Grande Casse (3855 m) - Glacier des Grands Couloirs


Publiziert von Stirml , 11. September 2016 um 20:05.

Region: Welt » Frankreich » Maurienne » Massif de la Vanoise
Tour Datum:28 August 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 2 Tage 16:00
Aufstieg: 2200 m
Unterkunftmöglichkeiten:Termignon
Kartennummer:IGN Carte de Radonnées Vanoise

Die Grande Casse (3855 m) ist der höchste Gipfel der Vanoise, der dritthöchsten Gebirgsgruppe der französischen Alpen nach Montblanc und Dauphiné.

Tourenberichte zu einer Besteigung im Sommer finden sich allerdings nur selten, da der Normalweg über den Glacier des Grands Couloirs über rund 400 Höhenmeter eine steile Flanke bildet (rund 40 Grad), die den Normalbergsteiger wohl eher abschreckt und dem ambitionierten Bergsteiger eher zu langweilig ist. Insofern findet man im Internet häufig Berichte über Skibesteigungen (siehe hierzu den schönen Bericht von Bertrand) oder Besteigungen über die Nordwand (Petit Face Nord oder Couloir Italiens).

1. Tag:
Startpunkt für die Grande Casse Besteigung ist regelmäßig Pralognan-la-Vanoise, das man aus der Tarentaise (Tal der l‘Isère, das die Vanoise nördlich begrenzt) erreicht. Aufgrund unseres Urlaubsdomizils in der Maurienne (Tal der l’Arc, das die Vanoise südlich begrenzt) haben wir unsere Tour allerdings am Parkplatz Bellecombe (ca. 2387 m) gestartet, den man auf einem geteerten Sträßchen von Termignon in der Maurienne erreicht.

Vom Parkplatz Bellecombe durchquert der Anstieg zum Refuge du Col de la Vanoise – der Ausgangshütte für eine Grande Casse-Besteigung –  anfangs das riesige Wiesen-/Almgelände des Vallon de la Rocheure und des Vallon de la Leisse, vorbei an einem glasklaren Bergsee (Plan du Lac) und den beiden Hütten Refuge du Plan du Lac und Refuge d‘Entre Deux Eaux. Dabei muss man leider rund 300 Höhenmeter absteigen, um danach wieder einen Pass (ca. 2500 m) südlich der Grande Casse zu gewinnen. Anschließend quert man unterhalb der riesigen südlichen Schuttreißen der Grande Casse zum 2013 neu errichteten Refuge du Col de la Vanoise (2517 m). Von dem Refuge kann man den gesamten Anstieg zur Grande Casse einsehen.

2. Tag:
Am nächsten Tag startete in stockfinsterer Nacht mit uns nur noch eine weitere Seilschaft nach dem Frühstück um 4 Uhr morgens. Wir werden an diesem Tag nur noch einer weiteren Seilschaft begegnen, die uns aber erst beim Abstieg in der Steilflanke in beneidenswert schnellem Tempo entgegenkam.

Anfangs folgten wir der linken (orogr.) Seitenmoräne des Glacier des Grands Couloirs. Der anschließende ca. 100 Meter hohe Felsabbruch war durch Fixseile versichert. Danach begann es zu dämmern und über mehr oder minder steile Schneefelder erreichten wir den Gletscher und die Steilflanke, wobei Begehungsspuren bald nach den Fixseilen nicht mehr vorhanden waren. Die Steilflanke - im rechten (orogr.) Teil - bestand bei uns aus sehr harten Firn, war spaltenlos sowie ohne Seracs; auch Steinschlagspuren waren nicht zu erkennen. Insofern besteht das Hauptrisiko einer Begehung dieser Steilflanke insbesondere im unkontrollierten Abrutschen. Wir haben die Flanke – wie auch die anderen beiden Seilschaften – am kurzen Seil gemacht. In vielen Serpentinen und in Eckensteintechnik sind wir so zum weiten und blendend weißen Sattel (ca. 3700 m) zwischen Grande Casse und Pointe Mathews (3783 m) gelangt, wo das Gelände flacher wird. Danach führten makellos weiße Schneehänge und der abschließende leichte Gipfelgrat der Sonne entgegen zum höchsten Punkt.

Die Gipfelschau war an diesem schönen Tag hervorragend. Insbesondere die östlich gelegenen Gipfel der Charbonnelgruppe, also die Berge zwischen Gran Paradiso und Col du Mont Cenis, brachten für uns Ostalpenbergsteiger neue Einblicke und Betätigungsfelder in den Westalpen.

Der Abstieg erfolgte auf dem gleichen Weg, wobei wir den Gegenanstieg zum Parkplatz Bellecombe ohne schlechtem Gewissen mit der dort verkehrenden Navette (fährt ab der Brücke unterhalb des Refuge d’Entre Deux Eaux) zurückgelegt haben.

Resumee:
Schöne und erstaunlicherweise im Sommer wenig unternommene Hochtour auf den höchsten Gipfel der Vanoise mit der für „Normalbergsteiger“ eindrucksvollen Steilflanke des Glaciers des Grands Couloirs (rund 400 Höhenmeter, ca. 40 Grad steil; bei garstigen Verhältnissen wie Blankeis oder Neuschnee wird die Tour schnell schwieriger als PD+ bzw. gefährlich/lawinös). Bei unserer Begehung nahezu ohne objektive Gefahren. Schöne und moderne neue Hütte.

Tourengänger: Stirml


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