Auf dem Maximiliansweg durchs Ammergebirge - Via Roggentalsattel zum Tegelberg


Publiziert von Grimbart , 15. Oktober 2016 um 12:00.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:24 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage 8:45
Aufstieg: 1115 m
Abstieg: 1585 m
Strecke:ca. 19,1 km
Unterkunftmöglichkeiten:Kenzenhütte (privat), Tegelberghaus (privat)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen Nr. BY6 (Ammergebirge West)

Nach dem langen Vortag wartete am dritten Tag der Übergang von der Kenzenhütte zum Tegelberghaus. Dabei standen zwei Varianten im Raum: Die sportliche über die Hochplatte und Krähe oder die gemütliche über den Ostallgäuer Höhenweg. Meinem lädierten Knie zu Liebe entschied ich mich mit ein wenig Wehmut für die einfachere Variante, die uns bezüglich der Anforderungen und Länge dann aber doch zu überraschen wusste. Der Steig vom Weitalpjoch durch die Südflanke der Hochplatte hinüber zum Roggentalsattel dürfte dem äußeren Anschein nach nicht oft begangen werden und ist vor Ort als „schwarzer“ Wanderweg ausgewiesen. Damit wird er von offizieller Seite als anspruchsvoller eingestuft als der Weg über die Krähe ab dem Roggentalsattel (Anm. dieser ist mit „rot“ gekennzeichnet).

 

Mit dem Vorsatz es an diesem Tag ruhig angehen zu lassen koppelten wir uns schon bei der Kenzenhütte von der ambitionierten Truppe ab. Gegen ½ 9 Uhr hatten dann aber auch wir alle unseren sieben Sachen beieinander und machten uns an den Aufstieg zum Weitalpjoch. Trotz des späten Aufbruchs war es noch recht frisch in dem Talkessel und wir mussten noch ein wenig Geduld aufbringen bis die Sonne unsere müden Glieder erwärmen konnte. Denn der von der Kenzenhütte in zwei Schleifen ins Tal hineinführende Fahrweg ist nicht nur auf der Schattenseite gelegen sondern verläuft auch durchgehend im Wald. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten uns dann auch erst bei den Alpweiden unterhalb des Lösertaljochs. Und selbst dieser Genuss war uns nur für kurze Zeit vergönnt. Der Spielverderber war mit dem Lösertalkopf schnell ausgemacht. Wieder im Schatten stiegen wir - mit neidischen Blicken auf die Sonnenseite des Tals – der Wegverzweigung unterhalb des Lösertalkopfs entgegen. Bei dieser nach rechts und hinein ins Beinlandl.

Weiterhin entlang der W-Flanke des Lösertalkopfs führte der Steig nun aber endgültig der Sonne entgegen. Unter einer kleinen Schrofenwand hindurch öffnet sich bald danach bei einer Einsattelung der Blick über das Weidental zu den Geierköpfen. Danach geht’s am oberen Rand des Kars hinüber zur benachbarten Geländeschulter, wo sich dann der Weg teilt. Rechts hoch führt der Weg via Schlössel zur Hochplatte und geradeaus durch ein herrliches Alpgebiet zum Weitalpjoch, das seinem Namen mehr als gerecht wird.

Vom Weitalpjoch führt der Weg nach rechts zwischen Latschen um eine Anhöhe herum in ein von ebensolchen überzogenes Kar. Im Kar angelangt gilt es die Abzweigung Richtung Roggentalsattel nicht zu verpassen. Ein bodennah angebrachter gelber Wegweiser gibt die weitere Richtung vor. Einer Wiesenspur zwischen dem Latschenwald folgend werden zu Beginn einige Höhenmeter wieder hergeschenkt. Dabei sollte man aber seine Aufmerksamkeit lieber den wenigen roten Farbklecksen als der Wiesenspur widmen. Diese führt nämlich zusehends in unwegsames Gelände, das man sich nicht unbedingt antun muss, wenn es auch einfacher geht. Der einfache Weg führt nämlich gegen Ende des Latschenfelds in zwei Kehren aus diesem heraus und im Anschluss unterhalb von Felsen hinüber zu einem ausgeprägten Geländerücken.

Der nun folgende Abschnitt durch die S-Flanke der Hochplatte ist mir landschaftlich als der eindrucksvollste in Erinnerung geblieben. Wunderschön führt der Steig hoch über dem Roggental auf die Hochblasse zuhaltend dem Roggentalsattel entgegen. Zu Beginn dominieren steile Grasmatten, gegen Ende Geröllhalden und Schrofen. Auch wenn einfache Kletterstellen in der Querung fehlen ist dennoch Trittsicherheit und Besonnenheit gefragt, denn die alpinen Grasmatten brechen mit Schrofen sehr abrupt in das Roggental ab und der Steig besteht auf langen Strecken nur aus einer bescheidenen Wiesenspur. Ein Ausrutscher oder Stolperer kann hier schnell fatal enden. Im letzten Drittel der Querung ist der Steig wieder stärker ausgeprägt und führt entlang von Felswänden hinüber zu einer markanten Felsnadel. Danach noch über ein Geröllfeld und im Zick-Zack hoch zum nahen Roggentalsattel.

Frisch gestärkt und ausgeruht wartete nun der Abstieg in das Köllebachtal. Den Ausblick auf die prächtigen Spitzen von Hohem Straußberg, Säuling und den Tannheimer Bergen genießend führt der Steig in wenigen Serpentinen hinunter zu den Alpweiden im hintersten Köllebachtal. Danach folgt erholsames Genusswandern durch das Tal hinaus zur Wegverzweigung beim Ochsenängerle.

Beim Ochsenängerle folgt man dem Fahrweg nach rechts zum nahen Köllebach. Über diesen hinüber geht’s im Anschluss auf einem alten Ziehweg durch schattenspendenden Nadelwald hinauf zum Niederstraußbergsattel. Durch die Alpwanne der Niederstraußbergalpe wandernd helfen Stege über die feuchtesten Stellen hinweg, sodass man trockenen Fußes den Durchschlupf im O-Rücken des Straußbergköpfl erreicht. Vom O-Rücken führt der Steig nun kurz steil hinab und ein Geröllfeld querend um das Straußbergköpfl herum zum Ahornsattel.

Noch eine gute Stunde bis zum ersten Hefe-Weizen, das aber nochmals verdient werden musste. Als ob man bis hierher nicht schon genug geschwitzt hätte, wartete auf die W-Seite der Ahornspitze wechselnd noch ein kurzer Gegenanstieg hinauf zum W-Grat der Ahornspitze. Ein Abstecher zum Gipfel hätte sich angeboten, doch war die Sehnsucht nach der Sonnenterrasse einfach größer. Vom W-Grat führt der Steig schließlich in Serpentinen hinunter zur Wegverzweigung beim Branderfleck.

Der letzte Anstieg des Tages führt zunächst in Kehren durch Wald über einen Rücken hoch und quert danach durch die S-Flanke des Branderschrofens nahezu eben hinüber zu einem Geländeabsatz. Von dort über ein paar harmlose schrofige Stellen hinauf zu einem Kreuz mit schöner Aussicht zum Hohen Straußberg. Nach dem Aussichtspunkt führt der Steig schließlich eben hinüber zur nahen Bergstation der Tegelbergbahn. Das Tegelberghaus selber liegt etwas tiefer und lässt sich von der Sonnenterrasse des Bergrestaurants aus direkt über eine Treppe erreichen.

Der letzte Abend auf unserer Hüttenwanderung durch das Ammergebirge war angebrochen und er konnte dank der grandiosen Lage des Tegelberghauses nicht schöner ausklingen. Unten im Tal die Füssener Seenplatte. Im Norden die Weite der Ebene und im Süden die Gipfelwelt der Alpen. Gegensätze die nicht eindrücklicher sein könnten. Und als Zuckerl gab's noch einen Sonnenuntergang vom Feinsten. Da fällt einem der Abschied einfach schwer.

 

Für den vierten Tag stand der Abstieg nach Hohenschwangau, ein Bad im Alpsee und – wenn man schon da ist – der Besuch von Schloss Neuschwanstein am Programm. Der Abstiegsweg zur Marienbrücke ist relativ schnell erklärt. Vom Tegelberghaus nach rechts auf einem Fahrweg unter der Seilbahn hindurch und im Anschluss auf einem Fußweg steil über einen Wiesenrücken hinunter zu einer Wegverzweigung. Hier nach links und in leichtem Auf und Ab durch Wald bis der W-Rücken am Tegelberg erreicht ist. Von dort führt der stellenweise schrofige Steig in unzähligen Kehren durch die steile waldreiche Flanke hinunter zur Marienbrücke. Der Wald gibt dabei immer wieder schöne Ausblicke ins Jugendtal, zum Säuling, in die Tannheimer Berge, zum Alpsee und zu Neuschwanstein frei. Die Marienbrücke hinter uns lassend ging's schließlich über den „Sommerweg“ hinunter zum Alpsee bei Hohenschwangau.

Nachdem wir uns im Alpsee erfrischt hatten stand um 13 Uhr der Besuch von Schloss Neuschwanstein am Programm. Die Führung durch das Schloss war dann aber so gar nicht nach meinem Geschmack. Zu kurz (30 Minuten) und die reinste Massenabfertigung. Alle fünf Minuten eine Gruppe zu 60 Personen macht immerhin 720 pro Stunde. So schön das Schloss von außen erscheinen mag, so düster und schwermütig ist sein Charakter im Inneren. In der Hinsicht wohl ein Spiegelbild von König Ludwigs Gemütszustand.

 

Eckdaten:

Tag 3 – Auf dem Ostallgäuer Höhenweg zum Tegelberghaus (T3+):

Distanz: ca. 12,8 km

Höhenmeter: ca. 1.035 Hm Aufstieg, ca. 625 Hm Abstieg

Dauer: ca. 6' 25''

Gehzeiten: Kenzenhütte – Beinlandl (ca. 1' 10'') – Weitalpjoch (ca. 45'') – Roggentalsattel (ca. 1' 30'') – Ochsenängerle (ca. 55'') – Niederstraußbergsattel (ca. 25'') – Ahornsattel (ca. 35'') – Branderfleck (ca. 30'') – Tegelberghaus (ca. 35'')

 

Tag 4 – Abstieg nach Hohenschwangau (T2+):

Distanz: ca. 6,3 km

Höhenmeter: ca. 80 Hm Aufstieg, ca. 960 Hm Abstieg

Dauer: ca. 2' 15''

Gehzeiten: Tegelberghaus – Wegeisen – Marienbrücke (ca. 1' 40'') – Hohenschwangau, Alpsee (ca. 35'')


Tourengänger: Grimbart


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