Lüner Seekopf - Lange im Visier, endlich erobert!
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"Erfordert viel Erfahrung und wird selten begangen" war der Satz im Alpenvereinsführer, der mich im Vorfeld verzweifelt nach Berichte über Besteigungen des Seekopfs suchen ließen...doch ohne Erfolg.
Hoch über dem Lünersee thront dieser mächtige Berg, an dessen Fuss ich über den „Böser Tritt“ und den ersten 400hm gelangte.
Km 1.5
Viele Besucher erfreuen sich jedes Wochenende an dem Rundweg am See auf 2.000 m Meereshöhe und teilen mit mir kurzzeitig den Weg, bevor ich nach rechts weglos weiter Richtung Seekopfsattel aufstieg.
Km 2.3
Man steigt über Gras und Schotter auf (NordWest) bis es nur noch Schotter und Fels ist.
Km 2.6
Von dort gelangt man in eine Art Riesenrinne, die direkt (West) zu dem eindrucksvollen Ostabbruch des Seekopf führt.
Km 3.0
Ab dort geht es nun parallel zu diesem (Nord) auf den Seekopfsattel. Bei mir lag an der Rinne am Wandfuss noch immer Altschnee, aber auf Grund der Steinschlaggefahr war mein Plan sowieso nicht dort aufzusteigen, sondern in der Breiten Rampe daneben.
Diese Rampe besteht aus Fels welcher immer wieder kleine Kraxelstellen (bis UIAA I) bietet. Zudem ist der Fels beinahe komplett mit einer Schotterschicht überzogen, was auch das Gehen in den flachen Passagen sehr unangenehm machte. Der Schotter auf dem Fels sind wie Murmeln auf Fliessen und erfordern eine sinnvolle Schuhwahl, die ich mit meinen Zustiegschuhen nicht getroffen hatte. Ich würde eher profilierte, weiche Sohlen empfehlen.
Der Eiertanz zehrte an meinen Nerven und ich schaute immer wieder zurück um zu sehen, wie der Abstieg verlaufen würde und wie dieser mit den Schuhen wohl klappen wird…
Km 3.9
Endlich kam ich oben am Sattel an und sah eine rote Markierung (fraglich für was die ist), die mir wieder ein gutes Gefühl gab, da ich das Gefühl hatte in einer Art Zivilisation zu sein, was mich etwas entspannte. Ich genoss die unglaubliche Aussicht, und konnte mich mental etwas erholen. Und dies war dringend nötig wie sich noch herausstellen sollte.
Km 4.2
Den extrem breiten Grat folgend (West) erreichte ich nun den Gipfelaufbau und ich überlegte wo es für mich hinging. Es gab laut Führer zwei Varianten von denen eine die schwerere Direkte (Grad III) sei und eine Leichte aber dafür brüchigere (Grad II). Ich wusste nicht ob die direkte vor mir lag, denn es sah sehr direkt aus, aber eher Grad IV oder V. Zudem wäre oben nicht der Gipfel gewesen, was mich dazu brachte rechts am Fels vorbei (nordseitig) zu gehen und zu prüfen was dort noch folgt.
Km 4.2
Es folgte viel loses Gestein und Schotter und ich war im Schatten der Nordwand. Ich suchte vergeblich nach Wegspuren oder Markierungen und überlegte ob hier einfach Endstation ist, da alles nur Schrott war, nirgends fester Fels.
Dann traf ich zu einer möglichen direkten Variante zum Gipfel und ich überlegte ob es diese sein kann. Grad III könnte passen, aber es war alles so schuttig und brüchig…
Naja, wenn der Rest noch brüchiger ist, wie im Führer beschrieben, dann ist dies wohl die bessere Lösung.
Ich fing an hochzuklettern und das permanente Geräusch des abrutschenden Gesteins und Schotters machte mir ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Langsam und jeden Tritt und Griff prüfend, stieg ich behutsam weiter. Ich versuchte zu Beginn noch den Dreck von den grösseren Tritten zu wischen, jedoch kam kein Fels zum Vorschein, sondern eher Erdähnlicher Schutt mit Steinen. Ca. 3 Meter unter dem Ausstieg war ich dann Mental dann doch etwas am Limit und musste kurz pausieren und mir die Standardfragen stellen: „Warum bin ich hier?“; „Was mach ich hier eigentlich?“; „Wie komme ich da wieder runter?“.
Da ich auf alle Fragen eine konkrete Antwort fand, da ich mir diese schon bei der Planung beantwortet hatte, stieg ich weiter. Jedoch hatte ich auf den Abstieg nur die Vermutung, dass es dort einfacher werden würde.
Kurz darauf umfasste ich festen Fels am Ausstieg und kletterte konzentriert auf das Gipfelplateau.
Km 4.3
Der Gipfel war erreicht! Unglaublich! Ein kleines Gipfelkreuz und leider kein Buch war dort. Ich war so glücklich, da ich seit dem ersten Blick vor 15 Monaten davon geträumt habe, da oben zu stehen.
Das Gipfelplateau fällt leicht nach Süden ab, aber ist sehr gross und wäre perfekt zum Zelten mit dem Blick zur Totalphütte und der Schesaplana.
Jedoch wollte ich nicht übernachten und beschloss nach dem Aufsaugen des Moments wieder abzusteigen.
Ich suchte erst Richtung Osten nach dem Abstieg, jedoch vergeblich. Dan überlegte ich kurz und es war ja klar, dass der Abstieg da ist wo der zweite Zustieg hoch kommt… Also ging ich nach Westen und fand noch einigen Metern dort eine Art Rinne die wieder auf die Nordseite führte.
Ich stieg hinein und bekam wieder den bekannten Grund unter die Schuhe Schotter, Schutt und Bruch. Ich traversierte, mit einer tollen Tiefsicht, wieder nach vorne zum Einstieg der direkten Variante. Der riesen Schotterhaufen erinnerte mich an die Dolomiten und wünschte mir eher derer Felsqualität. Es war klettertechnisch nicht anspruchsvoll, jedoch war der rutschende Untergrund und das partielle Absturzgelände meine Sorge.
Ich realisierte hierbei erst wie weit ich oben noch Richtung Westen gegangen war, denn ich musste dies jetzt alles wieder zurück.
Km 4.4
Endlich war ich wieder am Einstieg der Direktvariante und ab hier war es wieder bekanntes Terrain. Ich fühlte mich wieder gut und sicher, auch wenn es identisch war. Ich kämpfte mich auch noch weiter bis zum Abzweig und stand wieder auf dem breiten Grat. Diesen sprang ich vergnügt zurück zum Seekopfsattel und legte noch eine Kraxeleinlage auf einen Turm drauf, da er so beeindruckend aussah.
Km 4.7
So, nun war der Moment der Wahrheit, wie komme ich die Rampe runter ohne zu rutschen. Ich folgte zuerst grasigen Passagen, da man dort besseren halt hatte. Generell stieg ich die breite Rampe weiter links ab (gesehen vom Abstieg, also Richtung Osten) , da es dort flacher und weniger mit Schotter bedeckt war. Ich war recht sicher unterwegs und machte mir keine Sorgen mehr wegen dem Weg oder dem Schotter.
Km 5.6
Als ich am Ende der Rampe war, ging es wieder durch die spassige Kraxelei die riesige Rinne hinunter.
Km 6.0
Der Schotter-Gras-Hang war für mich nun angenehmer rechts (in Abstiegsrichtung gesehen) abzusteigen und war zügig wieder bei den Spaziergängern die um den See flanierten.
Km 6.4
Freudiger Weise hatte mich im Abstieg eine sehr gute Freundin angerufen von der ich schon lange nichts mehr gehört hatte und plauderte mit ihr nun bis zur Douglas-Hütte über die letzten Monate.
Km 7.5
An der wie immer vollen Douglas-Hütte gab es ein Sieges-Radler und dann ging es auch wieder zum Auto.
Km 9.1
Am Auto angekommen, war ich einfach nur froh wie es geklappt hat und dass ich wirklich dort oben stand! Geil!
Mein Fazit:
Es würde mich freuen falls jemand Erfahrungen zu der Tour hat und mir seine Eindrücke schildert. Ich weiss nämlich immer noch nicht, ob meine „direkte Variante“ die richtige war..
Beste Grüsse
Chris
Hoch über dem Lünersee thront dieser mächtige Berg, an dessen Fuss ich über den „Böser Tritt“ und den ersten 400hm gelangte.
Km 1.5
Viele Besucher erfreuen sich jedes Wochenende an dem Rundweg am See auf 2.000 m Meereshöhe und teilen mit mir kurzzeitig den Weg, bevor ich nach rechts weglos weiter Richtung Seekopfsattel aufstieg.
Km 2.3
Man steigt über Gras und Schotter auf (NordWest) bis es nur noch Schotter und Fels ist.
Km 2.6
Von dort gelangt man in eine Art Riesenrinne, die direkt (West) zu dem eindrucksvollen Ostabbruch des Seekopf führt.
Km 3.0
Ab dort geht es nun parallel zu diesem (Nord) auf den Seekopfsattel. Bei mir lag an der Rinne am Wandfuss noch immer Altschnee, aber auf Grund der Steinschlaggefahr war mein Plan sowieso nicht dort aufzusteigen, sondern in der Breiten Rampe daneben.
Diese Rampe besteht aus Fels welcher immer wieder kleine Kraxelstellen (bis UIAA I) bietet. Zudem ist der Fels beinahe komplett mit einer Schotterschicht überzogen, was auch das Gehen in den flachen Passagen sehr unangenehm machte. Der Schotter auf dem Fels sind wie Murmeln auf Fliessen und erfordern eine sinnvolle Schuhwahl, die ich mit meinen Zustiegschuhen nicht getroffen hatte. Ich würde eher profilierte, weiche Sohlen empfehlen.
Der Eiertanz zehrte an meinen Nerven und ich schaute immer wieder zurück um zu sehen, wie der Abstieg verlaufen würde und wie dieser mit den Schuhen wohl klappen wird…
Km 3.9
Endlich kam ich oben am Sattel an und sah eine rote Markierung (fraglich für was die ist), die mir wieder ein gutes Gefühl gab, da ich das Gefühl hatte in einer Art Zivilisation zu sein, was mich etwas entspannte. Ich genoss die unglaubliche Aussicht, und konnte mich mental etwas erholen. Und dies war dringend nötig wie sich noch herausstellen sollte.
Km 4.2
Den extrem breiten Grat folgend (West) erreichte ich nun den Gipfelaufbau und ich überlegte wo es für mich hinging. Es gab laut Führer zwei Varianten von denen eine die schwerere Direkte (Grad III) sei und eine Leichte aber dafür brüchigere (Grad II). Ich wusste nicht ob die direkte vor mir lag, denn es sah sehr direkt aus, aber eher Grad IV oder V. Zudem wäre oben nicht der Gipfel gewesen, was mich dazu brachte rechts am Fels vorbei (nordseitig) zu gehen und zu prüfen was dort noch folgt.
Km 4.2
Es folgte viel loses Gestein und Schotter und ich war im Schatten der Nordwand. Ich suchte vergeblich nach Wegspuren oder Markierungen und überlegte ob hier einfach Endstation ist, da alles nur Schrott war, nirgends fester Fels.
Dann traf ich zu einer möglichen direkten Variante zum Gipfel und ich überlegte ob es diese sein kann. Grad III könnte passen, aber es war alles so schuttig und brüchig…
Naja, wenn der Rest noch brüchiger ist, wie im Führer beschrieben, dann ist dies wohl die bessere Lösung.
Ich fing an hochzuklettern und das permanente Geräusch des abrutschenden Gesteins und Schotters machte mir ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Langsam und jeden Tritt und Griff prüfend, stieg ich behutsam weiter. Ich versuchte zu Beginn noch den Dreck von den grösseren Tritten zu wischen, jedoch kam kein Fels zum Vorschein, sondern eher Erdähnlicher Schutt mit Steinen. Ca. 3 Meter unter dem Ausstieg war ich dann Mental dann doch etwas am Limit und musste kurz pausieren und mir die Standardfragen stellen: „Warum bin ich hier?“; „Was mach ich hier eigentlich?“; „Wie komme ich da wieder runter?“.
Da ich auf alle Fragen eine konkrete Antwort fand, da ich mir diese schon bei der Planung beantwortet hatte, stieg ich weiter. Jedoch hatte ich auf den Abstieg nur die Vermutung, dass es dort einfacher werden würde.
Kurz darauf umfasste ich festen Fels am Ausstieg und kletterte konzentriert auf das Gipfelplateau.
Km 4.3
Der Gipfel war erreicht! Unglaublich! Ein kleines Gipfelkreuz und leider kein Buch war dort. Ich war so glücklich, da ich seit dem ersten Blick vor 15 Monaten davon geträumt habe, da oben zu stehen.
Das Gipfelplateau fällt leicht nach Süden ab, aber ist sehr gross und wäre perfekt zum Zelten mit dem Blick zur Totalphütte und der Schesaplana.
Jedoch wollte ich nicht übernachten und beschloss nach dem Aufsaugen des Moments wieder abzusteigen.
Ich suchte erst Richtung Osten nach dem Abstieg, jedoch vergeblich. Dan überlegte ich kurz und es war ja klar, dass der Abstieg da ist wo der zweite Zustieg hoch kommt… Also ging ich nach Westen und fand noch einigen Metern dort eine Art Rinne die wieder auf die Nordseite führte.
Ich stieg hinein und bekam wieder den bekannten Grund unter die Schuhe Schotter, Schutt und Bruch. Ich traversierte, mit einer tollen Tiefsicht, wieder nach vorne zum Einstieg der direkten Variante. Der riesen Schotterhaufen erinnerte mich an die Dolomiten und wünschte mir eher derer Felsqualität. Es war klettertechnisch nicht anspruchsvoll, jedoch war der rutschende Untergrund und das partielle Absturzgelände meine Sorge.
Ich realisierte hierbei erst wie weit ich oben noch Richtung Westen gegangen war, denn ich musste dies jetzt alles wieder zurück.
Km 4.4
Endlich war ich wieder am Einstieg der Direktvariante und ab hier war es wieder bekanntes Terrain. Ich fühlte mich wieder gut und sicher, auch wenn es identisch war. Ich kämpfte mich auch noch weiter bis zum Abzweig und stand wieder auf dem breiten Grat. Diesen sprang ich vergnügt zurück zum Seekopfsattel und legte noch eine Kraxeleinlage auf einen Turm drauf, da er so beeindruckend aussah.
Km 4.7
So, nun war der Moment der Wahrheit, wie komme ich die Rampe runter ohne zu rutschen. Ich folgte zuerst grasigen Passagen, da man dort besseren halt hatte. Generell stieg ich die breite Rampe weiter links ab (gesehen vom Abstieg, also Richtung Osten) , da es dort flacher und weniger mit Schotter bedeckt war. Ich war recht sicher unterwegs und machte mir keine Sorgen mehr wegen dem Weg oder dem Schotter.
Km 5.6
Als ich am Ende der Rampe war, ging es wieder durch die spassige Kraxelei die riesige Rinne hinunter.
Km 6.0
Der Schotter-Gras-Hang war für mich nun angenehmer rechts (in Abstiegsrichtung gesehen) abzusteigen und war zügig wieder bei den Spaziergängern die um den See flanierten.
Km 6.4
Freudiger Weise hatte mich im Abstieg eine sehr gute Freundin angerufen von der ich schon lange nichts mehr gehört hatte und plauderte mit ihr nun bis zur Douglas-Hütte über die letzten Monate.
Km 7.5
An der wie immer vollen Douglas-Hütte gab es ein Sieges-Radler und dann ging es auch wieder zum Auto.
Km 9.1
Am Auto angekommen, war ich einfach nur froh wie es geklappt hat und dass ich wirklich dort oben stand! Geil!
Mein Fazit:
- Bruch und Schotter ohne Ende. => Schuhe mit grobem Profil und weicher Sohle
- Schwierigkeit war okay, aber ich bin eher Konservativ und bin darum mental immer etwas gestresster bei solchen Dingen
- Seil und Haken hätten nichts gebracht weil es nicht schwer war und zudem auch sehr brüchig
- Ich gehe nie mehr da hoch, das war mir einfach zu anstrengend => Mal sehen ;-)
Es würde mich freuen falls jemand Erfahrungen zu der Tour hat und mir seine Eindrücke schildert. Ich weiss nämlich immer noch nicht, ob meine „direkte Variante“ die richtige war..
Beste Grüsse
Chris
Tourengänger:
KRZ
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