Hoch-Zeit auf dem Hohen Ifen!


Publiziert von Nik Brückner , 26. Juli 2016 um 18:30. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:25 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:4km
Unterkunftmöglichkeiten:Im Kleinwalsertal.

Was schenkt man Menschen zur Hochzeit?

Dasselbe. Immer dasselbe. Die meisten Menschen feiern nämlich ihre Hochzeit genau so, wie die meisten Menschen. Der, wie sie dann immer betonen, "schönste Tag unseres Lebens" soll schließlich möglichst genau so ablaufen, wie der von allen anderen - und wird damit letztlich so unbesonders wie möglich. Und so schnippeln sie sich alle durch Bettlaken und sägen Balken durch. Warum man aber genau diesen und nur diesen einen Menschen liebt, und keinen anderen - alles also, was Individualität angeht und zum Ausdruck bringen könnte - bleibt auf diese Weise auf der Strecke.

Und die Gäste, um die sich die Hochzeit schließlich dreht, revanchieren sich mit Besteck.

Am schönsten Tag des Lebens! Besteck!


Diese Hochzeit aber sollte nicht so werden: Nicht alles anders, aber alles besonders. Besondere Menschen eben. Individuell, weil, richtig, da haben zwei Individuen geheiratet. Zwei zudem, die Judith und ich sehr mögen.

Was schenkt man also diesen Menschen zur Hochzeit? Und nur diesen?

Kein Besteck jedenfalls. Wir wollten diese Verbindung feiern, den beiden ein außergewöhnliches Erlebnis schenken. Dreieinhalb Monate haben wir bei unserer Alpendurchquerung immer wieder darüber nachgedacht, gesprochen und geplant. Es sollte ein Geschenk werden, das auch eine Verbindung zu uns herstellt, und dabei durch das gemeinsame Erlebnis eine neue, neuartige Verbindung knüpft.

Die beiden bekamen von uns ein Bergwochenende geschenkt. Beide sind keine Bergsteiger, aber unsere lieben Freunde. Und wir wollten ihnen ein wenig von unserer Begeisterung für die Berge mitgeben, ihnen zeigen, wie schön es ist, auf einem Gipfel anzukommen, wie einzigartig die Aussicht, die Pflanzen, die Tiere sind. Und die Brotzeitbrote.

Und sie sollten einen schönen Berg kriegen! Denn sie sind auch selbst schön.

In den Allgäuer Alpen stehen viele wunderschöne Berge! Die Höfats! Die Trettachspitze! Und der Ifen - defi einer der schönsten im Land, und genau der richtige Gipfel für (Noch?)nichtbergsteiger. Also fuhren wir alle zusammen am Samstagmorgen ins Kleinwalsertal, Renaissances "Live at the Union Chapel" im Player, und setzten uns in den Ifenlift und baumelten bergwärts. Wir waren gewarnt: In der Ostroute lag noch ordentlich Schnee, offiziell geöffnet war die Route nicht. Aber Judith und ich können das, und haben die beiden gut zum Gipfel gebracht. Oh, und wieder runter natürlich! Ein paar Murmelis haben geholfen.

Also aus der Mittelstation rausgehopst und los ging es bei wunderbarem Wetter in Serpentinen den Grashang hoch und oben hinein in die Rinne, die östlich parallel zu den Ifenwänden verläuft. In unserem Rücken der Berg der Sinne!

Bei der Querung hinüber zu den Serpentinen im Ifenschutt mussten wir dann zum ersten Mal über Schnee. Sodann ging es hinauf in den Hang. Und der Ifen gab uns das volle Programm: Steile Altschneefelder, eine Randspalte, ausgesetzte, versicherte Passagen (sogar die Wegweiser sind hier drahtseilgesichert), eine Kraxlstelle (kaum I), das riesige Gipfelplateau und die senkrechten bis überhängenden Abstürze der Ifenwand. Das volle Programm für volle Freunde! Und die Sonne, die es an diesem Tag schwer hatte, stieß am Gipfel auch noch zum Team dazu! Besser konnte es nicht werden. Wir hatten zwischendurch sogar Sicht, jedenfalls wenn wir hinter unseren Broten hervorlugten.

Im Norden schaut man nach Deutschland raus. Nagelfluhkette, danach keine Berge, langweilig. Im Nordosten schweift der Blick dann über den Gottesacker, die Hörner, den Besler und die großartigen Kackenköpfe. Dann weitet sich der Blicks übers Tal. Der Grünten ist zu sehen, mit dem hübschen Burgberger Hörnle, der Iseler, dann Entschenkopf, Rubihorn, Großer Daumen, Nebelhorn, Schochen, Schneck, Hochvogel, Großer Wilder und die unvermeidliche Höfats. Davor schöne Grate: Der Schattenberggrat und der Rauhenhalsgrat.

Weiter geht's mit der Hornbachkette, mit Rauheck, Kreuzeck und Fürschießer. Dann folgt der Allgäuer Hauptkamm, mit dem Krottenkopf, der Trettachspitze, der Mädelegabel, der Hochfrottspitze, dem Hohen Licht und dem Biberkopf. Davor: die Gipfel rund um die Rappenseehütte: Linkerskopf, Rotgundspitze, Hochgundspitze, Rappenseekopf und Hochrappenkopf. Davor: Fellhorn, Kanzelwand und die Hammerspitzen.

Den Südwesten markiert die Kette mit Elfer und Liechelkopf, dahinter ragt der Hohe Riffler im Verwall auf. Davor, ganz nah, Heuberg und Walmendinger Horn.

Des Weiteren ist der mächtige Widderstein zu sehen, direkt davor der Kleine Widderstein und davor widderum der Bärenkopf. Daneben der schöne Grat zum Heiterberg. Dahinter erheben sich Hochberg und Rothorn, Mohnenfluh, Braunarlspitze und die Rote Wand.

Es folgen die Güntlespitze und die Üntschenspitze, davor das Grünhorn, und im Lechquellengebirge Hochkünzel, Niedere Künzel, Zitterklapfen und die Gräshörner. Ganz hinten ist sogar die Schesaplana zu erkennen.

Im Südwesten, ganz klein, erkennt man den Vorder Grauspitz, den Tuklar, näher schon Zafernhorn und Glatthorn. Dann folgen der Walserkamm, die Damülser Mittagspitze, Gungern und Klippern und die Kanisfluh. Direkt dahinter der Alpstein, mit Moor, Altmann, Säntis und den Altenalptürmen. Ziemlich genau im Westen zeigt sich dann der Diedamskopf mit seinem scharfen Nordostgrat.


Und dann wieder runter. Mit versierter Technik! Schließlich wollten wir alle alpinen Register ziehen. Schnell waren wir, elegant waren wir auch - und das Brautpaar hatte nasse Hintern. Und nicht nur die wurden nass, auch die jeweiligen Gegenteile, denn bald kam Wasser aus dem Himmel gefallen. Schon zuvor hatte Donner Blitze, und diese ein Gewitter angekündigt. Den zweiten Teil davon haben wir dann in der Ifenhütte verlebt, nass und sepferständlich mit ordentlich Dolomitis. In einer Regenpause bahnten wir dann talwärts, mit Ausnahme Judiths, die zu Tal gefußt ist. Sie kam in derselben Sekunde unten an wie wir Bahner. Sollte einem zu denken geben.

Und da stand es dann. Das Schild.

Dieses Schild....

Rebecca, Jonathan: Möge Eure Ehe so werden wie dieses Schild. Oh, und wie unsere erste gemeinsame Bergtour: voller Schnee, mit Murmelis und Donner.

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


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