Heuberggrat, Walmendinger Horn Westgrat - und die unglaubliche Überschreitung des Derraköpfles
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Diese Tour war die unglaubliche Idee des unglaublichen Löwensteiners. Mit dem war ich einen Tag nach meiner Tour über den Nordwestgrat des Nebelhorns verabredet. Tja, und was konnte ich angesichts so vieler Unglaublichkeit anderes tun als zusagen, wenn mir einer diese Traumtour vorschlägt. Wir sprechen immer noch von der Überschreitung des Derraköpfles....
Aber zunächst muss man losgehen. Nach der Anfahrt mit Kansas' "The Prelude Implicit". Das taten wir auf dem Parkplatz in Baad (1222m). Hinauf zu und vorbei an Stutzalpe (1482m) und Bühlalpe (1422m) ging es auf einem breiten Waldweg bis unterhalb der Sölleralpe (1494m), zu der wir über einen Wiesenhang aufstiegen.
Parkplatz Baad - Sölleralpe: Fahr- und Wanderwege, am Schluss weglos über einen Wiesenhang, T1/T2, 1,5h
Von der Sölleralpe ist es nicht mehr weit hinauf auf den Söller, eine baumfreie Schulter im Nordostgrat des Heubergs: Hinter den Hütten die Wiese hinauf, kurz durch den Wald, dann ist man oben auf dem Söller (1580m).
Von hier aus ist die Route leicht zu finden - übrigens die der gesamten Tour: Es geht einfach immer oben rüber. Wenn mal kein Grat ist, folgten wir einfach dem Wanderweg zum nächsten.
Der Heuberggrat ist beides: Grat und Weg. Die Tour wird viel begangen, und da am Grat nicht viel Platz ist, hat sich eine deutliche Wegspur herausgebildet. Dieser folgten wir nun erst einmal einen ersten Gupf hinauf. Es geht auf einem schieferigen Pfaderl steil zwischen Erlenbüschen hinauf. Oben angekommen steht man auf der Kante, der man nun für etwa eineinhalb Stunden folgt. Links und rechts geht's immer ordentlich runter, der Grat ist passagenweise auch äußerst schmal, aber man hat kaum je ein Gefühl der Ausgesetztheit, weil man durchwegs durch Wald, Buschwerk und Lawinensicherungen geht. Im Grunde die ideale Einsteigertour für Grataspiranten.
Bald ist der Gipfel des Heubergs (1794m) erreicht, den man beim Gehen aber kaum bemerkt. Interessant wird die Tour ohnehin erst danach: Nachdem man das lustig mittendrin platzierte Schild "Heuberg-Grat. Begehbar nur mit Kletterausrüstung. Für Wanderer gesperrt. Absturzgefahr" passiert hat, wandert man noch ein Stückerl weiter, dann geht es ein paar Meter bergab und hinüber zu einem Steilaufschwung der Gratkante. Über Felsen und Wurzeln geht es diesen ersten Ier hoch.
Oben dann vorbei an einem kläglich verbogenen Metallkreuz, dann folgt die nächste Stufe. Wieder nicht schwer ist es diesmal schon etwas ausgesetzter. Danach wieder einfach auf dem Grat weiter. Kurz bevor man eine Stütze der Walmendingerhornbahn passiert, gibt es rechts nochmal einen senkrechten Abbruch zu bestaunen. Dann geht es, an der Stütze vorbei, über einen letzten Zacken und hinüber zu dem Wanderweg, der von der Walmendinger Alpe heraufkommt.
Überschreitung des Heuberggrats: Pfadspuren, T3 bis T4/I, 1,5h
Auf diesem geht's dann in wenigen Minuten rauf auf's Walmendinger Horn (1990m) - den Berg der Sinne...
Kennt Ihr das auch? Man kommt in die Nähe einer Seilbahn-Bergstation - was man schon vorher deutlich an der gestiegenen Anzahl rosaner Jacken erkennen kann -, es kommt einem jemand entgehen, man atmet ein - und hat erstmal für gut zwanzig Sekunden Atemstillstand, weil einem das Parfum die Lungenbläschen auffräst? Ou Män...
Beim Aufstieg besprachen wir die drei Gipfelgrate am "Walmi": Den Westgrat, den wir gleich begehen würden, den Ostgrat, den der Löwensteiner mal erkundet und für langweilig befunden hatte, und den Nordgrat sahen wir uns vom Gipfel aus an - über den niemand etwas wusste, und über den ich im darauffolgenden Jahr den "Berg der Sinne" besteigen konnte.
Seilbahnstütze - Walmendinger Horn: Wanderweg, T2, 25 Minuten
Kurz - zumindest kurz - die Rundsicht würdigen. Zuerst nach Westen, in die Richtung, in die wir weitergehen wollten. Das Grünhorn markiert die Richtung. Dahinter lugt die Kanisfluh hervor, dann der Diedamskopf mit seinem scharfen Nordostgrat.
Den Nordwesten beherrscht der mächtige Ifen, daneben sieht man schön den Gottesacker. Dann weitet sich der Blicks übers Tal. Der Grünten ist zu sehen, mit dem hübschen Burgberger Hörnle, der Iseler, dann Entschenkopf, Rubihorn, Großer Daumen, Nebelhorn, Rauhhorn, Schochen, Schneck, Höfats, Großer Wilder und Hochvogel. Weiter geht's mit Rauheck und Kreuzeck. Davor: Fellhorn, Kanzelwand und die Hammerspitzen.
Dann folgt der Allgäuer Hauptkamm, mit der Trettachspitze, der Mädelegabel, der Hochfrottspitze und dem Hohen Licht. Davor die Kette mit Elfer und Liechelkopf.
Den Süden markiert der mächtige Widderstein, direkt davor der Kleine Widderstein und davor widderum der Bärenkopf. Dahinter der schöne Grat zu Heiterberg. Dahinter erheben sich Mohnenfluh, Braunarlspitze und die Rote Wand.
Weiter geht's im Südwesten mit der Hochkünzelspitze und dem Zitterklapfen. Davor: Die Güntlespitze und die Üntschenspitze. Davor: das Derraköpfle und die Unspitze. Die Rundsicht schließt, schließlich, mit dem Grünhorn.
Und dann: "'Tschuldigung!", "Dürfen wir mal durch?", über das Geländer und hinunter in die Einsamkeit: Der Westgrat des Walmendinger Horns.
Zunächst geht es über grasige Buckel bergab, dann wird die Schneide schmal... Man kommt bald an eine Stelle, an der Bäume den Grat bewachen, die mussten wir links (südseitig) im steilen Gras umgehen. Mal wieder bin ich soweit oben geblieben wie möglich, und mal wieder wäre eine größere Schleife einfacher gewesen... Dann wieder zurück zum Grat und nun soweit irgend möglich auf der Kante hinunter.
Der Grat knickt zu einem Horn hin leicht nach rechts, danach folgen einige felsige Abbrüche. Die ersten konnten wir direkt auf der Kante nehmen - man darf sich nur nicht umdrehen, denn dann sieht man, wie brüchig die sind. Den letzten mussten wir dann umgehen, das geht rechts wie links, wir entschieden uns für die Nordseite (rechts), die zwar steiler ist, aber großtrittig, da passte sogar ich mit meinen 48er-Stiefeln drauf. Wir entschieden uns aber dafür, nicht auszupsychen und sind gut wieder auf die Kante herausgekommen. Von hier aus wird es dann leichter, zur Muttelbergscharte hin kommt wieder Wald und man wandert dann etwas links zwischen Bäumen und Büschen hindurch in die Scharte hinunter.
Walmendinger Horn - Muttelbergscharte: weglose Gratüberschreitung, T5/II, 30 Minuten
In der Muttelbergscharte (1807m) haben wir erstmal ein Viertelstünderl rumgepaust, dann ging es weiter. Es stand die Überschreitung der Ochsenhoferköpfe an. Dabei geht es auf einem schönen, abenteuerlichen Wanderweg über Muttelbergkopf (1942), Lüchlekopf (1989m) und den Östlichen Ochsenhoferkopf (1965m) in die Ochsenhoferscharte (1850m). Hier waren wieder ordentlich Menschen, einer davon, ein junger Bursch aus dem Norden, war gerade dabei, seine Kindheit aufzuarbeiten. Wir hoffen, Du hattest noch viel Spaß!
Von der Ochsenhoferscharte geht es dann in wenigen Minuten hinüber in das Starzeljoch (1867m), von dem aus wir zum Hochstarzel hochgestarzelt sind. Der wanderwegbewehrte Grat wird hier passagenweise recht schmal, Brauchern helfen dicke Seile beim Festhalten, über ein T3, T3+ geht es aber nicht hinaus. Zwei Stunden, nachdem wir in der Muttelbergscharte losgebrochen waren, starzelten wir auf dem Hochstarzel (1974m) ein.
Muttelbergscharte - Hochstarzel: Gratüberschreitung auf Wanderwegen, T3/I, 2 Stunden
Das war so gegen halb, dreiviertel drei - wir hatten also noch gut drei Stunden Zeit. Die Idee war, den Heuberggrat zu überschreiten, und dann so weit wie möglich die Baader Runde dranzuhängen. Nun waren wir bis hierher gekommen, und die Besprechung stand an. War wir noch fit genug, weiterzugehen? Oder sollten wir die Tour hier beenden? Unsere Optionen: 1. Überschreitung der Unspitze, 2. Überschreitung des Derraköpfles, 3. Über den Nordgrat zur Güntlespitze und von dort aus über die Hintere Üntsche und den Wannenberg. Wir entschlossen uns für den Mittelweg - wie der Kenner weiß, die mit großem Abstand coolste Variante. Testosteron hatten wir genug dabei, und so ließen wir die beiden anderen Optionen links wie rechts liegen und schossen durch die Mitte!
Gegen drei ging es vom Starzel (1974m) runter, und wir wanderten auf dem wunderschönen, weiterhin wegbewehrten Grat hinunter zum Derrajoch (1860m). Dann ging's in wenigen Minuten hinunter zur Derra-Alpe (1814m)
Hochstarzel - Derra-Alpe: Wanderweg, T2, 30 Minuten
Und da standen wir endlich: Aug in Aug mit dem unglaublichen Derraköpfle! Der Mann und der Berg - die ewige Auseinandersetzung, hier eingefroren im stählernen Blick zweier Urviecher, die mit zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen das Unglaubliche eiskalt und wild entschlossen fixierten: das furchterregende Derraköpfle, die ultimative Herausforderung!
Wild entschlossen wanderten wir auf den zunächst gemütlichen Hügel hinauf. Doch schon zum höchsten Punkt (von einem Gipfel kann keine Rede sein) des Derraköpfles (1841m) hin wird die Grasschneide äußerst schmal. Im Abstieg zeigt der Kleine dann, dass er ein richtiger Giftzwerg ist: An einer ersten Steilstufe muss mit Bäumen gerungen werden, dann geht es erstmal gemütlich weiter. Bis die Kante sich dann bedrohlich nach unten neigt...
Der Abstieg auf der Graskante wird nach unten hin immer steiler. Irgendwann steht man dann vor einem an die 70° steilen Waldabbruch, an dem nichts hält: Kein Stein, keine Wurzel. Darunter wird es sofort wieder weniger steil und man kann durch die Bäume sehen, dass es jenseits einen nach unten hin flacher werdenden Hang runterginge. Der Löwensteiner wollte mir in dieses Gelände lieber nicht folgen, und sah sich weiter rechts um. Dort hat es bessere Wurzeln, das Steilgelände ist allerdings deutlich länger, und ein Ende ist nicht absehbar. Er ist dann schließlich noch weiter rechts hinunter und war dabei so schnell, dass er wohl den Normalweg entdeckt hat.
Ich stieg auf meiner Rippe weiter ab (weil ich da einfach nicht mehr raufkam), langsam, weil ich eigentlich dachte, ich würde der schnellere sein (der Löwensteiner machte ja einen Bogen nach rechts). Durch Zurufe fanden wir heraus, dass er schon deutlich weiter unten war als ich - und zudem eine Rippe weiter rechts. Zwar war das folgende Gelände bei mir herüben einfacher, ich beschloss aber doch, zu ihm hinüberzuqueren - ziemlich heikel in dem äußerst steilen Hang und bei dem strohigen, schlecht gestuften Gras. Ein Pickel wäre hier ideal gewesen, aber es ging auch so. Beim Löwensteiner angekommen sah ich dann die ideale Route: Über äußerst steiles Gras (immer um die 50°, bei guter Routenwahl) in der Südflanke hinunter zu dem Bach der von der Derraalpe herunterkommt. Äußerst vorsichtig stiegen wir hinunter und wendeten uns bald ostwärts, um so wenig wie möglich im Bach gehen zu müssen - dort ist es nass und alle Nas lang kann es Steilstufen haben, die man dann im Erlengestrüpp umgehen muss. Das gelang uns gut, und so wanderten wir bald im Bach talauswärts. Drei Stufen mussten wir dann aber doch noch umgehen...
Tja, und dann stößt man bald auf den Wanderweg, der einen in wenigen Minuten zum Wanderparkplatz (1222m) bringt.
Überschreitung des Derraköpfles von der Derra-Alpe zum Parkplatz: T6/I, 2 Stunden
Fazit:
Schöne Gratüberschreitung, teils weglos, teils auf Wanderwegen. Die Überschreitung des Derraköpfles ist was für T6ler mit Humor, das Gelände sollte man allerdings äußerst ernst nehmen. Der Berg ist weder hoch noch berühmt - aber ostseitig ein ziemlicher Giftzwerg, den man keinesfalls unterschätzen sollte. Ich habe das Derraköpfle zwei Jahre später nochmal von Ost nach West überschritten - es ist seitdem nicht leichter geworden. Dem Löwensteiner gilt ein dicker Dank für die Idee zu dieser Tour, seine Spontanität und seinen Spaß an solchen Spinnereien.
Ausrüstung:
C-Schuhe, Stecken, für's Derraköpfle sollte man einen Pickel mitnehmen.
Nach der Tour musste der Löwensteiner leider nach Hause. Für meine Gratüberschreitung zum Winterelfer musste ich mir also eine neue Begleitung suchen...
Aber zunächst muss man losgehen. Nach der Anfahrt mit Kansas' "The Prelude Implicit". Das taten wir auf dem Parkplatz in Baad (1222m). Hinauf zu und vorbei an Stutzalpe (1482m) und Bühlalpe (1422m) ging es auf einem breiten Waldweg bis unterhalb der Sölleralpe (1494m), zu der wir über einen Wiesenhang aufstiegen.
Parkplatz Baad - Sölleralpe: Fahr- und Wanderwege, am Schluss weglos über einen Wiesenhang, T1/T2, 1,5h
Von der Sölleralpe ist es nicht mehr weit hinauf auf den Söller, eine baumfreie Schulter im Nordostgrat des Heubergs: Hinter den Hütten die Wiese hinauf, kurz durch den Wald, dann ist man oben auf dem Söller (1580m).
Von hier aus ist die Route leicht zu finden - übrigens die der gesamten Tour: Es geht einfach immer oben rüber. Wenn mal kein Grat ist, folgten wir einfach dem Wanderweg zum nächsten.
Der Heuberggrat ist beides: Grat und Weg. Die Tour wird viel begangen, und da am Grat nicht viel Platz ist, hat sich eine deutliche Wegspur herausgebildet. Dieser folgten wir nun erst einmal einen ersten Gupf hinauf. Es geht auf einem schieferigen Pfaderl steil zwischen Erlenbüschen hinauf. Oben angekommen steht man auf der Kante, der man nun für etwa eineinhalb Stunden folgt. Links und rechts geht's immer ordentlich runter, der Grat ist passagenweise auch äußerst schmal, aber man hat kaum je ein Gefühl der Ausgesetztheit, weil man durchwegs durch Wald, Buschwerk und Lawinensicherungen geht. Im Grunde die ideale Einsteigertour für Grataspiranten.
Bald ist der Gipfel des Heubergs (1794m) erreicht, den man beim Gehen aber kaum bemerkt. Interessant wird die Tour ohnehin erst danach: Nachdem man das lustig mittendrin platzierte Schild "Heuberg-Grat. Begehbar nur mit Kletterausrüstung. Für Wanderer gesperrt. Absturzgefahr" passiert hat, wandert man noch ein Stückerl weiter, dann geht es ein paar Meter bergab und hinüber zu einem Steilaufschwung der Gratkante. Über Felsen und Wurzeln geht es diesen ersten Ier hoch.
Oben dann vorbei an einem kläglich verbogenen Metallkreuz, dann folgt die nächste Stufe. Wieder nicht schwer ist es diesmal schon etwas ausgesetzter. Danach wieder einfach auf dem Grat weiter. Kurz bevor man eine Stütze der Walmendingerhornbahn passiert, gibt es rechts nochmal einen senkrechten Abbruch zu bestaunen. Dann geht es, an der Stütze vorbei, über einen letzten Zacken und hinüber zu dem Wanderweg, der von der Walmendinger Alpe heraufkommt.
Überschreitung des Heuberggrats: Pfadspuren, T3 bis T4/I, 1,5h
Auf diesem geht's dann in wenigen Minuten rauf auf's Walmendinger Horn (1990m) - den Berg der Sinne...
Kennt Ihr das auch? Man kommt in die Nähe einer Seilbahn-Bergstation - was man schon vorher deutlich an der gestiegenen Anzahl rosaner Jacken erkennen kann -, es kommt einem jemand entgehen, man atmet ein - und hat erstmal für gut zwanzig Sekunden Atemstillstand, weil einem das Parfum die Lungenbläschen auffräst? Ou Män...
Beim Aufstieg besprachen wir die drei Gipfelgrate am "Walmi": Den Westgrat, den wir gleich begehen würden, den Ostgrat, den der Löwensteiner mal erkundet und für langweilig befunden hatte, und den Nordgrat sahen wir uns vom Gipfel aus an - über den niemand etwas wusste, und über den ich im darauffolgenden Jahr den "Berg der Sinne" besteigen konnte.
Seilbahnstütze - Walmendinger Horn: Wanderweg, T2, 25 Minuten
Kurz - zumindest kurz - die Rundsicht würdigen. Zuerst nach Westen, in die Richtung, in die wir weitergehen wollten. Das Grünhorn markiert die Richtung. Dahinter lugt die Kanisfluh hervor, dann der Diedamskopf mit seinem scharfen Nordostgrat.
Den Nordwesten beherrscht der mächtige Ifen, daneben sieht man schön den Gottesacker. Dann weitet sich der Blicks übers Tal. Der Grünten ist zu sehen, mit dem hübschen Burgberger Hörnle, der Iseler, dann Entschenkopf, Rubihorn, Großer Daumen, Nebelhorn, Rauhhorn, Schochen, Schneck, Höfats, Großer Wilder und Hochvogel. Weiter geht's mit Rauheck und Kreuzeck. Davor: Fellhorn, Kanzelwand und die Hammerspitzen.
Dann folgt der Allgäuer Hauptkamm, mit der Trettachspitze, der Mädelegabel, der Hochfrottspitze und dem Hohen Licht. Davor die Kette mit Elfer und Liechelkopf.
Den Süden markiert der mächtige Widderstein, direkt davor der Kleine Widderstein und davor widderum der Bärenkopf. Dahinter der schöne Grat zu Heiterberg. Dahinter erheben sich Mohnenfluh, Braunarlspitze und die Rote Wand.
Weiter geht's im Südwesten mit der Hochkünzelspitze und dem Zitterklapfen. Davor: Die Güntlespitze und die Üntschenspitze. Davor: das Derraköpfle und die Unspitze. Die Rundsicht schließt, schließlich, mit dem Grünhorn.
Und dann: "'Tschuldigung!", "Dürfen wir mal durch?", über das Geländer und hinunter in die Einsamkeit: Der Westgrat des Walmendinger Horns.
Zunächst geht es über grasige Buckel bergab, dann wird die Schneide schmal... Man kommt bald an eine Stelle, an der Bäume den Grat bewachen, die mussten wir links (südseitig) im steilen Gras umgehen. Mal wieder bin ich soweit oben geblieben wie möglich, und mal wieder wäre eine größere Schleife einfacher gewesen... Dann wieder zurück zum Grat und nun soweit irgend möglich auf der Kante hinunter.
Der Grat knickt zu einem Horn hin leicht nach rechts, danach folgen einige felsige Abbrüche. Die ersten konnten wir direkt auf der Kante nehmen - man darf sich nur nicht umdrehen, denn dann sieht man, wie brüchig die sind. Den letzten mussten wir dann umgehen, das geht rechts wie links, wir entschieden uns für die Nordseite (rechts), die zwar steiler ist, aber großtrittig, da passte sogar ich mit meinen 48er-Stiefeln drauf. Wir entschieden uns aber dafür, nicht auszupsychen und sind gut wieder auf die Kante herausgekommen. Von hier aus wird es dann leichter, zur Muttelbergscharte hin kommt wieder Wald und man wandert dann etwas links zwischen Bäumen und Büschen hindurch in die Scharte hinunter.
Walmendinger Horn - Muttelbergscharte: weglose Gratüberschreitung, T5/II, 30 Minuten
In der Muttelbergscharte (1807m) haben wir erstmal ein Viertelstünderl rumgepaust, dann ging es weiter. Es stand die Überschreitung der Ochsenhoferköpfe an. Dabei geht es auf einem schönen, abenteuerlichen Wanderweg über Muttelbergkopf (1942), Lüchlekopf (1989m) und den Östlichen Ochsenhoferkopf (1965m) in die Ochsenhoferscharte (1850m). Hier waren wieder ordentlich Menschen, einer davon, ein junger Bursch aus dem Norden, war gerade dabei, seine Kindheit aufzuarbeiten. Wir hoffen, Du hattest noch viel Spaß!
Von der Ochsenhoferscharte geht es dann in wenigen Minuten hinüber in das Starzeljoch (1867m), von dem aus wir zum Hochstarzel hochgestarzelt sind. Der wanderwegbewehrte Grat wird hier passagenweise recht schmal, Brauchern helfen dicke Seile beim Festhalten, über ein T3, T3+ geht es aber nicht hinaus. Zwei Stunden, nachdem wir in der Muttelbergscharte losgebrochen waren, starzelten wir auf dem Hochstarzel (1974m) ein.
Muttelbergscharte - Hochstarzel: Gratüberschreitung auf Wanderwegen, T3/I, 2 Stunden
Das war so gegen halb, dreiviertel drei - wir hatten also noch gut drei Stunden Zeit. Die Idee war, den Heuberggrat zu überschreiten, und dann so weit wie möglich die Baader Runde dranzuhängen. Nun waren wir bis hierher gekommen, und die Besprechung stand an. War wir noch fit genug, weiterzugehen? Oder sollten wir die Tour hier beenden? Unsere Optionen: 1. Überschreitung der Unspitze, 2. Überschreitung des Derraköpfles, 3. Über den Nordgrat zur Güntlespitze und von dort aus über die Hintere Üntsche und den Wannenberg. Wir entschlossen uns für den Mittelweg - wie der Kenner weiß, die mit großem Abstand coolste Variante. Testosteron hatten wir genug dabei, und so ließen wir die beiden anderen Optionen links wie rechts liegen und schossen durch die Mitte!
Gegen drei ging es vom Starzel (1974m) runter, und wir wanderten auf dem wunderschönen, weiterhin wegbewehrten Grat hinunter zum Derrajoch (1860m). Dann ging's in wenigen Minuten hinunter zur Derra-Alpe (1814m)
Hochstarzel - Derra-Alpe: Wanderweg, T2, 30 Minuten
Und da standen wir endlich: Aug in Aug mit dem unglaublichen Derraköpfle! Der Mann und der Berg - die ewige Auseinandersetzung, hier eingefroren im stählernen Blick zweier Urviecher, die mit zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen das Unglaubliche eiskalt und wild entschlossen fixierten: das furchterregende Derraköpfle, die ultimative Herausforderung!
Wild entschlossen wanderten wir auf den zunächst gemütlichen Hügel hinauf. Doch schon zum höchsten Punkt (von einem Gipfel kann keine Rede sein) des Derraköpfles (1841m) hin wird die Grasschneide äußerst schmal. Im Abstieg zeigt der Kleine dann, dass er ein richtiger Giftzwerg ist: An einer ersten Steilstufe muss mit Bäumen gerungen werden, dann geht es erstmal gemütlich weiter. Bis die Kante sich dann bedrohlich nach unten neigt...
Der Abstieg auf der Graskante wird nach unten hin immer steiler. Irgendwann steht man dann vor einem an die 70° steilen Waldabbruch, an dem nichts hält: Kein Stein, keine Wurzel. Darunter wird es sofort wieder weniger steil und man kann durch die Bäume sehen, dass es jenseits einen nach unten hin flacher werdenden Hang runterginge. Der Löwensteiner wollte mir in dieses Gelände lieber nicht folgen, und sah sich weiter rechts um. Dort hat es bessere Wurzeln, das Steilgelände ist allerdings deutlich länger, und ein Ende ist nicht absehbar. Er ist dann schließlich noch weiter rechts hinunter und war dabei so schnell, dass er wohl den Normalweg entdeckt hat.
Ich stieg auf meiner Rippe weiter ab (weil ich da einfach nicht mehr raufkam), langsam, weil ich eigentlich dachte, ich würde der schnellere sein (der Löwensteiner machte ja einen Bogen nach rechts). Durch Zurufe fanden wir heraus, dass er schon deutlich weiter unten war als ich - und zudem eine Rippe weiter rechts. Zwar war das folgende Gelände bei mir herüben einfacher, ich beschloss aber doch, zu ihm hinüberzuqueren - ziemlich heikel in dem äußerst steilen Hang und bei dem strohigen, schlecht gestuften Gras. Ein Pickel wäre hier ideal gewesen, aber es ging auch so. Beim Löwensteiner angekommen sah ich dann die ideale Route: Über äußerst steiles Gras (immer um die 50°, bei guter Routenwahl) in der Südflanke hinunter zu dem Bach der von der Derraalpe herunterkommt. Äußerst vorsichtig stiegen wir hinunter und wendeten uns bald ostwärts, um so wenig wie möglich im Bach gehen zu müssen - dort ist es nass und alle Nas lang kann es Steilstufen haben, die man dann im Erlengestrüpp umgehen muss. Das gelang uns gut, und so wanderten wir bald im Bach talauswärts. Drei Stufen mussten wir dann aber doch noch umgehen...
Tja, und dann stößt man bald auf den Wanderweg, der einen in wenigen Minuten zum Wanderparkplatz (1222m) bringt.
Überschreitung des Derraköpfles von der Derra-Alpe zum Parkplatz: T6/I, 2 Stunden
Fazit:
Schöne Gratüberschreitung, teils weglos, teils auf Wanderwegen. Die Überschreitung des Derraköpfles ist was für T6ler mit Humor, das Gelände sollte man allerdings äußerst ernst nehmen. Der Berg ist weder hoch noch berühmt - aber ostseitig ein ziemlicher Giftzwerg, den man keinesfalls unterschätzen sollte. Ich habe das Derraköpfle zwei Jahre später nochmal von Ost nach West überschritten - es ist seitdem nicht leichter geworden. Dem Löwensteiner gilt ein dicker Dank für die Idee zu dieser Tour, seine Spontanität und seinen Spaß an solchen Spinnereien.
Ausrüstung:
C-Schuhe, Stecken, für's Derraköpfle sollte man einen Pickel mitnehmen.
Nach der Tour musste der Löwensteiner leider nach Hause. Für meine Gratüberschreitung zum Winterelfer musste ich mir also eine neue Begleitung suchen...
Tourengänger:
Nik Brückner,
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