Dri Horlini-Überschreitung
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Luftige Überschreitung der Dri Horlini in fantastischem Ambiente
Optimistisch, aber bei zweifelhaftem Wetter und mit viel Freude im Gesicht machten wir uns letzten Samstag um die Mittagszeit an den Anstieg zur Almagellerhütte. Geplant war am Tag nach dem Hüttenzustieg die doch so schöne ..."und nicht all zu schwierige Überschreitung" der Dri Horlini, jedenfalls auf der Basis der hikr-Berichte, die wir vorher konsultierten. Am Tag zwei sollte uns dann das Weissmies hinterrücks beglücken, so der Wetterbericht das versprechen würde, was er prognostiziert hatte.
Betreffend das zweifelhafte Wetter waren wir umso mehr ermuntert, als das im Hochtourenführer Oberwallis [Vom Trient zum Nufenenpass] von Hermann Biner, 3. Aufl. 2003 steht: "Die Überschreitung der Dri Horlini gehört zu den schönen, klassischen Klettereien im Saastal und ist nach schlechtem Wetter sofort in guten Verhältnissen [..]".
Also nichts wie los, schlechtes Wetter am Vorabend hin und her.
Der Horlini Erscheinungsbild in leichtem braun-orange-gelb-grün-schwarz und ihrer Gestalt und Struktur wegen eine richtige Augenweide! Eingebettet in ein blockiges Gletscherambiente, dessen südöstliches Vorfeld gar einen fliessenden Blockgletscher aufweist und die bis heute digital nachhallenden Freude über den schönen und einzigartig strukturierten Felsen durch Alpin_Rise nach seinen Touren über den Portjengrat und eben die Horlini allesamt am selben Tag (!!) - die Argumente waren also stichhaltig und die Anziehung umso grösser. Doch was so locker flockig von der Tastatur geht und dann von uns Amateuren gelesen wird, muss auch immer in Anbetracht der Fähigkeiten des Kletterers selbst betrachtet werden. Immerhin wird diese Tour mit ZS bewertet und der Verfasser des oben genannten Hochtourenführers hat uns schon da und dort vor Herausforderungen gestellt.
So sind wir dann mit der Option "spätes Morgenessen" um etwas vor 08.00 Uhr den gut mit gelben Strichen und Pfeilen markierten Pfaden über Block und Stein gegen Südosten zum Einstieg gewandert. Die Steinböcke waren wenig erfreut, kamen die zwei Trampeltiere direkt auf sie zu und vertreiben sie von ihrem Aufenthaltsort. Argwöhnisch betrachteten sie unser Erscheinen und lösten sich hinter dem steilen Einstieg, der auf den südöstlichen Aufschwung führt, irgendwie in Luft auf.
Etwa 20, vielleicht nur 10 Minuten später nach dem Abmarsch bei der Almagellerhütte erreichten wir den Einstieg und machten uns für die Kletterei bereit. Eine weitere Zweierseilschaft kam gleichzeitig mit uns an. Sie machten sich ebenfalls bereit und was wir sahen ermunterte uns gerade mal nicht so. Ca. 10 Friends, Keile, den Klettergurt gefüllt mit Hardware bei den zweien - machten wir etwas falsch? Hatten wir die Tour vielleicht doch etwas unterschätzt?
Nun gut, dies sollte uns nicht von unserem Ziel abhalten. Es gibt zwei eingerichtete Abseilpisten, wo wir uns aber ehrlich gesagt nicht ganz sicher waren ob ein 50m Seil genügend wäre. Naja..
Wir verdrängten unsere Sorge mit der Aussicht auf den "doch so schönen Felsen" und stiegen direkt auf der hier noch moderat steilen Gratkante hoch. Die ersten zwei Seilängen entsprachen unserem Geschmack. Absicherung via Bandschlingen, ohne Probleme.
In der dritten Seillänge, der Fels war doch bereits etwas plattig für meinen Geschmack, doch hatte es einen Riss, indem ich stehen konnte. Aber wohin mit den Händen, keine oder zu geringe Griffe? Ohne Bohr- oder andersartige Haken schaffte ich es aber irgendwie hoch auf den flacheren Teil unter dem ersten Gendarmen, was ich aber dann schon eher in der oberen Grenze meiner Fähigkeiten einordnete. Vielleicht bin ich aber auch nicht ganz den Angaben im Tourenführer gefolgt, denn meine Route, wie auch jene der Vorsteiger war nicht auf der Gratkante sondern weiter links, die Tiefe im Hintergrund bereits nicht ohne. Die Schwierigkeit bestand zumal auch darin, dass ich diesen Haken halt dann nicht verfügbar hatte, weil ich ja nicht exakt auf der Route war.
Oben machte ich einen Stand um Blöcke und berggiis meisterte die Passage dann sehr gut. Dennoch zweifelten wir nun etwas und beobachteten, über den Gendarmen hinwegspähend, die anderen zwei, wie sie turnend und ihre Seilschaft mit ihren Friends am laufenden Seil absichernd, weiter kletterten. Jetzt hatte auch er auf Kletterfinken gewechselt, was wir dann mitsamt unserer Entscheidung weiterzugehen auch taten. Und es war ein guter Entscheid! Von nun ist die Kletterei nicht mehr so schwierig wie in SL 3, dafür aber um einiges luftiger, aber das entspricht und gefällt uns sehr! Der erst Abstieg folgte über ein paar Meter ziemlich steil und ausgesetzt über einen leichten Rücken wieder ohne Bohrhaken. Ich sicherte berggiis oben an einer Bandschlinge, sie mich dann unten und das Abklettern funktionierte ganz gut.
Danach stiegen wir weiter dem zackigen Grat, der sich etwas legt und plattiger wird und in einem weiteren Aufschwung, den wir rechts in einem Riss etwas umgingen, und dann steil wieder auf den Grat gelangten. Von da an wieder steil aber nicht all zu schwierig berghoch auf den zweiten Gipfel.
Danach folgten auf dem Grat zwei längere Abkletterstellen, die erste in einem Riss, der gegen unten aufgeht, die zweite nach einem weiteren Gratabschnitt etwa 15m in wunderbar strukturiertem Fels. Unten hat es einen Haken mit Schnüren. Danach folgt eine weitere luftige Passage nun gegen rechts mit aufgestellten Felszacken.
Danach entschieden wir uns, auch weil wir nur zwei Friends dabei hatten, die im übrigen gute mentale Dienste leisteten, den Gendarmen rechts zu umgehen. Der Abstieg in die westliche Flanke war nochmals luftig und gar nicht so einfach, weil die Griffe und Tritte etwas weit auseinander liegen. Der Aufstieg hinter den Gendarmen und die etwa 30m mit Querrissen versehene Platte war dann wieder einfach und sehr schön zu klettern. Nochmals einen Bandschlingenstand und die letzen 20m an einem liegenden Felsblock und einer Jesusstatue vorbei erreichten wir glücklich den flachen Gipfel.
Wir freuten uns sehr über die wunderbare Überschreitung, die mit einer schönen ca. 45 minütigen Wanderung (T4) entlang des Grats, der Wegspuren und Markierungen aufweist, danach runter aufs Blockgelände und wieder zurück zur Almagellerhütte führten.
Was für eine schöne Tour in wunderbarem Fels, luftig und doch nicht zu unterschätzen.
Fazit
Der Aufstieg zum ersten Horli war für uns ganz klar die schwierigste Passage, insbesondere die 3. Seillänge, in der wir aber wohl auch unkonventionell den ersten Gendarm von zu weit rechts, anstelle über die Kante (gute IV) erstiegen. Danach, in der Hoffnung, es würde nicht schwieriger werden, konnten wir die Tour umso mehr geniessen, das luftige Grätchen hat so manche wunderbare, teils messerscharfe Stelle, die wir in vollen (Kletter-) Zügen geniessen konnten. Die Route ist kaum abgesichert und daher meist sehr alpin. Es hat einzelne Haken aber meistens muss man selber (Bandschlinge oder Friends) absichern. Wir brauchten etwas mehr Zeit als im Tourenführer angegeben aber auch die etwas schnellere Seilschaft im Voraus bedurfte mehr Zeit. Für die Kletterei ohne Zustieg brauchten wir gut 3 Stunden, für die ganze Tour mit einigen Pause und Gipfelgenuss etwa 4.5h.
Material:
50m Seil (weiss nicht ob genügend, wenn man die zwei möglichen Abseilpisten abseilen möchte), 6-8 Expresse, genügend Bandschlingen, Tuber, mindestens 2 mittelgrosse Friends, genügend Schraubkarabiner.
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