Monte Cristallo (3221m) - die Eroberung einer kühnen Burg
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Als sich Paul Grohmann 1865 auf den Weg zum Monte Cristallo machte, rechnete er sicherlich nicht damit, dass es ihm der Berg so leicht machen würde, vom Tal wirkt er schließlich wie eine gewaltige, recht abweisende Festungsmauer. Wagt man sich aber an ein solches Abenteuer, so offenbaren sich hin und wieder einige Schwachstellen. Heute hat man es am Monte Cristallo aber vermutlich ohnehin leichter als Grohmann seinerzeit, schwache Trittspuren im Geröll und unzählige kleine Steinhaufen, die es richtig zu deuten gilt, weisen den Weg zum Hauptgipfel der gleichnamigen Gruppe, fast so wie bei einem Navigationsgerät. Ganz ungefährlich ist die Tour allerdings ausdrücklich nicht, die Normalroute ist an einigen Stellen in hohem Maße ausgesetzt und verzeiht nur selten Fehler. Am Gipfel eines solch genialen Berges ist dann die Anspannung aber rasch verflogen und dem Rausch des Gipfelglücks steht nichts mehr im Wege.
Lange schon wollte ich die hier beschriebene Tour unternehmen, heute sollte es soweit sein. Die Wetterbedingungen sind bestens, ein Gewitter wäre sehr ungünstig. Die Schwierigkeiten sollen sich laut zahlreicher Beschreibungen im zweiten bis dritten Grad bewegen, doch gefühlt, oder streng bewertet, werden sie heute nie den oberen zweiten Grad übersteigen, ohne dabei anderen Begehern zu widersprechen. Es ist durchaus möglich, dass eine andere Route durch Südostwand größere Schwierigkeiten bereithält.
Vom Parkplatz am Passo Tre Croci (1808m) geht's für wenige Minuten, in nordwestlicher Richtung, auf der Forststraße 203 empor, bis rechterhand ein kleiner Steig mit der Nummer 221 abgeht (beschildert; "Col da Varda"). In einigen Serpentinen bis zu einer freien, aussichtreichen Wiese auf ca. 2200m, unterhalb eines steilen Kars, das bis zur Cristalloscharte hinauf reicht. Das Kar wird durch die gigantischen Wände des Monte Cristallo und des Piz Popena begrenzt, die sich nun beidseitig bedrohlich aufbauen. Die weitere Route zieht durch das Kar bis hinauf zur Scharte, wobei deutliche Spuren den Aufwand in Grenzen halten. Einzig weiter unten, sowie kurz vor der Scharte, macht Erosion den Karanstieg etwas anspruchsvoller bzw. rutschig (Sand und Kies; T4-/I). Ich habe Glück, die Sonne hat noch nicht das Kar erreicht.
Bei der Cristalloscharte hält man sich scharf links (im Sinne des Aufstiegs), um zum Einstieg an der Südostwand zu gelangen. Dort wird dann auf teils luftigen, schutt- und kiesbeladenen Felsbändern ("Langes Band"), etwa 20 Minuten, ansteigend die Wand gequert; bei Unterbrechungsstellen auch mit kurzen Kletterstellen im zweiten Grad. Was dann folgt, ist ein Wechsel aus kurzen Bandquerungen und Anstiegen im Steilgelände (teils Kamine; bis II+). Die unzähligen Steinmännchen dienen zur Orientierung. Man stößt später, bei einem kleinen Wändchen (brüchig; II+), recht unvermittelt auf den hier noch schwach ausgeprägten Südgrat. Dort geht es dann sehr steil hinauf (Stellen II+) bis zu einer Schulter, wo es kurz abflacht. Danach gibt der obere Südgrat klar die Route vor: Zunächst wird ein Aufschwung rechterhand erklettert, dem folgenden wird wiederum links auf einem Band ausgewichen. Anschließend die Schlüsselstelle, die sogenannte "Böse Platte", wo kleingriffig und ausgesetzt, im oberen zweiten Grad, ein steiles Gratstück überwunden wird. Daraufhin werden am schmalen Grat noch eine weitere kleingriffige Platte (II+) und zahlreiche leichtere, aber eben auch ausgesetzte Blöcke überklettert, bis schließlich der Gipfel erreicht wird.
Am eindrucksvollen Gipfel, mit netten, schlichten Kreuz und Buch (2003), schränkt kaum ein anderer Berg den Ausblick auf die umliegenden Dolomiten-Gipfel ein. Eine Gruppe aus fünf Bergsteigern macht sich bald an den Abstieg, so kann ich noch meditativ und völlig alleine die tolle Stimmung hier oben genießen.
Runter geht es auf dem gleichen Weg, was noch einmal vollste Konzentration erfordert (bei der Schlüsselstelle an der "Bösen Platte" seile ich mich dann am Bohrhaken ab, mir war es im Abstieg doch zu luftig).
Schwierigkeiten:
Anstieg zum Kar: T2 (1 1/4 Stunde).
Anstieg zur Cristalloscharte (im Kar): T4-/I (1 1/4 Stunde).
Normalweg zum Gipfel via Südostwand und Südgrat: T6/II+ (ausgesetzt, steil und brüchig; Helm sinnvoll; 2 1/2 Stunden).
Fazit:
Eine spannende und coole Felstour, mit Szenerien, die es so wohl nur selten im gesamten Alpenraum gibt. Eine absolute Top-Tour, auf einen der höchsten Dolo-Gipfel, der obendrein nicht allzu oft besucht wird (heute, am Wochenende, waren es nur 3 Gruppen, die mir bei bestem Wetter begegnet sind). Insgesamt aber ein doch recht ernster Normalweg, nicht ungewöhnlich für diese Gegend, auch wenn es leichter war, als gedacht.
Lange schon wollte ich die hier beschriebene Tour unternehmen, heute sollte es soweit sein. Die Wetterbedingungen sind bestens, ein Gewitter wäre sehr ungünstig. Die Schwierigkeiten sollen sich laut zahlreicher Beschreibungen im zweiten bis dritten Grad bewegen, doch gefühlt, oder streng bewertet, werden sie heute nie den oberen zweiten Grad übersteigen, ohne dabei anderen Begehern zu widersprechen. Es ist durchaus möglich, dass eine andere Route durch Südostwand größere Schwierigkeiten bereithält.
Vom Parkplatz am Passo Tre Croci (1808m) geht's für wenige Minuten, in nordwestlicher Richtung, auf der Forststraße 203 empor, bis rechterhand ein kleiner Steig mit der Nummer 221 abgeht (beschildert; "Col da Varda"). In einigen Serpentinen bis zu einer freien, aussichtreichen Wiese auf ca. 2200m, unterhalb eines steilen Kars, das bis zur Cristalloscharte hinauf reicht. Das Kar wird durch die gigantischen Wände des Monte Cristallo und des Piz Popena begrenzt, die sich nun beidseitig bedrohlich aufbauen. Die weitere Route zieht durch das Kar bis hinauf zur Scharte, wobei deutliche Spuren den Aufwand in Grenzen halten. Einzig weiter unten, sowie kurz vor der Scharte, macht Erosion den Karanstieg etwas anspruchsvoller bzw. rutschig (Sand und Kies; T4-/I). Ich habe Glück, die Sonne hat noch nicht das Kar erreicht.
Bei der Cristalloscharte hält man sich scharf links (im Sinne des Aufstiegs), um zum Einstieg an der Südostwand zu gelangen. Dort wird dann auf teils luftigen, schutt- und kiesbeladenen Felsbändern ("Langes Band"), etwa 20 Minuten, ansteigend die Wand gequert; bei Unterbrechungsstellen auch mit kurzen Kletterstellen im zweiten Grad. Was dann folgt, ist ein Wechsel aus kurzen Bandquerungen und Anstiegen im Steilgelände (teils Kamine; bis II+). Die unzähligen Steinmännchen dienen zur Orientierung. Man stößt später, bei einem kleinen Wändchen (brüchig; II+), recht unvermittelt auf den hier noch schwach ausgeprägten Südgrat. Dort geht es dann sehr steil hinauf (Stellen II+) bis zu einer Schulter, wo es kurz abflacht. Danach gibt der obere Südgrat klar die Route vor: Zunächst wird ein Aufschwung rechterhand erklettert, dem folgenden wird wiederum links auf einem Band ausgewichen. Anschließend die Schlüsselstelle, die sogenannte "Böse Platte", wo kleingriffig und ausgesetzt, im oberen zweiten Grad, ein steiles Gratstück überwunden wird. Daraufhin werden am schmalen Grat noch eine weitere kleingriffige Platte (II+) und zahlreiche leichtere, aber eben auch ausgesetzte Blöcke überklettert, bis schließlich der Gipfel erreicht wird.
Am eindrucksvollen Gipfel, mit netten, schlichten Kreuz und Buch (2003), schränkt kaum ein anderer Berg den Ausblick auf die umliegenden Dolomiten-Gipfel ein. Eine Gruppe aus fünf Bergsteigern macht sich bald an den Abstieg, so kann ich noch meditativ und völlig alleine die tolle Stimmung hier oben genießen.
Runter geht es auf dem gleichen Weg, was noch einmal vollste Konzentration erfordert (bei der Schlüsselstelle an der "Bösen Platte" seile ich mich dann am Bohrhaken ab, mir war es im Abstieg doch zu luftig).
Schwierigkeiten:
Anstieg zum Kar: T2 (1 1/4 Stunde).
Anstieg zur Cristalloscharte (im Kar): T4-/I (1 1/4 Stunde).
Normalweg zum Gipfel via Südostwand und Südgrat: T6/II+ (ausgesetzt, steil und brüchig; Helm sinnvoll; 2 1/2 Stunden).
Fazit:
Eine spannende und coole Felstour, mit Szenerien, die es so wohl nur selten im gesamten Alpenraum gibt. Eine absolute Top-Tour, auf einen der höchsten Dolo-Gipfel, der obendrein nicht allzu oft besucht wird (heute, am Wochenende, waren es nur 3 Gruppen, die mir bei bestem Wetter begegnet sind). Insgesamt aber ein doch recht ernster Normalweg, nicht ungewöhnlich für diese Gegend, auch wenn es leichter war, als gedacht.
Tourengänger:
Daniel87

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Kommentare (13)