Überschreitung Pollux und Castor


Publiziert von Resom , 30. Juli 2017 um 16:38.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:28 Juli 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m

Auf 3'800 Meter zu übernachten ist schon etwas spezielles. Gerade wenn man nicht wirklich akklimatisiert ist. Doch die Bergsteigerunterkunft am Kl Matterhorn bietet genau das an. Für unsere Tour auf die beiden Zwillinge ist sie aber geradezu perfekt. Von Zermatt nehmen wir die letzte mögliche Gondelbahn um 15:00 Uhr und sind gerade noch rechtzeitig zur Schlüsselübergabe im Restaurant auf dem KI Matterhorn oben. Danach heisst es warten, sich langsam an die etwas dünnere Luft gewöhnen. Um 18:00 Uhr wärmen wir unser bereitgestelltes Nachtessen auf. Jungens muss sich nach nur einem Bissen bereits geschlagen geben und verbringt die restliche Zeit im Bett. Während ich ihn umsorge, hoffe ich insgeheim, dass wir morgen früh trotzdem aufbrechen können.

Um 04:00 Uhr klingelt der Wecker. Ich hätte ihn eigentlich gar nicht gebrauch, gefühlt habe ich kein Auge zugetan. Meinem Tourenpartner geht es zum Glück wieder gut. Wir frühstücken gemütlich, ziehen uns an und verlassen um 05:00 Uhr die Station Kl Matterhorn. Zuerst gehen wir einige Meter dem Skilift entlang und biegen bei der ersten ersichtichen Spur nach Links auf den Gletscher ab. Weiter geht es bis zum Breithornpass, wo unsere Spur nach Rechts abzweigt und von hier immer der Höhenlinie 3'700 folgend zum Schwarztor weiterführt. Unterwegs müssen einige heikle Spalten umgangen werden. Die Spur ist gut gelegt und die Schneebrücken halten trotz eher wenig Schnee in diesem Jahr gut. Beim Schwarztor türmt sich der Pollux steil vor uns auf. Wir steigen zuerst durch eine Schneeflanke auf, die in einem Couloir mündet. Danach folgen wir den Kratzspuren in den Felsen des SW Grats bis zu den zwei Stellen, die mit Ketten versichert wurden. Die erste ist etwas unangenehm. Ich packe gut zu und ziehe mich in drei, vier Zügen hoch. Zwischen den einzelnen Ketten lege ich mit Expressen Zwischensicherungen. Die zweite Stelle eignet sich dann bestens, um ohne Ketten hochzuklettern (II). Es bieten sich hervorragende Griffe an und zwischen den Ketten kann wiederum super zwischengesichert werden. Am Ende dieser Stelle wartet die Madonna auf uns. Hier findet sich auch das Gipfelbuch. Es geht jedoch ein eisiger Wind und wir verzichten deshalb auf einen Eintrag. Weiter geht es über einen Schneegrat hoch zum Gipfel. Diesen haben wir ganz für uns alleine. Was für ein genialer Moment!

Absteigen tun wir über den SE Grat. Die erste steile Abkletterstelle umgehen wir durch ein nordseitiges Schneefeld. Danach queren wir in die Felsen. Zu Beginn wartet gleich eine etwas unangenehme, abwärtsgeschichtete Platte auf uns. Ist diese überwunden wird das Gelände nach und nach einfacher. Geröll, Kraxelpassagen und eine Stelle mit gutem Firn wechseln sich ab. Im windstillen Zwillingsjoch gönnen wir uns eine kurze Trink- und Verpflegungspause.

Am Castor haben wir während des Abstiegs schon zahlreiche Seilschaften beobachtet, die durch die W Flanke aufgestiegen sind. Wir schiessen uns ihnen an. In einer guten Spur geht es langsamen Schrittes die immer steiler werdende Flanke hoch. Dabei werden einige Spalten umgangen. Der Aufstieg mündet in einem steilen, heute blanken Stück, das uns auf den Gipfelgrat bringen soll. Es ist etwa 10 Meter lang. Hier staut es sich etwas, da nicht alle Leute gleich schnell sind oder die selben Sicherungsmethoden anwenden. Nach etwa einem Drittel der Wand finden sich zwei Sicherungsstangen und oben auf dem Grat ist ein Stand eingerichtet. Wer gut mit Steigeisen und Pickel umgehen kann, braucht hier wohl keine Eisschrauben zu setzen. Auf dem Gipfelgrat pfeifft uns dann wieder ein eisiger Wind um die Ohren. Der Anblick des herrlichen Schlussaufstiegs lässt und den Wind jedoch schnell vergessen. Ein Traum von einem Grat! Der Gipfel des Castors bietet nicht viel Platz. Drei Seilschaften teilen ihn sich und wir machen uns aufgrund des Winds rasch wieder an den Abstieg. Ich lasse Jungens vom Grat her über die Eisstufe ab und steige dann nach. Rasch vernichten wir die knapp 400 HMeter runter zum Zwillingsjoch und machen uns auf den langwierigen Rückweg zum Kl Matterhorn. Der Schnee auf dem Gletscher hat sich mittlerweise etwas aufgeweicht und ist mühsam zu begehen. Die Schneebrücken halten jedoch nach wie vor gut. Ausgelaugt kommen wir nach 8 Std wieder auf dem Kl Matterhorn an, wo wir erschöpft aber glücklich in die Gondel runter nach Zermatt steigen.

FAZIT: Interessante und abwechslungsreiche Hochtour. Während der Pollux facettenreicher ist, kann der Castor durch seinen imposanten Gipfelgrat überzeugen. In der Kombination eine perfekte Tour! Übernachtung auf dem Kl Matterhorn bei guter Akklimatisation zu empfehlen. Super Zimmer mit Einzelbetten, geräumiger Aufenthaltsraum, WCs und Duschen lassen ein Jugendherbergefeeling aufkommen.

Tourengänger: Resom, jungens


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Kommentare (1)


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Gesendet am 27. Juni 2019 um 10:23
Schöne Tour, die weniger Zeit u. Geld beansprucht, wenn man im Bivacco "Rossi e Volante" unter der Schwarzfluh uebernachtet!


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