Gerlachspitze, 2655 m, höchster Berg Slowakei


Publiziert von sqplayer , 15. Januar 2017 um 15:31.

Region: Welt » Slovakia » Vysoké Tatry
Tour Datum:15 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SK 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:schätze mal so 7 km, geht recht steil hoch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto nach Tatranska Polianka, dort weiter zur Slieszky Dom
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Auto nach Tatranska Polianka, dort weiter zur Slieszky Dom
Unterkunftmöglichkeiten:Entweder in der hohen Tatra selbst (Strbske Pleso (mondäner Touristenort) oder südlich der hohen Tatra, z.B. in der Kleinstadt Poprad, sehr günstig gelegen und schöner Stadtkern sowie alle Einkaufsmöglichkeiten, sogar Flughafen.

Von einem fiesem grippalen Infekt mit 39 Grad Fieber hatte ich mich gerade erholt und ich war gerade eine Woche gesund. Fühlte mich aber irgendwie immer noch nicht so richtig fit. Aber der Urlaub in der Slowakei war gebucht und ich wollte das mit der Gerlachspitze jetzt endlich durchziehen!

Von Hamburg flog ich mit EasyJet nach Krakau für ca. 150 Euro, wirklich günstig. Am Flughafen nahm ich meinen Mietwagen entgegen und staunte nicht schlecht: für den Grenzübertritt in die Slowakei waren 90 Euro zusätzlich fällig! Hatte ich leider im Kleingedruckten übersehen, aber irgendwo wird man ja immer abgezockt. Egal, der Mietwagen war ja immer noch recht günstig insgesamt.

Leider herrschte in Polen Stau und einfach eine Umgehungsstraße fahren wie wir das in Deutschland kennen geht nicht, da es solche Straßen nicht gibt. Es gibt eine Autobahn/Landstraße, davon gehen ein paar Straßen ab und verlaufen sich im Nirgendwo. So stand ich 2 Stunden im Stau, weil irgendwo 500m weiter ein Unfall war, der die ganze Straße versperrte.

Um 1:00 morgens kam ich in Poprad, am südöstlichen Ende der Hohen Tatra gelegen, an. Zum Glück war die Rezeption noch besetzt, ein guter Service! Eigentlich wollte ich ja in die Vila Emma in Strbske Pleso, doch hier war man leider nicht in der Lage, mit einer nächtlichen Anreise umzugehen. So viel Unfähigkeit muss bestraft werden und ich stornierte und reservierte dafür im Hotel Satel in Poprad. Ein alter Plattenbau, der aber in den Zimmern renoviert ist. Ich finde ein Plattenbau, das gehört zu so einem Urlaub dazu :-)

Am 16.8. war es dann soweit. Um 5:30 traf ich meinen Bergführer Tomas in Tatranska Polianka, einem kleinen Ort an der Südseite der Hohen Tatra. Mit seinem Auto fuhren wir zur Hütte Slieszky Dom auf ca. 1700 m, wo wir parkten.

Um 6:00 ging es los. Ca. 45 Minuten ging es an einem See vorbei und dann einen steilen Pfad hoch zum Einstiegspunkt in die Kletterei. Jetzt seilten wir uns an, denn die erste Kletterpartie, ein steiles Felsband mit Eisenklammern war direkt am Anfang zu bewältigen. Ich kann aber alle beruhigen: danach wird es direkt einfacher und es gibt im Abstieg auf der Westseite nur noch eine fiese Stelle, mehr dazu später.

Ca 1,5 Stunden ging es nach der erwähnten Kletterstelle bergauf. Das Gelände ist einfaches Kraxelgelände, man kann zwar Abstürzen aber dafür müsste man sich schon Mühe geben.Schließelich erreichten wir den Sattel auf 2400 m. Doch Tomas bremste mich: hier war erst die Hälfte der Tour geschafft!

Wir wechselten auf die Westseite und nun querten wir den großen Kessel, der von der südlich gelegenen Autobahn gut zu sehen ist. Auch hier einfache Kletterei, kaum zweiter Grad. Allerdings immer irgendwie am Abgrund. Es geht nicht senkrecht runter, aber es ist schon sehr steil. Es gibt immer wieder kleinere Passagen, wo man sich z.B. um einen hervorstehenden Felsen herumwinden muss. Da war ich froh, von Tomas gesichert zu werden.

Nach gut einer weiteren Stunde und einer steilen Rinne gelangten wir zu einer Art Aussichtskanzel. Hier konnten wir bereits die Gerlachspitze sehen. Es war ein unheimlicher Anblick. Der gezackte Grat und das Gelände darunter sahen überhaupt nicht so aus, als könnte man auf irgendeine Weise den Gipfel erreichen! Doch der Trick liegt eben darin, dass das gezackte Gelände wie eine natürlich Treppe ist, über die man immer weiter nach oben gelangt.

So standen wir nach einer weiteren halben Stunde endlich am Gipfel. Man war ich froh, diese doch etwas heiklen Partien hinter mir zu haben! Das Gipfelkreuz ist recht klein und hat einen eingefassten türkisen Stein, der ihm etwas edles verleiht.

Nach 15 Minuten Pause machten wir uns an den Abstieg durch die Rinne in der Westseite, da wir vor einem möglichen Mittagsgewitter die Tour abschließen wollten. Der Abstieg ist recht steil, aber nicht wirklich absturzgefährlich. Es ist wie eine große Treppe. Da ich immer extrem in die Knie gehen musste, waren diese ab der Hälfte der Rinne echt völlig überlastet, obwohl ich sehr viel Sport mache. Muskelkater hatte ich glaube ich eine Woche.

Im unteren Drittel der Rinne ist eine Schlüsselstelle, wo man über einen überstehenden Felsen sich abseilen lassen muss, um blind mit dem Füßen eine ziemlich tief liegende Stahlklammer zu ertasten. Unter einem ging es bestimmte 20 m runter in den Abgrund. Das Problem ist, dass die Stahlstufen recht weit auseinander sind. Mit 1,85 m Körpergröße habe ich es gerade so hinbekommen, keine Ahnung was kleinere Menschen machen.

Die ganze Rinne ist sehr rutschig durch Geröll und steil, teilweise auch sehr glatte Felsplatten. Ohne Bergführer hätte ich nie den Weg gefunden, weil irgendwie alles gleich aussieht und es keine Wegmarkierungen gibt. Es gibt vereinzelte Stellen mit Stahlsttiften, wo man sich mal festhalten muss, aber nur die eine Schlüsselstelle (s.o.) ist wirklich brenzlig.

Nach ca. 2 Stunden waren wir im Hochtal um einen hübschen See angekommen. Hier pausierten wir kurz und legten die Sachen und den Helm ab, denn es war nun merklich wärmer geworden und die Sonne kam raus.

Nun gingen wir ca. 1 Stunde um das ganze Massiv der Gerlachspitze herum und mit runierten Knien erreichten wir wieder die Slieszky Dom auf 1600 m. Dort aßen wir eine super Gulaschsuppe und tranken "Kofola", die tschechische, sehr leckere Cola-Variante.

Fazit: Unbedingt Bergführer nehmen, Wegfindung auch bei gutem Wetter wegen fehlender Markierungen sehr schwierig. Auch aus Sicherheitsgründen, da an diversen Stellen eine Sicherung angebracht ist, oft ausgesetztes Gelände. Dauer ca. 6,5 Stunden bei guter Kondition. Eher 8 Stunden bei normaler Kondition.

P.S. Anbei auch noch weitere Fotos meines Slowakei-Urlaubes. Es ist für eine Woche ein vielfältiger Urlaub!

Tourengänger: sqplayer


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