Kellenspitze Klettersteig


Publiziert von quacamozza , 26. Juli 2017 um 16:58.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:17 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K4 (S)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1260 m
Strecke:P Materialseilbahn Gimpelhaus-Gimpelhaus-Kellenspitze-Nesselwängler Scharte-Gimpi-Gimpelhaus-P Materialseilbahn Gimpelhaus (11 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 5 1:25 000 Tannheimer Berge Köllenspitze, Gaishorn

Der Klettersteig auf die Kellenspitze ist der anspruchsvollste Eisenweg im Tannheimer Tal. Im Vergleich zur Lachenspitze etwa ist er deutlich länger und schwieriger. Dazu kommen bis zum Einstieg mindestens 800 Höhenmeter Zustieg und ein Abstiegsweg, auf dem man die Konzentration hoch halten muss. Außerdem ist zu beachten, dass es keinen Notausstieg gibt. Alles in allem also eine fordernde Unternehmung, die für Anfänger nicht geeignet ist.

Trotz dieser Rahmenbedingungen wird der Steig sehr häufig begangen. Die südseitige Lage sorgt dafür, dass man nach Regentagen relativ schnell einsteigen kann. Bei Affenhitze dagegen wird man in der Südwand regelrecht gegrillt. Ich selber bin heute touristenmäßig spät gestartet. Das muss man dann mit höherem Energieverbrauch büßen.

Da die Klettersteigbegehung aber auch so keine tagesfüllende Tour ist wähle ich für den Abstieg den kurzen Umweg über den lohnenden und einsamen Grasrücken hinunter zum Gimpi. Leider muss ich mich nach Verlassen dieses netten Gipfels bei der Querung zurück zum Wanderweg durch meterhohes Kraut kämpfen, das im Vorsommer bei niedrigem Bewuchs deutlich weniger mühsam zu begehen ist.

Der Einstieg des Klettersteigs liegt relativ nah am Sabajoch und recht weit entfernt von der Nesselwängler Scharte. Da man von der Nesselwängler Scharte zudem wieder 100 Höhenmeter absteigen muss und der Weg entlang der Südwand steinschlaggefährdet ist, ist der Zugang von Nesselwängle über die Bergzigeunerhütte wohl der bessere Zustiegsweg.



Zur Schwierigkeit:

Zustieg: unten T 2, ab Nesselwängler Scharte T 3-4
Klettersteig: D (S)
Kellenspitze Normalweg: T 4+ und I+, eine Stelle B
Gimpi und Rückweg: T 4


Zum Zeitbedarf:

P Materialseilbahn Gimpelhaus-Gimpelhaus: 40 min
Gimpelhaus-Einstieg Klettersteig: 50 min
Klettersteig: 1 Std 30 min
Kellenspitze-Nesselwängler Scharte: 30 min
Nesselwängler Scharte-Gimpi: 20 min
Gimpi-Gimpelhaus: 35 min
Gimpelhaus-P Materialseilbahn Gimpelhaus: 25-30 min



Ich habe das gute Topo von bergsteigen.com[www.bergsteigen.com/sites/default/files/topos/2323_Topo_7a8d...] (siehe auch Foto Nr.2) in der Tasche. Dieses Topo ist auch am Einstieg des Klettersteigs auf einer Tafel dargestellt und kann also vor Ort abfotografiert werden.

Die offizielle Bewertung des Klettersteigs ist D. Der Einstieg wird nur mit C-D bzw. C klassifiziert, stellt aber trotzdem aufgrund der anhaltenden Länge und der wenigen Griff- und Trittmöglichkeiten die höchsten Anforderungen. Da war ich mir mit anderen Begehern vor Ort einig. Wer die ersten 20 Meter schafft, wird auch die Gipfelwand gut bewältigen, sofern die Armkraft ausreicht. Generell ist es besser, nur eine Hand am Seil zu halten und mit der anderen am Fels zu klettern, was in den mittleren und oberen Abschnitten auch sehr gut geht. 

Es ist eine Überlegung wert, mit Kletterfinken zu steigen. Das ist jedenfalls im unteren Drittel des Klettersteigs eine deutliche Erleichterung. Für den Zustieg und für den Abstieg braucht es aber so oder so Bergschuhe oder zumindest Approach-Schuhe mit bergtauglicher Sohle. 

Krampen und Tritthilfen sind relativ wenige vorhanden, und wenn, dann sind sie erheblich schmaler und deshalb weniger komfortabel, als man das beispielsweise vom Tegelberg her kennt.

Die Begehungszeiten sind natürlich sehr individuell. Die angegebenen 2 bis 2,5 Std sollten aber auch für langsamere Begeher ausreichen. 1 Std 30 min sind sportlich, aber keinesfalls Hetze. 

Bevor die Gipfelwand angegangen wird kann man eine schöne Aussichtsbank mittels kleinem Abstecher (A/B) für einen kurzen Break aufsuchen.

Zusätzliche Schlingen und Selbstsicherung sind immer dann zu empfehlen, wenn auf dem Klettersteig viel los ist. Das dürfte vor allem an Wochenenden der Fall sein. Heute hält sich der Andrang in Grenzen. Da ist dann auch die Steinschlaggefahr geringer.

Auf dem Normalweg ist die ehemalige IIer-Stelle, eine feuchte Rinne, seit einiger Zeit klettersteigmäßig ausgestattet (B) und somit nicht mehr als Schlüsselstelle zu qualifizieren (natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, die Stelle zu klettern. Das dünne Seil ist allerdings entfernt worden). Der Rest ist zwar ebenfalls nicht besonders anspruchsvoll. Man befindet sich aber fast ständig im Absturzgelände. Sollten die Verhältnisse nicht gut sein, wird's schnell ungemütlich. Deswegen wird etwa im Winter häufig über den Klettersteig wieder abgestiegen.




Tourengänger: quacamozza


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