Durch die Eishöhlen des Larsbreen


Publiziert von Delta Pro , 12. Februar 2017 um 20:01.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:12 Februar 2017
Hochtouren Schwierigkeit: L
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 550 m

Ins Gletscher-Innere im höchsten Norden Europas

Nun schon zum vierten Mal darf ich im Februar arbeitshalber eine Woche auf die Spitzbergen auf 78 Grad Nord reisen. Ein wahrlich spezieller und oft trostloser Fleck dieser Erde. Zu dieser Jahreszeit gibt's keinerlei Sonne, auch wenn das Wetter schön wäre. In den paar Stunden Dämmerung über die Mittagsstunden kann man aber dennoch etwas an der frischen Luft unternehmen. In den letzten Tagen war das Wetter unglaublich warm: Bis zu 5 Grad plus und dazu teils starker Regen... Und das in einer der nördlichsten Siedlungen der Erde, näher am Nordpol als Alaska, Sibirien und Grönland, und im Februar.

Da das Wetter schliesslich ein Einsehen hatte und über Nacht eine pulvrige Neuschneeschicht gefallen war, machten wir uns für einen Ausflug auf den "Dorfgletscher" bereit. Der Larsbreen liegt unmitelbar hinter Longyearbyen und stellt an einem Sonntag das Naherholungsgebiet der "Stadt" dar - es waren wohl etwa 100 andere Leute mit Skiern und zu Fuss unterwegs. Und natürlich mit Flinte im Gepäck: Auf Spitzbergen ist es verboten die Siedlungen ohne Bewaffnung gegen die Eisbären zu verlassen, die durchaus auftauchen könnten.

Das Erkunden von Gletscherhöhlen ist auf den Spitzbergen sehr populär. Wohl nur in wenigen anderen Gebirgsregionen kann man so einfach ins Innere des Gletschers "wandern". Im Sommer schneiden sich Schmelzwasserbäche ins Eis ein und formen im Untergrund eine fantastische Welt aus geschwungenen Röhren und hohen Eis-Domen mit gebänderten Strukturen - unglaublich eindrücklich!


Um 9 Uhr geht es in der Dunkelheit zu Fuss nach Nybyen, den letzten Häusern im Tal. Von dort in Schneefall durch den tief eingeschnittenen Canyon, durch welchen im Sommer der Fluss vom Larsbreen fliesst. Durch die Erosion des eisgefüllten Moränengerölls haben sich schon hier spannende Formen gebildet. Der Canyon kann einfacher rechts umgangen werden. Schliesslich auf der nördlichen Gletscherseite und dann über den Gletscher zum Eingang der beiden Eishöhlen. Diese sind mit Stangen markiert und werden oft durch Ausflugs-Organisationen frei gehalten. Dies ist nach den starken Niederschläge der letzten Tage aber nicht der Fall.

Während eine andere Gruppe bei der unteren Höhle zu graben beginnt, steigen wir in die obere Höhle ab, die durch Windverfrachtungen kaum mit Schnee zugedeckt wurde. Die Höhle ist ziemlich eng und man kann sich teils nur kriechend vorwärts bewegen. Nach rund 100 Metern ist fertig. An der Decke haben sich wunderschöne, fragile Strukturen durch anfrierende Feuchtigkeit gebildet. Wieder draussen übernehmen wir die Buddelarbeit um den Eingang der unteren Höhle freizulegen. In einer Tiefe von rund 6 Metern im Schnee und einer guten Stunde finden wir die Öffnung, welche ins Gletscher-Innere führt - die Arbeit hat sich gelohnt! Diese Gletscher-Höhle ist sehr eindrücklich und der Gang führt über mehrere 100 Meter mit vielen Windungen in die Tiefe bis ans Gletscherbett. Hinter jeder Biegung warten neue Überraschungen: Glitzernde Eiswände, bis zu 20 Meter hohe Eis-Dome, verschiedenfarbiges Eis. Einfach genial. Eine rund 7m hohe Stufe kann nur mit einem Seil überwunden werden. Für eine zweite etwas weiter fehlt uns ein weiteres Seil. Auf dem gleichen Weg wieder an die Oberfläche, wo das Tageslicht mittlerweile fast schon weg ist und Abstieg zurück ans Meer. 

Tourengänger: Delta


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Kommentare (1)


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MicheleK hat gesagt:
Gesendet am 12. Februar 2017 um 22:49
des Glaziologen Leben ist erfüllt mit einzigartigen Erlebnissen. Thanks for sharing!


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