Piz Julier / Piz Güglia (3380 m) - die attraktive Variante durch's Suvretta-Tal ab/bis Champfèr
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Einige Tage zuvor hatte ich mehr durch Zufall entdeckt, dass es auf den Piz Julier einen durchgehend markierten Aufstieg gibt, allerdings einen „blauen“. Bei Durchsicht mehrerer hikr-Berichte war schnell klar, dass es sich tatsächlich um eine etwas anspruchsvollere Tour handelt. Starten lässt sich zum einen am Julier-Pass (was offensichtlich mehrheitlich gemacht wird) oder aus Richtung St. Moritz (eher selten und mit etwas mehr Höhenmetern verbunden). Bei der Fuorcla Albana auf 2870 m kommen beide Zustiege dann zusammen.
Für eine öV-Tour ist der Julier-Pass weniger gut geeignet auf Grund der eher spärlichen Busverbindungen, zudem am Morgen eher spät, am Nachmittag tendenziell zu früh. Ausserdem ist es von der nächsten Bus-Haltestelle einige Kilometer entlang der Pass-Strasse bis zum eigentlichen Startpunkt. Ausser man trifft – wie es etwa Sputnik passierte – auf einen so entgegenkommenden Bus-Chauffeur, der bei der Chamanna dal Stradin ausserplanmässig hält. Darauf wollte ich mich allerdings nicht verlassen. Drum Anreise besser mit der Rhätischen bis St. Moritz und von dort gleich im Anschluss mit dem Bus noch ein kurzes Stück weiter bis Champfèr, das mir nach der Karte als guter Ausgangspunkt erschien.
Was mich im Vorfeld noch weiter für St. Moritz bestärkte, der Zustieg vom Julier-Pass wird als eher mühsam und nicht so attraktiv beschrieben, die Variante von St. Moritz dagegen fand ich zumindest in einem Bericht deutlich attraktiver bewertet. Und soviel kann ich jetzt schon verraten, es war tatsächlich eine gute Wahl.
Soviel zu den Vorüberlegungen; jetzt musste nur noch ein Tag mit passendem Wetter kommen. Für heute klangen die Vorhersagen von meteo recht vielversprechend.
Am Startpunkt Champfèr-Schulhaus ist der Piz Julier noch nicht auf dem Wegweiser, stattdessen folgt man „Suvretta“ bis kurz danach auch der Piz Julier „blau“ und mit 4,5 h Wegzeit auftaucht.
Parallel zur viel wasserführenden Ova da Suvretta auf deren orografisch linken Seite zunächst ein kurzes Stück sehr angenehm durch Wald, danach dann über offene Alpweiden bis Chalschigna auf 2310 m. Hier zweigt der Aufstieg zur Fuorcla Albana links ab. Ein gutes Stück ist dieser Steig nicht mehr als T2 von wenigen kurzen, geringfügig anspruchsvolleren Passagen einmal abgesehen. Mit dem Erreichen der Geröllmulde Padriöl geht es danach über in Blockgelände und anschliessend über Schutt, dies gelegentlich auch etwas steiler (T3).
2h20 nach dem Start ist die Fuorcla Albana mit der kleinen, rudimentär ausgestatteten Schutzhütte erreicht. Ab jetzt wird’s tatsächlich alpin: felsig, steile Passagen, nur gelegentlich durch flache Abschnitte unterbrochen, zumeist ausgesetzt, doch mit vielen Sicherungen. Und es zieht sich, zumindest ich war hier ausgesprochen langsam: Gut 1h45 statt der angeschriebenen 1h15. Mir fehlte offensichtlich etwas die Übung für derartiges Gelände – und die erforderliche Puste :-(
Zuvor bis zur Fuorcla hatte ich demgegenüber mit meinen 2h20 gut eine Dreiviertelstunde gutgemacht. Und per Saldo lag ich immer noch ein klein wenig unter den angeschriebenen 4,5 h ab Champfèr – immerhin ein kleiner Trost.
Ich hatte mir extra einen Wochentag für diese Tour ausgesucht, damit es nicht zu voll wird: Und so war es auch: einige wenige kamen mir bereits in ihrem Abstieg entgegen und bei der Ankunft um 13h45 war ich zunächst allein am Gipfel.
Dass die Gipfel der Berge im nahen Nordwesten zum Teil bereits in Wolken gehüllt waren, und diese zum Julier rasch weiterzuziehen schienen, wollte mir nun gar nicht gefallen: Denn in Wolken wollte ich den anspruchsvollen Abschnitt bis zur Fuorcla nun wirklich nicht begehen. Deshalb wurde die Gipfelrast auf eine Viertelstunde begrenzt und die Verpflegungspause auf die Fuorcla Albana verschoben.
Im Abstieg war ich überrascht, dass mir doch noch einige Wanderer entgegenkamen. Und wie ich später auf der Fuorcla erkennen musste, meine Befürchtungen hatten sich nicht bewahrheitet, und der Gipfel hatte sich bis dahin noch nicht eingehüllt.
Nach ausgiebiger, verspäteter Rast im Sonnenschein danach dann der weitere Abstieg nach Champfèr, analog dem Aufstieg.
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