Altels 3629m


Publiziert von Bergamotte , 29. August 2016 um 14:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:26 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1825 m
Abstieg: 1825 m
Strecke:14km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:LSB Kandersteg-Sunnbüel
Unterkunftmöglichkeiten:Berghotel Schwarenbach

Als wir vor drei Wochen gemütlich zum Hotel Schwarenbach wanderten, war's um mich geschehen: Der Altels hatte mich in seinen Bann gezogen. Der Gipfel mit seiner riesigen Nordwestabdachung dominiert das gesamte Kandertal und überstrahlt aus vielen Perspektiven gar das vergletscherte, höhere Balmhorn gleich nebenan. Nach kurzer Recherche das grosse Aufatmen: Der Altels lässt sich bei guten, sprich trockenen, Verhältnissen als anspruchsvolle Alpinwanderung begehen. Dank der Luftseilbahn nach Sunnbüel lag gar eine Tagestour ab Zürich ohne Hetzerei drin.

Mit der ersten Bahn um 8:00 erreich ich die Bergstation Sunnbüel (1934m). Den Marsch über die Spittelmatte zum Sagiwald kenne ich mittlerweile auswendig. Beim Abzweiger P. 2004 folge ich knapp zehn Minuten dem Wanderweg Richtung Tatelishörner, steige dann aber noch vor der Sagiweid weglos an den Fuss der riesigen Altels-Gipfelflanke auf. Diese zieht sich über eindrückliche 1400 Höhenmeter bis zum Vorgipfel hoch. Den Aufstieg über die endlosen Schutthalden hatte ich mir eher mühselig vorgestellt. Vor Ort bin ich positiv überrascht: In Gratnähe ist das Gelände angenehm fest und man rutscht nur wenig. Auch Trittspuren und Steinmannli sind erkennbar, wobei viele Varianten möglich sind. Wichtig: Die Wegspuren auf der LK hingegen führen durch feinen Schutt und sind deshalb vor allem für den Abstieg gedacht.

Dank der idealen Neigung fliegen die Höhenmeter nur so dahin. Hier hilft auch die Westexposition, welche längere Zeit für Schatten sorgt. Zu meiner Rechten öffnet sich immer wieder der Blick auf das Rinderhorn und den Zackengrat Richtung Balmhorn, die beiden anderen grossen Gipfelziele ab Sunnbüel. So geht das für zwei Stunden, bis ich schliesslich vor dem markanten Felsband stehe. Hier setzt der anspruchsvollere Teil über die abwärtsgeschichteten Platten ein. Das Band selber bietet noch keine grösseren Schwierigkeiten, solange man sich in Gratnähe hält (T5). Dort hängen übrigens zwei dünne Seile drin. Der wirkliche "Plattenlauf" beginnt kurz vor dem Felskopf P. 3418. Man läuft hier praktisch nur auf Reibung, sollte seinen Schuhsohlen also wirklich vertrauen können. Ist man sich solches Gelände gewohnt, bleibt bei aperen und trockenen Verhältnissen alles im grünen Bereich. Ich hatte sogar richtig Spass daran, denn der Fels ist perfekt griffig. Kletterei ist keine erforderlich. An mehreren Stellen wären BH und Abseilstangen installiert. Hier kreuze ich ein Pärchen im Abstieg.

Nach gut 100 Höhenmetern ist die Passage geschafft und man steigt wieder einfach die verbleibenden Höhenmeter über Schuttgelände zum Vorgipfel hoch. Den Übergang zum Hauptgipfel bringe ich schnell hinter mich. Natürlich, der kurze Verbindungsgrat ist etwas luftig, Kletterei (wie mehrfach gelesen) ist aber nicht erforderlich, bloss einen kurzen Absatz (<2m) gilt es zu überwinden. Was für ein herrlicher Moment, als ich schliesslich den Altels (3629m) erreiche. Das Wetter ist schlicht perfekt und das Panorama umfasst 360°. Beim Gipfelkreuz pausiert bereits ein zweiter Berggänger, welcher etwas mit der Höhe zu kämpfen hat. Kein Wunder, der Arme hatte aufs Bähnli verzichtet und war um 5:00 an der Talstation losgelaufen. Beste Grüsse nach Liestal an dieser Stelle! Besonders lohnend ist natürlich der Blick zum Balmhorn, welches bloss einen guten Kilometer entfernt liegt. So kommt in diesem Moment ein weiteres Projekt auf meine lange To-Do-Liste...

Nach einer guten Stunde Gipfelrast mache ich mich an den Abstieg. Die Passage zum Vorgipfel rüber bereitet keine Schwierigkeiten. Wer nicht gerade 1.60m klein ist, meistert den Aufschwung mit einem einzigen, beherzten Zug. Zügig rutsche ich zur Plattenpartie ab, die sich im Auf- wie Abstieg etwa gleich anfühlt. Hier kreuze ich einen Einheimischen. Ich hoffe, er konnte den Gipfel noch vor den Quellwolken erreichen. Anschliessend rutsche ich im Turbomodus die weiten Schuttfelder ab. Wie oben erwähnt folgt man hier in etwa den Wegspuren gemäss LK. Zum guten Glück bin ich mit den abgelatschten Schuhen losgezogen, die Sohlen werden hier regelrecht heiss gelaufen. Anschliessend unspektakulär zurück ins Sunnbüel (1934m). Vor der Heimfahrt reicht es noch für ein Blondes plus Coupe in Kandersteg unten.

Hinweis: Bei aperen und trockenen Verhältnissen kann der Altels als anspruchsvolle Alpinwanderung begangen werden. Da man im Plattenteil sichern kann, hab ich trotzdem eine Hochtourenbewertung angefügt. Persönlich würde ich diesen Gipfel nie bei Nässe oder gar Eis begehen (auch nicht mit Pickel und Steigeisen), das wird rasch eine komplett andere, ernsthafte Angelegenheit. Zuverlässige Auskünfte über die Verhältnisse erhält man beim freundlichen Herrn Stoller vom Berghotel Schwarenbach; Ehrensache, dass man bei Gelegenheit dann was konsumiert dort.


Zeiten
3:15  Altels
1:40  Sunnbüel 

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

tiamaq hat gesagt:
Gesendet am 2. Januar 2024 um 14:55
Hallo ich wollte fragen, ob man über den schmalen Gletscher absteigen kann ..

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Januar 2024 um 16:29
Davon würde ich - im Sommer - nun wirklich abraten.

tiamaq hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Januar 2024 um 17:09
Danke sehr. Sorry dumme Frage, warum?
Spalten? Zu steil? Oder kommt man vom Eis nicht wieder runter und auf den weg zurück?

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Januar 2024 um 13:24
Das Schneefeld ist im Sommer jeweils schnell blank.

Ich frage mich zudem, was Du Dir von dieser Variante versprichst.


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