One Night at Gunung Rinjani - up and down (german)
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One Night on Gunung Rinjani - oder der Wind, der Wind ....
***Disclaimer: Dieser Bericht soll keinesfalls zum Nachahmen anregen. Solltet ihr euch nicht 100% im Gebiet auskennen, nehmt einen Führer. Solltet ihr nicht über eine gewisse Fitness und Erfahrung verfügen, nehmt einen Führer. Solltet ihr zuviel Geld besitzen und gerne in praller Sonne laufen, nehmt einen Führer! Trotz humoristischer Einschübe ist dieser Bericht knallhart wahr..***
Vorgeschichte:
Zum Surfen nach Bali, das war der Plan. Natürlich konnten wir das Steigen nicht lassen und nach einer interessanten Gunung Ijen Erfahrung (die mir Sicherheit auch einen eigenen Bericht wert wäre...) war etwas bei uns geweckt... Die Stufen in Padang Padang wurden nach den Surfsessions plötzlich wieder als bereichernd und nicht lästig angesehen - boten sie ja doch einen gewissen Trainingseffekt für im Wasser vernachlässigte Körperextremitäten.
Trotzdem klagte meine Freundin an einem regnerischen Nachmittag darüber, dass sie angesichts des köstlichen indonesischen Essens anfangen würde ein wenig anzusetzen. "Es gäbe da etwas" flüsterte ich verführerisch und sie war ganz Ohr... "die Rinjani Diät...". Da sie mich fragend, aber interessiert ansah führte ich weiter aus: "Morgens rüber nach Lombok fliegen, tagsüber nach Sembalun fahren, in der Nacht auf den Rinjani und wieder runter, zurück zum Flughafen und Nachmittags mit dem Flugzeug zurück nach Bali. Wirkt bei Gewichtsproblemen wahre Wunder." Ihre Augen blitzen und ich sah: Wir hatten einen Plan.
Da wir tendenziell nicht lebensmüde sind, buchten wir für in einer Woche zwei Flüge via Garuda Indonesia (60 €). Man kann auch billiger fliegen, sollte dann aber extrem relaxt sein, was Unfallzahlen angeht (Lion Air hüstel). Jetzt war natürlich Training angesagt, denn jede Diät will gut vorbereitet sein. Also rannten wir jeden zweiten Morgen die Strecke zu Nyang Nyang mehrfach wie die Blöden rauf und runter. Kleiner Tipp: macht am meisten Spaß, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist, denn dann ist es bloß schwül und feucht und nicht auch noch heiss. Nicht umsonst wurden prägnante Kurven der Strecke alsbald mit Namen wie "Oven Corner" betitelt...
Garuda machte uns zwei Tage vor Abflug einen Strich durch die Rechnung, da sie den Hinflug kommentarlos um 12 Stunden nach hinten verlegte, was unseren doch sehr engen Zeitplan unmöglich werden lies. Ein paar Stunden Inlandsgespräche auf englisch später, hatten wir jedoch einen neuen, 24 Stunden früheren Flug und es war die erste Hürde überwunden.
Auf Lombok
Die Hinreise gelang problemlos (Roller (Parkhaus für Roller am Flughafen) - Flugzeug - Auto mit Fahrer) und wir nutzten den erlangten zusätzlichen Tag, um noch ein paar Alternativrouten auszukundschaften. Ziel war es im Prinzip, so weit es ging mit dem Roller über sandige Pisten zu fahren, um Höhenmeter zu sparen. Das geht bis zur Karte auf dem einen Bild tatsächlich und man spart ca 300 hm. Bei 2600hm gesamt freut das ja doch.
Wir gingen um 21 Uhr schlafen, da der Wecker um 23.50 uhr klingeln sollte, 0 Uhr war Abfahrt angesagt. Um 22 Uhr hörte ich durch die Oropax beim Dösen ein Geraschel vor der Tür. Ich stand auf, öffnete die Tür und sah den Homestay Owner weggehen. Er deutete mit Zeichen, dass er den Roller, den wir von seinem Sohn für 24 Stunden geliehen hatten reingeschoben hatte und das Tor nun zugeschlossen war. Selbst im Halbschlaf war mir sofort klar, dass dies das Aus für unseren Plan bedeuten würde, da wir ohne Roller zu überhaupt keinem Startpunkt kommen würden - nichtmal zum Tiefergelegenen im Dorfzentrum. Es begann also eine Diskussion in gebrochenem Englisch und mit Händen und Füßen. Ich beteuerte wortreich, dass wir unbedingt nachts noch mit dem Roller raus mussten - zum Sterne gucken. Er wiederum tat so, als wäre er um die Sicherheit des Rollers besorgt - Nachts dürfte man nicht fahren (die Gegend dort ist, das wurde mir von Einheimischen bestätigt, circa die sicherste Indonesiens...), außerdem hätten wir diesen ja bloß bis zum Abend und ab dem Morgen wieder gemietet. Ihr seht also ungefähr, wie das Spiel mit den Einheimischen abzulaufen hat, die natürlich kein Interesse daran haben, dass Touristen dort ohne Führer rauf und runterlaufen. Nach einer halben Stunde und einem handfesten Streit liess er sich darauf ein, dass wir ihn um 0 Uhr zum Öffnen wecken, allerdings kassierte er den Rollerschlüssel ein. An Schlaf war die nächste Stunde nicht mehr zu denken, zu aufgebracht war ich noch und die Zweifel waren groß, ob er sein Versprechen halten würde. Dennoch schloss er uns etwas mürrisch, aber anstandslos um 0 Uhr auf und nahm mir noch das Versprechen ab,dass ich, falls der Roller wegkommen würde, ihn bezahlen müsse. Damit rauschten wir in die Nacht davon. Nach einer kurzen Risikobewertung fuhren wir zum sichereren Startpunkt unten im Dorf Sembalun Lawang (mittlerweile ist dieser sogar auf Google maps markiert) und stellten den Roller hinter ein Homestay. Sicherheitshalber legten wir einen mittelgroßen Geldschein auf den Sitz und beschwerten ihn mit einem Stein. Sollte jemand etwas gegen diesen Parkplatz haben, sollte er sich einfach das Parkgeld nehmen und den Roller stehen lassen, hofften wir...
Die Tour an sich
Wir gingen die Sache entsprechend zügig an. 2600 Höhenmeter aufwärts standen auf dem Plan und diese sollten bis zum Sonnenaufgang hinter uns gebracht sein. Pausen waren nicht vorgesehen. Ausgerüstet waren wir mit Leki mikro trail pro Stöcken (ich), sowie Bambusstöcken mit Handschuh- Zugunterstützung Marke Eigenbau (Sie). Irgendwie waren ihre leichter und stabiler. Ersteres sollte sich später als Nachteil herausstellen aber dennoch war ich mal wieder beeindruckt, was Naturmaterialien alles können. Wir hatten jeder drei mal 0,5 l Flaschen mit Wasser und ISO Pulver (DM), sowie zwei Kohlenhydratriegel dabei. Die Taktik war, ihren Wasservorrat im Aufstieg und meinen Im Abstieg zu gebrauchen - Frauen Bonus ;)
Ich war im Jahr davor schon einem mit zwei Kumpels auf dem Rinjani gewesen (mit Zelt, zwei Tage, ohne Führer) und vertraute somit darauf, den Weg noch zu kennen - schließlich gibt es nur einen! :)
Wir stiegen also im Schein unserer Stirnlampen und völliger Stille stramm die savannenartige Landschaft hinauf, als plötzlich mehrere Augenpaare vor uns direkt auf dem Weg auftauchten. Für Affen waren Sie zu weit auseinander stehend und nach den psychisch fordernden Ereignissen der Nacht - zudem allein in einem exotischen Land - hätte ich zu diesem Zeitpunkt schwören können, dass ich die Umrisse der Schultermuskeln eines schleichenden Tigers rechts und links der Augen erahnt hatte. So standen wir den circa 10 glühenden Augenpaaren in der Dunkelheit gegenüber - Ich begann gedanklich an dieser Stelle schonmal mein Testament vorzubereiten.
Mit einem ungeheuren Urvertrauen ausgestattet, dass Wildtiere an sich doch scheu sind und mindestens so viel Angst vor einem haben, wie man selbst vor ihnen ging ich forsch auf die Augenpaare zu. Sie bewegten sich kein Stück. Ich schluckte und hielt den Leki Stock als Waffe schützend vor mich. Er kam mir lächerlich dünn vor... In solchen Situationen kommt man auf die bescheuertsten Gedanken und ich erwischte mich dabei, die Verteidigungsfähigkeiten gegen Tigerangriffe von Aluminium- (verbiegen) gegenüber Karbonstöcken (brechen), abzuwägen, mich dabei verfluchend, bloß aus Gewichtsgründen auf Karbon gesetzt zu haben... Trotzdem ging mein Körper wie mechanisch weiter auf die Augenpaare zu. Ich war mir sicher, dass der große Umriss linker Hand sich zum Sprung geduckt bereit machte mir ein schnelles Ende zu bereiten, als ich nah genug war, um im schwachen Schein der Lampe mehr zu erkennen - vor uns stand mitten auf dem Weg ... eine Kuhherde. Der Stein, der uns beiden vom Herzen fiel war so groß, dass er ein echtes Geräusch zu machen schien.
Also weiter. Außer einem plötzlichen Wiehern neben uns (Pferd) und einem Rascheln im hohen Gras (Schlange, bin ich hier im Zoo?) verlief der Aufstieg reibungslos. im Dunkeln steigt sich einfach immer wieder gut. Nur der Weg von Shelter 3 zum Kraterrand zog sich etwas. Diesen erreichten wir nach 3 Stunden (1600 hm). Der Weg über die staubige Vulkanasche gen Gipfel verlangte uns noch einmal einiges ab, zudem wurde der Wind stärker. Wir zogen also unsere mitgebrachte daune und eine Mütze, sowie Handschuhe an.
Der Wind avancierte vom unterschätzen Problem plötzlich zum Feind des Plans Nummer 1. Ein Schritt vorwärts - der Wind wurde stärker. Ein Meter höher - der Wind wurde stärker. Wir gingen so schnell wir konnten gegen den Wind und die Vulkanasche an, um warm zu bleiben. Mittlerweile überholten wir einige der hinteren Tourengänger, die vom Kraterrand gestartet waren und passierten dabei weniger fitte Aspiranten, die apathisch und in Rettungsdecken eingewickelt in Windmulden lagen. Auch das ist eben Rinjani.
Die Kälte war im weiteren Verlauf schneidend, lies sich aber mit eisernem Willen (jetzt geben wir nicht auf!) verdrängen, die Gefahr durch den Wind jedoch nicht. Nachdem meine Freundin aufgrund ihres niedrigeren Gewichts mehrfach fast vom Grat geblasen wurde (ihre Stöcke ließen sich zudem nicht mehr in den Boden stecken sondern lagen waagrecht in der Luft) brach ich 100 hm unter dem Gipfel schweren Herzens die Besteigung ab. Einen solchen Wind hatte ich in meinem Leben noch nicht erlebt - trotz sternenklarer Nacht. Es ging die nächsten 100 Schritte runter bloß noch darum nicht von der Kante geweht zu werden (der Grat ist circa 2 - 5 Meter breit), bevor wir hinter einem größeren Felsen Schutz suchten. Aspiranten, die sehr früh vom Kraterrand gestartet waren, hatten es anscheinend noch auf den Gipfel geschafft, hatten jedoch nun erhebliche Probleme beim Runterkommen. Es waren an diesem Tag so oder so nur sehr wenige unterwegs. Wir waren sehr froh, wieder auf dem Kraterrand angekommen zu sein - runter geht es durch die Asche ja immer recht angenehm - solang man nicht vergisst Gamaschen aus Plastiktüten (+Tape), sowie Atemschutz wegen des Staubes zu verwenden.
Den Rest der Route erledigten wir halb steigend, halb joggend, vorbei an den meist ungläubig dreinschauenden Einheimischen, die vorausgehend Equipment für die breite Tourimasse hochtrugen. Trotzdem habe ich nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht, den ein oder anderen Scherz oder ein kurzes Gespräch teilend. Es sind gute Menschen, die eine harte Arbeit machen. Ein Jahr zuvor traf ich kurz vor Ende des Weges auf einen jungen Guide, der mehrere Rucksäcke trug, da er mit mehreren Frauen unterwegs war, die im Abstieg alle nichtmehr in der Lage waren ihren selbst zu tragen. Ich bot Ihm an, welche abzunehmen, aber dafür war er zu stolz. Er wollte mir seine Guide-Eintrittskarte für den Nationalpark schenken. Wir hatten uns jedoch vorsorglich mehrere im Vorfeld "besorgt", da uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, ob und wo man auf der Strecke kontrolliert wird (Tipp: man wird es nicht. Bloß den Eintritt für den Nationalpark zu bezahlen, aber keinen Führer zu nehmen, ist im Dorf allerdings unmöglich. Solltet ihr mit dem Gedanken spielen ohne Guide und Porter zu gehen, spart euch gleich den Versuch die Nationalparkgebühr zu zahlen. Gebt das Geld lieber einem vorbeilaufenen Porter auf der Strecke. Dort kommt das Geld wirklich dort an, wo es gebraucht wird)
Des Weiteren wird einem auf der Route nach unten eine Menge geboten:
- Leute, die nach 20 Minuten eine Pause brauchen (es liegen noch 7 Stunden vor euch - zum Kraterrand)
- Leute die ständig ihre Bekleidungstaktik wechseln (konnte ja keiner ahnen, dass einem nach dem Losmarschieren warm wird)
Außerdem gab ich immer gerne Auskunft auf ungestellte Fragen von Entgegenkommenden( 10 Minuten vor dem Kraterrand "jetzt noch drei Stunden - bald habt ihrs geschafft!", oder deutlich weiter unten "in 8 Minuten seid ihr da!!", nur um sie dann psychisch das Handtuch werfen zu sehen oder gegenteilig. Selbstverständlich leistete ich dann auch sofort moralische Erstversorgung. Diese war auch dringend nötig, da sie den ganzen Tag durch die pralle Sonne laufen würden (tolle Zeitplanung, Guides!).
Es war schon sehr unterhaltsame und alle Anekdoten zu erzählen würde diesen doch recht ausladenden Bericht sprengen. Nagut eine geht noch: Wir trafen im Abstieg auf eine Gruppe Jungs, die ohne irgndwelche Bergerfahrung auf eigene Faust unterwegs waren. Ihr Guide hatte sie schlicht verarscht, war ohne Verpflegung aufgetaucht und nach ner halben Stunde haben sie ihn in den Wind geschossen. Sie waren aber trotzdem gut drauf. Viele Grüße an dieser Stelle! (es gibt allerdings auch viele seriöse Agenturen. Glaub ich.)
Um 9.30 Uhr waren wir wieder am Roller. Das Geld lag nach wie vor darauf. (Siehe Bild) Das war nicht überraschend, denn so schätze ich die Indonesier ein. Wir fuhren zum Homestay, schliefen ein paar Stunden und flogen zurück nach Bali. Am nächsten Tag gings wieder zum Surfen. Trotzdem - um ehrlich zu sein, die Belastung spürten wir noch einige Tage. Da wir aber beide einen super Tag erwischt hatten, konnten wir auch am Ende des Abstieges (Tourlänge 28 km) noch grinsen.
Und die Moral von der Geschicht? Die Rinjani Diät wirkt, ob du willst, oder nicht!
***Disclaimer: Dieser Bericht soll keinesfalls zum Nachahmen anregen. Solltet ihr euch nicht 100% im Gebiet auskennen, nehmt einen Führer. Solltet ihr nicht über eine gewisse Fitness und Erfahrung verfügen, nehmt einen Führer. Solltet ihr zuviel Geld besitzen und gerne in praller Sonne laufen, nehmt einen Führer! Trotz humoristischer Einschübe ist dieser Bericht knallhart wahr..***
Vorgeschichte:
Zum Surfen nach Bali, das war der Plan. Natürlich konnten wir das Steigen nicht lassen und nach einer interessanten Gunung Ijen Erfahrung (die mir Sicherheit auch einen eigenen Bericht wert wäre...) war etwas bei uns geweckt... Die Stufen in Padang Padang wurden nach den Surfsessions plötzlich wieder als bereichernd und nicht lästig angesehen - boten sie ja doch einen gewissen Trainingseffekt für im Wasser vernachlässigte Körperextremitäten.
Trotzdem klagte meine Freundin an einem regnerischen Nachmittag darüber, dass sie angesichts des köstlichen indonesischen Essens anfangen würde ein wenig anzusetzen. "Es gäbe da etwas" flüsterte ich verführerisch und sie war ganz Ohr... "die Rinjani Diät...". Da sie mich fragend, aber interessiert ansah führte ich weiter aus: "Morgens rüber nach Lombok fliegen, tagsüber nach Sembalun fahren, in der Nacht auf den Rinjani und wieder runter, zurück zum Flughafen und Nachmittags mit dem Flugzeug zurück nach Bali. Wirkt bei Gewichtsproblemen wahre Wunder." Ihre Augen blitzen und ich sah: Wir hatten einen Plan.
Da wir tendenziell nicht lebensmüde sind, buchten wir für in einer Woche zwei Flüge via Garuda Indonesia (60 €). Man kann auch billiger fliegen, sollte dann aber extrem relaxt sein, was Unfallzahlen angeht (Lion Air hüstel). Jetzt war natürlich Training angesagt, denn jede Diät will gut vorbereitet sein. Also rannten wir jeden zweiten Morgen die Strecke zu Nyang Nyang mehrfach wie die Blöden rauf und runter. Kleiner Tipp: macht am meisten Spaß, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist, denn dann ist es bloß schwül und feucht und nicht auch noch heiss. Nicht umsonst wurden prägnante Kurven der Strecke alsbald mit Namen wie "Oven Corner" betitelt...
Garuda machte uns zwei Tage vor Abflug einen Strich durch die Rechnung, da sie den Hinflug kommentarlos um 12 Stunden nach hinten verlegte, was unseren doch sehr engen Zeitplan unmöglich werden lies. Ein paar Stunden Inlandsgespräche auf englisch später, hatten wir jedoch einen neuen, 24 Stunden früheren Flug und es war die erste Hürde überwunden.
Auf Lombok
Die Hinreise gelang problemlos (Roller (Parkhaus für Roller am Flughafen) - Flugzeug - Auto mit Fahrer) und wir nutzten den erlangten zusätzlichen Tag, um noch ein paar Alternativrouten auszukundschaften. Ziel war es im Prinzip, so weit es ging mit dem Roller über sandige Pisten zu fahren, um Höhenmeter zu sparen. Das geht bis zur Karte auf dem einen Bild tatsächlich und man spart ca 300 hm. Bei 2600hm gesamt freut das ja doch.
Wir gingen um 21 Uhr schlafen, da der Wecker um 23.50 uhr klingeln sollte, 0 Uhr war Abfahrt angesagt. Um 22 Uhr hörte ich durch die Oropax beim Dösen ein Geraschel vor der Tür. Ich stand auf, öffnete die Tür und sah den Homestay Owner weggehen. Er deutete mit Zeichen, dass er den Roller, den wir von seinem Sohn für 24 Stunden geliehen hatten reingeschoben hatte und das Tor nun zugeschlossen war. Selbst im Halbschlaf war mir sofort klar, dass dies das Aus für unseren Plan bedeuten würde, da wir ohne Roller zu überhaupt keinem Startpunkt kommen würden - nichtmal zum Tiefergelegenen im Dorfzentrum. Es begann also eine Diskussion in gebrochenem Englisch und mit Händen und Füßen. Ich beteuerte wortreich, dass wir unbedingt nachts noch mit dem Roller raus mussten - zum Sterne gucken. Er wiederum tat so, als wäre er um die Sicherheit des Rollers besorgt - Nachts dürfte man nicht fahren (die Gegend dort ist, das wurde mir von Einheimischen bestätigt, circa die sicherste Indonesiens...), außerdem hätten wir diesen ja bloß bis zum Abend und ab dem Morgen wieder gemietet. Ihr seht also ungefähr, wie das Spiel mit den Einheimischen abzulaufen hat, die natürlich kein Interesse daran haben, dass Touristen dort ohne Führer rauf und runterlaufen. Nach einer halben Stunde und einem handfesten Streit liess er sich darauf ein, dass wir ihn um 0 Uhr zum Öffnen wecken, allerdings kassierte er den Rollerschlüssel ein. An Schlaf war die nächste Stunde nicht mehr zu denken, zu aufgebracht war ich noch und die Zweifel waren groß, ob er sein Versprechen halten würde. Dennoch schloss er uns etwas mürrisch, aber anstandslos um 0 Uhr auf und nahm mir noch das Versprechen ab,dass ich, falls der Roller wegkommen würde, ihn bezahlen müsse. Damit rauschten wir in die Nacht davon. Nach einer kurzen Risikobewertung fuhren wir zum sichereren Startpunkt unten im Dorf Sembalun Lawang (mittlerweile ist dieser sogar auf Google maps markiert) und stellten den Roller hinter ein Homestay. Sicherheitshalber legten wir einen mittelgroßen Geldschein auf den Sitz und beschwerten ihn mit einem Stein. Sollte jemand etwas gegen diesen Parkplatz haben, sollte er sich einfach das Parkgeld nehmen und den Roller stehen lassen, hofften wir...
Die Tour an sich
Wir gingen die Sache entsprechend zügig an. 2600 Höhenmeter aufwärts standen auf dem Plan und diese sollten bis zum Sonnenaufgang hinter uns gebracht sein. Pausen waren nicht vorgesehen. Ausgerüstet waren wir mit Leki mikro trail pro Stöcken (ich), sowie Bambusstöcken mit Handschuh- Zugunterstützung Marke Eigenbau (Sie). Irgendwie waren ihre leichter und stabiler. Ersteres sollte sich später als Nachteil herausstellen aber dennoch war ich mal wieder beeindruckt, was Naturmaterialien alles können. Wir hatten jeder drei mal 0,5 l Flaschen mit Wasser und ISO Pulver (DM), sowie zwei Kohlenhydratriegel dabei. Die Taktik war, ihren Wasservorrat im Aufstieg und meinen Im Abstieg zu gebrauchen - Frauen Bonus ;)
Ich war im Jahr davor schon einem mit zwei Kumpels auf dem Rinjani gewesen (mit Zelt, zwei Tage, ohne Führer) und vertraute somit darauf, den Weg noch zu kennen - schließlich gibt es nur einen! :)
Wir stiegen also im Schein unserer Stirnlampen und völliger Stille stramm die savannenartige Landschaft hinauf, als plötzlich mehrere Augenpaare vor uns direkt auf dem Weg auftauchten. Für Affen waren Sie zu weit auseinander stehend und nach den psychisch fordernden Ereignissen der Nacht - zudem allein in einem exotischen Land - hätte ich zu diesem Zeitpunkt schwören können, dass ich die Umrisse der Schultermuskeln eines schleichenden Tigers rechts und links der Augen erahnt hatte. So standen wir den circa 10 glühenden Augenpaaren in der Dunkelheit gegenüber - Ich begann gedanklich an dieser Stelle schonmal mein Testament vorzubereiten.
Mit einem ungeheuren Urvertrauen ausgestattet, dass Wildtiere an sich doch scheu sind und mindestens so viel Angst vor einem haben, wie man selbst vor ihnen ging ich forsch auf die Augenpaare zu. Sie bewegten sich kein Stück. Ich schluckte und hielt den Leki Stock als Waffe schützend vor mich. Er kam mir lächerlich dünn vor... In solchen Situationen kommt man auf die bescheuertsten Gedanken und ich erwischte mich dabei, die Verteidigungsfähigkeiten gegen Tigerangriffe von Aluminium- (verbiegen) gegenüber Karbonstöcken (brechen), abzuwägen, mich dabei verfluchend, bloß aus Gewichtsgründen auf Karbon gesetzt zu haben... Trotzdem ging mein Körper wie mechanisch weiter auf die Augenpaare zu. Ich war mir sicher, dass der große Umriss linker Hand sich zum Sprung geduckt bereit machte mir ein schnelles Ende zu bereiten, als ich nah genug war, um im schwachen Schein der Lampe mehr zu erkennen - vor uns stand mitten auf dem Weg ... eine Kuhherde. Der Stein, der uns beiden vom Herzen fiel war so groß, dass er ein echtes Geräusch zu machen schien.
Also weiter. Außer einem plötzlichen Wiehern neben uns (Pferd) und einem Rascheln im hohen Gras (Schlange, bin ich hier im Zoo?) verlief der Aufstieg reibungslos. im Dunkeln steigt sich einfach immer wieder gut. Nur der Weg von Shelter 3 zum Kraterrand zog sich etwas. Diesen erreichten wir nach 3 Stunden (1600 hm). Der Weg über die staubige Vulkanasche gen Gipfel verlangte uns noch einmal einiges ab, zudem wurde der Wind stärker. Wir zogen also unsere mitgebrachte daune und eine Mütze, sowie Handschuhe an.
Der Wind avancierte vom unterschätzen Problem plötzlich zum Feind des Plans Nummer 1. Ein Schritt vorwärts - der Wind wurde stärker. Ein Meter höher - der Wind wurde stärker. Wir gingen so schnell wir konnten gegen den Wind und die Vulkanasche an, um warm zu bleiben. Mittlerweile überholten wir einige der hinteren Tourengänger, die vom Kraterrand gestartet waren und passierten dabei weniger fitte Aspiranten, die apathisch und in Rettungsdecken eingewickelt in Windmulden lagen. Auch das ist eben Rinjani.
Die Kälte war im weiteren Verlauf schneidend, lies sich aber mit eisernem Willen (jetzt geben wir nicht auf!) verdrängen, die Gefahr durch den Wind jedoch nicht. Nachdem meine Freundin aufgrund ihres niedrigeren Gewichts mehrfach fast vom Grat geblasen wurde (ihre Stöcke ließen sich zudem nicht mehr in den Boden stecken sondern lagen waagrecht in der Luft) brach ich 100 hm unter dem Gipfel schweren Herzens die Besteigung ab. Einen solchen Wind hatte ich in meinem Leben noch nicht erlebt - trotz sternenklarer Nacht. Es ging die nächsten 100 Schritte runter bloß noch darum nicht von der Kante geweht zu werden (der Grat ist circa 2 - 5 Meter breit), bevor wir hinter einem größeren Felsen Schutz suchten. Aspiranten, die sehr früh vom Kraterrand gestartet waren, hatten es anscheinend noch auf den Gipfel geschafft, hatten jedoch nun erhebliche Probleme beim Runterkommen. Es waren an diesem Tag so oder so nur sehr wenige unterwegs. Wir waren sehr froh, wieder auf dem Kraterrand angekommen zu sein - runter geht es durch die Asche ja immer recht angenehm - solang man nicht vergisst Gamaschen aus Plastiktüten (+Tape), sowie Atemschutz wegen des Staubes zu verwenden.
Den Rest der Route erledigten wir halb steigend, halb joggend, vorbei an den meist ungläubig dreinschauenden Einheimischen, die vorausgehend Equipment für die breite Tourimasse hochtrugen. Trotzdem habe ich nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht, den ein oder anderen Scherz oder ein kurzes Gespräch teilend. Es sind gute Menschen, die eine harte Arbeit machen. Ein Jahr zuvor traf ich kurz vor Ende des Weges auf einen jungen Guide, der mehrere Rucksäcke trug, da er mit mehreren Frauen unterwegs war, die im Abstieg alle nichtmehr in der Lage waren ihren selbst zu tragen. Ich bot Ihm an, welche abzunehmen, aber dafür war er zu stolz. Er wollte mir seine Guide-Eintrittskarte für den Nationalpark schenken. Wir hatten uns jedoch vorsorglich mehrere im Vorfeld "besorgt", da uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, ob und wo man auf der Strecke kontrolliert wird (Tipp: man wird es nicht. Bloß den Eintritt für den Nationalpark zu bezahlen, aber keinen Führer zu nehmen, ist im Dorf allerdings unmöglich. Solltet ihr mit dem Gedanken spielen ohne Guide und Porter zu gehen, spart euch gleich den Versuch die Nationalparkgebühr zu zahlen. Gebt das Geld lieber einem vorbeilaufenen Porter auf der Strecke. Dort kommt das Geld wirklich dort an, wo es gebraucht wird)
Des Weiteren wird einem auf der Route nach unten eine Menge geboten:
- Leute, die nach 20 Minuten eine Pause brauchen (es liegen noch 7 Stunden vor euch - zum Kraterrand)
- Leute die ständig ihre Bekleidungstaktik wechseln (konnte ja keiner ahnen, dass einem nach dem Losmarschieren warm wird)
Außerdem gab ich immer gerne Auskunft auf ungestellte Fragen von Entgegenkommenden( 10 Minuten vor dem Kraterrand "jetzt noch drei Stunden - bald habt ihrs geschafft!", oder deutlich weiter unten "in 8 Minuten seid ihr da!!", nur um sie dann psychisch das Handtuch werfen zu sehen oder gegenteilig. Selbstverständlich leistete ich dann auch sofort moralische Erstversorgung. Diese war auch dringend nötig, da sie den ganzen Tag durch die pralle Sonne laufen würden (tolle Zeitplanung, Guides!).
Es war schon sehr unterhaltsame und alle Anekdoten zu erzählen würde diesen doch recht ausladenden Bericht sprengen. Nagut eine geht noch: Wir trafen im Abstieg auf eine Gruppe Jungs, die ohne irgndwelche Bergerfahrung auf eigene Faust unterwegs waren. Ihr Guide hatte sie schlicht verarscht, war ohne Verpflegung aufgetaucht und nach ner halben Stunde haben sie ihn in den Wind geschossen. Sie waren aber trotzdem gut drauf. Viele Grüße an dieser Stelle! (es gibt allerdings auch viele seriöse Agenturen. Glaub ich.)
Um 9.30 Uhr waren wir wieder am Roller. Das Geld lag nach wie vor darauf. (Siehe Bild) Das war nicht überraschend, denn so schätze ich die Indonesier ein. Wir fuhren zum Homestay, schliefen ein paar Stunden und flogen zurück nach Bali. Am nächsten Tag gings wieder zum Surfen. Trotzdem - um ehrlich zu sein, die Belastung spürten wir noch einige Tage. Da wir aber beide einen super Tag erwischt hatten, konnten wir auch am Ende des Abstieges (Tourlänge 28 km) noch grinsen.
Und die Moral von der Geschicht? Die Rinjani Diät wirkt, ob du willst, oder nicht!
Tourengänger:
flohof

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