Heubaum - Linkerskopf - Rotgundspitze - Hochgundspitze
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Am letzten Tag unseres Urlaubs in den Allgäuer Alpen wollte ich nochmal was langes, wildes machen. Den Linkerskopf kannte ich noch nicht, also beschloss ich, den zu besteigen, und optional weitere Gipfel dranzuhängen. Drei mehr sind's dann geworden!
Ein toller Abschluss unseres kurzen Bergurlaubs, in dem wir einige tolle Wanderungen machen konnten, darunter die Begehung des Schattenberggrats. Schwierigere Touren waren allerdings kaum möglich gewesen, da es nahezu jeden Tag gewittert hatte. Immerhin war es mir gelungen, das Rubihorn in Form einer Steilgrastour zu besteigen, und Ost- und Nordgrat am Walmendinger Horn auszukundschaften, zwei schöne, wilde, allerdings auch kurze Unternehmungen.
Eine lange Tour stand an - mit Option auf ein Gewitter am Nachmittag. Ich wollte also keine Zeit verlieren und gleich mit dem ersten Bus ins Stillachtal hineinbusen. Ich düste also früh los, Jordsjøs "Jord" im Player, und saß pünktlich am Oberstdorfer Busbanof. Prompt kam der 6:45er nicht. Den nächsten Bus bestieg ich dann, der geriet aber prompt in - nicht eine, sondern sogar - zwei Kuhherden: herrje! Ich wollte endlich loslaufen!
Irgendwann gegen halb acht ging's dann endlich los. Ich wanderte von der Bushalte Eschbach-Alpe (965m) an Einödsbach (1115m) vorbei hinauf zur Petersalpe (1292m), wo ich etwa 50 Minuten später ankam. Hier linkste ich vom Wanderweg ab und nahm den Weg, der direkt von der Hütte aus nach Nordosten, in die Hänge des Heubaums führt. Er endet auf einer dem Heubaum nördlich vorgelagerten Schulter.
Eschbach-Alpe - Schulter am Heubaum: (Wander)wege, T2, 1 Stunde
Von dort aus stieg ich am linken Waldrand in den steilen Wiesenhang ein. Der hat unten so um die 30, 35 Grad, nach oben hin werden's sogar 55°. Wer aber wie ich vom Waldrand schräg rechts zu einer größeren Baumgruppe hinübersteigt, entdeckt dort ein schmales Weglein, auf dem man bequem bis zum Ende des Hangs hinaufsteigen kann. Tatsächlich kann man auf diesem Weglein bis auf den Gipfel des Linkerskopfs steigen. Linkerskopf über Heubaum: Das ist im Grunde keine weglose Tour.
Man gelangt auf eine kleine Lichtung auf einer weiteren Schulter. Hier geht es nach rechts, wo man am obersten Ende der Lichtung einen Durchschlupf durch ein paar Erlensträucher findet. Schnell wird der Pfad deutlicher und man gelangt bald über den Heubaum (1766m) hinüber in freies Gelände. Von hier ab ist die Ori einfach: Man folgt zunächst immer dem Grasgrat, der, für Allgäuer Verhältnisse, nie wirklich schmal, nie richtig steil und nie echt schwierig wird. Allerdings war es bei meiner Begehung noch nass, bei solchen Verhältnissen sollte man trotzdem Vorsicht walten lassen.
Weiter oben kommt man dann in felsigeres Gelände. Auf die flache Wiesenkante davor kommt der Anstieg von der Enzianhütte herauf - der Abzweig ist als Abdruck im Gras zu erkennen.
Nun geht es den Gipfelhang hinauf. Wegspuren sind immer vorhanden, bis auf die letzten 50, 70 Höhenmeter unterm Gipfel, wo es über plattigen, aber rauhen Fels geht. Ein dünnes Seil hilft, sich hinaufzuhangeln - wirklich nötig ist es aber nicht. Hier traf ich vier andere Begeher, die im Abstieg Richtung Enzianhütte begriffen waren. Mit einem Vater und seinem Sohn unterhielt ich mich kurz über meine Möglichkeiten. Das Wetter war unsicher, und ich hatte mir sowohl den Abstieg zur Enzianhütte als auch den Linkerskopf-Westgrat und den Weiterweg zur Rotgundspitze offengehalten.
Auf dem Linkerskopf (2459m) angekommen pauste ich erstmal gemütlich.
Schulter am Heubaum - Linkerskopf: Kurz über mäßig steiles Gras (T4-), dann Weglein bis kurz unterm Gipfel (T3+), dann ein paar Meter Kletterei (I): 2:20 Stunden
Eine schöne Aussicht hat man von hier oben. Links, im Nordosten, geht es gleich prominent los: Trettachspitze, Mädelegabel, Hochfrottspitze - die drei Zinken der alten Heugabel über dem Mähdele. Es folgen der Bockkarkopf, der Wilde Mann und das Hohe Licht. Direkt davor mein nächstes Gipfelziel: die Rotgundspitze.
Im Süden öffnet sich der Blick. Die Saumspitze ist zu sehen, die Kuchenspitze, knapp der Patteriol. Daneben Valluga und Roggspitze. Der Allgäuer Hauptkamm setzt sich davor fort, mit dem Rappenseekopf, dem Hochrappenkopf und dem Biberkopf.
Der Horizont wird hier von Schesaplana, Roter Wand, Braunarlspitze, Glärnisch, Alvier, Gamsberg und den Churfirsten gebildet. Davor erheben sich Feuerstein und Hochberg, Gauschla, Rothorn und die Liechtensteiner Gipfel. Dann folgen Hochkünzelspitze und Zitterklapfen im Lechquellengebirge.
Weiter geht's im Westen, auf der Allgäuer Seite, mit dem Widderstein, dem Liechelkopf und dem Elfer. Dann wird's ein bisschen dünner mit den ganz prominenten Gipfeln. Der Diedamskopf ist zu sehen, der Ifen und im Norden die lange Nagelfluhkette.
Auf der anderen Talseite ist der kleine Grünten zu erkennen, dann staffeln sich die Grate: der Grat vom Rubihorn zum Nebelhorn, der Schattenberggrat, der Grat vom Nebelhorn zum Großen Daumen, der Grat vom Zeiger zum Laufbacher Eck, der Rauhenhalsgrat, der Himmelschrofenzug, dazu die Höfats und die Kegelköpfe. Dahinter lugen Geißhorn, Rauhhorn und Schneck hervor, dann zeigen sich im Nordosten die Wilden und der Hochvogel. Weiter geht's mit dem Rauheck, dem Kreuzeck und dem Fürschießer. Damit schließt sich der Kreis.
Unterdessen besah mir meine Möglichkeiten. Der Vater hatte mir vom Westgrat abgeraten, er sei ziemlich brüchig und im Abstieg nicht zu empfehlen. Bene69 hat die Route hier kurz beschrieben. Da ich mir außerdem die Option auf die Hochgundspitze offenhalten wollte, entschied ich mich für den Weiterweg zur Rotgundspitze.
Von einem Weg kann hier allerdings nicht mehr die Rede sein. Es geht südwärts den Grat hinab, der bald ziemlich schmal wird. Ich wusste, dass ich an einer Stelle im linken Hang würde queren müssen, und als überraschend ein Bursch um eine Ecke kam, fragte ich ihn, wo diese Stelle denn sei. Er antwortete, er sei eigentlich alles am Grat gegangen, das sei am einfachsten. Erst als er weg war, wurde mir klar, dass die Stelle, an der wir kurz gesprochen hatte, diese Linksumgehung gewesen sein musste. Es sind nur ein paar wenige Schritte.
Wieder auf dem Grat wird es bald einfacher und über Gras nähert man sich schnell der felsigen Rotgundspitze. Ich querte noch ein gutes Stück in ihre linke Flanke hinein, bis mich ein grasiges Band auf den Nordgrat brachte. Hier sind zwei Felsstufen zu überwinden, beide in leichter, vergnüglicher Kletterei. Dann stand ich, schneller als gedacht, auf dem einfach zu begehenden Gipfelrücken der Rotgundspitze (2485m).
Der Abstieg erfolgt über den Ostgrat.
Hier begegneten mir ein paar Kids, die in kurzen Hosen und T-Shirts hier herumstiegen und sich offensichtlich auskannten. Auf meine Frage nach einer günstigen Abstiegsroute bekam ich allerdings keine befriedigende Antwort ("einfach irgendwie!"), und ich ging ein Stück zu weit nach Osten. Macht nichts, dort ist es eh leichter.
Die Kids stiegen, wie ich dann von unten sah, weiter im Westen ab als ich, ich wanderte von hinten über den Karboden hinüber zum Wanderweg und auf ihm in die Große Steinscharte (2262m).
Linkerskopf - Rotgundspitze - Steinscharte: Weglos, Felsgrate, kurz T5, sonst T4 und leichter, mit Einser- und Zweierstellen, 20 Minuten zur Rotgundspitze, weitere 30 Minuten zur Steinscharte
Da es nun ausnahmsweise mal wieder klar wurde, entschloss ich mich, die Hochgundspitze anzuhängen. Ich nahm das Wetter als gutes Omen - eine kleine Götterfigur, die ich im Schotter fand, ebenso, und machte mich an den Aufstieg.
Da ich den Gipfel angesichts der Verhältnisse gar nicht wirklich fest eingeplant hatte, lediglich als vage Möglichkeit, hatte ich als Infos nur das dabei, was ich im Kopf hatte. Von fern vermutet man, dass die erste Hälfte des Ostanstiegs über Grasschofen erfolgt, die zweite Hälfte dann über einen schotterigen Kegel links davon. Ersteres stimmt, letzteres nicht. Oberhalb der mäßig steilen und durchwegs einfach begehbaren Grasschofen geht es im Grunde konsequent über den Grat. Ist nicht wirklich übersichtlich, aber wenn man sich an den Grat hält, kann nicht wirklich etwas schiefgehen. Ich bin später hier wieder runter, und dabei manche Passage anders gegangen als im Aufstieg, und ich kam überall ohne große Schwierigkeitsunterschiede gut durch. Es gibt Steinmännle, aber die sind klein, und nicht jedes ist im Aufsteig gut zu sehen.
Wenn das Gras spärlich wird, überklettert man ein erstes Türmchen, und gelangt bald darauf an eine plattige Passage, die auf der Kante oder links davon überwunden werden kann. Es folgt ein nächster Felsaufschwung, bis zu einem schmalen Schartl. Von hier aus querte ich nach rechts und stieg über eine steile Rinne zum Gipfel hinauf. Links herum wäre es auch gegangen, und ein Tickerl leichter. Aber auch so gelangte ich ohne große Schwierigkeiten auf den Gipfel der Hochgundspitze (2460m).
Große Steinscharte - Hochgundspitze: weglose Gratkletterei, T5/II, 35 Minuten
Überschreiten? Und dann weiter zum Rappenseekopf? Die vorhergesagte Aufklarung am Nachmittag war ausgeblieben. Stattdessen kamen aus dem Tal immer mehr Wolken herauf. Ich würde vermutlich nicht durchgängig meine Route erkennen können. Außerdem hatte ich für diese Seite des Berges noch weniger Wissen zur Verfügung.
Ich versuchte es trotzdem, ging hinüber zu einem ersten, schmalen Gratzacken, der aber nur noch von Gamsspucke zusammengehalten wird. Der Abstieg vom Zacken war mir zu gruselig (III) und der Weiterweg nach einem breiten Kopf war nicht einzusehen, also schien es mir vernünftiger, über meine Aufstiegsroute abzusteigen. Richtige Entscheidung! Kaum war ich weg vom Gipfel, umhüllte er sich mit Wolken, und im Abstieg zur Rappenseehütte war er teils ganz verschwunden.
Hochgundspitze - Große Steinscharte: weglose Gratkletterei, T5/II, 25 Minuten
Da ich Rappenseekopf und Hochrappenkopf schon kannte, und das Rappenköpfle (auch: Kleiner Rappenkopf) nach der Regnung am Vortag defi zu nass war, verließ ich die Gegend. Schnell, um den 16:28er-Bus noch zu erreichen, spikte ich aus der Großen Steinscharte (2262m) an der Rappenseehütte (2091m) und der Enzianhütte (1780m) vorbei hinunter zur Petersalpe (1292m), an der meine Runde begonnen hatte. Die nassen Wege waren teils heikler als manche vermeintlich schwierige Passage auf den Graten hoch über mir... Zwei Stunden, nachdem ich die Steinscharte verlassen hatte, stieg ich an der Eschbach-Alpe (965m) in den Bus, und buste zurück nach Oberstdorf.
Große Steinscharte - Eschbach-Alpe: Wanderwege, T2, 2 Stunden
Fazit:
Großartige Tour! Der Linkerskopf, immerhin Deutschlands höchster Grasberg, ist bei trockenen Verhältnissen sogar Steilgrasanfängern zu empfehlen. Er ist, wie gesagt, nie wirklich schmal, nie richtig steil und nie echt schwierig. Der Weiterweg zur Rotgundspitze ist dagegen schmal und ausgesetzt, und keine Gegend zum Auspsychen. Die anderen Berge sind Felsgipfel, insbesondere die Hochgundspitze bietet schöne Kraxeleien.
Gear:
Stecken, Helm, C-Schuhe
Ein toller Abschluss unseres kurzen Bergurlaubs, in dem wir einige tolle Wanderungen machen konnten, darunter die Begehung des Schattenberggrats. Schwierigere Touren waren allerdings kaum möglich gewesen, da es nahezu jeden Tag gewittert hatte. Immerhin war es mir gelungen, das Rubihorn in Form einer Steilgrastour zu besteigen, und Ost- und Nordgrat am Walmendinger Horn auszukundschaften, zwei schöne, wilde, allerdings auch kurze Unternehmungen.
Eine lange Tour stand an - mit Option auf ein Gewitter am Nachmittag. Ich wollte also keine Zeit verlieren und gleich mit dem ersten Bus ins Stillachtal hineinbusen. Ich düste also früh los, Jordsjøs "Jord" im Player, und saß pünktlich am Oberstdorfer Busbanof. Prompt kam der 6:45er nicht. Den nächsten Bus bestieg ich dann, der geriet aber prompt in - nicht eine, sondern sogar - zwei Kuhherden: herrje! Ich wollte endlich loslaufen!
Irgendwann gegen halb acht ging's dann endlich los. Ich wanderte von der Bushalte Eschbach-Alpe (965m) an Einödsbach (1115m) vorbei hinauf zur Petersalpe (1292m), wo ich etwa 50 Minuten später ankam. Hier linkste ich vom Wanderweg ab und nahm den Weg, der direkt von der Hütte aus nach Nordosten, in die Hänge des Heubaums führt. Er endet auf einer dem Heubaum nördlich vorgelagerten Schulter.
Eschbach-Alpe - Schulter am Heubaum: (Wander)wege, T2, 1 Stunde
Von dort aus stieg ich am linken Waldrand in den steilen Wiesenhang ein. Der hat unten so um die 30, 35 Grad, nach oben hin werden's sogar 55°. Wer aber wie ich vom Waldrand schräg rechts zu einer größeren Baumgruppe hinübersteigt, entdeckt dort ein schmales Weglein, auf dem man bequem bis zum Ende des Hangs hinaufsteigen kann. Tatsächlich kann man auf diesem Weglein bis auf den Gipfel des Linkerskopfs steigen. Linkerskopf über Heubaum: Das ist im Grunde keine weglose Tour.
Man gelangt auf eine kleine Lichtung auf einer weiteren Schulter. Hier geht es nach rechts, wo man am obersten Ende der Lichtung einen Durchschlupf durch ein paar Erlensträucher findet. Schnell wird der Pfad deutlicher und man gelangt bald über den Heubaum (1766m) hinüber in freies Gelände. Von hier ab ist die Ori einfach: Man folgt zunächst immer dem Grasgrat, der, für Allgäuer Verhältnisse, nie wirklich schmal, nie richtig steil und nie echt schwierig wird. Allerdings war es bei meiner Begehung noch nass, bei solchen Verhältnissen sollte man trotzdem Vorsicht walten lassen.
Weiter oben kommt man dann in felsigeres Gelände. Auf die flache Wiesenkante davor kommt der Anstieg von der Enzianhütte herauf - der Abzweig ist als Abdruck im Gras zu erkennen.
Nun geht es den Gipfelhang hinauf. Wegspuren sind immer vorhanden, bis auf die letzten 50, 70 Höhenmeter unterm Gipfel, wo es über plattigen, aber rauhen Fels geht. Ein dünnes Seil hilft, sich hinaufzuhangeln - wirklich nötig ist es aber nicht. Hier traf ich vier andere Begeher, die im Abstieg Richtung Enzianhütte begriffen waren. Mit einem Vater und seinem Sohn unterhielt ich mich kurz über meine Möglichkeiten. Das Wetter war unsicher, und ich hatte mir sowohl den Abstieg zur Enzianhütte als auch den Linkerskopf-Westgrat und den Weiterweg zur Rotgundspitze offengehalten.
Auf dem Linkerskopf (2459m) angekommen pauste ich erstmal gemütlich.
Schulter am Heubaum - Linkerskopf: Kurz über mäßig steiles Gras (T4-), dann Weglein bis kurz unterm Gipfel (T3+), dann ein paar Meter Kletterei (I): 2:20 Stunden
Eine schöne Aussicht hat man von hier oben. Links, im Nordosten, geht es gleich prominent los: Trettachspitze, Mädelegabel, Hochfrottspitze - die drei Zinken der alten Heugabel über dem Mähdele. Es folgen der Bockkarkopf, der Wilde Mann und das Hohe Licht. Direkt davor mein nächstes Gipfelziel: die Rotgundspitze.
Im Süden öffnet sich der Blick. Die Saumspitze ist zu sehen, die Kuchenspitze, knapp der Patteriol. Daneben Valluga und Roggspitze. Der Allgäuer Hauptkamm setzt sich davor fort, mit dem Rappenseekopf, dem Hochrappenkopf und dem Biberkopf.
Der Horizont wird hier von Schesaplana, Roter Wand, Braunarlspitze, Glärnisch, Alvier, Gamsberg und den Churfirsten gebildet. Davor erheben sich Feuerstein und Hochberg, Gauschla, Rothorn und die Liechtensteiner Gipfel. Dann folgen Hochkünzelspitze und Zitterklapfen im Lechquellengebirge.
Weiter geht's im Westen, auf der Allgäuer Seite, mit dem Widderstein, dem Liechelkopf und dem Elfer. Dann wird's ein bisschen dünner mit den ganz prominenten Gipfeln. Der Diedamskopf ist zu sehen, der Ifen und im Norden die lange Nagelfluhkette.
Auf der anderen Talseite ist der kleine Grünten zu erkennen, dann staffeln sich die Grate: der Grat vom Rubihorn zum Nebelhorn, der Schattenberggrat, der Grat vom Nebelhorn zum Großen Daumen, der Grat vom Zeiger zum Laufbacher Eck, der Rauhenhalsgrat, der Himmelschrofenzug, dazu die Höfats und die Kegelköpfe. Dahinter lugen Geißhorn, Rauhhorn und Schneck hervor, dann zeigen sich im Nordosten die Wilden und der Hochvogel. Weiter geht's mit dem Rauheck, dem Kreuzeck und dem Fürschießer. Damit schließt sich der Kreis.
Unterdessen besah mir meine Möglichkeiten. Der Vater hatte mir vom Westgrat abgeraten, er sei ziemlich brüchig und im Abstieg nicht zu empfehlen. Bene69 hat die Route hier kurz beschrieben. Da ich mir außerdem die Option auf die Hochgundspitze offenhalten wollte, entschied ich mich für den Weiterweg zur Rotgundspitze.
Von einem Weg kann hier allerdings nicht mehr die Rede sein. Es geht südwärts den Grat hinab, der bald ziemlich schmal wird. Ich wusste, dass ich an einer Stelle im linken Hang würde queren müssen, und als überraschend ein Bursch um eine Ecke kam, fragte ich ihn, wo diese Stelle denn sei. Er antwortete, er sei eigentlich alles am Grat gegangen, das sei am einfachsten. Erst als er weg war, wurde mir klar, dass die Stelle, an der wir kurz gesprochen hatte, diese Linksumgehung gewesen sein musste. Es sind nur ein paar wenige Schritte.
Wieder auf dem Grat wird es bald einfacher und über Gras nähert man sich schnell der felsigen Rotgundspitze. Ich querte noch ein gutes Stück in ihre linke Flanke hinein, bis mich ein grasiges Band auf den Nordgrat brachte. Hier sind zwei Felsstufen zu überwinden, beide in leichter, vergnüglicher Kletterei. Dann stand ich, schneller als gedacht, auf dem einfach zu begehenden Gipfelrücken der Rotgundspitze (2485m).
Der Abstieg erfolgt über den Ostgrat.
Hier begegneten mir ein paar Kids, die in kurzen Hosen und T-Shirts hier herumstiegen und sich offensichtlich auskannten. Auf meine Frage nach einer günstigen Abstiegsroute bekam ich allerdings keine befriedigende Antwort ("einfach irgendwie!"), und ich ging ein Stück zu weit nach Osten. Macht nichts, dort ist es eh leichter.
Die Kids stiegen, wie ich dann von unten sah, weiter im Westen ab als ich, ich wanderte von hinten über den Karboden hinüber zum Wanderweg und auf ihm in die Große Steinscharte (2262m).
Linkerskopf - Rotgundspitze - Steinscharte: Weglos, Felsgrate, kurz T5, sonst T4 und leichter, mit Einser- und Zweierstellen, 20 Minuten zur Rotgundspitze, weitere 30 Minuten zur Steinscharte
Da es nun ausnahmsweise mal wieder klar wurde, entschloss ich mich, die Hochgundspitze anzuhängen. Ich nahm das Wetter als gutes Omen - eine kleine Götterfigur, die ich im Schotter fand, ebenso, und machte mich an den Aufstieg.
Da ich den Gipfel angesichts der Verhältnisse gar nicht wirklich fest eingeplant hatte, lediglich als vage Möglichkeit, hatte ich als Infos nur das dabei, was ich im Kopf hatte. Von fern vermutet man, dass die erste Hälfte des Ostanstiegs über Grasschofen erfolgt, die zweite Hälfte dann über einen schotterigen Kegel links davon. Ersteres stimmt, letzteres nicht. Oberhalb der mäßig steilen und durchwegs einfach begehbaren Grasschofen geht es im Grunde konsequent über den Grat. Ist nicht wirklich übersichtlich, aber wenn man sich an den Grat hält, kann nicht wirklich etwas schiefgehen. Ich bin später hier wieder runter, und dabei manche Passage anders gegangen als im Aufstieg, und ich kam überall ohne große Schwierigkeitsunterschiede gut durch. Es gibt Steinmännle, aber die sind klein, und nicht jedes ist im Aufsteig gut zu sehen.
Wenn das Gras spärlich wird, überklettert man ein erstes Türmchen, und gelangt bald darauf an eine plattige Passage, die auf der Kante oder links davon überwunden werden kann. Es folgt ein nächster Felsaufschwung, bis zu einem schmalen Schartl. Von hier aus querte ich nach rechts und stieg über eine steile Rinne zum Gipfel hinauf. Links herum wäre es auch gegangen, und ein Tickerl leichter. Aber auch so gelangte ich ohne große Schwierigkeiten auf den Gipfel der Hochgundspitze (2460m).
Große Steinscharte - Hochgundspitze: weglose Gratkletterei, T5/II, 35 Minuten
Überschreiten? Und dann weiter zum Rappenseekopf? Die vorhergesagte Aufklarung am Nachmittag war ausgeblieben. Stattdessen kamen aus dem Tal immer mehr Wolken herauf. Ich würde vermutlich nicht durchgängig meine Route erkennen können. Außerdem hatte ich für diese Seite des Berges noch weniger Wissen zur Verfügung.
Ich versuchte es trotzdem, ging hinüber zu einem ersten, schmalen Gratzacken, der aber nur noch von Gamsspucke zusammengehalten wird. Der Abstieg vom Zacken war mir zu gruselig (III) und der Weiterweg nach einem breiten Kopf war nicht einzusehen, also schien es mir vernünftiger, über meine Aufstiegsroute abzusteigen. Richtige Entscheidung! Kaum war ich weg vom Gipfel, umhüllte er sich mit Wolken, und im Abstieg zur Rappenseehütte war er teils ganz verschwunden.
Hochgundspitze - Große Steinscharte: weglose Gratkletterei, T5/II, 25 Minuten
Da ich Rappenseekopf und Hochrappenkopf schon kannte, und das Rappenköpfle (auch: Kleiner Rappenkopf) nach der Regnung am Vortag defi zu nass war, verließ ich die Gegend. Schnell, um den 16:28er-Bus noch zu erreichen, spikte ich aus der Großen Steinscharte (2262m) an der Rappenseehütte (2091m) und der Enzianhütte (1780m) vorbei hinunter zur Petersalpe (1292m), an der meine Runde begonnen hatte. Die nassen Wege waren teils heikler als manche vermeintlich schwierige Passage auf den Graten hoch über mir... Zwei Stunden, nachdem ich die Steinscharte verlassen hatte, stieg ich an der Eschbach-Alpe (965m) in den Bus, und buste zurück nach Oberstdorf.
Große Steinscharte - Eschbach-Alpe: Wanderwege, T2, 2 Stunden
Fazit:
Großartige Tour! Der Linkerskopf, immerhin Deutschlands höchster Grasberg, ist bei trockenen Verhältnissen sogar Steilgrasanfängern zu empfehlen. Er ist, wie gesagt, nie wirklich schmal, nie richtig steil und nie echt schwierig. Der Weiterweg zur Rotgundspitze ist dagegen schmal und ausgesetzt, und keine Gegend zum Auspsychen. Die anderen Berge sind Felsgipfel, insbesondere die Hochgundspitze bietet schöne Kraxeleien.
Gear:
Stecken, Helm, C-Schuhe
Tourengänger:
Nik Brückner
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