Sofiatinden, 1222m, via Sofiarenna


Publiziert von danski , 19. April 2016 um 17:44.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:10 April 2016
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Storsteinnes - Isskaret - N-Couloir "Sofiarenna"; Abfahrt dito

Nach einer etwas verkorksten Saison in den Alpen, begleitet von einem unerfreulichen Ereigniss ruhen unsere Hoffnungen auf den Lyngen Alps. Die Erfahrungen meiner letzten Aufenthalte in diesen nördlichen Breiten haben vor allem eines gezeigt: Mehr Zeit = mehr Erfolg. 17 Tage sind unser diesjähriges Zeitbudget, wovon wir 10 Tage auf der Nordhalbinsel und den Rest auf der Südhalbinsel verbringen. Die Unvorhersehbarkeit des Wetters tut der Magie dieses Ortes keinen Abbruch. Planung ist fast ein Ding der Unmöglichkeit und so ist auch diese erste beschriebene Tour entstanden, denn Schlechtwetter in Lyngen bedeutet für uns Couloir time!

Wie bereits angekündigt, das Wetter gehorcht hier oben selten einem meteorologischen Modell und ein schöner, wolkenloser Tag von morgens bis abends fühlt sich manchmal an wie ein Sechser im Lotto. Mit vollem Vertrauen in das prognostizierte Schönwetter starten wir Richtung Store Jaegervasstinden, doch nach nicht einmal 500m Horizontaldistanz ist der Umkehrpunkt in dichtem Nassschneetreiben erreicht. Was anfangen mit dem Tag? Warum nicht eines der unzähligen Couloirs aufsuchen und sich darin austoben? In der Nordflanke des Sofiatindens soll es eines geben, das den verstorbenen Andreas Fransson an das Cosmique in Chamonix erinnert haben soll. Seine Namensgebung ist deswegen von diesem inspiriert: "Kosmiska Korridoren". Tönt perfekt in unseren Ohren und so befinden wir uns um die Mittagszeit beim Ausgangspunkt. Nieselregen und dunkle Wolken erfordern ein gewisses Mass an Überwindung. Motivation stellt sich erst ein, als wir den ausgeprägten Felskanal am Beginn des fast 700m langen Korridors entdecken. Ich mache mir insgeheim keine grossen Hoffnungen, denn es ist nachzulesen, dass zwei steinige Steilstufen das Unterfangen erheblich erschweren oder gar verunmöglichen können. Egal, wir bauen bald auf bootpack um und erfreuen uns an knietiefem Pulver. Dank der geringen Meereshöhe können wir eine hohe pace halten und bald tritt das erste Hindernis, ein grosser Klemmblock, in Erscheinung. Zu unserem Erstaunen können wir linkerhand an ihm vorbeiziehen. Kurz darauf folgt ein weiterer, noch gewaltigerer Felsblock, der unter sich eine geräumige Höhle bietet. Hier könnte die ganze Familie Feuerstein komfortabel wohnen und das mit Aussicht auf Fjord und Berge! Uns zieht es abermals links haltend an diesem steinzeitlichen Ur-Loft vorbei weiter in die Höhe. Da wir nun doch langsam offeneres, aber nicht weniger steiles Gelände betreten, budeln wir ein Loch um einen Eindruck der Schneedecke zu bekommen. Alles stabil! Es kann also weitergehen. Die Spurarbeit bleibt tief und anstrengend, genaus so, wie wir es mögen. Die Felsen um uns herum sind bald nur noch mit dicken Reif- und Schneeschichten verkrustet. Immer wieder aufs Neue ein Anblick, der mich fasziniert. Das Ende ist noch einmal richtig steil und ich spure mit gefühlter Ueli Steck'scher-Pace gegen die finale Einsattelung, ca. 20m unter dem Gipfel des Sofiatinden. Die Wolkendecke hängt tief über unseren Köpfen, doch immerhin hängen wir nicht darin. Ein etwas halbherziger Versuch noch auf den Gipfel zu gelangen, wird schnell zu Gunsten der Abfahrt fallen gelassen.

Ich darf die "wilde Sofia" eröffnen. Der Rhythmus ist schnell gefunden und der Schnee lässt flüssiges Fahren zu. Grosser Spass! Je weiter unten, desto tiefer und besser wird er. Wir fühlen uns wie im Film, aber im richtigen! Den ersten Klemmblock können wir problemlos abrutschen, beim zweiten entscheiden wir uns für kurzes abklettern. Danach sind keine Hindernisse mehr zu erwarten. Selbst der Weg zurück zum Ausgangspunkt gelingt uns dank geschickter Routenwahl. Alles in allem also ein sehr erfolgreicher Tag!

"Sofiarenna", "Kosmiska Korridoren" oder einfach Nordcouloir Sofiatinden, egal wie man es nennt, das Couloir weist mit Neigungen von bis 45° und nie unter 40° auf 700HM doch seriösere Werte auf. Bei der aktuellen Schneelage sind die Steilstufen kein Problem. im "Normalfall" muss man aber mit grösseren Schwierigkeiten rechnen.

Tourengänger: danski


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