Grisighorn Südgrat: Griffiger Granitgenuss!
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ÖV-Tagestour an einen moderat schwierigen, alpinen Klettergrat mit griffigem Granit: Genau diese Eckdaten beschreiben den Südgrat am Grisighorn bei der Belalp. Damit war die Unternehmung längere Zeit ein Fixpunkt in meiner alpinen Pendenzenliste. Nachdem der wechselhafte Frühsommer von der ersten heissen Julisonne abgelöst wurde und letztere den Schnee in der Höhe wegbrannte, liessen auch wir nichts mehr anbrennen.
Als zusätzlich Motivationsspritze wirkte der soeben in 7. Neuauflage erschienene SAC-Alpinführer "Bietschhorn / Nesthorn / Aletschhorn". Der unterhaltsamen Vernissage im Alpinen Museum folgte ausgiebiges Schmökern und Schwelgen.
Zitat daraus zur Tour : "lohnende, Üsserschwizern kaum bekannte Klettertour in gutem und griffigen Fels" Die Tour ist denn auch für kenntnislose "Grüezini" ein bekömmlicher Leckerbissen und taugliche Einstiegsdroge für weitere berauschende Unternehmungen im Banne von Nesthorn und Co.
Anmerkung in eigener Sache: dieser Bericht ist mein 500. - nach einer längeren Hikr-Pause ist das halbe Tausend voll!
Granitige Tagestour im Banne des Nesthorns
In nicht mal zwei Stunden von der Bundesstadt ist die Belalp erreicht, wo wir kurz vor neun losziehen. Erst gemächlich dem Fahrsträsschen entlang bis zur Brücke über den Chelchbach P. 2010. Beim Kreuzpunkt mit der Nessjeri auf 2100 m weglos gegen NW über die reizvollen Feuchtgebiete der Öugstchummä, ziemlich genau den Gipfel des Grisighorns anpeilend aufsteigen - dies ist heute nicht ganz so simpel wie angedacht, da uns dicker Nebel einhüllt. Auf ca. 2600 dann nach Westen haltend gewinnen wir den Grat wenig nördlich vom Gratsattel P. 2750, dem gewöhnlichen Einstieg in den Südgrat, wo uns endlich Sonnenschein gegönnt ist. Von der Belalp hierher T4 und gut zwei Stunden.
Die folgenden Meter sind ein einfacher Blockgrat, bis sich ein erstes Wändchen aufbäumt, das gleich Schritte im 4. Grad verlangt (westlich umgehbar). Ein weiteres ähnlich schwieriges, kleines Bollwerk folgt; ab dort wird der Grat schmäler. Die nächsten 150 Meter bis zum P. 2954 (Knickpunkt nach NO) sind unterhaltsame Gratkletterei im II. und III. Grad mit kleinen Gendarmen und kurzen Abkletterpassagen.
Danach etwas leichter dem praktisch horizontalen Grat folgend bis zum Abbruch, der a) an einem Schlingenbündel 10m überhängend abgeseilt wird oder b) in der im SAC-Führer erwähnten "kurzen, überhängenden Rissverscheidung" abgeklettert wird oder c) auf Bändern in der Westflanke exponiert umgangen werden kann. Wir wählen Variante a) und stehen vor dem breiten, wandartigen nächsten Aufschwung. Zuerst über ein kleines Wändchen zu einer gerölligen Rinne. Weiter in der Rinne (T5, lose) oder auf den Begrenzungsrippen wahlweise links bzw. rechts, hübsche Kletterei II-III. Am Ende der Rinne, kurz bevor der Grat wieder erreicht wird, steilt es nochmals auf ("Steilwand" im SAC Führer, verschiedene Varianten möglich, III-IV).
Nun folgen die exponiertesten Passagen der Tour, hier finden wir an einem Aufschwung den einizigen fixen (Schlag)haken der Tour, die Stelle wird am besten etwas links (westlich) haltend exponiert überwunden (IV-). Es folgt nochmals ein schwierigerer, kurzer Aufschwung (IV), bevor der Grat leichter, aber immer noch ausgesetzt und griffig (II-III) zum Grisighorn Südgipfel P. 3177 leitet, die letzten Meter sind wieder einfacher.
Da wir etwas mit konditionellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, verzichten wir auf den höheren Nordgipfel und geniessen die fantastische Rundsicht auf die umliegenden Traumgipfel, besonders imposant das Nesthorn.
Der Abstieg über den Ostgrat, der bei Aendu und Zaza sowie im SAC-Führer "Wanderziel Gipfel Oberwallis" beschrieben ist. Ich teile die Einschätzung der Hikr-Autoren bezüglich Schwierigkeit (T5), dennoch ist etwas Konzentration nötig, um heil ins flache Gelände "Uf Bäleru" zu navigieren, insbesondere mit nicht ganz taufrischer Beinmuskulatur. Wir lassen uns viel Zeit und geniessen die Abendstimmung, mit der letzten ÖV-Verbindung um 20 Uhr schweben wir ab Belalp zu Tale.
Fazit: Bestimmt eine der schöneren Unternehmungen dieser Art im Wallis, über weite Strecken bester, schön strukturierter Granit. Als Gesamtpaket mit der kurzen Anreise, vernüftigem Zustieg, genüsslicher Kletterei und verdaulichem Abstieg sehr empfehlenswert!
Material / Absicherung: Abgesehen von den Abseilschlingen und einem Schlaghaken kein fixes Material gesichtet, der Grat lässt sich einfach mobil absichern. Mind. 30m Seil, Helm, Schlingen und ein kleines Set Keile/Friends empfehlenswert. Pickel, falls noch Schneereste im Zu- und Abstieg.
Zeitbedarf: Zustieg gut 2 Stunden, Grat 2:30 - 4 Stunden, je nach Sicherungsmodus, es können lange Passagen am kurzen oder halblangen Seil gegangen werden. Abstieg bis Belalp 2 - 3 h. Total 7 - 9 Stunden. Hinweis: Kommt man auf dem Grat zu langsam vorwärts, können am Anfang weite Passagen in der Westflanke und (mutmasslich) der oberste Gratteil und die Schlüsselstelle in der Südflanke einfacher umgangen werden.
Die Bewertung im SAC Führer mit S- 3c finde ich nicht ganz zutreffend, da die Tour verglichen mit andern S-Unternehmungen (z.B. Schaligrat) viel weniger ernsthaft ist. Der Grat hat ZS-Charakter und die Stellen im IV. Grad sind einzelne Züge, oft umgehbar. Ich würde ZS(-), IV- veranschlagen.
Als zusätzlich Motivationsspritze wirkte der soeben in 7. Neuauflage erschienene SAC-Alpinführer "Bietschhorn / Nesthorn / Aletschhorn". Der unterhaltsamen Vernissage im Alpinen Museum folgte ausgiebiges Schmökern und Schwelgen.
Zitat daraus zur Tour : "lohnende, Üsserschwizern kaum bekannte Klettertour in gutem und griffigen Fels" Die Tour ist denn auch für kenntnislose "Grüezini" ein bekömmlicher Leckerbissen und taugliche Einstiegsdroge für weitere berauschende Unternehmungen im Banne von Nesthorn und Co.
Anmerkung in eigener Sache: dieser Bericht ist mein 500. - nach einer längeren Hikr-Pause ist das halbe Tausend voll!
Granitige Tagestour im Banne des Nesthorns
In nicht mal zwei Stunden von der Bundesstadt ist die Belalp erreicht, wo wir kurz vor neun losziehen. Erst gemächlich dem Fahrsträsschen entlang bis zur Brücke über den Chelchbach P. 2010. Beim Kreuzpunkt mit der Nessjeri auf 2100 m weglos gegen NW über die reizvollen Feuchtgebiete der Öugstchummä, ziemlich genau den Gipfel des Grisighorns anpeilend aufsteigen - dies ist heute nicht ganz so simpel wie angedacht, da uns dicker Nebel einhüllt. Auf ca. 2600 dann nach Westen haltend gewinnen wir den Grat wenig nördlich vom Gratsattel P. 2750, dem gewöhnlichen Einstieg in den Südgrat, wo uns endlich Sonnenschein gegönnt ist. Von der Belalp hierher T4 und gut zwei Stunden.
Die folgenden Meter sind ein einfacher Blockgrat, bis sich ein erstes Wändchen aufbäumt, das gleich Schritte im 4. Grad verlangt (westlich umgehbar). Ein weiteres ähnlich schwieriges, kleines Bollwerk folgt; ab dort wird der Grat schmäler. Die nächsten 150 Meter bis zum P. 2954 (Knickpunkt nach NO) sind unterhaltsame Gratkletterei im II. und III. Grad mit kleinen Gendarmen und kurzen Abkletterpassagen.
Danach etwas leichter dem praktisch horizontalen Grat folgend bis zum Abbruch, der a) an einem Schlingenbündel 10m überhängend abgeseilt wird oder b) in der im SAC-Führer erwähnten "kurzen, überhängenden Rissverscheidung" abgeklettert wird oder c) auf Bändern in der Westflanke exponiert umgangen werden kann. Wir wählen Variante a) und stehen vor dem breiten, wandartigen nächsten Aufschwung. Zuerst über ein kleines Wändchen zu einer gerölligen Rinne. Weiter in der Rinne (T5, lose) oder auf den Begrenzungsrippen wahlweise links bzw. rechts, hübsche Kletterei II-III. Am Ende der Rinne, kurz bevor der Grat wieder erreicht wird, steilt es nochmals auf ("Steilwand" im SAC Führer, verschiedene Varianten möglich, III-IV).
Nun folgen die exponiertesten Passagen der Tour, hier finden wir an einem Aufschwung den einizigen fixen (Schlag)haken der Tour, die Stelle wird am besten etwas links (westlich) haltend exponiert überwunden (IV-). Es folgt nochmals ein schwierigerer, kurzer Aufschwung (IV), bevor der Grat leichter, aber immer noch ausgesetzt und griffig (II-III) zum Grisighorn Südgipfel P. 3177 leitet, die letzten Meter sind wieder einfacher.
Da wir etwas mit konditionellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, verzichten wir auf den höheren Nordgipfel und geniessen die fantastische Rundsicht auf die umliegenden Traumgipfel, besonders imposant das Nesthorn.
Der Abstieg über den Ostgrat, der bei Aendu und Zaza sowie im SAC-Führer "Wanderziel Gipfel Oberwallis" beschrieben ist. Ich teile die Einschätzung der Hikr-Autoren bezüglich Schwierigkeit (T5), dennoch ist etwas Konzentration nötig, um heil ins flache Gelände "Uf Bäleru" zu navigieren, insbesondere mit nicht ganz taufrischer Beinmuskulatur. Wir lassen uns viel Zeit und geniessen die Abendstimmung, mit der letzten ÖV-Verbindung um 20 Uhr schweben wir ab Belalp zu Tale.
Fazit: Bestimmt eine der schöneren Unternehmungen dieser Art im Wallis, über weite Strecken bester, schön strukturierter Granit. Als Gesamtpaket mit der kurzen Anreise, vernüftigem Zustieg, genüsslicher Kletterei und verdaulichem Abstieg sehr empfehlenswert!
Material / Absicherung: Abgesehen von den Abseilschlingen und einem Schlaghaken kein fixes Material gesichtet, der Grat lässt sich einfach mobil absichern. Mind. 30m Seil, Helm, Schlingen und ein kleines Set Keile/Friends empfehlenswert. Pickel, falls noch Schneereste im Zu- und Abstieg.
Zeitbedarf: Zustieg gut 2 Stunden, Grat 2:30 - 4 Stunden, je nach Sicherungsmodus, es können lange Passagen am kurzen oder halblangen Seil gegangen werden. Abstieg bis Belalp 2 - 3 h. Total 7 - 9 Stunden. Hinweis: Kommt man auf dem Grat zu langsam vorwärts, können am Anfang weite Passagen in der Westflanke und (mutmasslich) der oberste Gratteil und die Schlüsselstelle in der Südflanke einfacher umgangen werden.
Die Bewertung im SAC Führer mit S- 3c finde ich nicht ganz zutreffend, da die Tour verglichen mit andern S-Unternehmungen (z.B. Schaligrat) viel weniger ernsthaft ist. Der Grat hat ZS-Charakter und die Stellen im IV. Grad sind einzelne Züge, oft umgehbar. Ich würde ZS(-), IV- veranschlagen.
Tourengänger:
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