Tristkopf (Dristkopf)


Publiziert von schimi , 19. März 2016 um 22:03.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Kitzbüheler Alpen
Tour Datum:20 Februar 2016
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Für heute haben wir nur den Abstieg von der Neuen Bamberger Hütte und die Heimreise auf dem Programm. Das kratzt uns auch wenig, denn der Hüttenwirt hat am Abend für den nächsten Tag noch schlechteres Wetter in Aussicht gestellt. Als es gerade hell wird wache ich auf. Fast schon automatisch geht mein erster Blick aus unserem Fenster, das wunderbar nach Süden ausgerichtet ist und den Tristkopf als optische Attraktion bietet.

Ich schaue ungläubig in einen glasklaren Himmel und eben erleuchtet die aufgehende Sonne die ersten Grate am Tristkopf. Blitzschnell sind wir aus den Betten und gleich ist klar, dass wir auf den Tristkopf steigen werden. Von wegen Abstieg und Heimreise. Das wird ein deutlich längerer Tag!

Als wir nach dem Frühstück nach draußen kommen merken wir erst, dass es über Nach bitterkalt geworden ist. Minus 14 Grad zeigt das Hüttenthermometer, immerhin 11 Grad kälter als gestern. Wir legen noch einmal eine Schicht Kleidung an und gehen los. Wir haben starken Südwind, der uns veranlasst alle Kleidung penibel abzudichten. So stapfen wir wie gestern auf der Spur nach Süden; das es derselbe Weg sein soll, können wir kaum glauben so unterschiedlich präsentiert sich heute Morgen die Landschaft!

Noch ist alles in kaltes Blau getaucht. Auch als ich zu schwitzen beginne sind die Finger und Zehen noch unangenehm kühl. Mein Blick geht weit voran, auf das Gelände wo das Blau und das Gelb eine scharfe Grenze bilden. Da will ich hin, da wird es warm! 

Als wir in die Sonne treten wird es augenblicklich angenehm. Wir sind mittlerweile zwei Drittel des Weges von gestern bis zum Markkirchl gegangen. Wir biegen hier kurz vor dem Tristkopf links ab; es geht zunächst ca. 30 Höhenmeter hinunter zum Bach. An einer geeigneten Stelle wechseln wir auf die andere Seite um den Aufstieg zum Nadernachjoch anzugehen.

Etwa eine halbe Stunde vor uns spuren zwei Tourengeher den Weg hinauf zum Nadernachjoch. Noch weit vor dem Bach aus der Ferne betrachtet denken wir gleich, das ist um einiges zu weit rechts und in einem Gelände das deutlich steiler ist als weiter links. Wir bleiben zunächst aber auf deren Spur, denn es gibt nach dem Bach dann genügend Raum um weiter links eine eigene Spur anzulegen.

Als wir über den Bach sind und direkt vor dem Anstieg stehen, entscheiden wir und dann aber doch für die nicht ganz optimale Spur. Die Lawinenwarnstufe ist eher niedrig, der Hang bei näherer Betrachtung doch nicht ganz so steil, und die in Aussicht anstrengende Spurarbeit bis hinauf auf das Nadernachjoch machen die Entscheidung für uns einfach. Mit Entlastungsabständen in einer wenig ausgeprägten Rinne bewältigen wir den Anstieg und kommen dann aus das flache sonnenüberflutete Nadernachjoch. Die letzten fast steigungsfreien Minuten sind der reine Genuss.

Oben angekommen wenden wir uns nach rechts. Das Gelände ist abgeblasen und es geht wieder steiler in die Höhe. Wir sehen die beiden Tourengeher immer noch eine gute halbe Stunde vor uns, das ist nicht unpraktisch sehen wir so den weiteren Verlauf. Vom Joch ist der Anblick des Gipfels wieder prachtvoll. Für mich ist der Berg ein echter Hingucker!

Im weiteren Aufstieg bleiben wir zunächst im Bereich des abgeblasenen runden Gratrückens und steigen direkt auf das Gipfelkreuz zu. Das Gelände ist etwas steil aber noch nicht schwierig. Noch einiges bevor es felsig und sehr steil wird, holen wir in einem Bogen nach lins aus um den Schlussanstieg anzugehen. Ein ganzes Drittel umgehen wir die Steilstufe immer mäßig steil ansteigend.

Als wir hinunterblicken sehen wir eine riesige Gruppe, es mögen etwa 15 Personen sein, die hinter uns heraufsteigt. Wir gehen weiter und kreuzen im Aufstieg noch eins breite Flanke, die eine perfekte Skiabfahrt ermöglicht. Am Ende noch eine Spitzkehre und so kommen wir 10 Meter unterhalb des Gipfelkreuzes auf einem kleinen Tableau an, wo man bestens sein Depot einrichten kann.

Die letzten Meter gehen wir nur mit Stöcken bewaffnet über verschneiten Fels und über tiefe Tritte im Schnee hinauf auf das Gipfelkreuz. Noch ist es sonnig, aber die Schlechtwetterfront schiebt ihre Vorboten bereits über den Himmel. Nur noch eine kurze Zeit werden wir die Sonne bei uns haben. Hohe Schleier beginnen ihr Verdunkelungswerk. als wir vom Gipfel auf das Plateau kommen sind die letzten der großen Gruppe in den letzten Aufstiegsmetern. Mehrere Bergführer aus dem Kleinwalsertal betreuen die Gruppe die alle mit Splitboards hier oben sind.

Die ersten bauen ihre Boards schon zusammen, was im rauen Gipfelwind nur wenigen auf Anhieb gelingt. Die Bergführer haben zu tun. Wir warten noch auf die letzten Aufsteiger, denn wir möchten nicht an der steilsten Stelle der Tour direkt unterhalb des Gipfels mit Gegenverkehr zu tun haben.

Unser Rückweg erfolgt in der Aufstiegsspur. Das erste Stück, weil der Gipfelhang doch so steil ist, dass wir das mit Schneeschuhen nicht direkt hinunter gehen können. Später an dem abgeblasenen Rücken würde sich die Abfahrtsroute der Skifahrer anbieten. Der Hang ist zwar schon verspurt, jedoch liegen in dem Hang solche Schneemassen, dass wir den abgeblasenen Rücken bevorzugen. Der weitere Abstieg vom Joch ins Tal ist der reinste Genuss. Nicht mehr in der etwas ungünstigen Aufstiegsspur, sondern beim Abstieg gesehen weiter rechts gehen wir schnurgerade in 40 Zentimeter hohen Pulverschnee bis hinab zum Bach. Und wieder zeigt sich, dass man mit Schneeschuhen sehr wohl ordentlich schnell ist, insbesondere wenn die Bedingungen gut sind.

Der weitere Weg zur Hütte ist schnell erledigt. Noch bei ordentlichem Wetter erreichen wir die Hütte und packen gleich unsere Sachen ein, die wir deponiert haben. Ohne Pause gehen wir auf dem Winterweg hinab bis zum Gasthaus Wegscheid, wo wir mit einer zünftigen Einkehr die Tour ausklingen lassen.

Nach einer deftigen und sehr schmackhaften Suppe fahren wir nach Hause. Kaum im Auto beginnt es auch schon heftig zu schneien und der Heimweg wird nicht gerade in die Geschichte eingehen als tolles Erlebnis. Wir aber sind glücklich über diesen exquisiten Tourentag.

Tourengänger: schimi


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