Zu den eiszeitlichen Wanderdünen im Oberrheintal
Nachdem ich mir beim Südanstieg auf die Silberspitze, einem Steilgras-Schmankerl in den Lechtalern, eine saftige Gehirnerschütterung zugezogen hatte, musste ich eine zeitlang aussetzen. Meine erste Tour musste dann vor allem eines sein: flach...
Damn!
Flach, aber besonders! Sanddünen, im Rheintal zum Beispiel! Ja, die gibt's da wirklich!
Der Ortsname Sandhausen (Rhein-Neckar-Kreis) ist verdächtig: Der Name verweist auf den Sandboden in dieser Gegend. Und tatsächlich liegt Sandhausen im Bereich großer Binnendünen, die sich während der letzten Eiszeit (von ca. 8.000 bis 6.000 v. Chr.) durch Flugsande des Rheintals gebildet haben: Der Rhein und seine stark mäandrierenden Seitenarme durchdrangen nahezu die gesamte Region. Westliche Winde wirbelten feinkörnige Partikel aus den trockenliegenden Schotterflächen und Sandbänken des Flusses auf und lagerten sie im Osten des Rheintals als Binnendünen wieder ab. Das durch sie geprägte Gebiet erstreckte sich einst von der Gegend um das heutige Karlsruhe bis hinauf in die Gegend um das heutige Mainz.
Damals war diese Landschaft eine Art Steppe, und es wanderten Pflanzen aus dem Mittelmeerraum wie auch aus den Steppengebieten im Osten ein. Danach setzte nach und nach die Bewaldung ein: Die Sanddünen wurden zwischenzeitlich wohl komplett überwaldet, offene Sandflächen entstanden erst wieder nach den verschiedenen Rodungsphasen/Nutzungsversuchen im Mittelalter.
Man hat auf verschiedene Weisen versucht, die Sandgebiete landwirtschaftlich zu nutzen: Weinbau funktionierte nicht recht, Tabak und Spargel dagegen wächst heute noch in der Umgebung der Dünen. Die größten Flächen aber bilden heute Kiefernwälder.
Durch die Zeiten hindurch hat die Dünenlandschaft am Rhein ihren Charakter mehrfach gewandelt. Heute ist nur an wenigen Stellen der ursprüngliche Dünencharakter erhalten. An diesen Stellen konnte sich die typische Steppenvegetation erhalten oder wieder einstellen, heute gilt sie als botanische Rarität. Gleiches gilt natürlich für die entsprechende Fauna. Die Landschaft der Oftersheimer und Sandhäusener Dünen gehört zu den landschaftlich schönsten und vegetationskundlich wertvollsten Binnendünen Süddeutschlands. Nach einer Kartierung aus den 80er Jahren des 20 Jh. stehen etwa 20 – 25% der Pflanzenarten auf den Sandrasenflächen auf der so genannten Roten Liste der bedrohten Arten. Deshalb stehen die Dünen unter Schutz. Ein kleiner Bereich ist sogar umzäunt und überhaupt nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Mehr Infos hier.
Gehirnerschütterung - also diesmal was leises eingelegt. Anderson/Stolts "Invention of Knowledge". Start der Tour ist an der kleine Parkplatz an der Vereinsgaststätte des Hundesportvereins Oftersheim (103m). Hier befindet sich mit dem Feldherrenhügel gleich die höchste Binnendüne Süddeutschlands - ganz flach war die Tour also doch nicht. Zunächst folgt man einem Naturerlebnisweg, dem "Dünenlehrpfad".
Dieser Rundweg ist ein Projekt der Lokalen Agenda 21 in Oftersheim. Er beginnt und endet am Besucherparkplatz bei der Vereinsgaststätte des Hundesportvereins Oftersheim. Der Dünenlehrpfad ist ein ca. 3,1 km langer Naturerlebnisrundweg, der durch die Landschaft der Oftersheimer Binnendünen führt. Entlang dem Weg sind neun Infotafeln aufgestellt, die über die Entstehung, Nutzung und Pflege der Dünen, Pflanzen- und Tierwelt informieren.
Dem Dünenlehrpfad folgend geht es gleich auf die höchste Düne Süddeutschlands hinauf, den „Feldherrenhügel" (123m). Man folgt nun einfach dem Dünenkamm, zunächst ostwärts, dann im Bogen Richtung Süden. Die Landschaft wandelt sich schnell: Auf dem nährstoffarmen Hardtwaldboden können nur Kiefern und verkürzte, verkrüppelte Eichen wachsen.
Das Gipfelplateau des Feldherrenhügels befindet sich auf 123m üNN , 21 Meter über dem Talboden. Mit 37 ha ist der „Feldherrenhügel" die größte Dünenfläche unserer Tour. Und die dünigste: Bei starken Winden zeigt die Düne bis heute noch leichte Wanderbewegungen. Oben wachsen lichte Kiefernbestände auf Sandrasen, auf den nährstoffreicherem Hängen dagegen ist die Gehölzvegetation viel dichter. Hier finden sich keine Sandrasenflächen mehr.
Zunächst geht es durch lichten, lückigen Kiefernwald, dann plötzlich steht man zwischen lockeren Eichen. Es folgen weitere hohe, schlanke Kiefern, dann geht es in den Wald hinein.
Wenn der Dünenlehrpfad sich nach rechts wendet, bleiben wir auf der Düne und verlassen sie erst dann in rechtem Winkel nach rechts, wenn man geradewegs zum Gelände des Golfplatzes Rheintal laufen kann. Es geht von der Düne hinunter deutlich bergab und immer geradeaus zum Golfplatz Rheintal (100m).
Der Golfplatz Rheintal ist ein ein ursprünglich von US-Streitkräften genutztes Gelände. 1958 wurde der Platz nach einem Waldbrand auf der davor von der US-Armee als Panzerübungsgelände Fläche erbaut. Er gehört damit zu den ältesten Golfanlagen in Baden-Württemberg. Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte übernahm der Golf Club Rheintal Oftersheim e. V. die Flächen.
Am Golfplatz angekommen, geht es nach rechts, und durch das Gelände der Gartenanlage Oberer Wald (105m). Wir halten uns in der Anlage wieder rechts, weil wir den Golfplatz umrunden wollen. Nach dem östlichen Ausgang gelangen wir auf das Gelände eines großen Bauernhofs, nach dem Bauernhof wenden wir uns nach rechts zur Nordgrenze des Golfplatzes, den wir nun weiter im Uhrzeigersinn umrunden. Hier gibt es Reste einer weiteren Düne zu sehen.
Am Nord- und Ostrand des Golfplatzes Rheintal befinden sich noch kleine interessante Flächen. Es ist die kleinste Teilfläche des Naturschutzgebietes (2 ha). Hier haben am Rand der Böschung kleine Reste von Sand- und Trockenrasen überlebt. Problematisch ist die starke Düngung der Flächen auf dem Golfplatz.
Am Ostrand des Golfplatzes quert man dessen Gelände kurz, dann befindet sich rechter Hand das Herzog(s)kreuz (102m).
Das Herzogkreuz ist ein Sandsteinkreuz etwa aus der Zeit Ende 15./16.Jh., das im 18. Jahrhundert zum Grenzstein zwischen Oftersheimer Gemeindewald und Schwetzinger Hardt umgenutzt wurde. Es befindet sich an der Wegkreuzung des alten Postwegs von Oftersheim nach Sandhausen und der alten Speyerer Straße nach Heidelberg. Das Kreuz ist nicht vollständig erhalten, der Sockel ist aus Beton. Auf dem Kreuz sind heute zu sehen: Eine Schlangenlinie (aus dem Ortswappen von Oftersheim), ein Abtsstab (Kloster Schönau) und Inschriften: Ein "H" steht für Heidelberg, die Jahreszahl 1702 (im Jahre 1702 wurde das Kreuz in die Waldversteinung aufgenommen) und die Grenzsteinnummer 30. Auf der Gegenseite: "RENO / VIRT / 1778", "CP" (für die Kurpfalz), in der rechten Außenfläche des Kopfbalkens "NO / 41" (das Kreuz war der 41. von insgesamt 228 Grenzsteinen des Staatswalds), in der rechten Armaußenfläche "U H" (für die Untere Hardt). Schließlich befindet sich oben auf dem Kreuz noch eine Einkerbung, die die Richtung der durch das Kreuz markierten Grenzziehung vorgibt. Die Beschriftung bezieht sich also auf die Eigentumsverhältnisse und die Nutzung als Grenzstein.
Ursprung und eigentlicher Zweck des Steinkreuzes sind unbekannt. Man nimmt man an, dass das Kreuz wie die meisten alten Steinkreuze an der Stelle eines Unglücks oder eines Mordes errichtet wurde. Einer Sage nach soll ein Herzog dort begraben sein.
Nach dem Steinkreuz nehmen wir die erste rechts, es geht nun geradewegs Richtung Sandhausen. Wir nehmen die dritte links, um noch einen Gipfel mitzunehmen: den Brandbuckel (116m). Wir machen sogar eine Überschreitung draus: Auf der anderen Seite geht es im tiefen Sand hinunter zur Raststätte Hardtwald West (110m).
Hier kommt man nicht über die Autobahn, deshalb müssen wir einen kleinen Umweg nach Norden in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite der Autobahn geht es wieder nach Süden, bis zu einem Historischen Wegweiser (110m). Dort linksen wir ein und folgen einem Pfaderl nach Osten und hinauf auf die Düne „Pflege Schönau-Galgenbuckel“. Hier findet sich wieder ein größerer freier Bereich mit offenem Sand, der geschützt ist (auf dem Weg bleiben!): Wir befinden uns im Naturschutzgebiet Sandhausener Dünen.
Auch diese Düne beschreibt einen Bogen, der uns bald nach Süden führt. Bleibt man auf dem Weg (und ignoriert das verwirrende Netz dutzender Abzweigungen), gelangt man bald an den Waldfriedhof Sandhausen.
Auch hier geht es äußerst verwirrend auf zahllosen Wegen und Weglein weiter. Auf keiner Karte sind alle verzeichnet, wer nicht aus der Gegend ist, nimmt am Besten einen Kompass mit, denn hier im Wald sieht es überall gleich aus. Kleiner Tipp: Das Geräusch der Autobahn muss immer rechts sein und mit jedem weiteren Schritt leiser werden. Wird es lauter, ist man falsch...
Ein interessanter Anlaufpunkt hier im Westen Sandhausens ist der Hünenstein (auch Hinkelesstein genannt), ein möglicher vorgeschichtlicher Menhir. Er ist ausgeschildert, aber nur von Sandhausen aus. Kommt man wie wir durch den Wald, ist er nicht ganz leicht zu finden.
Der etwa 80 cm hoch aus dem Boden ragende Hünenstein besteht aus Buntsandstein. Bearbeitungsspuren sind nicht erkennbar, allerdings befindet sich an einer Schmalseite eine auffällige Rinne. Sollte es sich tatsächlich um einen Menhir handeln, so ist er umgestürzt.
Eine Sage erzählt, dass jemand, der am Morgen des Ostersonntags mit einem Ei in der Hand an den Stein tritt, sein Ohr daran legt und Hühnchen piepsen hört, das ganze Jahr lang den Segen des Himmels haben soll. Solche Sagen, in denen Hühner und/oder Eier vorkommen, gibt es viele um die Menhire der Gegend, das hat damit zu tun, dass diese Hünensteine im Volksmund zu Hühnersteinen wurden (daher auch der Name "Hinkelstein", im regionalen Dialekt heißen Hühner "Hinkel").
Es geht weiter zum Stadion Sandhausen (103m), dort über die Straße, und auf kleinen Wegen hinauf auf die nächste Düne. Es ist die Düne Pferdstrieb, der man nun weiter nach Südosten folgt.
Durch Baulanderschließung und Vergabe der Sandabfuhr durch die Gemeinde wurde in den 1950er Jahren das früher zusammenhängende Naturschutzgebiet Sandhausener Dünen in mehrere Teile zerschnitten und im Norden verkleinert. Das heutige Schutzgebiet "Pferdtriebsdüne" ist nur noch ein kleiner Rest dieser einst offenen und weitläufigen Dünenlandschaft.
Man gelangt nun in der Nähe eines Rastplatzes an die L598. Die wird überquert, es geht zum gegenüberliegenden Rastplatz. An dessen südwestlichem Ende wandern wir, an einem Strommast vorbei, zur Düne Zugmantel-Bandholz.
Diese Düne ist Teil des Dünenzugs, der sich von Oftersheim über Sandhausen bis Walldorf erstreckt. Heute ein Naturschutzgebiet, bestand hier bis 1980 eine Sandgrube, die nach Ansiedlung seltener Pflanzen und Tiere unter Schutz gestellt wurde. Das Schutzgebiet umfasst im Wesentlichen das Gelände dieser ehemaligen Sandgrube. Es zeichnet sich aus durch eine Mischung aus Wasserflächen, bewaldeter Fläche und offenem Sandrasen mit trockenheitsliebenden Pflanzen.
Es haben sich inzwischen Pionierpflanzen angesiedelt, wie sie auf Ruderalflächen typisch sind, z.B. Nachtkerze, Natternkopf, Wegwarte oder Steinklee. Man hofft, dass sich durch naturpflegerische Maßnahmen auch das seltene Zyperngras wieder ansiedelt. An Tieren sind zu beobachten: die Südliche Mosaikjungfer, die Große Königslibelle oder die Blutrote Heidelibelle, der Gelbrandkäfer, Kammmolch, Wechselkröte, Laubfrosch und Erdkröte, sowie in der Luft das Blässhuhn oder der Sumpfrohrsänger.
Man umrundet das Naturschutzgebiet und kehrt dann am Waldrand entlang zur L598 zurück.
Man überquert die Straße, wandert ein paar Meter in den Wald hinein, dann kurz genau westlich zur nächsten Straße. Hier hinüber und auf einen breiten Waldweg, der nun in völlig gerader Wegführung über den Kohlbuckel (109m) zur Autobahn führt.
Man unterquert die Autobahn diesmal ein Stück südlich der Raststätten, dann geht es in gleicher Richtung weiter bis zu der Stelle, an der wir zuvor zum Brandbuckel abgebogen sind. Ein paar Schritte weiter schrägen wir links ein, nehmen ein schönes Weglein durch den Wald und wenden uns nach ein paar hundert Metern beliebig nach rechts. Wer Glück hat, kommt an einem kleinen Froschtümpel mitten im Wald vorbei. Kurz danach gelangt man wieder zum Golfplatz Rheintal (100m), etwas westlich des Herzogkreuzes.
Wir vollenden die Umrundung des Golfplatzes - aber nur fast. Kurz vor dem Weg, auf dem wir zuvor von Westen hierher gelangt waren, nehmen wir den zu diesem parallel verlaufenden Weg nach Osten. Es geht in den Wald und wieder hinauf auf die Düne "Feldherrenhügel". Oben angekommen, wenden wir uns nach rechts, wandern bald ein paar hundert Meter auf dem Weg, den wir zuvor schon in entgegengesetzter Richtung begangen haben, und linksen an der Stelle spitz ein, wo der Dünenlehrpfad den Feldherrenhügel verlässt.
Es geht an weiteren Tafeln vorbei durch den Wald, hinüber zur Düne "Dreieichenbuckel".
Der Dreieichenbuckel ist nach drei mächtigen Eichen benannt, die hier bis 1772 gestanden haben sollen. Hier wurden wohl Gerichtsverhandlungen und Urteilsvollstreckungen vorgenommen. Auf der Düne wachsen einige seltene Arten, die Ästige Graslilie zum Beispiel oder das Nickende Leimkraut. Auch seltene Vogelarten wie Fitis, Baumfalke, Mittelspecht, Wespenbussard und Ziegenmelker sind hier zu beobachten.
Weiter westlich verläuft parallel zum Dreieichenbuckel die Düne "Friedenshöhe" (119m), zu der es nun noch schnell hinübergeht.
Auf der östlichen Dünenfläche finden sich (zwischen Kleingärten und Spargelfeldern) noch offene Flugsandflächen (überwiegend Kalksandrasen). Wer mag, kann hier der Blauflügeligen Ödlandschrecke begegnen (nicht erschrecken).
Die Friedenshöhe wurde einst als Weinanbaufläche genutzt - Oftersheim war früher eine der größten Weinbaugemeinden Badens. Als weitere Nutzungsform für die Bevölkerung kam damit die Gewinnung von Nadeln und Holz dazu. Zeitweise wurde auch das Rindenharz der Wald-Kiefer genutzt. Es diente als Ausgangsprodukt für die Herstellung von Lack und Terpentin. Mit Kurfürst Karl-Theodor (1724 - 1799) erhielt die Region eine neue bedeutende landwirtschaftliche Nutzung: den Spargelanbau. Auch Tabak und Hopfen spielten eine Zeit lang eine gewisse wirtschaftliche Rolle. Heute wächst hier nur noch Spargel.
Ihren Namen erhielt die Friedenshöhe im Rahmen der Siegesfeierlichkeiten nach dem Ende des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 (davor wurde sie "Vogelhäuselbuckel" genannt).
Am Besten, man dreht hier nur eine kleine Schleife, und kehrt dann zurück zum Dreieichenbuckel. Von hier aus sind es nur ein paar Meter zurück zum Parkplatz an der Vereinsgaststätte des Hundesportvereins Oftersheim (104m).
Fazit:
Eine herrliche Runde, und eine sehr interessante dazu! Wer noch mehr Dünen braucht, der kann ganz in der Nähe noch den Glockenbuckel von Viernheim erwandern, oder die Wanderdünen des Dossenwalds.
Damn!
Flach, aber besonders! Sanddünen, im Rheintal zum Beispiel! Ja, die gibt's da wirklich!
Der Ortsname Sandhausen (Rhein-Neckar-Kreis) ist verdächtig: Der Name verweist auf den Sandboden in dieser Gegend. Und tatsächlich liegt Sandhausen im Bereich großer Binnendünen, die sich während der letzten Eiszeit (von ca. 8.000 bis 6.000 v. Chr.) durch Flugsande des Rheintals gebildet haben: Der Rhein und seine stark mäandrierenden Seitenarme durchdrangen nahezu die gesamte Region. Westliche Winde wirbelten feinkörnige Partikel aus den trockenliegenden Schotterflächen und Sandbänken des Flusses auf und lagerten sie im Osten des Rheintals als Binnendünen wieder ab. Das durch sie geprägte Gebiet erstreckte sich einst von der Gegend um das heutige Karlsruhe bis hinauf in die Gegend um das heutige Mainz.
Damals war diese Landschaft eine Art Steppe, und es wanderten Pflanzen aus dem Mittelmeerraum wie auch aus den Steppengebieten im Osten ein. Danach setzte nach und nach die Bewaldung ein: Die Sanddünen wurden zwischenzeitlich wohl komplett überwaldet, offene Sandflächen entstanden erst wieder nach den verschiedenen Rodungsphasen/Nutzungsversuchen im Mittelalter.
Man hat auf verschiedene Weisen versucht, die Sandgebiete landwirtschaftlich zu nutzen: Weinbau funktionierte nicht recht, Tabak und Spargel dagegen wächst heute noch in der Umgebung der Dünen. Die größten Flächen aber bilden heute Kiefernwälder.
Durch die Zeiten hindurch hat die Dünenlandschaft am Rhein ihren Charakter mehrfach gewandelt. Heute ist nur an wenigen Stellen der ursprüngliche Dünencharakter erhalten. An diesen Stellen konnte sich die typische Steppenvegetation erhalten oder wieder einstellen, heute gilt sie als botanische Rarität. Gleiches gilt natürlich für die entsprechende Fauna. Die Landschaft der Oftersheimer und Sandhäusener Dünen gehört zu den landschaftlich schönsten und vegetationskundlich wertvollsten Binnendünen Süddeutschlands. Nach einer Kartierung aus den 80er Jahren des 20 Jh. stehen etwa 20 – 25% der Pflanzenarten auf den Sandrasenflächen auf der so genannten Roten Liste der bedrohten Arten. Deshalb stehen die Dünen unter Schutz. Ein kleiner Bereich ist sogar umzäunt und überhaupt nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Mehr Infos hier.
Gehirnerschütterung - also diesmal was leises eingelegt. Anderson/Stolts "Invention of Knowledge". Start der Tour ist an der kleine Parkplatz an der Vereinsgaststätte des Hundesportvereins Oftersheim (103m). Hier befindet sich mit dem Feldherrenhügel gleich die höchste Binnendüne Süddeutschlands - ganz flach war die Tour also doch nicht. Zunächst folgt man einem Naturerlebnisweg, dem "Dünenlehrpfad".
Dieser Rundweg ist ein Projekt der Lokalen Agenda 21 in Oftersheim. Er beginnt und endet am Besucherparkplatz bei der Vereinsgaststätte des Hundesportvereins Oftersheim. Der Dünenlehrpfad ist ein ca. 3,1 km langer Naturerlebnisrundweg, der durch die Landschaft der Oftersheimer Binnendünen führt. Entlang dem Weg sind neun Infotafeln aufgestellt, die über die Entstehung, Nutzung und Pflege der Dünen, Pflanzen- und Tierwelt informieren.
Dem Dünenlehrpfad folgend geht es gleich auf die höchste Düne Süddeutschlands hinauf, den „Feldherrenhügel" (123m). Man folgt nun einfach dem Dünenkamm, zunächst ostwärts, dann im Bogen Richtung Süden. Die Landschaft wandelt sich schnell: Auf dem nährstoffarmen Hardtwaldboden können nur Kiefern und verkürzte, verkrüppelte Eichen wachsen.
Das Gipfelplateau des Feldherrenhügels befindet sich auf 123m üNN , 21 Meter über dem Talboden. Mit 37 ha ist der „Feldherrenhügel" die größte Dünenfläche unserer Tour. Und die dünigste: Bei starken Winden zeigt die Düne bis heute noch leichte Wanderbewegungen. Oben wachsen lichte Kiefernbestände auf Sandrasen, auf den nährstoffreicherem Hängen dagegen ist die Gehölzvegetation viel dichter. Hier finden sich keine Sandrasenflächen mehr.
Zunächst geht es durch lichten, lückigen Kiefernwald, dann plötzlich steht man zwischen lockeren Eichen. Es folgen weitere hohe, schlanke Kiefern, dann geht es in den Wald hinein.
Wenn der Dünenlehrpfad sich nach rechts wendet, bleiben wir auf der Düne und verlassen sie erst dann in rechtem Winkel nach rechts, wenn man geradewegs zum Gelände des Golfplatzes Rheintal laufen kann. Es geht von der Düne hinunter deutlich bergab und immer geradeaus zum Golfplatz Rheintal (100m).
Der Golfplatz Rheintal ist ein ein ursprünglich von US-Streitkräften genutztes Gelände. 1958 wurde der Platz nach einem Waldbrand auf der davor von der US-Armee als Panzerübungsgelände Fläche erbaut. Er gehört damit zu den ältesten Golfanlagen in Baden-Württemberg. Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte übernahm der Golf Club Rheintal Oftersheim e. V. die Flächen.
Am Golfplatz angekommen, geht es nach rechts, und durch das Gelände der Gartenanlage Oberer Wald (105m). Wir halten uns in der Anlage wieder rechts, weil wir den Golfplatz umrunden wollen. Nach dem östlichen Ausgang gelangen wir auf das Gelände eines großen Bauernhofs, nach dem Bauernhof wenden wir uns nach rechts zur Nordgrenze des Golfplatzes, den wir nun weiter im Uhrzeigersinn umrunden. Hier gibt es Reste einer weiteren Düne zu sehen.
Am Nord- und Ostrand des Golfplatzes Rheintal befinden sich noch kleine interessante Flächen. Es ist die kleinste Teilfläche des Naturschutzgebietes (2 ha). Hier haben am Rand der Böschung kleine Reste von Sand- und Trockenrasen überlebt. Problematisch ist die starke Düngung der Flächen auf dem Golfplatz.
Am Ostrand des Golfplatzes quert man dessen Gelände kurz, dann befindet sich rechter Hand das Herzog(s)kreuz (102m).
Das Herzogkreuz ist ein Sandsteinkreuz etwa aus der Zeit Ende 15./16.Jh., das im 18. Jahrhundert zum Grenzstein zwischen Oftersheimer Gemeindewald und Schwetzinger Hardt umgenutzt wurde. Es befindet sich an der Wegkreuzung des alten Postwegs von Oftersheim nach Sandhausen und der alten Speyerer Straße nach Heidelberg. Das Kreuz ist nicht vollständig erhalten, der Sockel ist aus Beton. Auf dem Kreuz sind heute zu sehen: Eine Schlangenlinie (aus dem Ortswappen von Oftersheim), ein Abtsstab (Kloster Schönau) und Inschriften: Ein "H" steht für Heidelberg, die Jahreszahl 1702 (im Jahre 1702 wurde das Kreuz in die Waldversteinung aufgenommen) und die Grenzsteinnummer 30. Auf der Gegenseite: "RENO / VIRT / 1778", "CP" (für die Kurpfalz), in der rechten Außenfläche des Kopfbalkens "NO / 41" (das Kreuz war der 41. von insgesamt 228 Grenzsteinen des Staatswalds), in der rechten Armaußenfläche "U H" (für die Untere Hardt). Schließlich befindet sich oben auf dem Kreuz noch eine Einkerbung, die die Richtung der durch das Kreuz markierten Grenzziehung vorgibt. Die Beschriftung bezieht sich also auf die Eigentumsverhältnisse und die Nutzung als Grenzstein.
Ursprung und eigentlicher Zweck des Steinkreuzes sind unbekannt. Man nimmt man an, dass das Kreuz wie die meisten alten Steinkreuze an der Stelle eines Unglücks oder eines Mordes errichtet wurde. Einer Sage nach soll ein Herzog dort begraben sein.
Nach dem Steinkreuz nehmen wir die erste rechts, es geht nun geradewegs Richtung Sandhausen. Wir nehmen die dritte links, um noch einen Gipfel mitzunehmen: den Brandbuckel (116m). Wir machen sogar eine Überschreitung draus: Auf der anderen Seite geht es im tiefen Sand hinunter zur Raststätte Hardtwald West (110m).
Hier kommt man nicht über die Autobahn, deshalb müssen wir einen kleinen Umweg nach Norden in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite der Autobahn geht es wieder nach Süden, bis zu einem Historischen Wegweiser (110m). Dort linksen wir ein und folgen einem Pfaderl nach Osten und hinauf auf die Düne „Pflege Schönau-Galgenbuckel“. Hier findet sich wieder ein größerer freier Bereich mit offenem Sand, der geschützt ist (auf dem Weg bleiben!): Wir befinden uns im Naturschutzgebiet Sandhausener Dünen.
Auch diese Düne beschreibt einen Bogen, der uns bald nach Süden führt. Bleibt man auf dem Weg (und ignoriert das verwirrende Netz dutzender Abzweigungen), gelangt man bald an den Waldfriedhof Sandhausen.
Auch hier geht es äußerst verwirrend auf zahllosen Wegen und Weglein weiter. Auf keiner Karte sind alle verzeichnet, wer nicht aus der Gegend ist, nimmt am Besten einen Kompass mit, denn hier im Wald sieht es überall gleich aus. Kleiner Tipp: Das Geräusch der Autobahn muss immer rechts sein und mit jedem weiteren Schritt leiser werden. Wird es lauter, ist man falsch...
Ein interessanter Anlaufpunkt hier im Westen Sandhausens ist der Hünenstein (auch Hinkelesstein genannt), ein möglicher vorgeschichtlicher Menhir. Er ist ausgeschildert, aber nur von Sandhausen aus. Kommt man wie wir durch den Wald, ist er nicht ganz leicht zu finden.
Der etwa 80 cm hoch aus dem Boden ragende Hünenstein besteht aus Buntsandstein. Bearbeitungsspuren sind nicht erkennbar, allerdings befindet sich an einer Schmalseite eine auffällige Rinne. Sollte es sich tatsächlich um einen Menhir handeln, so ist er umgestürzt.
Eine Sage erzählt, dass jemand, der am Morgen des Ostersonntags mit einem Ei in der Hand an den Stein tritt, sein Ohr daran legt und Hühnchen piepsen hört, das ganze Jahr lang den Segen des Himmels haben soll. Solche Sagen, in denen Hühner und/oder Eier vorkommen, gibt es viele um die Menhire der Gegend, das hat damit zu tun, dass diese Hünensteine im Volksmund zu Hühnersteinen wurden (daher auch der Name "Hinkelstein", im regionalen Dialekt heißen Hühner "Hinkel").
Es geht weiter zum Stadion Sandhausen (103m), dort über die Straße, und auf kleinen Wegen hinauf auf die nächste Düne. Es ist die Düne Pferdstrieb, der man nun weiter nach Südosten folgt.
Durch Baulanderschließung und Vergabe der Sandabfuhr durch die Gemeinde wurde in den 1950er Jahren das früher zusammenhängende Naturschutzgebiet Sandhausener Dünen in mehrere Teile zerschnitten und im Norden verkleinert. Das heutige Schutzgebiet "Pferdtriebsdüne" ist nur noch ein kleiner Rest dieser einst offenen und weitläufigen Dünenlandschaft.
Man gelangt nun in der Nähe eines Rastplatzes an die L598. Die wird überquert, es geht zum gegenüberliegenden Rastplatz. An dessen südwestlichem Ende wandern wir, an einem Strommast vorbei, zur Düne Zugmantel-Bandholz.
Diese Düne ist Teil des Dünenzugs, der sich von Oftersheim über Sandhausen bis Walldorf erstreckt. Heute ein Naturschutzgebiet, bestand hier bis 1980 eine Sandgrube, die nach Ansiedlung seltener Pflanzen und Tiere unter Schutz gestellt wurde. Das Schutzgebiet umfasst im Wesentlichen das Gelände dieser ehemaligen Sandgrube. Es zeichnet sich aus durch eine Mischung aus Wasserflächen, bewaldeter Fläche und offenem Sandrasen mit trockenheitsliebenden Pflanzen.
Es haben sich inzwischen Pionierpflanzen angesiedelt, wie sie auf Ruderalflächen typisch sind, z.B. Nachtkerze, Natternkopf, Wegwarte oder Steinklee. Man hofft, dass sich durch naturpflegerische Maßnahmen auch das seltene Zyperngras wieder ansiedelt. An Tieren sind zu beobachten: die Südliche Mosaikjungfer, die Große Königslibelle oder die Blutrote Heidelibelle, der Gelbrandkäfer, Kammmolch, Wechselkröte, Laubfrosch und Erdkröte, sowie in der Luft das Blässhuhn oder der Sumpfrohrsänger.
Man umrundet das Naturschutzgebiet und kehrt dann am Waldrand entlang zur L598 zurück.
Man überquert die Straße, wandert ein paar Meter in den Wald hinein, dann kurz genau westlich zur nächsten Straße. Hier hinüber und auf einen breiten Waldweg, der nun in völlig gerader Wegführung über den Kohlbuckel (109m) zur Autobahn führt.
Man unterquert die Autobahn diesmal ein Stück südlich der Raststätten, dann geht es in gleicher Richtung weiter bis zu der Stelle, an der wir zuvor zum Brandbuckel abgebogen sind. Ein paar Schritte weiter schrägen wir links ein, nehmen ein schönes Weglein durch den Wald und wenden uns nach ein paar hundert Metern beliebig nach rechts. Wer Glück hat, kommt an einem kleinen Froschtümpel mitten im Wald vorbei. Kurz danach gelangt man wieder zum Golfplatz Rheintal (100m), etwas westlich des Herzogkreuzes.
Wir vollenden die Umrundung des Golfplatzes - aber nur fast. Kurz vor dem Weg, auf dem wir zuvor von Westen hierher gelangt waren, nehmen wir den zu diesem parallel verlaufenden Weg nach Osten. Es geht in den Wald und wieder hinauf auf die Düne "Feldherrenhügel". Oben angekommen, wenden wir uns nach rechts, wandern bald ein paar hundert Meter auf dem Weg, den wir zuvor schon in entgegengesetzter Richtung begangen haben, und linksen an der Stelle spitz ein, wo der Dünenlehrpfad den Feldherrenhügel verlässt.
Es geht an weiteren Tafeln vorbei durch den Wald, hinüber zur Düne "Dreieichenbuckel".
Der Dreieichenbuckel ist nach drei mächtigen Eichen benannt, die hier bis 1772 gestanden haben sollen. Hier wurden wohl Gerichtsverhandlungen und Urteilsvollstreckungen vorgenommen. Auf der Düne wachsen einige seltene Arten, die Ästige Graslilie zum Beispiel oder das Nickende Leimkraut. Auch seltene Vogelarten wie Fitis, Baumfalke, Mittelspecht, Wespenbussard und Ziegenmelker sind hier zu beobachten.
Weiter westlich verläuft parallel zum Dreieichenbuckel die Düne "Friedenshöhe" (119m), zu der es nun noch schnell hinübergeht.
Auf der östlichen Dünenfläche finden sich (zwischen Kleingärten und Spargelfeldern) noch offene Flugsandflächen (überwiegend Kalksandrasen). Wer mag, kann hier der Blauflügeligen Ödlandschrecke begegnen (nicht erschrecken).
Die Friedenshöhe wurde einst als Weinanbaufläche genutzt - Oftersheim war früher eine der größten Weinbaugemeinden Badens. Als weitere Nutzungsform für die Bevölkerung kam damit die Gewinnung von Nadeln und Holz dazu. Zeitweise wurde auch das Rindenharz der Wald-Kiefer genutzt. Es diente als Ausgangsprodukt für die Herstellung von Lack und Terpentin. Mit Kurfürst Karl-Theodor (1724 - 1799) erhielt die Region eine neue bedeutende landwirtschaftliche Nutzung: den Spargelanbau. Auch Tabak und Hopfen spielten eine Zeit lang eine gewisse wirtschaftliche Rolle. Heute wächst hier nur noch Spargel.
Ihren Namen erhielt die Friedenshöhe im Rahmen der Siegesfeierlichkeiten nach dem Ende des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 (davor wurde sie "Vogelhäuselbuckel" genannt).
Am Besten, man dreht hier nur eine kleine Schleife, und kehrt dann zurück zum Dreieichenbuckel. Von hier aus sind es nur ein paar Meter zurück zum Parkplatz an der Vereinsgaststätte des Hundesportvereins Oftersheim (104m).
Fazit:
Eine herrliche Runde, und eine sehr interessante dazu! Wer noch mehr Dünen braucht, der kann ganz in der Nähe noch den Glockenbuckel von Viernheim erwandern, oder die Wanderdünen des Dossenwalds.
Tourengänger:
Nik Brückner,
Waldelfe
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