Hohe Geige (3396m)


Publiziert von Sebi4190 , 9. August 2016 um 17:53.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 8 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Dieser Sommer ist ja nicht gerade der Tollste. Für Sonntag und Montag sind allerdings tatsächlich mal zwei schöne Tage in Folge angesagt. Also reservieren wir zwei Plätze auf der Rüsselsheimer Hütte und machen uns auf ins schöne Pitztal.
Aufgrund der Ferienzeit hat die Anreise auch etwas länger gedauert, dafür hat man den Hüttenaufstieg recht schnell hinter sich. Die fast 800 Höhenmeter schlängeln sich in unzähligen Serpentinen durchgehend steil hinauf.
Die Hütte liegt wunderschön aussichtsreich direkt gegenüber des Kaunergrats, wobei die mächtige *Watzespitze der absolute Blickfang ist. Sie hat einen neuen Anbau und hat einen sehr schönen, urigen Gastraum. Den Abend lassen wir mit reichlich fotografieren ausklingen. Die Sonne verabschiedet sich erst um kurz nach 7 Uhr. Zuvor wandert sie noch etwa eine halbe Stunde am Nordgrat der Verpeilspitze entlang. 
Am nächsten Morgen stehe ich um halb 6 auf um das Alpenglühen nicht zu verpassen. Da das Zimmerfenster richtung Westen ausgerichtet sind, muss ich mich auch nicht weit bewegen um mir das Schauspiel anzusehen. Die ersten Sonnenstrahlen auf den Spitzen der Berge sind einfach immer wieder etwas besonderes.
Nach dem Frühstück gehen wir los zur Hohen Geige. Zunächst geht man auf einem Weg nach Osten, kurz darauf teilt er sich auf. Einer führt zu unserem Tagesziel nach links, der rechte führt vorbei am Weißmaurachsee zum gleichnamigen Joch und weiter über den Mainzer Höhenweg zur Braunschweiger Hütte. Unser Weg teilt sich noch ein weiteres Mal, links richtung Gahwinden geht es zum Westgrat, rechts kommt man zum Normalweg. Wir gehen weiter auf Gahwinden, einem fantastischen Aussichtspunkt, sogar mit Bank und einem kleinen Kreuz. 
Hier beginnt der Westgrat, oder anfangs eher die Westflanke. Zunächst geht die Route mehrere 100hm über Schutt und Blockwerk. Nach einem kleinem Hochplateau auf knapp 3000m, von wo aus man auch erstmals den Gipfel sieht, kann man dann auch wirklich vom Westgrat sprechen. Ab dem Plateau liegt auch Schnee was die ganze Sache dann nochmal interessanter macht. Die Kletterschwierigkeiten erreichen maximal den unteren zweiten Grad, je nachdem welchen Weg man durch die vielen Blöcke wählt. Kurz vor dem Ende des Grats sind teilweise Stahlseile angebracht, ohne die es hier sicher bis zum dritten Schwierigkeitsgrad gehen würde. Dieser Teil ist auch der schönste der ganzen Route, da es hier etwas ausgesetzter zugeht. 
Etwas über 3200m treffen der Westgrat und der Normalweg, welcher durch die Südflanke führt, wieder aufeinander. Da doch recht viel Schnee liegt steigen wir zunächst zum Südgipfel auf, dann wieder hinab in den Sattel, und schließlich zum Hauptgipfel. Der Schlussanstieg ist eine Schinderei die ihres Gleichen sucht. Der Schnee ist teils gefroren und trägt, dann ist er wieder weich und man bricht bis zu den Oberschenkeln ein. Dazu kommen die Millionen großer Steinblöcke, von denen man nie weiß ob sie stabil liegen oder ob sie sich in Bewegung setzen wenn man sie betritt. Ganz ohne Blessuren sind wir deshalb nach knapp dreieinhalb Stunden leider nicht oben angekommen. Die Aussicht lässt das Ganze dann aber auch schnell wieder in Vergessenheit geraten. Ganz im Westen ist der Tödi zu sehen, im Osten spitzelt der Großglockner noch zwischen den Zillertaler Alpen durch. Im Norden Zugspitze und Lechtaler Alpen mit Parseierspitze, im Süden die kompletten Ötztaler- sowie Ortler- und Bernina Alpen, die Stubaier sind ebenfalls schön sichtbar, nicht zu vergessen der nahe Kaunergrat.
Wir bleiben über eine Stunde in der warmen Sonne und machen uns dann wieder an den Abstieg.
Diesmal steigen wir aber nicht wieder zum Südgipfel auf, sondern folgen einer Spur, die ein zuvor Abgestiegener vorbei am Nordufer des kleinen Sees angelegt hatte. Der Schnee ist jetzt nirgends mehr tragend, dementsprechend wieder eine ätzende Angelegenheit. Für den weiteren Abstieg wählen wir den Normalweg. Da auch hier noch etwas Schnee liegt, ist es anfangs noch etwas schmierig, später aber durchaus gut zu gehen. Hat man die steile Flanke hinter sich und blickt zurück, ist es wie so oft kaum vorstellbar, dass sich durch solch eine Steilflanke mehr oder weniger ein gehbarer Weg durchschlängelt. Aufpassen sollte man hier dennoch, ein falscher Tritt kann gewaltige Steinschlaglawinen auslösen die weiter unten dann wieder auf den Weg treffen. Weiter zurück geht es dann zunächst über Geröll und neben einem Bach, zuletzt trifft man dann wieder auf die Weggabelung von Normalweg und Westgrat. Kurz darauf ist man wieder bei der Hütte.
Wir essen und trinken etwas, verweilen noch etwas in der Sonne und steigen schließlich wieder ab zum Parkplatz. 
Alles in allem eine schöne Tour, der Schnee im Gipfelbereich war zwar nervig aber dieses Jahr wohl unvermeidbar. Die Hütte ist auf jeden Fall einen Besuch und auch eine Übernachtung wert, der Ausblick auf den Kaunergrat ist wahrlich wunderschön

Tourengänger: Sebi4190


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Kommentare (2)


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alpensucht hat gesagt: Respekt,
Gesendet am 9. August 2016 um 19:12
dass du den Tödi im Panorama vom Gipfel erkennst! Von da aus sehe ich mit Glück höchstens Ortler und Bernina... muss wohl demnächst nochmal genauer hinschaun ;)

Ich lese immer so gern Berichte aus den Regionen, in denen ich schon war. Erinnerugen kommen auf usw., du kennst das sicher.

War gestern auf den Polleskögeln (Bericht folgt) am anderen Ende des Mainzer Höhenwegs und habe wiedermal die Schönheit der Hohen Geige bestaunt. Beste Grüße aus M

Sebi4190 hat gesagt: RE:Respekt,
Gesendet am 9. August 2016 um 22:42
Den hab ich aber auch nur erkannt, weil ich letztes Jahr aufgeklärt wurde, dass es der Tödi ist. Als wir am Gipfel der Watzespitze saßen haben wir uns schon gefragt was das für ein Berg sein könnte. Nachdem wir wieder an der Kaunergrathütte waren konnte uns der Hüttenwirt die Antwort geben.


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