Klettersteig Köllenspitze
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Der Klettersteig auf die Köllenspitze soll der anspruchsvollste Steig im Tannheimer Tal sein. Er führt ja auch auf den höchsten Berg der Region. So gelangte er dann auf meine Wunschliste, und als sich recht kurzfristig Ende Juli ein Samstag für eine Tagestour anbot, nahm ich ihn in Angriff.
Bis dahin hatte ich in dieser Saison schon einige schöne Touren gemacht, u.a. Gaishorn im Tannheimer Tal, Dreiländerspitze in der Silvretta und den Klettersteig auf den Saulakopf im Rätikon, fühlte mich also bestens gerüstet.
Nach ca. 1,5h Autofahrt komme ich gegen 8.30 Uhr in Nesselwängle am P Krinnenalpe an. 9 Uhr geht es nach den üblichen Vorbereitungen (besonders lobenswert: ein sehr sauberes WC im Lifthäuschen neben dem P) zum Gimpelhaus los. Eine Stunde sollte man bis dahin einplanen. Ohne lange Rast weiter, die Tannheimer Hütte rechts am Hang liegen lassend, in Richtung Nesselwängler Scharte, aber nicht bis zu ihr hoch, sondern weiter am Fuß der Wand nach Osten queren und zum Schluss über ein Schotterfeld absteigen bzw. -"surfen". Mit einigen Orientierungs- und Fotopausen noch mal 1:15h bis zum Einstieg.
Eine Zweiergruppe startet gerade, eine zweite macht sich bereit. Also Gurt etc. in Ruhe anlegen. 11:25 Uhr geht es los. Und wie ...
Es ist ja schon mehrfach beschrieben worden, dass der Steig etliche steile bis überhängende Passagen hat. Was mich dennoch überrascht ist, dass er im unteren Teil dazu aber recht wenige Griffe und Tritte im Fels anbietet. Es bleibt einem hier oft tatsächlich nichts anderes übrig, als am Seil hochzuhangeln und die Füße auf Reibung gegen die Wand zu stellen. (Viele Klettersteiggeher scheinen das ja wohl prinzipiell so zu machen, ich versuche normalerweise so viel es geht die natürlichen Gegebenheiten zum Klettern zu nutzen, so wie in Felsklettergebieten oder bei alpinen Klettertouren auch). Hinzu kommt wohl auch, dass es eine gewisse Zeit dauert, ehe ich das Vertrauen in den Halt der Schuhe auf dem Fels habe. Wurden doch die Sohlen beim Anweg auf dem schmierigen Weg nicht gerade optimal präpariert (dem Lehmboden und den Schafen sei Dank ...).
Mit der Zeit bin ich "warmgeklettert" und so geht es nun recht zügig voran. Ich achte darauf, gerdae beim Umhängen der Karabiner in Ruhestellungen zu kommen (d.h. auf den Füßen zu stehen und nicht an einem Arm zu hängen), um die Kraft einzuteilen. Die Führung der Seile macht das nicht immer leicht, es geht aber, wenn man sich darauf konzentriert und rechtzeitig "umklippt".
Im mittleren Teil ist der Steig leichter, hier gibt es schräge Passagen und Quergänge, aber auch immer wieder mal "kräftige" Züge. Hier überhole ich nach jeweiliger freundlicher Absprache die beiden vor mir gestarteten Paare, werde aber auch von einem nicht nach links und rechts schauenden und nicht grüßenden "Rennhangler" überholt.
Nach oben raus kommt es noch mal "dick", und da ist dann wirklich Kraftausdauer gefragt. Die Ruhepunkte werden jetzt auch öfter zwischen einzelnen Zügen interessant ...
Zum Glück gibt es hier nun mehr Griffmöglichkeiten im Fels, so dass man sich in natürlicher Kletterhaltung fortbewegen kann. Der Kalk ist allerdings sehr scharfkantig, fordert neben dem Seil die Hände erneut.
Um 13:15 Uhr stehe ich dann auf dem Gipfel. Ich bin ziemlich k.o. - das war sicher der schwerste Klettersteig, den ich bisher gegangen bin, obwohl der von letzter Woche auf den Saulakopf nominell schwerere Stellen gehabt haben soll (bis E). Vielleicht hat das warme und schwüle Wetter seinen Teil dazugetan, es heute so anstrengend zu machen ...
Die Aussicht vom Gipfel ist in alle Richtungen phantastisch, nach Norden u.a. Schloss Neuschwanstein, nach Westen Gimpel, rote Flüh, Sonnenalpe und Aggenstein, und im Bogen dazwischen das ganze wunderbare Bergpanorama bis zu vergletscherten Gebieten des Hauptalpenkamms. Nur die Zugspitze versteckt sich hinter einer Wolke.
Essen und Trinken gehören natürlich auch zur Gipfelrast. Die Trinkflaschen sind ruck zuck leer. Leider vermiest uns ein großer Schwarm von kleinen, lästigen Insekten (kleine Flugameisen oder so was ähnliches) die ungestörte Gipfelrast, so geht es dann schon bald, um 13:50 Uhr, an den Abstieg.
Dieser geht über den Normalweg und erfordert es, die Konzentration weiter hoch zu halten. Die Kletterstellen darin sind alle nicht problematisch, aber erfordern sicheres Halten und Stehen. Über die Nesselwängler Scharte geht es dann zurück, nach kurzem Abstieg von ihr treffe ich auf den Anstiegsweg und dann geht es genau auf diesem zurück zum Gimpelhaus.
Da man ja aufpassen soll, in den Bergen nicht zu dehydrieren, ist eine Rast auf der Terasse dort "Pflicht". Diese fällt diesmal sogar länger aus als üblich, nach knapp anderthalb Stunden geht es dann auf die letzte Etappe des Abstiegs, schön bedächtig, es eilt ja nicht mehr. Um 17.30 ist der Parkplatz wieder erreicht, und es geht ebenfalls ganz gemütlich wieder zurück nach Hause.
Fazit zum Klettersteig: ich kann mich den meisten anderen Berichten hier nur anschließen, dass dieser Steig eine große konditionelle Herausforderung ist und man gut vorbereitet sein sollte, wenn man ihn angeht. Die Erfahrungswerte bzgl. der Einschätzung von anderen Steigen haben bei mir hier nicht zugetroffen, also gerade wer gewohnt ist, durch natürliches Klettern i.d.R. Kraft gegenüber den Angaben zu sparen, sei darauf hingewiesen, dass dies hier nur bedingt funktioniert.
In dem glatten und kleinkantigen Kalk sind möglicherweise Kletterschuhe eine gute Idee - sofern man denn die Bergschuhe im Rucksack tragen will. Den Abstieg kann man nicht mit Kletterschuhen machen, dafür hat der zu viele Geröll- und Wegabschnitte mit schmierigem Untergrund, wo die Profilsohle der Bergschuhe unverzichtbar ist.
Die Gehzeit im Steig ist mit 2 bis 2,5 Stunden sicher realistisch angegeben, auch wenn ich etwas schneller war. Lasse sich davon bitte niemand täuschen, noch weniger von Berichten, in denen lakonisch von 1,5 Stunden als Durchsteigungszeit geschrieben wird - dafür muss man m.E. schon sehr schnell und ohne jede Pause durchhasten ...
Ein Tipp zur Ausrüstung: ich empfehle unbedingt, neben dem Klettersteigset eine Sitzschlinge (mit vielen Schlaufen, so dass man die auf variable Längen bringen kann) mit einem Schraubkarabiner am Gurt zu befestigen, in die man sich reinsetzen kann, wenn die Kraft knapp wird. Reinsetzen ist beim Klettersteigset ja so eine Sache ... Die Sitzschlinge kann hier aber insbesondere auch mal helfen, die Karabiner des Klettersteigsets umzuhängen (was naturgemäß nicht klappt, wenn man in dem Set sitzt ...).
Hat man eine dritte Schlinge dabei, ist man beim Umklippen sicher. Ist sie lang genug, kann man sie auch schon mal in einem Seilabschnitt weiter oben einhängen, wo man mit dem Set noch nicht rankommt.
Noch ein Satz zum GPS-Track: ich habe bei der gesamten Tour meinen neuen Garmin (GPSmap 64st) mitlaufen lassen. Ich habe die Track-Datei nach der Tour ausgewertet. Weitgehend alles prima, nur im Abstieg hatte der Track ein paar Punkte drin, an denen ich nachweislich nicht gewesen bin (ich hätte dazu mal eben über den nach Westen herunterziehenden Grat der Köllenspitze fliegen müssen). Da scheint der GPS-Empfang in der kleinen Rinne, in der man einen kleinen Gegenanstieg macht, eingeschränkt gewesen zu sein. Diese Punkte habe ich aus dem Track gelöscht. Vielleicht gibt es im oberen Teil des Klettersteigs auch zwei, drei Punkte die nicht ganz stimmen - da bin ich nicht ganz sicher. Aber im Steig kann man sich ja zum Glück nicht verlaufen ...
Es scheint noch nicht sehr verbreitet zu sein, GPS-tracks zu Tourenberichten hochzuladen - würde mich interessieren, ob den jemand nutzt ...
Bis dahin hatte ich in dieser Saison schon einige schöne Touren gemacht, u.a. Gaishorn im Tannheimer Tal, Dreiländerspitze in der Silvretta und den Klettersteig auf den Saulakopf im Rätikon, fühlte mich also bestens gerüstet.
Nach ca. 1,5h Autofahrt komme ich gegen 8.30 Uhr in Nesselwängle am P Krinnenalpe an. 9 Uhr geht es nach den üblichen Vorbereitungen (besonders lobenswert: ein sehr sauberes WC im Lifthäuschen neben dem P) zum Gimpelhaus los. Eine Stunde sollte man bis dahin einplanen. Ohne lange Rast weiter, die Tannheimer Hütte rechts am Hang liegen lassend, in Richtung Nesselwängler Scharte, aber nicht bis zu ihr hoch, sondern weiter am Fuß der Wand nach Osten queren und zum Schluss über ein Schotterfeld absteigen bzw. -"surfen". Mit einigen Orientierungs- und Fotopausen noch mal 1:15h bis zum Einstieg.
Eine Zweiergruppe startet gerade, eine zweite macht sich bereit. Also Gurt etc. in Ruhe anlegen. 11:25 Uhr geht es los. Und wie ...
Es ist ja schon mehrfach beschrieben worden, dass der Steig etliche steile bis überhängende Passagen hat. Was mich dennoch überrascht ist, dass er im unteren Teil dazu aber recht wenige Griffe und Tritte im Fels anbietet. Es bleibt einem hier oft tatsächlich nichts anderes übrig, als am Seil hochzuhangeln und die Füße auf Reibung gegen die Wand zu stellen. (Viele Klettersteiggeher scheinen das ja wohl prinzipiell so zu machen, ich versuche normalerweise so viel es geht die natürlichen Gegebenheiten zum Klettern zu nutzen, so wie in Felsklettergebieten oder bei alpinen Klettertouren auch). Hinzu kommt wohl auch, dass es eine gewisse Zeit dauert, ehe ich das Vertrauen in den Halt der Schuhe auf dem Fels habe. Wurden doch die Sohlen beim Anweg auf dem schmierigen Weg nicht gerade optimal präpariert (dem Lehmboden und den Schafen sei Dank ...).
Mit der Zeit bin ich "warmgeklettert" und so geht es nun recht zügig voran. Ich achte darauf, gerdae beim Umhängen der Karabiner in Ruhestellungen zu kommen (d.h. auf den Füßen zu stehen und nicht an einem Arm zu hängen), um die Kraft einzuteilen. Die Führung der Seile macht das nicht immer leicht, es geht aber, wenn man sich darauf konzentriert und rechtzeitig "umklippt".
Im mittleren Teil ist der Steig leichter, hier gibt es schräge Passagen und Quergänge, aber auch immer wieder mal "kräftige" Züge. Hier überhole ich nach jeweiliger freundlicher Absprache die beiden vor mir gestarteten Paare, werde aber auch von einem nicht nach links und rechts schauenden und nicht grüßenden "Rennhangler" überholt.
Nach oben raus kommt es noch mal "dick", und da ist dann wirklich Kraftausdauer gefragt. Die Ruhepunkte werden jetzt auch öfter zwischen einzelnen Zügen interessant ...
Zum Glück gibt es hier nun mehr Griffmöglichkeiten im Fels, so dass man sich in natürlicher Kletterhaltung fortbewegen kann. Der Kalk ist allerdings sehr scharfkantig, fordert neben dem Seil die Hände erneut.
Um 13:15 Uhr stehe ich dann auf dem Gipfel. Ich bin ziemlich k.o. - das war sicher der schwerste Klettersteig, den ich bisher gegangen bin, obwohl der von letzter Woche auf den Saulakopf nominell schwerere Stellen gehabt haben soll (bis E). Vielleicht hat das warme und schwüle Wetter seinen Teil dazugetan, es heute so anstrengend zu machen ...
Die Aussicht vom Gipfel ist in alle Richtungen phantastisch, nach Norden u.a. Schloss Neuschwanstein, nach Westen Gimpel, rote Flüh, Sonnenalpe und Aggenstein, und im Bogen dazwischen das ganze wunderbare Bergpanorama bis zu vergletscherten Gebieten des Hauptalpenkamms. Nur die Zugspitze versteckt sich hinter einer Wolke.
Essen und Trinken gehören natürlich auch zur Gipfelrast. Die Trinkflaschen sind ruck zuck leer. Leider vermiest uns ein großer Schwarm von kleinen, lästigen Insekten (kleine Flugameisen oder so was ähnliches) die ungestörte Gipfelrast, so geht es dann schon bald, um 13:50 Uhr, an den Abstieg.
Dieser geht über den Normalweg und erfordert es, die Konzentration weiter hoch zu halten. Die Kletterstellen darin sind alle nicht problematisch, aber erfordern sicheres Halten und Stehen. Über die Nesselwängler Scharte geht es dann zurück, nach kurzem Abstieg von ihr treffe ich auf den Anstiegsweg und dann geht es genau auf diesem zurück zum Gimpelhaus.
Da man ja aufpassen soll, in den Bergen nicht zu dehydrieren, ist eine Rast auf der Terasse dort "Pflicht". Diese fällt diesmal sogar länger aus als üblich, nach knapp anderthalb Stunden geht es dann auf die letzte Etappe des Abstiegs, schön bedächtig, es eilt ja nicht mehr. Um 17.30 ist der Parkplatz wieder erreicht, und es geht ebenfalls ganz gemütlich wieder zurück nach Hause.
Fazit zum Klettersteig: ich kann mich den meisten anderen Berichten hier nur anschließen, dass dieser Steig eine große konditionelle Herausforderung ist und man gut vorbereitet sein sollte, wenn man ihn angeht. Die Erfahrungswerte bzgl. der Einschätzung von anderen Steigen haben bei mir hier nicht zugetroffen, also gerade wer gewohnt ist, durch natürliches Klettern i.d.R. Kraft gegenüber den Angaben zu sparen, sei darauf hingewiesen, dass dies hier nur bedingt funktioniert.
In dem glatten und kleinkantigen Kalk sind möglicherweise Kletterschuhe eine gute Idee - sofern man denn die Bergschuhe im Rucksack tragen will. Den Abstieg kann man nicht mit Kletterschuhen machen, dafür hat der zu viele Geröll- und Wegabschnitte mit schmierigem Untergrund, wo die Profilsohle der Bergschuhe unverzichtbar ist.
Die Gehzeit im Steig ist mit 2 bis 2,5 Stunden sicher realistisch angegeben, auch wenn ich etwas schneller war. Lasse sich davon bitte niemand täuschen, noch weniger von Berichten, in denen lakonisch von 1,5 Stunden als Durchsteigungszeit geschrieben wird - dafür muss man m.E. schon sehr schnell und ohne jede Pause durchhasten ...
Ein Tipp zur Ausrüstung: ich empfehle unbedingt, neben dem Klettersteigset eine Sitzschlinge (mit vielen Schlaufen, so dass man die auf variable Längen bringen kann) mit einem Schraubkarabiner am Gurt zu befestigen, in die man sich reinsetzen kann, wenn die Kraft knapp wird. Reinsetzen ist beim Klettersteigset ja so eine Sache ... Die Sitzschlinge kann hier aber insbesondere auch mal helfen, die Karabiner des Klettersteigsets umzuhängen (was naturgemäß nicht klappt, wenn man in dem Set sitzt ...).
Hat man eine dritte Schlinge dabei, ist man beim Umklippen sicher. Ist sie lang genug, kann man sie auch schon mal in einem Seilabschnitt weiter oben einhängen, wo man mit dem Set noch nicht rankommt.
Noch ein Satz zum GPS-Track: ich habe bei der gesamten Tour meinen neuen Garmin (GPSmap 64st) mitlaufen lassen. Ich habe die Track-Datei nach der Tour ausgewertet. Weitgehend alles prima, nur im Abstieg hatte der Track ein paar Punkte drin, an denen ich nachweislich nicht gewesen bin (ich hätte dazu mal eben über den nach Westen herunterziehenden Grat der Köllenspitze fliegen müssen). Da scheint der GPS-Empfang in der kleinen Rinne, in der man einen kleinen Gegenanstieg macht, eingeschränkt gewesen zu sein. Diese Punkte habe ich aus dem Track gelöscht. Vielleicht gibt es im oberen Teil des Klettersteigs auch zwei, drei Punkte die nicht ganz stimmen - da bin ich nicht ganz sicher. Aber im Steig kann man sich ja zum Glück nicht verlaufen ...
Es scheint noch nicht sehr verbreitet zu sein, GPS-tracks zu Tourenberichten hochzuladen - würde mich interessieren, ob den jemand nutzt ...
Tourengänger:
HartwigB
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