Piz Buin "Winterbesteigung" im September - "Rechte Variante"


Publiziert von Michael26 , 14. Januar 2018 um 20:10.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:15 September 2017
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: Buin-Gruppe   CH-GR   A   A-V 
Zeitbedarf: 8:00

Nachdem uns ein Wintereinbruch in Zermatt ausgebremst hat, machen wir einen neuen Anlauf in den Ostalpen. Um nicht wieder, wie auf dem Breithorn, in zu viel Schnee zu geraten, wählen wir mit dem Piz Buin einen deutlich niedrigeren Berg, der es als höchster Berg Vorarlbergs aber immer noch auf eine Höhe von gut 3300 MüNN bringt, und den wir alle noch nicht bestiegen haben.

Zuerst geht es mit dem Auto quer durch die verregnete Schweiz, bis wir am Nachmittag im hinteren Montafon eintreffen und zur Bieler Höhe hinauf fahren. Ab einer Höhe von ca. 1800 MüNN beginnt es zu schneien und oben ist alles winterlich weiß. Tatsächlich gleicht der Aufstieg zur Wiesbadener Hütte einer Winterwanderung durch dichtes Schneetreiben, bei der wir oben vor der Hütte durch ca. 30 cm tiefen Schnee stapfen. Ich gerate schon wieder ins Grübeln, ob ein Versuch am Piz Buin bei diesen Bedingungen anzuraten ist, und beginne mir alternative Routen auf den Rauen Kopf oder die Haagspitze einfallen zu lassen. Aber dann bläst ein kräftiger Abendwind alle Wolken weg und am nächsten Morgen erwartet uns ein strahlender, wenn auch winterlicher Bergtag. Auf geht´s zum Piz Buin.

Wir starten zügig am Morgen, sind aber so frei, erst NACH der ersten geführten Tour aufzubrechen, um nicht selbst eine Spur durch den Ochsentaler Gletscher suchen zu müssen. Das ist doch eher etwas für den Profi. Viel Betrieb ist aber nicht und wir werden die meiste Zeit alleine unterwegs sein.

Mit der frischen Spur vor der Nase ist der gesamte Aufstieg mühelos zu finden und wir kommen problemlos aufs Gletscherplateau hinauf. Hier wird es jetzt anspruchsvoller, denn der Neuschnee hat die Gletscherspalten zugedeckt und immer wieder brechen wir – natürlich längst angeseilt – bis zur Hüfte in Spalten ein, obwohl wir brav der schon gelegten Spur folgen. Jetzt zeigt uns der Ochsentaler Gletscher, dass er trotzt Gletscherschwund immer noch eine ernstzunehmende alpinistische Herausforderung darstellt. Aus meiner Sicht zählt er heute zu den beeindruckendsten Exemplaren seiner Gattung, die in den Ostalpen übrig geblieben sind.

Leider lassen wir uns durch das schöne Wetter dazu verleiten, etwas zu bummeln, und benötigen deutlich mehr Zeit, als erforderlich wäre, bis wir endlich die Buinlücke erreichen. Immer noch ist das Wetter schön und wir beschließen einer Spur zu folgen, die nicht zum Normalweg auf den NW-Grat führt, sondern weiter rechts durch die Felsen in der Westflanke hochzieht. Später lese ich in meinem Skitourenführer, dass es sich dabei um den sogenannten „Winterweg“ handelt und man bei sehr guter Schneelage über diesen Weg, beinahe ohne Klettern zu müssen, auf den Gipfel gelangen kann. Aber viel Schnee liegt natürlich nicht und wir geraten in eine vereiste Kaminrinne, die zu Durchsteigen uns mit Steigeisen und Handschuhen ordentlich fordert. Aus meiner Sicht bewegt sich die Kletterei im unteren Teil der Rinne bereits im SG III.

Bis wir den Gipfel erreichen ist Mittag bereits vorbei und aus der Schweiz kommend, schiebt sich eine hohe Wolkendecke über den Himmel. Jetzt rächt sich unser Bummeltempo beim Aufstieg, denn schlagartig ist es mit der guten Sicht vorbei und stattdessen verbreitet sich diffuses Licht. Wir verweilen nur kurz am Gipfel und machen uns zügig auf den Rückweg, etwas beunruhigt durch die unschöne Vorstellung, am Ochsentaler Gletscher wie am Breithorn ins White-Out zu geraten.

Schnell sind wir über den Normalweg mit einer Abseilstelle wieder unten in der Buinlücke und beginnen den Abstieg über den Gletscher. Tatsächlich ist die Sicht diesig und unsere Aufstiegsspur nur noch schwach zu erkennen. Bei richtigem White-Out könnte man definitiv nicht weiter gehen und auch jetzt müssen wir uns vorsichtig durch die Spalten nach unten tasten. Einige Male verlieren wir ganz die Aufstiegsroute, kommen schließlich aber unbeschadet durch die Spaltenzonen. Zuletzt zieht sich der Weg sehr spürbar, vor allem der Gegenanstieg vom Gletscher zurück zur Hütte, und bis wir die Hütte endlich erreichen, hat es schon wieder zu schneien begonnen.

Fazit: Die Route auf den höchsten „Vorarlberger“ ist klettertechnisch über den „Normalweg“ einfacher, als ich gedacht habe. Auf dem „Winterweg“ gibt es eine kurze Kletterstelle im SG III, die zu Klettern bei winterlichen Verhältnissen mit Steigeisen und Handschuhen durchaus eine Herausforderung darstellt. Hier gibt es auch keine Abseilpunkte. Der Weg über das Gletscherplateau ist aufgrund der Spalten vor allem bei Schneelage nicht zu unterschätzen, genau so wenig wie die Länge der Tour.

Tourengänger: Michael26


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