Drei Tage durchs Kleinwalsertal: Walmendingerhorn (1990 m) - Hoher Ifen (2230 m) - Fellhorn (2037 m)


Publiziert von DiAmanditi , 31. Januar 2018 um 19:58.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:14 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 3 Tage
Unterkunftmöglichkeiten:Schwarzwasserhütte, Mahdtalhaus

Nachdem wir zuvor zwei Tage in den Vogesen verbracht hatten, reichte uns die Zeit in dieser Woche noch gut, um ein zweites Mal kurz zu verreisen, diesmal allerdings nur zu zweit. Und schon bald hatten wir auch eine Idee. Der Hohe Ifen und das Gottesackerplateau standen sowieso schon auf unserer Projektliste und wir wollten die Tour auf zwei Tage aufteilen, um eine schöne ausgedehnte Runde machen zu können. Doch die Hütte "Bergadler", unser Zwischenziel unterhalb des Ifens, hatte noch geschlossen, außerdem wurde für den Freitag schlechtes Wetter vorhergesagt. Also hieß es umentscheiden, und endlich beschlossen wir über das Walmendinger Horn zur Schwarzwasserhütte aufzusteigen, am nächsten Tag über den Hohen Ifen zum Mahdtalhaus (zweite Nächtigung) zu wandern und am Freitag das Ziel sich spontan zu überlegen.




14. 6. 2017, 9:04, Würzburg Hauptbahnhof

Es geht los! Um 9:04 wird unser Zug abfahren, von Würzburg ins Allgäu nach Oberstdorf. Normalerweise ist man mit dem Auto schnell im Allgäu, da uns unser Auto momentan nicht zur Verfügung steht, steigen wir auf die ÖV um. Also ab zum Würzburger Hauptbahnhof und nach kurzem Einkaufen in den ICE nach Nürnberg, obwohl man diesen wohl kaum so nennen dürfte. Schließlich fährt der Zug teils extrem langsam, hielt einige Minuten auf der Strecke, um trotzdem zu unserer großen Überraschung pünktlich in Nürnberg anzukommen.


14. 6. 2017, 9:04 - 14:19, Nürnberg - Ingolstadt - Augsburg - Allgäu

Die restliche Fahrt verläuft sehr entspannt. Irgendwann sind wir in Ingolstadt, dann in Augsburg und nach einem kurzen Nickerchen sehen wir endlich zum ersten Mal die Alpen. Ach, wie begeistert ist doch der bergliebende Hügellandwanderer, wenn er endlich wieder die richtigen Berge sieht! Dadurch wird die Fahrt gleich viel interessanter und schnell erreicht der Zug Oberstdorf.

14. 6. 2017, 14:19, Oberstdorf Hauptbahnhof

Endlich angekommen! Wir steigen in den Bus Nr. 1 ins Kleinwalsertal und schon kurze Zeit später sind wir in Riezlern, wo wir auf die Buslinie zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour warten. Und warten. Und warten. Und warten, bis schon fast eine halbe Stunde vergangen ist und wir endlich beschließen, beim Busfahrer der oft verkehrenden Linie 1 nachzufragen. Nachdem der auch nichts weiß, überlegen wir schon, ein paar Extrakilometer zu laufen, um zum Ausgangspunkt zu kommen, als plötzlich der gesuchte Bus in die Haltestelle einfährt. Und nun klärt sich auch alles auf: Wir hatten nur den Fahrplan nicht richtig gelesen, denn in der Nebensaison fährt der Bus nur jede Stunde, was bedeutet, dass wir so oder so so lange auf den Bus hätten warten müssen, aber egal. Jetzt können wir endlich loswandern und das ist ja die Hauptsache!


14.6. 2017, 15:30, Klettergarten Auenland

Noch kurz orientieren auf der Karte und das Gewicht der Rucksäcke prüfen und schon beginnt der Aufstieg. Die wenigen Wanderer, die wir auf den ersten Metern treffen, sind natürlich schon längst im Abstieg und schauen uns verwundert an. Schnell ist die Untere Walmendingerhornalpe erreicht, kurz darauf die Obere und auf einmal stehen wir inmitten von blühenden Alpenrosenbüschen und Enzian vor dem Walmendingerhorn. Mit jedem Meter wird nun die Aussicht auf den gegenüberliegenden Hohen Ifen und das Gottesackerplateau (dort geht es am nächsten Tag hin!) besser, das einzig Störende ist der Helikopter, der um eine Baustelle am Ifen-Skigebiet herumfliegt und dabei einen ziemlichen Lärm macht. Anscheinend soll wieder ein neuer Lift gebaut und das gesamte Skigebiet erneuert werden.

Bald sind wir am Sattel zwischen dem interessant aussehenden Heuberggrat und dem Walmendingerhorn angekommen und der Blick auf die großen Allgäuer  eröffnet sich. Wenige Meter später ist auch die Gipfelstation der Walmendingerhornbahn erreicht, die uns ein bizarres Schauspiel bietet: Wann erlebt man denn an einem schönen, sonnigen Tag, dass an der Gipfelstation einer Seilbahn keine Menschenseele mehr verweilt? - richtig, wenn die letzte Talfahrt schon längst vorbei ist! Auch am sonst so viel besuchten Gipfel des Walmendingerhorn lässt sich niemand mehr blicken - und uns freut's, dass wir die wunderschöne Aussicht für uns alleine haben!

14. 6. 2017, 17:30, Walmendingerhorn Gipfel

Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter zu den Ochsenhoferköpfen; auf dem Abstieg treffen wir zwei Mountainbiker, die letzten Menschen, denen wir vor Erreichen der Schwarzwasserhütte begegnen werden. Bei der unterhalb des Walmendingerhorns gelegenen Muttelbergscharte müssen wir wieder aufsteigen, nämlich zum Muttelbergkopf, der allerdings eher ein Vorgipfel des höheren Lüchlekopfs ist. Die schöne Landschaft mit hunderten Enzianen und die Aussicht, die auf dem Kamm nicht weniger gut als auf dem Walmendingerhorn ist, erfreut uns natürlich besonders. So sind wenig später die beiden Gipfel überschritten und die Ochsenhoferköpfe stehen an. Diese (Östlicher Ochsenhoferkopf und Westlicher Ochsenhoferkopf) haben einen ähnlichen Charakter wie der Lüchlekopf und besitzen jeweils einen kleinen Gegenanstieg. Am Weg finden sich hier - wie bei allen Gipfeln des Ochsenhofer Grates - ebenfalls kurze felsige Kraxelstellen, die jedoch alle sehr einfach und nie ausgesetzt sind (T3). Schließlich erreichen wir die Ochsenhoferscharte und die Überschreitung der Ochsenhoferköpfe ist abgeschlossen.

14. 6. 2017, 18:15 - 19:45, Überschreitung von Muttelbergkopf, Lüchlekopf und Ochsenhoferköpfen

Ab hier ist es nicht mehr weit bis zur Schwarzwasserhütte, wo eine schöne Flädelesuppe auf uns wartet. Am Abend treffen wir noch ein paar Vorbereitungen für den nächsten Tag und machen einen Abendspaziergang Richtung Gerachsattel, dann geht es schlafen.

Die Schwarzwasserhütte machte durch die schöne Lage sowie das gute Essen einen zunächst postiven Eindruck, jedoch können wir wegen der Aufregung des Tages und schnarchender Bettnachbarn nicht sehr gut schlafen. Um 6 Uhr stehen wir schließlich auf und bereiten den Abmarsch vor. Nur blöd, dass erst um 7 Uhr die Hütte wirklich öffnet und wir bezahlen können. Also müssen wir die Zeit abwarten, bis wir loswandern können und die Schwarzwasserhütte hinter uns lassen.

Nacht vom 14. 6. 2017 zum 15. 6. 2017, 20:15 - 7:15, Schwarzwasserhütte

Der Tag verspricht auf jeden Fall Gutes: die Sonne scheint und wir freuen uns sehr auf die folgende Besteigung des Hohen Ifens und Überquerung des Gottesackerplateaus, als wir zum Gerachsattel aufsteigen. Dort angekommen lassen wir uns erst mal ein ausgiebiges Frühstück schmecken, immerhin haben wir in Würzburg nicht umsonst eingekauft. Währenddessen genießen wir die tolle Aussicht am Sattel auf den Diedamskopf und entdecken dabei ein Reh, das sich kurz blicken lässt. Immerhin haben wir jetzt einen der Gründe für die unzähligen Wildschutzgebiete der Gegend gesehen! Suber Sach! Ach, das ist übrigens der Name des Baches, der am Gerachsattel entspringt. Und der Bach auf der anderen Seite heißt Grappa... Suber Sach! (vom Wasser probiert haben wir nicht ;-)).

Nach der Pause kann der eigentliche Aufstieg beginnen. Dieser führt uns durch wunderschöne alpine Landschaft mit Latschen, Matten und kleinen Seen zur Ifersguntenalpe, ab der der Weg etwas aufsteilt und ins schrofig-geröllige Gelände führt. Tiere sehen wir keine außer einem winzigen Frosch bei einer Wasserquelle in den Felsen. Schließlich erreicht der Pfad die Bresche in der Ifenmauer, wo einige Drahtseile angebracht sind. Wir haben sie weder beim Auf- noch beim Abstieg auf der anderen Seite gebraucht, für einige Bergwanderer mögen sie jedoch sehr nützlich sein. Ein paar Tage vorher, so Information an der Schwarzwasserhütte, wären die Drahtseile jedenfalls noch abmontiert gewesen. Kurz darauf ist die Steilstufe auch schon überwunden und es geht flacher über das Ifenplateau weiter Richtung Gipfel. Plötzlich stehen wir vor einem gewaltigen Steilabbruch, ein paar Alpenbraunellen fliegen umher, die Sicht auf den Gottesacker wird frei und wenige Meter neben uns steht ein Gipfelkreuz: Wir haben den Gipfel des Hohen Ifens erreicht!

15. 6. 2017, 10:15, Hoher Ifen Gipfel

Hier wird erst mal die Brotzeit ausgepackt, was natürlich auch entsprechende Gäste anlockt. Von der so viel gepriesenen Aussicht bekommen wir allerdings nicht allzu viel mit, denn eine große Wolke versperrt den Blick auf die umliegenden Berge. Also verweilen wir am Gipfel zwar einige Zeit, brechen dann aber doch schnell auf. Beim Abstieg geht es zuerst nur leicht über das sehr blumenreiche Ifenplateau abwärts, bevor wir die Steilstufe zum Gottesacker hinunter überwinden müssen. Diese ist einfacher als erwartet, aber doch etwas anspruchsvoller als der Aufstiegsweg; außerdem liegt noch viel Schnee, sodass wir ein wenig aufpassen müssen, um nicht auszurutschen.

Im Gegensatz dazu wird durch den Schnee der nun folgende Aufstieg zum Hahneköpfle über einen breiten Schneehang besonders schön, trotz nasser Füße. Das einzig Unschöne ist die große Baustelle an der Ifenbahn-Bergstation, die die Stimmung leider sehr stört. Bald können wir zum Glück schon auf diese zurückblicken, denn nachdem wir den kleinen Gipfel des Hahnenköpfles überschritten haben, geht es über das Gottesackerplateau zurück in die Einsamkeit. Der Weg ist hier recht abwechslungsreich: Zunächst haben wir Spaß am Hinabrutschen durch den Schnee vom Hahnenköpfle hinunter, danach führt der Pfad über Schnee und Karst an ziemlich vielen kunstvoll gebauten Steinmännern vorbei und später muss man sogar aufpassen, in keins der tiefen Löcher zu fallen, die sich sehr zahlreich im Karstgelände vorfinden. Als wir schließlich an der verfallenen Gottesackeralpe ankommen, sind unsere Füße schon ziemlich nass vom Schnee, also legen wir eine Fußtrockenpause ein. Es gibt einfach kaum etwas Schöneres als auf einer Bergwiese zu liegen, sich die Sonne auf die Füße scheinen zu lassen und die Aussicht zu genießen!

Irgendwann müssen wir aber doch aufbrechen, schließlich warten noch zwei Gipfel, Obere Gottesackerwände und Toreck auf uns, außerdem ziehen langsam auch die dunklen Wolken auf, welche für den Nachmittag vorhergesagt waren. Wir wandern jedenfalls nun durch wunderschönes Karstgelände zur Torscharte aufwärts; gelegentlich gibt es Felskontakt (bei unserer Routenwahl). An der Torscharte angekommen stehen wir vor einer Entscheidung (oder auch zwei): rechts oder links, Toreck oder Obere Gottesackerwände, welchen Gipfel besteigen wir zuerst? Wir entscheiden uns für die Oberen Gottesackerwände und steigen hinauf zu dem kleinem Schrofenwandl, das den Grat zum Gipfel markiert. Wir steigen über dieses direkt auf, man kann es aber auch umgehen. Wie auch immer, oben wird das Gelände flacher und leitet in 5 Minuten ab der Torscharte zum Gipfel mit Steinmann. Nur eins stellt sich uns noch in den Weg: eine I-er Stelle zum Gipfel, bei der es auf einer Seite 3 Meter und auf der anderen 300 Meter abwärts geht. Danach ist die Besteigung der Oberen Gottesackerwände geschafft und somit auch die Durchquerung des Gottesackerplateaus!

15. 5. 2017, 10:45 - 14:20, Durchquerung des Gottesackerplateau mit Besteigung von Hahnenköpfle und den Oberen Gottesackerwänden

Wir genießen nun zum dritten Mal heute die Gipfelaussicht, vor allem den Rückblick zum schon weit entfernt scheinenden Hohen Ifen, danach geht es weiter. Wer nicht die ausgesetzte Stelle abklettern möchte, kann auf der anderen Seite über ein leichtes Wandl absteigen (I) und zur Toreckscharte zurückkehren. Dort entscheiden wir, anstatt nur einen kurzen Abstecher zum Toreck zu machen, dieses zu überschreiten und versuchen, einen einfachen weglosen Abstieg Richtung Gräfenkürenalpe zu finden. Das gestaltet sich nicht ganz einfach, wie sich später herausstellt.

Zunächst läuft alles prima: Das Toreck ist schnell und einfach erreicht und das Karstgelände mit Dolinen, Spalten, Löchern und Schrattenkalkfelsen macht Spaß. Doch bald nach dem Gipfel zeigt sich, es gibt keine gute Abstiegsmöglichkeit vom Toreck, außerdem verdichten sich die dunklen Wolken langsam zum Gewitter. Für Freude sorgt kurz ein Schneehuhn, das überrascht zwischen den Felsen auffliegt. Kurz bevor wir den Latschengürtel erreichen, fallen die ersten Tropfen. Zum Glück bleibt es dann auch dabei. Doch schon bald stehen wir vor einem neuen Problem: Die Latschen versperren uns den Weg; es gelingt uns schließlich, sie zu umgehen und den Abstieg in eine Schuttrinne zu finden (Beobachtung zweier Gämsen mit Kitz!), die bis unterhalb der Baumgrenze führt, wo wir einen Jägersteig entdecken, der in stetigem Auf und Ab langsam tiefer führt. Irgendwann ist allerdings dieser zu Ende und wir müssen erneut weglos ein Vorankommen versuchen. Das klappt auch ziemlich gut, denn kurz darauf stehen wir vor der Gräfenkürenalpe nebst Forststraße. Hier trinken wir erst mal unsere letzten Wasser - bzw. Milchvorräte aus, bevor wir uns den Weiterweg suchen. Diesen zu finden helfen uns zwei recht unfreundliche Gestalten, die mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt waren. Nur widerwillig geben sie uns Auskunft und bald treffen wir auf den eigentlichen Weg durchs Mahdtal, den wir letztes Jahr schon teilweise gegangen sind. Also können wir nun geschwind Richtung Mahdtalhaus absteigen und endlich erreichen wir die Höflealpe, dann den Waldrand und schließlich stehen wir erschöpft vor dem Mahdtalhaus.

15.5. 2017, 14:20 - 17:10, Abstieg von den Oberen Gottesackerwänden zum Mahdtalhaus

Im Internet stand Ungutes über das Mahdtalhaus, weshalb wir vor der Wanderung zuerst etwas skeptisch waren. Doch wir bekamen ein ganz anderes Bild von der Hütte: Das Mahdtalhaus ist sehr gemütlich und groß; auch wenn es keine wirkliche alpine Schutzhütte ist, stellt es eine echt gute, günstige Übernachtungsmöglichkeit in Außerschwende dar. Außerdem hatten wir gelesen, die Hüttenwirtin sei unfreundlich, was wir gar nicht nachvollziehen können, schließlich war sie zu uns sehr nett, kochte uns später noch extra Essen und nahm sich die Zeit, uns eine detaillierte Wegbeschreibung für die Tour am morgigen Tag zu erklären, doch dazu später mehr.

Jedenfalls duschen wir hier erst mal, löschen unseren Durst von der Wanderung und überlegen uns die Tour für den nächsten, letzten Tag. Das Wetter soll recht regnerisch werden (genau wie der Abend, da kam auch einiges runter), allerdings könnte es noch für eine weitere Bergtour reichen. Die Entscheidung ist also schnell gefällt: Wir besteigen am Freitag das Fellhorn und steigen danach über den Söllereckkamm nach Kornau ab, wo wir mit dem Bus zurück nach Oberstdorf fahren werden. Mit diesem Plan in Gedanken gehen wir schlafen, wobei sich das Notlager, das nur noch frei war, als komfortabler herausstellt als gedacht, sodass wir am nächsten Morgen entspannt frühstücken können. Die Hüttenwirtin gibt uns noch einen kurze Erklärung inklusive Plan über die schönste Aufstiegsroute, dann wandern wir los.

Nacht vom 15.6. 2017 zum 16.6. 2017, 17:20 - 8:45, Mahdtalhaus

Der Weg führt zunächst am wegen des gestrigen Regens stark rauschenden Schwarzwasserbach entlang bis zum Zusammenfluss von Schwarzwasser und Breitach. Hier wird der Bach mittels einer großen Brücke überquert und nach kurzem Aufstieg erreichen wir die Riezler Hauptstraße. Unsere Beschreibung besagt, dass wir nun beim Hotel Wagner einen kleinen Pfad am Zaun nehmen und diesem folgen sollen. Gesagt, getan; schon wandern wir durch den Wald aufwärts und queren anschließend den Beschilderungen Richtung Riezler Alpe folgend nach Südwesten. Hier beginnt der eigentliche Aufstieg zur Gehrenspitze - und das merkt man auch: Der Weg steilt deutlich auf und führt die nächsten 400 Höhenmeter ziemlich anstrengend den Bergwald aufwärts. Irgendwann ist aber der Aufstieg zur Riezler Alpe geschafft und nach kurzer Pause bei den kleinen Almhütten wandern wir über den bewachsenen und mit Lawinenverbauungen bestückten Grat zum Gipfelkreuz der Gehrenspitze.

16.6. 2017, 11:00, Gehrenspitze Gipfel

An sich ist die Gehrenspitze kein wirklicher Gipfel, sondern nur der höchste vom Tal aus sichtbare Punkt im Kamm des Gundkopfes. Doch gerade deswegen hat man vom Gipfelkreuz einen wunderschönen Tiefblick ins Kleinwalsertal und auf seine Berge. Grund genug, die Aussicht trotz des wolkenverhangenen Himmels zu genießen, bevor es flacher über den Grasgrat zum etwas höheren Gundkopf weitergeht. Kaum haben wir diesen erreicht, tritt jedoch die Wettervorhersage ein: Eine dunkle Wolke zieht auf, während wir wenig später mitten im Regen stehen und uns schleunigst auf den Weg zur Fellhornbahn-Bergstation machen, denn dort können wir uns unterstellen und abwarten, bis der Schauer vorbei ist. Doch bis dahin ist es noch ein kleines Stück und so müssen wir eine gute halbe Stunde durch den Regen laufen. An der Bergstation angekommen trinken wir erstmal eine Heiße Schokolade und legen eine Pause ein, bevor wir die letzten Meter auf das Fellhorn in Angriff nehmen.

16.6. 2017, 12:45, Fellhorn Gipfel

Leider verhinderte das Wetter eine schöne Aussicht. Auch der vielgepriesene Blumenreichtum am Fellhorn wollte nicht so recht aufmuntern. Die Wolken geben den Blick nur auf wenige Berge frei und fünf Minuten später ist gar nichts mehr zu sehen. Also schnell weiter, denn wir müssen um 15:40 am Oberstdorfer Bahnhof sein. Die nun folgende Gratwanderung ist eigentlich sehr schön, doch die Wolken verhüllen den Kamm und lassen weder Fern- noch Nachblicke zu. Nachdem wir den Schlappoltkopf überschritten haben, lichtet sich der Nebel dann doch etwas und gibt den Blick auf eine interessante, scharfe Grasschneide frei. Hierbei handelt es sich um den Übergang vom Söllerkopf - Vorgipfel zu dessen Hauptgipfel. Der Vorgipfel wird hierbei einfach vom Wanderweg überschritten, während der Hauptgipfel dem eher schwindelfreien Berggeher vorbehalten ist. Na ja, einige Wanderer wagten den Abstecher und merkten erst später, dass der schmale Grat bei den Bedingungen kein Spaziergang ist. Sehr viel gibt es bei dem Wetter auf dem Gipfel sowieso nicht zu sehen, weshalb wir auch bald wieder zum Wanderweg zurückkehren.

Kurze Zeit nach dem Söllerkopf gelangen wir zu einer Steilstufe, die auf etwas schmierigen Weg an einem Drahtseil überwunden wird. Nun wird auch der Bewuchs höher und üppiger, wo vorher nur Gras war, wachsen ab hier Sträucher und erste Bäume. Schließlich führt der Weg nach rechts über Almwiesen zur Sölleralpe hinab, aber wir folgen diesem noch nicht, denn wir hatten noch einen Abstecher zum Söllereck vor. Auf unserer Karte war dorthin ein markierter Weg eingezeichnet, wir finden allerdings nur einen schmalen Pfad vor, der nur durch Übersteigen eines Weidezauns erreichbar ist und bald auf einer Gratschulter im Gebüsch endet. Das Söllereck stellt nämlich eher eine Schulter im Grat anstatt eines wirklichen Gipfels dar. Somit ist die Stelle, wo der Pfad endet, wohl am ehesten als höchster Punkt des Söllerecks anzusehen.

16.6. 2017, 12:45 - 14:15, Überschreitung des Söllereckkamms vom Fellhorn zum Söllereck

Nach dem Abstecher setzen wir unseren Abstieg zur kleinen Sölleralpe fort, wo wir auf einen breiten Almweg wechseln, der bald zur Bergstation der Söllereckbahn gelangt. Hier trinken wir noch schnell etwas, dann folgen wir mit hohem Tempo dem Zufahrtsweg entlang der Skipiste. Jene Skipiste zeigte übrigens erstaunlicherweise einen sehr schönen und üppigen Blumenteppich, den man hier nicht unbedingt erwartet hätte. Schließlich kamen wir unten an der Talstation an, während zufälligerweise gerade der Bus nach Oberstdorf die Bushaltestelle anfuhr! Schnell hasteten wir zur Haltestelle, stiegen ein und bemerkten im Bus, dass wir bei unserer Tour nun wirklich am Ende angelangt waren. Wir hatten  jedenfalls dadurch, dass wir perfekt den Bus erwischt hatten, noch ausreichend Zeit bis zur Abfahrt des Zugs und konnten noch einmal durch Oberstdorf laufen.

16.6. 2017, 15:15, Ankuft nach der Tour in Oberstdorf

Schließlich war es dann soweit: Der Zug fuhr ein und wir nahmen Abschied von dem schönen Allgäu, das uns drei wunderbare Tage in den Bergen beschert hatte... Nach einem kurzen Zwischenstopp in München erreichten wir schließlich am Abend den entgültigen Endpunkt unseres Ausflugs, den Würzburger Hauptbahnhof und kurz darauf waren wir wieder zuhause angekommen - und hatten ein sehr schönes Erlebnis hinter uns!

16.6. 2017, 15:40 - 21:15, Rückfahrt von Oberstdorf nach Würzburg


Schwierigkeiten:

°Auf das Walmendingerhorn:T2
°Überschreitung der Ochsenhoferköpfe:T3
°Überschreitung des Ifens: T3+ (im Schnee)
°Überquerung des Gottesacker: T2+
°Obere Gottesackerwände:T4, I
°Toreck und Abstieg durchs Mahdtal: T2 (unsere Variante T4-)
°Aufstieg zum Fellhorn über Gehrenspitze:T2
°Abstieg über den Söllereckkamm nach Kornau:T2+, Abstecher zum Söllerkopf: T4-

Fazit:
So, endlich bin ich fertig mit diesem Bericht, den ich eigentlich schon hatte vor Monaten veröffentlichen wollen, ich aber keine wirkliche Lust gehabt hatte, ihn komplett fertigzuschreiben. Jedoch zur Tour: Es sind drei äußerst schöne und abwechslungsreiche Tage gewesen, bei denen man ziemlich gut die Berge des Kleinwalsertals kennenlernt und auch einige von ihnen besteigt. Natürlich kann man die Tour beliebig verändern und erweitern. Uns sind auch einige weitere interessante Ziele beim Wandern aufgefallen, die vielleicht für kommende Touren in den tollen Allgäuer Bergen ein geeignetes Ziel wären. Doch nun die Bilder der Wanderung, denn sie sind sowieso viel interessanter und davon habe ich jede Menge:






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Tourengänger: DiAmanditi


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