Mont-Blanc Solo-Nachtbesteigung über Tête Rousse
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Mein erster Tourenbericht – bitte seid etwas nachsichtig…
In diesem Jahr wollte ich Solo den Mont-Blanc angehen. Nachdem in der Vorwoche sich durch plötzlichen Schneefall die Matterhorn Besteigung auf den 15.08.2016 verschoben hat, bin ich noch etwas müde am 16.08.2016 nach Chamonix gefahren, um direkt die Tramway du Mont-Blanc in Richtung Nid d'Aigle zu nehmen.
Die Bahnpreise sind deutlich humaner, als in Zermatt, weswegen ich direkt noch einmal (peinlich) nachfragen musste, ob der Ticketpreis wirklich ein "Retourticket" war. Schlussendlich saß ich in der allerletzten Bahn des Abends und versuchte etwas die Aussicht zu genießen. Diese wurde leider von Minute zu Minute immer etwas dunkler und es begann zuzuziehen. Kurz vor der Ankunft dann ein Schlag, ein Blitz und die Bahn stand. Während dessen konnte ich zuschauen, wie es später und später wurde, Regen einsetzte und ich schon die Besteigung in weite Ferne rücken sah. Nach ca. 15 Minuten ging es aber weiter zur Endstation (2362 müNN)
Das Tagesziel - die Refuge Tête Rousse wollte ich aber noch erreichen, wobei es bedrohlich dunkel wurde und blitzte. Ich flüchtete mich auf halbem Weg in eine gut gefüllte Schutzhütte, um das schlimmste Wetter auszusitzen. Nach knapp 1:30h erreichte ich dann völlig durchnässt die Hütte (3167 müNN). Eigentlich wollte ich gemütlich gehen, hatte aber so mit geducktem Kopf doch Tempo gemacht.
Die Hütte ist der wohl unangenehmste Ort, an dem ich in meinem Leben war. Ich habe mich noch nie so unwillkommen gefühlt. Im Eingangsbereich gibt es kleine Spinde, wie in einem Schwimmbad, in denen man die Ausrüstung verstauen kann. Einen Trockenraum gibt es nicht. Genug Sitzplätze gibt es auch nicht, da der Aufenthaltsraum der Hütte auch für den nahgelegenen Campingplatz herangezogen wird. Es ist dreckig, voll, laut. Die Schlafräume sind im UG.
Lichtblick war nur das Essen. Es wird im Schichtbetrieb gegessen und ich hatte eine nette Gruppe am Tisch, die gerade vom Gipfel nach 15h zurück kam. Das machte mir ziemliche Sorgen, weil sie fit schienen und von ihren sonstigen Touren berichteten (u.a. Ultra-Bergläufe). So lange wollte ich eigentlich nicht brauchen…
Der nicht vorhandene Trockenraum wurde für mich aber zum Problem. Ich hatte keine Chance, meine Kleidung auch nur annähernd trocken zu bekommen und legte mich so mit klammem Shirt schlafen nach einem guten Essen. An Schlaf war ab nicht zu denken. Ich fror und es war matratzenlagertypisch laut.
Um 0:00 Uhr beschloss ich, dass ich hier nicht regeneriere, sondern nur noch müder werde. Ich stand also auf, zog mich an und ging los, was außer mir auch 5 andere Bergsteiger so handhabten, die jedoch recht langsam unterwegs waren.
Zur eigentlichen Tour:
Hinter der Hütte geht es über ein leicht ansteigendes Schneefeld zur ersten Felsrippe. Die höher gelegene „Refuge du Gouter“ sieht man schon oben auf der Kuppe. Die Orientierung ist bis zum Übergang des „Grand-Couloir“ sehr einfach. Die Rinne war praktisch eisfrei, es gab nur minimalen Steinschlag (Kieselgröße), aber der Übergang ist wirklich unangenehm rutschig durch die Mischung von losem Geröll und Eis.
Nach dem Übergang wurde die Orientierung deutlich schwerer. Vereinzelt gibt es Stahlseile, aber ich hatte immer das Gefühl, wieder zu weit in den Gefahrenbereich des Steinschlags zu kommen und bin entsprechend die Rippe sehr „direkt“ nach oben geklettert. Die Kletterschwierigkeiten gingen so bis ca. 3+. Im Hellen auf dem Rückweg konnte ich sehen, dass es einen deutlich einfacheren Weg gegeben hätte.
Nach ca. 1:45h erreichte ich die „alte Tête Rousse Hütte“ und 5 Minuten später das neue „Ei“.
Ab hier ist man nur noch auf Firn unterwegs. Eine Autobahn führt nach oben in Richtung Dôme de Gouter, den ich noch bestieg (4.304 müNN) und überschritten habe.
Anschließend geht es den Bosse-Grat entlang, am Vallot-Biwak vorbei stetig in Richtung Gipfel. Zum Biwak kann ich nichts sagen. Da ich nachts um 3:30 Uhr am Biwak vorbei kam, wollte ich niemanden wecken.
Am Grat selbst wurde es dann bitter kalt und mental auch nicht einfach. Man sieht immer nur den nächsten Aufschwung und ich dachte immer wieder, den eigentlichen Gipfel vor mir zu haben. Die gefühlte Temperatur fiel durch starken Wind immer mehr ab und ich merkte, wie meine Füße immer kälter wurden. Da ich bei der Tour am Vortrag einen Schuh zu fest geschnürt hatte, bekam ich Bedenken, dass ich Erfrierungen bekommen könnte, weil der Fuß fast taub war. Ich erhöhte das Tempo, um warm zu bleiben und schaffte stand dann nach ca. 4:45h auf dem Gipfel – komplett alleine. Es war für mich ein traumhafter Moment und einer der Gründe, warum ich Solotouren mag.
Kurze Zeit später ging es an den Abstieg und nach einiger Zeit sah ich die erste Seilschaft entgegen kommen. Dann zwei, dann drei, dann immer mehr. Es war eine Kette aus Lichtern.
Ich grüßte freundlich, bekam aber nur selten Antwort. Einer der „Überholten“ kam ins Straucheln, fang sich an mir ab und ich stürzte. Nach ca. 15 Metern konnte ich das Rutschen mit dem Pickel bremsen. Interessiert hat das den „Auslöser“ nicht. Kein Kommentar – er lief einfach weiter, schaute sich nicht einmal um.
Meine Getränke waren nun leider gefroren und ich merkte, wie ich dehydrierte. An der alten Gouter-Hütte taute ich mir einen Schluck in der Flasche mit meinen Händen auf und machte noch eine längere Pause. Dann ging es wieder an der Tête Rousse vorbei zur Bahnstation Nid d’Aigle und ich konnte mit der ersten Bahn am Morgen wieder gesund nach unten fahren.
Fazit:
Der Berg hat mich freundlich empfangen, die Tour hat mir viel gegeben. Es ist eine schöne Tour, wobei ich den Gipfel wenig genießen konnte im Wissen, noch einmal durch das Grand-Couloir zu müssen. Die Kälte und später die Dehydration hat mir leider ziemlich zugesetzt, aber im Endeffekt war alles gut.
Ganz anders sieht es für mich auf persönlicher Ebene aus. Noch nie habe ich auf einer Bergtour eine so unangenehme zwischenmenschliche Stimmung erlebt. Die Hütte war unangenehm, es wird praktisch nicht gegrüßt und die Situation bei meinem Sturz schockiert mich noch immer. Die Situation war einfach absurd.
Für eure Planung noch die Zeiten:
Tag 1:
Nid d’Aigle -> Tête Rousse: 1:30h
Tag 2:
Tête Rousse -> Refuge Gouter: 1:45h
Refuge Gouter -> Dome de Gouter: 1:15h
Dome de Gouter -> Vallot Biwak: 0:30h
Vallot Biwak -> Gipfel: 1:00h
è Aufstieg 4:30 h
Pause 10 min
Gipfel -> Refuge de Gouter: 1:40h
Pause 30min
Refuge de Gouter -> Tête Rousse: 1:00h
Tête Rousse -> Nid d’Aigle: 1:00 h
Das Tempo war zügig und ist als Seilschaft sicher schwer zu halten. Ich war auf den letzten Metern auch wirklich am Kämpfen.
In diesem Jahr wollte ich Solo den Mont-Blanc angehen. Nachdem in der Vorwoche sich durch plötzlichen Schneefall die Matterhorn Besteigung auf den 15.08.2016 verschoben hat, bin ich noch etwas müde am 16.08.2016 nach Chamonix gefahren, um direkt die Tramway du Mont-Blanc in Richtung Nid d'Aigle zu nehmen.
Die Bahnpreise sind deutlich humaner, als in Zermatt, weswegen ich direkt noch einmal (peinlich) nachfragen musste, ob der Ticketpreis wirklich ein "Retourticket" war. Schlussendlich saß ich in der allerletzten Bahn des Abends und versuchte etwas die Aussicht zu genießen. Diese wurde leider von Minute zu Minute immer etwas dunkler und es begann zuzuziehen. Kurz vor der Ankunft dann ein Schlag, ein Blitz und die Bahn stand. Während dessen konnte ich zuschauen, wie es später und später wurde, Regen einsetzte und ich schon die Besteigung in weite Ferne rücken sah. Nach ca. 15 Minuten ging es aber weiter zur Endstation (2362 müNN)
Das Tagesziel - die Refuge Tête Rousse wollte ich aber noch erreichen, wobei es bedrohlich dunkel wurde und blitzte. Ich flüchtete mich auf halbem Weg in eine gut gefüllte Schutzhütte, um das schlimmste Wetter auszusitzen. Nach knapp 1:30h erreichte ich dann völlig durchnässt die Hütte (3167 müNN). Eigentlich wollte ich gemütlich gehen, hatte aber so mit geducktem Kopf doch Tempo gemacht.
Die Hütte ist der wohl unangenehmste Ort, an dem ich in meinem Leben war. Ich habe mich noch nie so unwillkommen gefühlt. Im Eingangsbereich gibt es kleine Spinde, wie in einem Schwimmbad, in denen man die Ausrüstung verstauen kann. Einen Trockenraum gibt es nicht. Genug Sitzplätze gibt es auch nicht, da der Aufenthaltsraum der Hütte auch für den nahgelegenen Campingplatz herangezogen wird. Es ist dreckig, voll, laut. Die Schlafräume sind im UG.
Lichtblick war nur das Essen. Es wird im Schichtbetrieb gegessen und ich hatte eine nette Gruppe am Tisch, die gerade vom Gipfel nach 15h zurück kam. Das machte mir ziemliche Sorgen, weil sie fit schienen und von ihren sonstigen Touren berichteten (u.a. Ultra-Bergläufe). So lange wollte ich eigentlich nicht brauchen…
Der nicht vorhandene Trockenraum wurde für mich aber zum Problem. Ich hatte keine Chance, meine Kleidung auch nur annähernd trocken zu bekommen und legte mich so mit klammem Shirt schlafen nach einem guten Essen. An Schlaf war ab nicht zu denken. Ich fror und es war matratzenlagertypisch laut.
Um 0:00 Uhr beschloss ich, dass ich hier nicht regeneriere, sondern nur noch müder werde. Ich stand also auf, zog mich an und ging los, was außer mir auch 5 andere Bergsteiger so handhabten, die jedoch recht langsam unterwegs waren.
Zur eigentlichen Tour:
Hinter der Hütte geht es über ein leicht ansteigendes Schneefeld zur ersten Felsrippe. Die höher gelegene „Refuge du Gouter“ sieht man schon oben auf der Kuppe. Die Orientierung ist bis zum Übergang des „Grand-Couloir“ sehr einfach. Die Rinne war praktisch eisfrei, es gab nur minimalen Steinschlag (Kieselgröße), aber der Übergang ist wirklich unangenehm rutschig durch die Mischung von losem Geröll und Eis.
Nach dem Übergang wurde die Orientierung deutlich schwerer. Vereinzelt gibt es Stahlseile, aber ich hatte immer das Gefühl, wieder zu weit in den Gefahrenbereich des Steinschlags zu kommen und bin entsprechend die Rippe sehr „direkt“ nach oben geklettert. Die Kletterschwierigkeiten gingen so bis ca. 3+. Im Hellen auf dem Rückweg konnte ich sehen, dass es einen deutlich einfacheren Weg gegeben hätte.
Nach ca. 1:45h erreichte ich die „alte Tête Rousse Hütte“ und 5 Minuten später das neue „Ei“.
Ab hier ist man nur noch auf Firn unterwegs. Eine Autobahn führt nach oben in Richtung Dôme de Gouter, den ich noch bestieg (4.304 müNN) und überschritten habe.
Anschließend geht es den Bosse-Grat entlang, am Vallot-Biwak vorbei stetig in Richtung Gipfel. Zum Biwak kann ich nichts sagen. Da ich nachts um 3:30 Uhr am Biwak vorbei kam, wollte ich niemanden wecken.
Am Grat selbst wurde es dann bitter kalt und mental auch nicht einfach. Man sieht immer nur den nächsten Aufschwung und ich dachte immer wieder, den eigentlichen Gipfel vor mir zu haben. Die gefühlte Temperatur fiel durch starken Wind immer mehr ab und ich merkte, wie meine Füße immer kälter wurden. Da ich bei der Tour am Vortrag einen Schuh zu fest geschnürt hatte, bekam ich Bedenken, dass ich Erfrierungen bekommen könnte, weil der Fuß fast taub war. Ich erhöhte das Tempo, um warm zu bleiben und schaffte stand dann nach ca. 4:45h auf dem Gipfel – komplett alleine. Es war für mich ein traumhafter Moment und einer der Gründe, warum ich Solotouren mag.
Kurze Zeit später ging es an den Abstieg und nach einiger Zeit sah ich die erste Seilschaft entgegen kommen. Dann zwei, dann drei, dann immer mehr. Es war eine Kette aus Lichtern.
Ich grüßte freundlich, bekam aber nur selten Antwort. Einer der „Überholten“ kam ins Straucheln, fang sich an mir ab und ich stürzte. Nach ca. 15 Metern konnte ich das Rutschen mit dem Pickel bremsen. Interessiert hat das den „Auslöser“ nicht. Kein Kommentar – er lief einfach weiter, schaute sich nicht einmal um.
Meine Getränke waren nun leider gefroren und ich merkte, wie ich dehydrierte. An der alten Gouter-Hütte taute ich mir einen Schluck in der Flasche mit meinen Händen auf und machte noch eine längere Pause. Dann ging es wieder an der Tête Rousse vorbei zur Bahnstation Nid d’Aigle und ich konnte mit der ersten Bahn am Morgen wieder gesund nach unten fahren.
Fazit:
Der Berg hat mich freundlich empfangen, die Tour hat mir viel gegeben. Es ist eine schöne Tour, wobei ich den Gipfel wenig genießen konnte im Wissen, noch einmal durch das Grand-Couloir zu müssen. Die Kälte und später die Dehydration hat mir leider ziemlich zugesetzt, aber im Endeffekt war alles gut.
Ganz anders sieht es für mich auf persönlicher Ebene aus. Noch nie habe ich auf einer Bergtour eine so unangenehme zwischenmenschliche Stimmung erlebt. Die Hütte war unangenehm, es wird praktisch nicht gegrüßt und die Situation bei meinem Sturz schockiert mich noch immer. Die Situation war einfach absurd.
Für eure Planung noch die Zeiten:
Tag 1:
Nid d’Aigle -> Tête Rousse: 1:30h
Tag 2:
Tête Rousse -> Refuge Gouter: 1:45h
Refuge Gouter -> Dome de Gouter: 1:15h
Dome de Gouter -> Vallot Biwak: 0:30h
Vallot Biwak -> Gipfel: 1:00h
è Aufstieg 4:30 h
Pause 10 min
Gipfel -> Refuge de Gouter: 1:40h
Pause 30min
Refuge de Gouter -> Tête Rousse: 1:00h
Tête Rousse -> Nid d’Aigle: 1:00 h
Das Tempo war zügig und ist als Seilschaft sicher schwer zu halten. Ich war auf den letzten Metern auch wirklich am Kämpfen.
Tourengänger:
Stril

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