein. Ab der schönen Wirtschaft Fichta verlief der Weg einige Zeit parallel zum Bierquellenweg. Über einen Höhenweg erreichte ich die deutlich höher gelegene Neubürg, auf der zwar viel Schnee lag, aber immerhin ging es von hier bis Obernsees im Wesentlichen bergab.
Ein paar entgegenkommende Wanderer empfahlen mir die Therme Obernsees für eine Mittagspause und so kehrte ich dort ein. Da meine nächste Übernachtungsgelegenheit nur wenige km entfernt war, versuchte ich in der Therme einen Trockner aufzutun, um wenigstens den Schlafsack für die Nacht zu trocknen. Am Eingangstresen wurden ich (sehr resolut) darüber aufgeklärt, dass mein Schlafsack nicht einfach so in den Trockner darf, weil es, sollte der Schlafsack Schaden nehmen, Regressansprüche gegen die Therme geben könnte...
Nach Rücksprache mit weiteren Kollegen durfte ich allerdings gegen Pfand einen Schlüssel für das Wirtschaftsgebäude des zur Therme gehörenden WoMo-Stellplatzes haben. Das Gebäude hatte ich für mich allein und konnte so begleitet von Huppendorfer Bier, meinen ganzen Krempel trocknen (4x50 Cent für 3 Stunden Trocknerbetrieb). Eine Dusche hätte es hier übrigens auch gegeben.
Nachdem alles trocken war, stieg ich zur Knockhütte auf, bei der ich Holzkohle deponiert hatte. Der Abend war deutlich milder als am Vortag und es begann noch am späten Abend zu tauen. Ich hatte mir einen geschützten Schlafplatz gesucht und ging früh zu Bett. Leider raschelte es ständig laut um meinen Biwakplatz obwohl kein Wind ging. Ich stand also nochmal auf um zu schauen, ob es sich um einen Fuchs handelt und sah - Nichts.
Beim nächsten lauten Rascheln schrie ich und es wurde still. Im 20-Minutentakt raschelte es verdächtig um meinen Rucksack herum. Also stand ich wieder auf und entdeckte eine Horde Mäuse bei meinen Versorgungsbeuteln. Ich nahm die Tierchen und entsorgte sie in einem Schneehaufen. Leider wurde die Nacht damit nicht ruhiger. Zu später Stunde hängte ich alle Nahrungsmittelbeutel mit einer Reepschnur unter das Vordach der Hütte, aber das Geraschel hörte einfach nicht auf. Ab 04:00 Uhr lag ich wach, weil es sehr warm wurde und die Nager einfach keine Ruhr gaben. Tolle Wurst.
Tag 11 - 23.01.2018 (Knockhütte - Hollfeld (Bamberg, Nürnberg) - ca. 20 km
Nach dieser zermürbenden Nacht war ich morgens froh, dass einiger Schnee über Nacht weg getaut war. Die Kehrseite der Medaille waren völlig aufgeweichte Wege. Ab Kleinhül nahm der Schnee wieder deutlich zu und ich spurte im Schneematsch hinauf nach Sanspareil. Dort hatte leider gar nichts geöffnet und ich wollte mich mit einem großen Mittagessen in Form bringen. Ein Spaziergänger empfahl mir die Metzgerei Tauer in Wonsees, welche geöffnet hatte und eine sehr gute Küche haben sollte. Also verließ ich den fränkischen Gebirgsweg in Sanspareil und stieg über die geräumte Straße nach Wonsees ab.
Nach einer ordentlichen Portion Sauerbraten machte ich mich durch das schöne Schwalbachtal auf den Weg nach Hollfeld. Der Weg dorthin war sehr schlammig und ich spürte die letzten Tage deutlich in den Beinen.
Der Plan war, in Hollfeld schön lang in einer warmen Wirtschaft zu sitzen und zu hoffen, dass die Beine wieder fit werden. Da jedoch in dieser 5.000 Einwohner Gemeinde kein einziges Gasthaus geöffnet hatte, setzte ich mich wieder einmal in eine Bäckerei bei der örtlichen Edeka. Das Sitzen machte die Beine aber nicht wieder fit.
So kam der Plan auf, mit dem Taxi zur nächsten Übernachtung zu fahren, um am nächsten Tag nach Hollfeld zurück zu fahren und weiter zu gehen. Wie das am Land so ist, brauchte das Taxi über 40 min um mich einzusammeln. Währenddessen prüfte ich die Übernachtungsoptionen für die nächsten Tage. In erreichbaren Distanzen war leider nichts zu bekommen und ich fragte mich aufgrund des wärmeren Wetters, warum ich überhaupt noch den ganzen Winterkram mitschleppe.
Als das Taxi eintraf, fasste ich den Entschluss, nach Bamberg zu fahren, um von dort mit der Bahn für einen Pausentag nach Nürnberg zurück zu fahren. In Nürnberg angekommen machte ich sofort ein Date mit der Massagepraxis, schlief lang und plante am Folgemorgen den Rest des Weges. Dabei fand ich eine Möglichkeit, den Weg (noch 120 km) ohne weiteres Biwak zu gehen. Das bedeutete aber genau 40 km Laufdistanz für die nächsten drei Tage.
Tag 12 - 24.01.2018 (Nürnberg - PAUSE) - ca. 1 km
Eine laaaange heiße Dusche und 8 Stunden Schlaf im eigenen Bett später ging ich zur Massage. Die linke Wadenmuskulatur war völlig fest und verklebt, die linke Pobacke ebenso. Nach der Massage hatte ich sofort starken Muskelkater und schlich für die nötigsten Besorgungen durch die Stadt. Meine Wandersocken (Rohner Military) und meine Handschuhe waren nach über 300 km komplett aufgetragen. Ich packte das allernötigste in einen 30 l Rucksack, verzichtete auf Wechselkleidung, nahm nur Wechselhandschuhe, Mütze und Socken sowie eine leicht isolierte Jacke mit, tauschte die schweren Bergstiefel gegen leichte Wanderstiefel und schlief noch einmal lang.
Tag 13 - 25.01.2018 (Nürnberg - Hollfeld - Kirchahorn) - ca. 39 km
Bei knapp 4°C und wenig Wind startete ich um 08:40 Uhr am Edeka Parkplatz in Hollfeld. Die leichten Wanderschuhe und der 15 kg leichtere Rucksack sorgten dafür, dass ich sehr gut voran kam. Das Ganze fühlte sich auf einmal sehr leicht an. Bei Kathi-Bräu in Heckenhof gönnte ich mir eine Suppe und ein dunkles Bier und kam sehr entspannt weiter. Bei Schressendorf kam ich an einem gottverlassenen Festivalgelände vorbei - sehr skurril. In der Nähe von Plankenstein führte der Weg durch das liebliche obere Wiesenttal. Unterhalb der Burg Plankenstein kam ich an einem sehr interessanten Kletterfels vorbei. Auch die Aalkorber Wände im Wiesenttal kannte ich noch nicht.
Alles in allem lief es an diesem Tag einfach gut. Nach 7 Stunden und 18 Minuten erreichte ich die Ortschaft Kirchahorn, die ich bisher nur vom durchfahren kannte.
Der örtliche Einkaufsmarkt hatte alles für ein zünftiges Abendessen parat und so machte ich es mir in der Stube des Bauernhofs Hofmann gemütlich.
Tag 14 - 26.01.2018 (Kirchahorn - Betzenstein) - ca. 41 km
Frau Hofmann kredenzte mir ein großes Frühstück, das Wetter hatte gehalten und ich startete erstmals auf dieser Wanderung ohne Handschuhe in den Tag. Auf der Hohenmirsberger Platte frischte es dann wieder auf und Handschuhe wurden nötig. Den Unterstand am Aussichtsturm hatte ich noch im Dezember bei 20 cm Schnee mit Holzkohlen bestückt. Sie lag noch, wer sie findet, darf sie gern nutzen. Andernfalls hole ich sie in den nächsten Wochen wieder ab.
Der Weg durchs Püttlachtal war wieder schneebedeckt und schlammig, mit dem kleinen Gepäck war dies aber egal und ich konnte die Ruhe in diesem beinahe autofreien Tal genießen. Ab der Ortschaft Oberhauenstein wurde es wieder typisch fränkisch, also steile und kurze Auf- und Abstiege. Bei der Ruine Hollenberg soll man wohl einen tollen Rundumblick haben, leider nicht so im Januar. Dafür führte der fränkische Gebirgsweg von hier aus ausschließlich auf Pfaden an der Zwergenhöhle vorbei zu einer wunderschönen Risskletterroute (Bogenriss). In Richtung der Autobahn A9 lagen sehr viele Boulder am Weg, welche aber gänzlich überwachsen waren.
Pegnitz brachte mal etwas Abwechslung in den Speiseplan, denn ich kehrte im Weißen Lamm ein, welches nun eine italienische Wirtschaft ist. Nach Pizza und ein paar Rigatoni machte ich mich auf den Weg Richtung Lüglas. Dabei wandert man nach abermaligem Unterqueren der A9 in einem sehr stillen Tal mit vielen Felsen auf besten Wirtschaftswegen.
Nach insgesamt 7 Stunden 48 min erreichte ich Betzenstein und logierte im Gasthof Burghardt. Der Eigentümer ist im Begriff, die Tore zu schließen, deshalb fragte ich Ihn noch länger nach der Tourismusgeschichte in der Fränkischen aus. Er (wie auch andere Wirte von Hof bis Forchheim) berichtete mir von den vielen Berliner Gäste in den 80er Jahren. Für die Westberliner war es nach der Transitautobahn Richtung "Westen" das erste Urlaubsgebiet.
Wanderungen waren damals eher kurz - Einkehren war wichtiger. Nach der Wende blieben die Berliner fern, dafür kamen ab Anfang der 90er Jahre Massen an Kletterern. Klar - es war die große Zeit der Seilschaft Albert-Güllich und die Klettermedien berichteten fleißig über den nördlichen Frankenjura. Später wurde es ruhiger in der Fränkischen und viele Gasthöfe überleben nur, weil die Nürnberger und Erlanger ihre Wochenenden gern auf den Gasthöfen im "Muggendorfer Gebirg" verbringen...
Zum Abendessen konnte ich noch einmal die berühmten Bratwürste von Herrn Burghardt essen und ging noch ein wenig im Ort aus. Das hübsche Schlosshotel in Betzenstein gibt es wohl auch weiterhin, beim nächsten mal würde ich mir dieses Haus für die letzte Nacht gönnen.
Tag 15 - 27.01.2018 (Betzenstein - Hersbruck) - ca. 41 km
Nach eine ausgiebigen Frühstück und er Besichtigung des Tiefbrunnens von Betzenstein (90m tief und damit tiefer als der der Kaiserburg Nürnberg) startete ich Richtung Plech. Ich kenne die Gegend von vielen Boulder- und Kletterbesuchen gut, dachte ich...
Denn autobahnquerende Wege war ich hier noch nie gegangen. Umso überraschender waren zwei für mich bisher gänzlich unbekannte Erhebungen in der Nähe der A9 bei Plech, der Gottvaterberg und der Tannberg.
Das Eibental (sehr schlammig), den Eibgrat, und die Gegend um Spies sind mir dagegen gut bekannt und die Strecke rollte nur so dahin.
Dagegen waren Steinensittenbach und die folgende Orte komplett neu für mich. Hohenberg (steiler An- und Abstieg) war nur durch das "Windbeutelparadies" etwas bevölkert, in den Wäldern rings um den Ort war Ruhe und die Wege recht gut zu begehen. Aufgrund vieler Auf- und Abstiege kamen an diesem Tag auf 40km noch einmal ca. 1.200 Höhenmeter zusammen. Ab Kleedorf (hier gut besuchtes Hotel- Restaurant) ging es stetig bergab. In Hersbruck selbst wartete noch einmal ein Anstieg auf den Michelsberg, von dem ein schöner Blick über die ganze Stadt und die angrenzende Herbsrucker Schweiz frei wird. Von dort mit unübersichtlicher Markierung zum Bahnhof.
Ein Drehkreuz des Wanderns gibt es dort nicht, nur eine Wandertafel, die den Beginn des fränkischen Gebirgswegs Richtung Norden anzeigt.
Resümee:
- Der Weg ist bis auf wenige Ausnahmen gut markiert und frei geschnitten
- Am Weg warten viele v.a. kleinere Orte, erkundet zu werden
- Die Landstriche Frankenwald, Fichtelgebirge, Fränkische Schweiz und Frankenalb gehen wunderbar ineinander über
- Durch die sehr unterschiedliche Vegetation der Landschaften wird der Blick für die Flora gut geschärft
- Mit ein bisschen Organisation lässt sicher der Weg auch im Winter in knapp 2 Wochen gehen
- Allen Wirten, Metzgern und Bäckern am Weg danke ich herzlich und wäre ohne sie lang nicht so angenehm voran gekommen.
Für alle, die ein ähnliches Vorhaben planen, hänge ich nach den Bildern pdfs der Wegpunktliste und der Ausrüstungsliste an. Wer die Daten gern im Excel-Format hätte, möge mich kurz anschreiben.
Danke fürs Lesen.
Tourengänger:
hikemania
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