Rund um die Stadt Zürich / Grenzschlängeln mit dem Bike
Ich bin in der Stadt Zürich augewachsen und kenne die Stadt wie meine Westentasche, eine Umrundung der Stadtgrenze jedoch war auch für mich Neuland. Mit 91,8 Quadratkilometern Fläche und einer Länge der Stadtgrenze von 58,6 Kilometern war diese Tour nur schwerlich zu Fuss machbar. Daher entschloss ich mich mit dem Mountain-Bike auf diese Entdeckungs-Rundtour zu gehen. Knapp 70 Kilometer Fahrstrecke. Als Ausgangspunkt hat sich für mich Schwamendingen angeboten, da ich in Wallisellen lebe und im Kreis 12 aufgewachsen bin.
Gleich nach der Fussgängerüberführung über die A1 stösst man bei der begradigten Glatt auf die Stadtgrenze. Hier folge ich also der Grenze im Gegenuhrzeigersinn und bin gespannt wann ich wieder hier sein werde. Die Glatt ist hier zwischen Autobahn und Wohnblöcken in ein Betonkanal eingezwängt und trotzdem wirkt der Fluss wie eine Oase in der Vorstadt. Bei der Aubrücke, wo zu meiner Kindheit noch eine gedeckte Holzbrücke stand verlasse ich die Glatt und fahre unter dem Autobahnzubringer Schöneich hindurch nach Norden, über die Bahngeleise Oerlikon - Wallisellen ins Auzelg-Quartier. Nebenan qualmt aus dem 105 Meter hohen Turm (das zweithöchste Gebäude der Stadt Zürich) des Heizkraftwerks Aubrugg der Dampf. Im Auzelg ist alles grün und idyllisch, jedoch wurde die Arbeitersiedlung im Zuge der Wohnungsnot in den vierziger Jahren in einfachstem Standart gebaut. Das oft von Migranten bewohnte Stadtrandquartier wurde auch als "Negerdörfli" betitelt. Zu meiner Jugend war das Auzelg immer noch der Ort wo die "krassesten Jungs" herkamen. Das Auzelg war ebenso der Geburtsort von Ricardo Rodriguez, dem schnellen Weltklasse-Ausenverteidiger. Meine Fahrt geht dem Brühlbach entlang zu dem weitläufigen Schrebergartenareal Auwiesen. Seit 2010 fährt hier die Glatttalbahn und verbindet die Agglo mit dem Flughafen Zürich. Überall blüht und summt es und als ich an der Mündung des Brühlbachs in die Glatt ankomme, fahre ich sogar ein Stücklein durch einen Wald. Bei der Zivilschutzanlage verlasse ich die Glatt und kreuze die vielbefahrene Aubrugg-/Glattparkstrasse. Vor mir steht das inoffizielle "Wahrzeichen von Schwamendingen, das Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz. 245'000 Tonnen Abfall jährlich versorgen ca. 80'000 Wohnungen mit Fernwärme. Ich verlasse hier im Industriegebiet Hagenholz den Kreis 12 und radle nordwärts.
Nebenan wird gebaut ohne Ende. Im Glattpark soll eine ganze Stadt entstehen. Wo früher eine grosse Wiese war steht bereits ein Park mit einem künstlichen See und einzelne Sonnenhungrige liegen bereits an dessen Ufer. Die Grenze führt über einen Parkplatz zum Fernsehstudio von SRF. Die in den siebziger Jahren auf grünem Feld errichteten Studios sind mittlerweile voll in das aufstrebende Quartier Leutschenbach/Glattpark integriert. Der namensgebende Bach fliesst träge durch einen renaturierten Kanal der Glatt entgegen. Interessanterweise kommt der Name Leutschenbach von "auf die Leutsch gehen" - ein Ausdruck den Hündeler die hier auf der ehemaligen Allmend Gassi gingen für ihren Spaziergang gebraucht haben. Ab hier bildet der ebenfalls eingeengte Katzenbach die Grenze bis zu den Bahngeleisen Oerlikon - Flughafen. Nun drehe ich nordwärts durch die Industrie beim Modecenter TMC und durch den Stelzentunnel an die Grenze zu Glattbrugg. Dieser Abschnitt der Grenze gehört zu Seebach, dem nördlichsten Stadtquartier und tatsächlich sind vom Frohbühl aus die Flugzeuge von Kloten bereits gut zu sehen. Nun folgt die Grenze der Nordumfahrung westwärts, jedoch immer auf kleinen Pfaden im Grünen. Beim Gasthaus Waldegg fahre ich über die Autobahn auf einen Hügelzug von wo man bis in die Alpen blicken kann. Unter mir liegt der Riedenholzhof, einer der wenigen Bauern die noch in der Stadt Zürich Landwirtschaft betreiben. Es gibt sogar einen kleinen Biohofladen - unbedingt besuchenswert!
Über Wiesen und Felder gelange ich nun zum nächsten Stadtquartier. Hier grenzt Affoltern an Rümlang und ich sehe bereits die eidgenössische Forschungsanstalt Reckenholz (Agroscope) unter mir. Hier gab es auch schon Demonstrationen gegen Gentech-Anbau-Versuche. Der Bärenbohlstrasse entlang gelange ich zur nächsten Autobahnüberführung. Unter mir liegt der berühmt-berüchtigte Stricher-Rastplatz Büsisee. Und nur eine Minute später stehe ich am ruhigen, weiherähnlichen Büsisee, der eigentlich gar kein See sondern ein künstliches Sammelbecken für die Entwässerung des Gubristtunnels ist. Durch ein schönes Flachmoor gelange ich an den nördlichsten Punkt der Stadtumradelung beim Seeholzbeizli. Nun folge ich dem geschützten Oberen Katzensee in den Wald "Seeholz" der den Unteren Katzensee umgibt. Hier liegt auch die Gratisbadi mit FKK Bereich, der heute jedoch leer ist. Ich verweile nur kurz und folge dem schönen Seerundweg bis zur verkehrsreichen Wehntalerstrasse. Das Hänsiried, ein Flachmoor von nationaler Bedeutung durchquere ich nur am Rande. Beim Bahnübergang der Altburgerstrasse muss ich warten bis die S6 vorbei gerauscht ist. Nun bin ich im sehr hübschen Ortsteil Altburg der zu Regensdorf gehört. Bereits um 1040 wurde hier mächtig gebaut, als die Herren von Regensburg ihren Stammsitz hier errichteten. Von der Ruine Alt-Regensberg sind nur noch einige Mauern auf dem Burghügel zu sehen. Ein letztes Mal geht es unter der Autobahn hindurch an die Furttalstrasse. Nun folgt die erste richtige Steigung durch den Oberlee-Wald. Die Russenbrünnelistrasse folgt in einer Schlaufe der Stadtgrenze am genausten und bringt mich hinauf zur Regensdorferstrasse.
Nun verlasse ich Zürich-Nord und folge dem Höngger Grenzverlauf bis zur Limmat. Die Geissbergstrasse bringt mich am Restaurant Grünwald vorbei zu einer schönen Lichtung wo ich erstmals ins Limmattal blicke. Die Löwenzahnblüte ist im vollen Gange und ich düse hinunter über gelb-grüne Matten zur Siedlung Rütihof. Hier stand im Mittelalter ein einzelner Bauernhof, doch nach der Eingemeindung der Gemeinde Höngg in die Stadt Zürich wurde auch hier vermehrt nach Wohnraum Ausschau gehalten. Und heute präsentiert sich Rütihof als aufstrebendes, familienfreundliches Quartier mit einer Einwohnerzahl von zirka 4000. Über die Hurdäckerstrasse und Hauswiesenstrasse geht es hinunter durch den historischen Teil von Rütihof zu einer modernen Wohnsiedlung. Hier an den Rändern der Stadt trifft immer wieder Alt auf Modern und ergänzt sich auf eine spannende Art und Weise. Am Bauspielplatz und dem Hase-Egge vorbei geht es um den Frankenbühl herum zu den wenigen Rebanbauflächen der Stadt Zürich. Die Kelterei Zweifel in Höngg produziert den Stadtwein der immerhin noch auf 13 Hektaren angebaut wird. Auf Engstringer Boden liegt das schöne Freibad Zwischen den Hölzern, toll eingebetet im Wald, Obstbäumen und dem Rebhang. Nun gehts flott hinunter zur Tramendhaltestelle Frankental. Die Bombachhalde ist kurz und steil und schon stehe ich am Limmatufer.
Die Fahrt der Limmat entlang ist eine schöne Abwechslung von der vielen Kartenleserei. Hier führt nämlich ein nationaler Veloweg Richtung Baden. Beim Werdhölzli muss ich allerdings den Weg verlassen und biege ins grösste zusammenhängende Familiengartenareal der Stadt ab. Beim Juchhof reihen sich Gärten an Gärten und von überall her duftet es herrlich. Über die Hermetschloobrücke geht es vorbei am Postsortierzentrum Mülligen an die Zürcherstrasse. Hier in Schlieren braust der Verkehr und ich bin froh, dass ich nach ein paar hundert Metern unter der Bahnlinie Altstetten - Urdorf hindurch ins Grüne radeln kann. Über ein weiteres Löwenzahnfeld geht es der Stadtgrenze nach zum Dunkelhölzli. Hier in Altstetten wohnt man im Grünen, und doch auch sehr urban. Wohntürme und Blocks lassen erahnen, dass dies nicht das reichste Stadtquartier ist. Trotzdem findet man auch hier immer wieder schöne lauschige Ecken, so wie der kleine mir unbekannte Weiher am Waldrand beim Dunkelhölzli. Ein guter Platz für eine Rast vor dem Aufstieg zum Üetliberg.
Beim Salzweg (der Weg diente als Zubringer zu Viehweiden wo den Tieren auch Salz verabreicht wurde), geht es steil nach oben durch lichten Wald bis zur Waldhütte am Mülibach. Hier spielen ein paar Kinder und ich erfrische mich am Bunnen. Nun führt die Grenze etwas kurios in einem langen Finger Richtung Urdorf. Auf der Unteren Betentalstrasse geht es bis zum westlichsten Punkt der Stadt Zürich und auf der Oberen Betentalstrasse wieder zurück. Ich bin hier auf Albisrieder Boden, welches ich jedoch nicht durchquere auf der Grenzfahrt. Schon bald kommt die Birmensdorferstrasse ins Blickfeld und damit der eigentliche Anstieg auf den Üetliberg.
Etwas oberhalb der Strasse liegt die Trasse der Uetlibergbahn. Bereits 1875 wurde die Bahn eingeweiht und war über hundert Jahre lang die steilste normalspurige Adhäsionsbahn Europas - was auch immer das heissen mag. Für Zürcher ist sie jedenfalls ein albekanntes Gefährt und ich folge ihr nun bis zur Bergstation, den die Geleise bilden hier fast überall die Stadtgrenze. Bei Uitikon-Waldegg und Ringlikon liegen die Stationen direkt auf der Stadtgrenze, eigentlich unverschämt, dass man für die Fahrt trotzdem zwei Zonen extra bezahlen muss! Bei der Liebegg macht die Bahn einige Kehren um Höhe zu gewinnen, ich jedoch fahre der Grenze nach direkt hoch und bin schweissnass als ich beim Restaurant Gmüetliberg auf die Touristengruppen treffe. Nun folgt die Grenze dem Aufstieg zum Uto Kulm. Übrigens bildet der Name Uto ein literarischer Name des Uetliberg (Berg des Uoto - Uodalrich - Ulrich). Durch Chinesen und Araber bahne ich mir einen Weg hoch zur Aussichtsplattform auf 870 Meter. Der höchste Punkt der Stadt ist erreicht. Der Aufstieg auf 900 Meter über Meer auf die Plattform des Aussichtsturms geschieht jedoch auf Stalliker Boden. Auch das vier Sterne Berghotel Uto Kulm welches seit 30 Jahren vom streitbaren Bündner Giusep Fry geführt wird liegt nicht auf Stadtgebiet. Nach einer verdienten Gipfelrast verlasse ich die Touristen und bike auf einem Singletrail den Grat hinunter zum bekanten Höhenweg auf die Felsenegg. Die Aussicht geht weit über den Zürichsee in die Alpen und rechts erblickt man das waldreiche Reppischtal. Beim Waldspielplatz Annaburg stand einmal ein Restaurant und nebenan bei einigen Mauerresten eine Burg. Bei Balderen verlasse ich den Grat und über viel steile kiesige Kehren rutsche ich hinunter Richtung See. Fast vergessen habe ich, dass hier bei der Baldern, wo regelmässig Gleitschirmpiloten sich in die Thermik stürzen, der südlichste Punkt meiner Tour erreicht ist.
Der Risweg bringt mich direkt nach Leimbach. Dieses vergessene Quartier liegt abseits der Verkehrsströme am Hang der Albiskette und ist beliebt bei Familien. Die Grenze verläuft entlang des Leimbaches der eigentlich mitten durch den Ort fliesst. 1893 wurden Mittel- und Unterleimbach in die Stadt Zürich eingemeindet, Oberleimbach jedoch kam zur Gemeinde Adliswil. Meine Fahrt führt durch die schönen Einfamilienhäuser am Hang hinunter zur Endhaltestelle des Buses 70. Weiter geht es steil hinunter an einem gewagten modernen Neubau vorbei der eigenartig gut in die hügelige Landschaft passt. An der Sihltalstrasse warte ich geduldig auf eine Möglichkeit zu queren und bin gleich danach an der Sihl. Der wilde Fluss hat sich hier am Unterlauf in den Entlisberg gefressen und am kurzen Stück welchem ich ihm folge, sieht man eine schluchtartige Felspassage die einheimischen Arten eine willkommene Heimat bietet. Über Treppen muss ich das Velo auf die Anhöhe Sunnau stossen und fahre an Sportplätzen und dem Autozubringer Wollishofen entgegen.
Der Zwängiweg bringt mich nach Wollishofen, diesem begüterten Stadtteil mit schönster Seesicht. Doch auf der dem Zürichsee abgewandten Seite des Hügels finden sich auch Blockbauten und einfacher gehaltene Wohnsiedlungen. Die Genossenschaft Neubühl hat hier in den 30er Jahren eine für die Schweiz revolutionäre Gesamtüberbauung im Stil des Neuen Bauens erstellt. Die Wohnungen sind alle mit grossen Fenstern ausgestattet und haben einen geräumigen Gartenbereich. Was damals modern war wirkt heute im besten Fall noch "historisch interessant". Nun führt mich der Weg direkt hinab der Grenze zu Kilchberg entlang zur Bahnlinie am See. Der Grenzsteig führt durch eine Unterführung an die Seestrasse und endet in einer Sackgasse am Ufer des Zürichsees.
Um der Grenze weiter zu folgen müsste ich nun ins Boot umsteigen was mit dem Velo ein nicht so ganz einfaches Unterfangen wäre. Daher radle ich dem Seeufer entlang über die Landiwiese, Rentnerwiese zur Quaibrücke und via Bellevue, Utoquai und Zürichhorn zum Bahnhof Tiefenbrunnen. Hier stosse ich wieder auf die Stadtgrenze zu Zollikon. Während meiner Seebeckenumrundung hat sich das Wetter gewandelt, ein Gewitter sorgte für Abkühlung, genau das Richtige für meinen bevorstehenden Anstieg.
Hinter dem Bahnhof geht es gleich steil hinauf. Die Flühgasse führt direkt durch das alte historische Zentrum von Riesbach. Oder besser gesagt eines der Zentren, den Riesbach war im 18 Jahrhundert eine Ansammlung von Weilern, Bauerngehöften und einzelnen Landsitzen von begüterten Zürcher Familien, zum Beispiel den berühmten Turnachkindern welche ihre Sommerferien am Zürichhorn verbrachten. Heute stehen die schönen Riegelbauten inmitten eines der teuersten Stadtquartiere von Zürich. Seesicht und gute Anbindung machen ein Leben hier zu einem Luxusvergnügen. Mein Weg führt weiter zur EPI-Klinik, die schön auf einer Anhöhe über dem See thront und einen grossen Spielplatz vor dem Haus unterhält. 1886 wurde die "EPI" gegründet und seit 2014 am Standort Lengg professionell weitergeführt. Hinter dem Spital finden sich Sportplätze des FC Riesbachs direkt auf der Grenze. Weiter geht es steil nach oben, über Zolliker Gebiet erreiche ich den Friedhof Enzenbühl. Margrit Rainer und Ces Kaiser liegen hier begraben, neben vielen weiteren Zürcher Persönlichkeiten. Der Friedhof liegt direkt auf der Stadtgrenze und ich fahre vom Südportal durch die Gräber zum Nordportal bei der Rehalp. Ob man überhaupt mit dem Velo durch einen Friedhof fahren darf weiss ich bis heute nicht.
Da es gerade wieder anfängt zu regnen bin ich froh über den nächsten Abschnitt unter den Blättern der Bäume im Werenbachtobel zu verschwinden. Der Wildbach bildet die Grenze zu Zollikon und ihm zu folgen ist ein Genuss den ich mir mindestens einmal im Jahr gönne. Der Weg schlängelt sich über Staustufen, durch Engpässe und an Wasserfällen entlang. Früher mussten sich die Anwohner gegen die rohe Gewalt der Natur wehren, daher auch der Name des Gewässers. Aber er hat den Menschen auch viel gegeben in Form von Wasserkraft für Mühlen und einer Schleife in Hirslanden. Ich folge dem Bach bis zum bekannten Restaurant Trichtenhausermühle. Hier steht ebenfalls ein altes Mühlrad aus Holz unter welchem ich Schutz suche vor einem letzten Regenguss.
Nach der Pause nehme ich die Fahrt wieder auf und radle über Zolliker Gebiet auf die Anhöhe Brunnenwiesen. Der Wald lichtet sich und bis zum östlichsten Punkt meiner Grenztour beim Herrentisch vergehen nur noch 10 Minuten. Hier grenzt die Gemeinde Maur mit dem Ortsteil Binz an die Stadt Zürich. Ich fahre vorbei an schönen Häusern mit einladenden Vorgärten bis zum Israelitischen Friedhof. Dieser Friedhof an diesem abgelegenen Ort wurde während der Judenverfolgung in Europa während des Zweiten Weltkrieges als Versammlungsplatz benützt. Nun stosse ich auf die Witikonerstrasse und sehe erste Häuser des Quartiers Witikon. Hier oben lebt es sich ruhig und im Grünen obwohl man Teil der Stadt ist. Ich quere die Strasse und tauche ab ins Lachentobel bei Pfaffhausen. Hier ist es schattig und feucht und ich muss aufpassen, dass ich mit dem Rad nicht ausrutsche. Wieder hoch zur Lichtung Rüti geht die Fahrt, wo man bei schönem Wetter bis in die Alpen sehen kann.
Nun bin ich froh, dass die Tour langsam dem Ende entgegen geht, das viele Auf und Ab und der Regen haben mich etwas geschafft. Beim Chatzenschwanz denke ich noch kurz darüber nach den nahen Loorenkopf zu besuchen, doch ein Aussichtsturm reicht mir für heute. Ausserdem steht der Holzturm auf dem Adlisberg fest auf Hottinger Boden und ist somit nicht Teil der Grenztour. Durch nasse Wälder erreiche ich den Ortsrand von Gockhausen. Dieser Ortsteil von Dübendorf liegt genau in der Anflugschneise des Flughafens und ist damit einer der prominentesten Akteure in der Fluglärmdebatte. Heute ist es jedoch ruhig und ich streife auf meinem Weg hinunter ins Glatttal den Tobelhof, ein ehemaliger Gutshof an der Verbindungsstrasse zum Zoo Zürich. Da ich nicht direkt ins Sagentobel hinunterfahren kann - es fehlt schlicht ein Weg - muss ich nochmals ansteigen und via Klösterli einen Einstieg in das Tobel finden. Dabei stosse ich auf die Baustelle des Elefantenparks und der Savanne des Zoos. Auch exotische Tiere werden also einmal die Stadtgrenze bevölkern.
Nun folgt der Schlussspurt durch das wilde Sagentobel hinunter zum Gfellergut. Dieses sozialpädagogische Zentrum bietet begleitetes Wohnen und Berufsintegrationsprogramme für Jugendliche an die den Tritt verloren haben. Auch ich habe hier früher schon einmal mein Fahrrad in der Velowerkstatt zur Reparatur gegeben. Über die letzte Anhöhe des Hohmoos erreiche ich den modernen Bahnhof Stettbach. Die Grenze verläuft nun dem Sagentobelbach entlang durch die "Schwamendinger Wüste" - einem Savannengebiet welches aus dem Aushubmaterial des Zürichbergtunnels entstanden ist. Über den Sportplatz Heerenschürli wo eifrige Kicker am Werk sind geht es zur Winterthurerstrasse. Flugs überquert erreiche ich den Fabrikkanal der Glatt, der hier paralell zum Fluss fliesst.
Nach einem langen Tag erreiche ich müde aber zufrieden den Ausgangspunkt meiner Tour an der Glatt. Eine unbedingt empfehlenswerte Weise sich der eigenen Stadt auf eine aussergewöhnliche Weise anzunähern.
Gleich nach der Fussgängerüberführung über die A1 stösst man bei der begradigten Glatt auf die Stadtgrenze. Hier folge ich also der Grenze im Gegenuhrzeigersinn und bin gespannt wann ich wieder hier sein werde. Die Glatt ist hier zwischen Autobahn und Wohnblöcken in ein Betonkanal eingezwängt und trotzdem wirkt der Fluss wie eine Oase in der Vorstadt. Bei der Aubrücke, wo zu meiner Kindheit noch eine gedeckte Holzbrücke stand verlasse ich die Glatt und fahre unter dem Autobahnzubringer Schöneich hindurch nach Norden, über die Bahngeleise Oerlikon - Wallisellen ins Auzelg-Quartier. Nebenan qualmt aus dem 105 Meter hohen Turm (das zweithöchste Gebäude der Stadt Zürich) des Heizkraftwerks Aubrugg der Dampf. Im Auzelg ist alles grün und idyllisch, jedoch wurde die Arbeitersiedlung im Zuge der Wohnungsnot in den vierziger Jahren in einfachstem Standart gebaut. Das oft von Migranten bewohnte Stadtrandquartier wurde auch als "Negerdörfli" betitelt. Zu meiner Jugend war das Auzelg immer noch der Ort wo die "krassesten Jungs" herkamen. Das Auzelg war ebenso der Geburtsort von Ricardo Rodriguez, dem schnellen Weltklasse-Ausenverteidiger. Meine Fahrt geht dem Brühlbach entlang zu dem weitläufigen Schrebergartenareal Auwiesen. Seit 2010 fährt hier die Glatttalbahn und verbindet die Agglo mit dem Flughafen Zürich. Überall blüht und summt es und als ich an der Mündung des Brühlbachs in die Glatt ankomme, fahre ich sogar ein Stücklein durch einen Wald. Bei der Zivilschutzanlage verlasse ich die Glatt und kreuze die vielbefahrene Aubrugg-/Glattparkstrasse. Vor mir steht das inoffizielle "Wahrzeichen von Schwamendingen, das Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz. 245'000 Tonnen Abfall jährlich versorgen ca. 80'000 Wohnungen mit Fernwärme. Ich verlasse hier im Industriegebiet Hagenholz den Kreis 12 und radle nordwärts.
Nebenan wird gebaut ohne Ende. Im Glattpark soll eine ganze Stadt entstehen. Wo früher eine grosse Wiese war steht bereits ein Park mit einem künstlichen See und einzelne Sonnenhungrige liegen bereits an dessen Ufer. Die Grenze führt über einen Parkplatz zum Fernsehstudio von SRF. Die in den siebziger Jahren auf grünem Feld errichteten Studios sind mittlerweile voll in das aufstrebende Quartier Leutschenbach/Glattpark integriert. Der namensgebende Bach fliesst träge durch einen renaturierten Kanal der Glatt entgegen. Interessanterweise kommt der Name Leutschenbach von "auf die Leutsch gehen" - ein Ausdruck den Hündeler die hier auf der ehemaligen Allmend Gassi gingen für ihren Spaziergang gebraucht haben. Ab hier bildet der ebenfalls eingeengte Katzenbach die Grenze bis zu den Bahngeleisen Oerlikon - Flughafen. Nun drehe ich nordwärts durch die Industrie beim Modecenter TMC und durch den Stelzentunnel an die Grenze zu Glattbrugg. Dieser Abschnitt der Grenze gehört zu Seebach, dem nördlichsten Stadtquartier und tatsächlich sind vom Frohbühl aus die Flugzeuge von Kloten bereits gut zu sehen. Nun folgt die Grenze der Nordumfahrung westwärts, jedoch immer auf kleinen Pfaden im Grünen. Beim Gasthaus Waldegg fahre ich über die Autobahn auf einen Hügelzug von wo man bis in die Alpen blicken kann. Unter mir liegt der Riedenholzhof, einer der wenigen Bauern die noch in der Stadt Zürich Landwirtschaft betreiben. Es gibt sogar einen kleinen Biohofladen - unbedingt besuchenswert!
Über Wiesen und Felder gelange ich nun zum nächsten Stadtquartier. Hier grenzt Affoltern an Rümlang und ich sehe bereits die eidgenössische Forschungsanstalt Reckenholz (Agroscope) unter mir. Hier gab es auch schon Demonstrationen gegen Gentech-Anbau-Versuche. Der Bärenbohlstrasse entlang gelange ich zur nächsten Autobahnüberführung. Unter mir liegt der berühmt-berüchtigte Stricher-Rastplatz Büsisee. Und nur eine Minute später stehe ich am ruhigen, weiherähnlichen Büsisee, der eigentlich gar kein See sondern ein künstliches Sammelbecken für die Entwässerung des Gubristtunnels ist. Durch ein schönes Flachmoor gelange ich an den nördlichsten Punkt der Stadtumradelung beim Seeholzbeizli. Nun folge ich dem geschützten Oberen Katzensee in den Wald "Seeholz" der den Unteren Katzensee umgibt. Hier liegt auch die Gratisbadi mit FKK Bereich, der heute jedoch leer ist. Ich verweile nur kurz und folge dem schönen Seerundweg bis zur verkehrsreichen Wehntalerstrasse. Das Hänsiried, ein Flachmoor von nationaler Bedeutung durchquere ich nur am Rande. Beim Bahnübergang der Altburgerstrasse muss ich warten bis die S6 vorbei gerauscht ist. Nun bin ich im sehr hübschen Ortsteil Altburg der zu Regensdorf gehört. Bereits um 1040 wurde hier mächtig gebaut, als die Herren von Regensburg ihren Stammsitz hier errichteten. Von der Ruine Alt-Regensberg sind nur noch einige Mauern auf dem Burghügel zu sehen. Ein letztes Mal geht es unter der Autobahn hindurch an die Furttalstrasse. Nun folgt die erste richtige Steigung durch den Oberlee-Wald. Die Russenbrünnelistrasse folgt in einer Schlaufe der Stadtgrenze am genausten und bringt mich hinauf zur Regensdorferstrasse.
Nun verlasse ich Zürich-Nord und folge dem Höngger Grenzverlauf bis zur Limmat. Die Geissbergstrasse bringt mich am Restaurant Grünwald vorbei zu einer schönen Lichtung wo ich erstmals ins Limmattal blicke. Die Löwenzahnblüte ist im vollen Gange und ich düse hinunter über gelb-grüne Matten zur Siedlung Rütihof. Hier stand im Mittelalter ein einzelner Bauernhof, doch nach der Eingemeindung der Gemeinde Höngg in die Stadt Zürich wurde auch hier vermehrt nach Wohnraum Ausschau gehalten. Und heute präsentiert sich Rütihof als aufstrebendes, familienfreundliches Quartier mit einer Einwohnerzahl von zirka 4000. Über die Hurdäckerstrasse und Hauswiesenstrasse geht es hinunter durch den historischen Teil von Rütihof zu einer modernen Wohnsiedlung. Hier an den Rändern der Stadt trifft immer wieder Alt auf Modern und ergänzt sich auf eine spannende Art und Weise. Am Bauspielplatz und dem Hase-Egge vorbei geht es um den Frankenbühl herum zu den wenigen Rebanbauflächen der Stadt Zürich. Die Kelterei Zweifel in Höngg produziert den Stadtwein der immerhin noch auf 13 Hektaren angebaut wird. Auf Engstringer Boden liegt das schöne Freibad Zwischen den Hölzern, toll eingebetet im Wald, Obstbäumen und dem Rebhang. Nun gehts flott hinunter zur Tramendhaltestelle Frankental. Die Bombachhalde ist kurz und steil und schon stehe ich am Limmatufer.
Die Fahrt der Limmat entlang ist eine schöne Abwechslung von der vielen Kartenleserei. Hier führt nämlich ein nationaler Veloweg Richtung Baden. Beim Werdhölzli muss ich allerdings den Weg verlassen und biege ins grösste zusammenhängende Familiengartenareal der Stadt ab. Beim Juchhof reihen sich Gärten an Gärten und von überall her duftet es herrlich. Über die Hermetschloobrücke geht es vorbei am Postsortierzentrum Mülligen an die Zürcherstrasse. Hier in Schlieren braust der Verkehr und ich bin froh, dass ich nach ein paar hundert Metern unter der Bahnlinie Altstetten - Urdorf hindurch ins Grüne radeln kann. Über ein weiteres Löwenzahnfeld geht es der Stadtgrenze nach zum Dunkelhölzli. Hier in Altstetten wohnt man im Grünen, und doch auch sehr urban. Wohntürme und Blocks lassen erahnen, dass dies nicht das reichste Stadtquartier ist. Trotzdem findet man auch hier immer wieder schöne lauschige Ecken, so wie der kleine mir unbekannte Weiher am Waldrand beim Dunkelhölzli. Ein guter Platz für eine Rast vor dem Aufstieg zum Üetliberg.
Beim Salzweg (der Weg diente als Zubringer zu Viehweiden wo den Tieren auch Salz verabreicht wurde), geht es steil nach oben durch lichten Wald bis zur Waldhütte am Mülibach. Hier spielen ein paar Kinder und ich erfrische mich am Bunnen. Nun führt die Grenze etwas kurios in einem langen Finger Richtung Urdorf. Auf der Unteren Betentalstrasse geht es bis zum westlichsten Punkt der Stadt Zürich und auf der Oberen Betentalstrasse wieder zurück. Ich bin hier auf Albisrieder Boden, welches ich jedoch nicht durchquere auf der Grenzfahrt. Schon bald kommt die Birmensdorferstrasse ins Blickfeld und damit der eigentliche Anstieg auf den Üetliberg.
Etwas oberhalb der Strasse liegt die Trasse der Uetlibergbahn. Bereits 1875 wurde die Bahn eingeweiht und war über hundert Jahre lang die steilste normalspurige Adhäsionsbahn Europas - was auch immer das heissen mag. Für Zürcher ist sie jedenfalls ein albekanntes Gefährt und ich folge ihr nun bis zur Bergstation, den die Geleise bilden hier fast überall die Stadtgrenze. Bei Uitikon-Waldegg und Ringlikon liegen die Stationen direkt auf der Stadtgrenze, eigentlich unverschämt, dass man für die Fahrt trotzdem zwei Zonen extra bezahlen muss! Bei der Liebegg macht die Bahn einige Kehren um Höhe zu gewinnen, ich jedoch fahre der Grenze nach direkt hoch und bin schweissnass als ich beim Restaurant Gmüetliberg auf die Touristengruppen treffe. Nun folgt die Grenze dem Aufstieg zum Uto Kulm. Übrigens bildet der Name Uto ein literarischer Name des Uetliberg (Berg des Uoto - Uodalrich - Ulrich). Durch Chinesen und Araber bahne ich mir einen Weg hoch zur Aussichtsplattform auf 870 Meter. Der höchste Punkt der Stadt ist erreicht. Der Aufstieg auf 900 Meter über Meer auf die Plattform des Aussichtsturms geschieht jedoch auf Stalliker Boden. Auch das vier Sterne Berghotel Uto Kulm welches seit 30 Jahren vom streitbaren Bündner Giusep Fry geführt wird liegt nicht auf Stadtgebiet. Nach einer verdienten Gipfelrast verlasse ich die Touristen und bike auf einem Singletrail den Grat hinunter zum bekanten Höhenweg auf die Felsenegg. Die Aussicht geht weit über den Zürichsee in die Alpen und rechts erblickt man das waldreiche Reppischtal. Beim Waldspielplatz Annaburg stand einmal ein Restaurant und nebenan bei einigen Mauerresten eine Burg. Bei Balderen verlasse ich den Grat und über viel steile kiesige Kehren rutsche ich hinunter Richtung See. Fast vergessen habe ich, dass hier bei der Baldern, wo regelmässig Gleitschirmpiloten sich in die Thermik stürzen, der südlichste Punkt meiner Tour erreicht ist.
Der Risweg bringt mich direkt nach Leimbach. Dieses vergessene Quartier liegt abseits der Verkehrsströme am Hang der Albiskette und ist beliebt bei Familien. Die Grenze verläuft entlang des Leimbaches der eigentlich mitten durch den Ort fliesst. 1893 wurden Mittel- und Unterleimbach in die Stadt Zürich eingemeindet, Oberleimbach jedoch kam zur Gemeinde Adliswil. Meine Fahrt führt durch die schönen Einfamilienhäuser am Hang hinunter zur Endhaltestelle des Buses 70. Weiter geht es steil hinunter an einem gewagten modernen Neubau vorbei der eigenartig gut in die hügelige Landschaft passt. An der Sihltalstrasse warte ich geduldig auf eine Möglichkeit zu queren und bin gleich danach an der Sihl. Der wilde Fluss hat sich hier am Unterlauf in den Entlisberg gefressen und am kurzen Stück welchem ich ihm folge, sieht man eine schluchtartige Felspassage die einheimischen Arten eine willkommene Heimat bietet. Über Treppen muss ich das Velo auf die Anhöhe Sunnau stossen und fahre an Sportplätzen und dem Autozubringer Wollishofen entgegen.
Der Zwängiweg bringt mich nach Wollishofen, diesem begüterten Stadtteil mit schönster Seesicht. Doch auf der dem Zürichsee abgewandten Seite des Hügels finden sich auch Blockbauten und einfacher gehaltene Wohnsiedlungen. Die Genossenschaft Neubühl hat hier in den 30er Jahren eine für die Schweiz revolutionäre Gesamtüberbauung im Stil des Neuen Bauens erstellt. Die Wohnungen sind alle mit grossen Fenstern ausgestattet und haben einen geräumigen Gartenbereich. Was damals modern war wirkt heute im besten Fall noch "historisch interessant". Nun führt mich der Weg direkt hinab der Grenze zu Kilchberg entlang zur Bahnlinie am See. Der Grenzsteig führt durch eine Unterführung an die Seestrasse und endet in einer Sackgasse am Ufer des Zürichsees.
Um der Grenze weiter zu folgen müsste ich nun ins Boot umsteigen was mit dem Velo ein nicht so ganz einfaches Unterfangen wäre. Daher radle ich dem Seeufer entlang über die Landiwiese, Rentnerwiese zur Quaibrücke und via Bellevue, Utoquai und Zürichhorn zum Bahnhof Tiefenbrunnen. Hier stosse ich wieder auf die Stadtgrenze zu Zollikon. Während meiner Seebeckenumrundung hat sich das Wetter gewandelt, ein Gewitter sorgte für Abkühlung, genau das Richtige für meinen bevorstehenden Anstieg.
Hinter dem Bahnhof geht es gleich steil hinauf. Die Flühgasse führt direkt durch das alte historische Zentrum von Riesbach. Oder besser gesagt eines der Zentren, den Riesbach war im 18 Jahrhundert eine Ansammlung von Weilern, Bauerngehöften und einzelnen Landsitzen von begüterten Zürcher Familien, zum Beispiel den berühmten Turnachkindern welche ihre Sommerferien am Zürichhorn verbrachten. Heute stehen die schönen Riegelbauten inmitten eines der teuersten Stadtquartiere von Zürich. Seesicht und gute Anbindung machen ein Leben hier zu einem Luxusvergnügen. Mein Weg führt weiter zur EPI-Klinik, die schön auf einer Anhöhe über dem See thront und einen grossen Spielplatz vor dem Haus unterhält. 1886 wurde die "EPI" gegründet und seit 2014 am Standort Lengg professionell weitergeführt. Hinter dem Spital finden sich Sportplätze des FC Riesbachs direkt auf der Grenze. Weiter geht es steil nach oben, über Zolliker Gebiet erreiche ich den Friedhof Enzenbühl. Margrit Rainer und Ces Kaiser liegen hier begraben, neben vielen weiteren Zürcher Persönlichkeiten. Der Friedhof liegt direkt auf der Stadtgrenze und ich fahre vom Südportal durch die Gräber zum Nordportal bei der Rehalp. Ob man überhaupt mit dem Velo durch einen Friedhof fahren darf weiss ich bis heute nicht.
Da es gerade wieder anfängt zu regnen bin ich froh über den nächsten Abschnitt unter den Blättern der Bäume im Werenbachtobel zu verschwinden. Der Wildbach bildet die Grenze zu Zollikon und ihm zu folgen ist ein Genuss den ich mir mindestens einmal im Jahr gönne. Der Weg schlängelt sich über Staustufen, durch Engpässe und an Wasserfällen entlang. Früher mussten sich die Anwohner gegen die rohe Gewalt der Natur wehren, daher auch der Name des Gewässers. Aber er hat den Menschen auch viel gegeben in Form von Wasserkraft für Mühlen und einer Schleife in Hirslanden. Ich folge dem Bach bis zum bekannten Restaurant Trichtenhausermühle. Hier steht ebenfalls ein altes Mühlrad aus Holz unter welchem ich Schutz suche vor einem letzten Regenguss.
Nach der Pause nehme ich die Fahrt wieder auf und radle über Zolliker Gebiet auf die Anhöhe Brunnenwiesen. Der Wald lichtet sich und bis zum östlichsten Punkt meiner Grenztour beim Herrentisch vergehen nur noch 10 Minuten. Hier grenzt die Gemeinde Maur mit dem Ortsteil Binz an die Stadt Zürich. Ich fahre vorbei an schönen Häusern mit einladenden Vorgärten bis zum Israelitischen Friedhof. Dieser Friedhof an diesem abgelegenen Ort wurde während der Judenverfolgung in Europa während des Zweiten Weltkrieges als Versammlungsplatz benützt. Nun stosse ich auf die Witikonerstrasse und sehe erste Häuser des Quartiers Witikon. Hier oben lebt es sich ruhig und im Grünen obwohl man Teil der Stadt ist. Ich quere die Strasse und tauche ab ins Lachentobel bei Pfaffhausen. Hier ist es schattig und feucht und ich muss aufpassen, dass ich mit dem Rad nicht ausrutsche. Wieder hoch zur Lichtung Rüti geht die Fahrt, wo man bei schönem Wetter bis in die Alpen sehen kann.
Nun bin ich froh, dass die Tour langsam dem Ende entgegen geht, das viele Auf und Ab und der Regen haben mich etwas geschafft. Beim Chatzenschwanz denke ich noch kurz darüber nach den nahen Loorenkopf zu besuchen, doch ein Aussichtsturm reicht mir für heute. Ausserdem steht der Holzturm auf dem Adlisberg fest auf Hottinger Boden und ist somit nicht Teil der Grenztour. Durch nasse Wälder erreiche ich den Ortsrand von Gockhausen. Dieser Ortsteil von Dübendorf liegt genau in der Anflugschneise des Flughafens und ist damit einer der prominentesten Akteure in der Fluglärmdebatte. Heute ist es jedoch ruhig und ich streife auf meinem Weg hinunter ins Glatttal den Tobelhof, ein ehemaliger Gutshof an der Verbindungsstrasse zum Zoo Zürich. Da ich nicht direkt ins Sagentobel hinunterfahren kann - es fehlt schlicht ein Weg - muss ich nochmals ansteigen und via Klösterli einen Einstieg in das Tobel finden. Dabei stosse ich auf die Baustelle des Elefantenparks und der Savanne des Zoos. Auch exotische Tiere werden also einmal die Stadtgrenze bevölkern.
Nun folgt der Schlussspurt durch das wilde Sagentobel hinunter zum Gfellergut. Dieses sozialpädagogische Zentrum bietet begleitetes Wohnen und Berufsintegrationsprogramme für Jugendliche an die den Tritt verloren haben. Auch ich habe hier früher schon einmal mein Fahrrad in der Velowerkstatt zur Reparatur gegeben. Über die letzte Anhöhe des Hohmoos erreiche ich den modernen Bahnhof Stettbach. Die Grenze verläuft nun dem Sagentobelbach entlang durch die "Schwamendinger Wüste" - einem Savannengebiet welches aus dem Aushubmaterial des Zürichbergtunnels entstanden ist. Über den Sportplatz Heerenschürli wo eifrige Kicker am Werk sind geht es zur Winterthurerstrasse. Flugs überquert erreiche ich den Fabrikkanal der Glatt, der hier paralell zum Fluss fliesst.
Nach einem langen Tag erreiche ich müde aber zufrieden den Ausgangspunkt meiner Tour an der Glatt. Eine unbedingt empfehlenswerte Weise sich der eigenen Stadt auf eine aussergewöhnliche Weise anzunähern.
Tourengänger:
laurentbor
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