Überschreitung Rheinwaldhorn 3402m
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An gewissen Projekten studiert man jahrelang herum, andere werden sogleich in die Tat umgesetzt. Das Rheinwaldhorn fällt in letztere Kategorie. Denn aufgrund des vergletscherten Gipfelbereichs schien mir eine Solobegehung zu heikel und ich verwarf entsprechende Pläne umgehend. Per Zufall stiess ich kürzlich auf einen Bericht der alpinos und las dort von der Via Malvaglia, welche wenig schwierig und gletscherfrei über den WSW-Grat direkt zum Gipfel führt. Also ab in den Süden! Oben angekommen erwies sich der Vadrecc di Bresciana dann wider Erwarten als so harmlos, dass ich guten Gewissens über die Normalroute absteigen konnte - Überschreitung perfekt!
Erneut übernachte ich am Ausgangspunkt im Auto. Das Format hat sich diesen Sommer sehr bewährt: Man erspart sich den Hütten-Tingeltangel und kann trotzdem früh und einigermassen ausgeruht aufbrechen. Das war heute Punkt sechs Uhr vom Parkplatz Foppa. Zuerst noch im Dunkeln lege ich die zwei Kilometer bis zur Alpe di Pozzo zurück. Höhe hingegen wird noch kaum vernichtet, es gibt sogar kurze Wiederabstiege. Im Anstieg zur Alpe di Quarnei geht's dann aber richtig los. Von hier liesse sich übrigens die gleichnamige Hütte in zehn Minuten erreichen.
Die Umgebung wird nun deutlich wilder, aber der Bergwanderweg bleibt gut. So erreiche ich ohne Schwierigkeiten den Passo del Laghetto (2646m), zuletzt in leichter Kraxelei. Hier beginnt der lohnenswerte Gipfelaufstieg über den WSW-Grat (Via Malvaglia). Direkt ab Pass erblickt man blaue Punkte, welche sicher Richtung Ziel führen. Es empfiehlt sich, der vorgeschlagenen Route mehr oder weniger strikt zu folgen. So endete eine meiner "Ich-weiss-es-besser"-Varianten über den Grat prompt vor einer tiefen Scharte...
Über weite Strecken bewegt man sich durch typisches T4-Gelände, unausgesetzte Blockfels-Hüpferei und dergleichen. Gegen oben beginnt sich der Grat zu verengen, dank grosszügig vorhandenen Halteseilen übersteigt man aber nirgends die T5. Als Schlüsselstelle gilt der Aufschwung auf die Ebene vor P. 3206, wo der WSW-Grat endet. Die Stelle ist beinahe senkrecht und wäre wohl knapp mit III zu bewerten, aber dank Drahtseil ist sie problemlos zu meistern.
Ich überquere die Ebene und erstmals diese Saison kommen herbstliche Gefühle auf: die Felsen sind mit einer dünnen Schicht Raureif überzogen. A propos, aufgrund der strikten Westexposition kann ich den gesamten Aufstieg im Schatten zurücklegen. Das kommt mir heute besonders gelegen, weil ich Hampelmann die Sonnenbrille im Auto vergessen habe. Für die letzen 100Hm erachte ich zwei Varianten als sinnvoll. Einerseits kann man alles dem Südgrat folgen, wobei man einen prägnanten Turm durch die Flanke umgeht. Vorteil hier: Man berührt den Firn nicht, welcher heute und um diese Uhrzeit pickelhart gefroren ist. Zweite (und meine) Variante: In direkter Linie steig ich über den Firn zum Südgrat hoch, welchen ich erst kurz vor dem Gipfel erreiche. Dank Trittspuren geht das gerade noch ohne Steigeisen. Anschliessend in leichter Kraxelei über Blockfelsen zum Rheinwaldhorn (3402m). Was für eine Aussicht hier oben! All das kann ich mutterseelenallein geniessen, weit und breit keine anderen Bergsteiger in Sicht. Besonders gerne blicke ich Richtung Glarner Alpen und erkenne die kürzlich begangenen Piz Urlaun und Brigelser Hörner.
Fast noch mehr freut mich hingegen der Zustand des Gletschers gleich unter mir, der Vadrecc di Bresciana. Dieser ist im Bereich der Normalroute arg dezimiert und spaltenlos. So komm ich wider Erwarten doch noch zu einer Überschreitung. Einziges Problem: Ich habe die Steigeisen nicht dabei, nur den Leichtpickel. Und wie vorhin erwähnt bekommt die Westflanke sehr spät Sonne. Ein Augenschein beim Adulajoch (3290m) unten soll Klarheit bringen. Tatsächlich sind nur die ersten Meter etwas steiler. Ich überwinde sie im Rückwärtsgang und Tritte schlagend. Anschliessend traversiere ich unschwierig, weil flacher und gut gespurt, Richtung Grauhorn. Trotzdem ist entsprechende Vorsicht geboten, denn ein Rutscher würde potenziell in einem der offenen Schlunde weiter unten enden. Das Gletschervorfeld ist dann rasch erreicht und über unangenehmes Geröllgelände setze ich den Abstieg fort, bis ich endlich wieder auf Wegspuren treffe.
Von hier wäre es ein Katzensprung zur Capanna Adula UTOE, doch ich muss zurück ins Val Malvaglia. Ein Wiederanstieg von 130Hm bringt mich zurück auf den Passo del Laghetto. Wer mag, steigt noch rasch zur Cima del Laghetto (2695m) hoch, T4. Es verbleibt der weitläufige Abstieg talauswärts, wo ich auf der Alpe di Pozz den ersten Menschen des Tages begegne.
Zeiten
2:00 Passo del Laghetto
1:40 Rheinwaldhorn
1:30 Cima del Laghetto
1:30 Foppa
Erneut übernachte ich am Ausgangspunkt im Auto. Das Format hat sich diesen Sommer sehr bewährt: Man erspart sich den Hütten-Tingeltangel und kann trotzdem früh und einigermassen ausgeruht aufbrechen. Das war heute Punkt sechs Uhr vom Parkplatz Foppa. Zuerst noch im Dunkeln lege ich die zwei Kilometer bis zur Alpe di Pozzo zurück. Höhe hingegen wird noch kaum vernichtet, es gibt sogar kurze Wiederabstiege. Im Anstieg zur Alpe di Quarnei geht's dann aber richtig los. Von hier liesse sich übrigens die gleichnamige Hütte in zehn Minuten erreichen.
Die Umgebung wird nun deutlich wilder, aber der Bergwanderweg bleibt gut. So erreiche ich ohne Schwierigkeiten den Passo del Laghetto (2646m), zuletzt in leichter Kraxelei. Hier beginnt der lohnenswerte Gipfelaufstieg über den WSW-Grat (Via Malvaglia). Direkt ab Pass erblickt man blaue Punkte, welche sicher Richtung Ziel führen. Es empfiehlt sich, der vorgeschlagenen Route mehr oder weniger strikt zu folgen. So endete eine meiner "Ich-weiss-es-besser"-Varianten über den Grat prompt vor einer tiefen Scharte...
Über weite Strecken bewegt man sich durch typisches T4-Gelände, unausgesetzte Blockfels-Hüpferei und dergleichen. Gegen oben beginnt sich der Grat zu verengen, dank grosszügig vorhandenen Halteseilen übersteigt man aber nirgends die T5. Als Schlüsselstelle gilt der Aufschwung auf die Ebene vor P. 3206, wo der WSW-Grat endet. Die Stelle ist beinahe senkrecht und wäre wohl knapp mit III zu bewerten, aber dank Drahtseil ist sie problemlos zu meistern.
Ich überquere die Ebene und erstmals diese Saison kommen herbstliche Gefühle auf: die Felsen sind mit einer dünnen Schicht Raureif überzogen. A propos, aufgrund der strikten Westexposition kann ich den gesamten Aufstieg im Schatten zurücklegen. Das kommt mir heute besonders gelegen, weil ich Hampelmann die Sonnenbrille im Auto vergessen habe. Für die letzen 100Hm erachte ich zwei Varianten als sinnvoll. Einerseits kann man alles dem Südgrat folgen, wobei man einen prägnanten Turm durch die Flanke umgeht. Vorteil hier: Man berührt den Firn nicht, welcher heute und um diese Uhrzeit pickelhart gefroren ist. Zweite (und meine) Variante: In direkter Linie steig ich über den Firn zum Südgrat hoch, welchen ich erst kurz vor dem Gipfel erreiche. Dank Trittspuren geht das gerade noch ohne Steigeisen. Anschliessend in leichter Kraxelei über Blockfelsen zum Rheinwaldhorn (3402m). Was für eine Aussicht hier oben! All das kann ich mutterseelenallein geniessen, weit und breit keine anderen Bergsteiger in Sicht. Besonders gerne blicke ich Richtung Glarner Alpen und erkenne die kürzlich begangenen Piz Urlaun und Brigelser Hörner.
Fast noch mehr freut mich hingegen der Zustand des Gletschers gleich unter mir, der Vadrecc di Bresciana. Dieser ist im Bereich der Normalroute arg dezimiert und spaltenlos. So komm ich wider Erwarten doch noch zu einer Überschreitung. Einziges Problem: Ich habe die Steigeisen nicht dabei, nur den Leichtpickel. Und wie vorhin erwähnt bekommt die Westflanke sehr spät Sonne. Ein Augenschein beim Adulajoch (3290m) unten soll Klarheit bringen. Tatsächlich sind nur die ersten Meter etwas steiler. Ich überwinde sie im Rückwärtsgang und Tritte schlagend. Anschliessend traversiere ich unschwierig, weil flacher und gut gespurt, Richtung Grauhorn. Trotzdem ist entsprechende Vorsicht geboten, denn ein Rutscher würde potenziell in einem der offenen Schlunde weiter unten enden. Das Gletschervorfeld ist dann rasch erreicht und über unangenehmes Geröllgelände setze ich den Abstieg fort, bis ich endlich wieder auf Wegspuren treffe.
Von hier wäre es ein Katzensprung zur Capanna Adula UTOE, doch ich muss zurück ins Val Malvaglia. Ein Wiederanstieg von 130Hm bringt mich zurück auf den Passo del Laghetto. Wer mag, steigt noch rasch zur Cima del Laghetto (2695m) hoch, T4. Es verbleibt der weitläufige Abstieg talauswärts, wo ich auf der Alpe di Pozz den ersten Menschen des Tages begegne.
Zeiten
2:00 Passo del Laghetto
1:40 Rheinwaldhorn
1:30 Cima del Laghetto
1:30 Foppa
Tourengänger:
Bergamotte
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