Jufplaun - nach em Räge schint Sunne


Publiziert von CampoTencia , 13. März 2017 um 22:57. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Val Müstair
Tour Datum:10 März 2017
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Münstertaler Berge 
Zeitbedarf: 4:30
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PW oder Postauto von Zernez oder Tschierv nach Buffalora-P10
Kartennummer:1219 S-charl, 1239 Sta. Maria

Vor uns drei Tage im Val Müstair. Wir freuen uns riesig, na ja, im Moment ist die Freude etwas gedämpft. Es regnet leicht, als wir um 6 Uhr starten. Eine halbe Stunde später regnet es in Strömen. Zum Glück ist der Vereina-Tunnel dicht, aber in der Dunkelheit hilft das auch nicht viel. In Zernez heitern Kaffee und Gipfeli unsere Gemüter auf.
 
Gemäss Strassenzustandsbericht vom Vorabend ist der Ofenpass normal befahrbar. Etwa 1 Km nach Zernez beginnt das Auto auf dem Schneematch zu schlingern. Wir wenden vorsichtig und fahren wieder hinunter. Da! Zwei Schneepflüge! Hinter denen müsste es zu schaffen sein. Es dauert eine Weile, bis wir wieder wenden können und den nächsten Versuch wagen. Wir schaffen es etwas weiter die Passstrasse hoch, aber der Schneefall deckt die Strasse stark zu und lässt uns wiederum scheitern. Müssen wir denn eigentlich über den Pass? Nein, da gibt es doch den kleinen Umweg das Unterengadin hinunter, über den Reschenpass und von Osten her ins Val Müstair. Bei diesem Wetter haben wir ja nichts zu verlieren. In Müstair besichtigen wir die Kirche des Benediktinerinnen-Klosters St. Johann und machen einen Rundgang durch das schmucke Dörfchen. Nach einer kurzen Fahrt nach Tschierv ist es Zeit für eine Einkehr. Alle haben Hunger und wir bestellen Spezialitäten des Hauses. Während wir unser Mahl geniessen, stürmen etwa 20 Hirsche in Einerkolonne aus dem Wald herunter, queren die Talstrasse und verschwinden über einen Hügel auf der rechten Talseite in den Wald. Welch ein Anblick! Da werden wir doch reichlich für den verregneten Tag entschädigt.
 
Am nächsten Morgen lacht uns die Sonne aus einem blauen Himmel an. Unsere Gesichter strahlen. Nach einem ausgiebigen Frühstück vom reichlich gedeckten Buffet im La Vopa machen wir uns bereit und fahren mit dem Postauto über den Ofenpass nach Buffalora. Wir entscheiden uns auf Grund der Lawinensituation für eine defensive Tour, Gipfel müssen heute nicht das Ziel sein! In der Nacht hat es geschneit, die Schneeschleuder macht den Weg frei für das Postauto, das aber trotzdem einige Kurven vorsichtig angeht.
 
Skitourenfahrer und weitere Schneeschuhläufer machen sich bereit und ziehen gegen Alp Buffalora los. Frischer Pulverschnee neben der Spur, die Berge unter dem blauen Himmel, Föhren und Arven, und Stille. Wir geniessen den Anstieg und zweigen bei P.2195 von der Munt Buffalora Route ab. Bald erblicken wir vor uns auf unserer Route einen riesigen Lawinenzug, der sich vermutlich gestern aus der Ostflanke des Buffalora gelöst haben muss. Die unzähligen Schneeblöcke sind pickelhart und lassen unsere Gedanken in die Vergangenheit abschweifen. Gut, dass wir nicht gestern hier waren!
 
Bald erreichen wir Chasa da Cunfin, wo wir im Anblick von Piz Mon' Ata, Piz Pala Gronda und Piz Daint die Mittagsrast abhalten wollen. Oder sollen wir erst noch die nächste Anhöhe schaffen? Vielleicht ist dort die Aussicht noch besser? Wir steigen hoch, essen kann man später ja immer noch. Dummerweise oder zum Glück bemerken wir, dass es eine gute Spur gibt, die im Bogen wieder Richtung Buffalora zurück führt. In einer windgeschützten Mulde halten wir Rast und verpflegen uns. Allerdings nicht allzu lange, sooo gemütlich ist es hier auch wieder nicht.
 
Auf dem Rückweg geniessen wir wiederum den Ausblick, diesmal nun den rückwärtigen Teil im Norden. Die kleinen Hügel und Senken, die knorrigen Nadelbäume und die Abhänge des Piz Daint dahinter machen das Laufen sehr interessant und abwechslungsreich. Wir gelangen in ein kleines Tälchen hinunter und steigen nochmals kurz hoch, bis wir wieder auf die Spur vom Morgen treffen. Und da steht die Arve, die uns vorher schon sehr in ihren Bann gezogen hat. Nun zwitschern Haubenmeisen und Mönchsmeisen um die Wette und suchen nach Futter in schneefreien Stellen. Wie lange haben wir da zugeschaut? Die Zeit vergeht im Flug.
 
Nun geht es abwärts durch das Wäldchen und bald erreichen wir die Passstrasse. Beim Gasthaus Buffalora sind fast alle Plätze besetzt, aber man rückt zusammen und wir dürfen die kurze Zeit bis zur Abfahrt des Postautos mit Kaffee und Bier an der Sonne absitzen. Auf der Rückfahrt nach Tschierv werden wir noch einmal beschenkt: Hirschkühe weiden ungestört am Waldrand auf der rechten Talseite. Sind es dieselben wie gestern?
 
Ein herrlicher Tag! Gestern Regen, heute Sonne: nach em Räge schint Sunne. Was will man mehr?
  
 
SLF: "Erheblich, Stufe 3" (Altschnee, Neu- und Triebschnee, alle Expositionen oberhalb 2000m)
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus
Communities: Schneeschuhtouren


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