Selvili Tepe, 1025 m, höchster Berg Nordzypern
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Einführung
Wo ich schon auf dem höchsten Berg Südzyperns war, wollte ich doch auch gleich noch Nordzypern machen. Nordzypern ist zwar international nicht als Staat anerkannt und von der Türkei besetzt. Aber für den Fall, dass es doch noch mal anerkannt werden sollte und auch aus Neugier machte ich mich auf zum Selvili Tepe, 1025 m. Ich war ja etwas nervös, da der Gipfel bereits ab einer Höhe von 890 m militärisches Sperrgebiet ist.
Ich fand im Internet nur wenig Informationen zur Besteigung des Selvili Tepe. Die beste Seite, die ich fand, war diese hier:
http://www.ii.uib.no/~petter/mountains/1000mtn/selvili.html
Der Autor hat sogar GPS-Koordinaten für die Anfahrt angegeben, das half mir viel weiter als das stundenlange Anstarren von schwach sichtbaren Straßen bei Google Earth.
Anfahrt
Also fuhr ich morgens von Limassol Richtung Lefkosia/Nikosia, der geteilten Hauptstadt von Zypern. Leider funktioniert mein GPS im Handy grad nicht und ich fand den verdammten Grenzübergang einfach nicht! Man kann nämlich nur an einigen wenigen Punkten über die Grenze (green line), einige davon nur zu Fuß. Da bekam ich mein GPS aber doch noch zum Laufen und fuhr in Agios Dometrios (oder so) nach Nordzypern. An der Grenze muss man eine Autoversicherung abschließen (1 Tag 20 Euro) und den Personalausweis vorzeigen. Das war schnell erledigt.
Sobald man in den Norden vorgedrungen ist, herrscht sofort eine komplett andere Kultur, und zwar die türkische. Alles ist auf einmal ganz orientalisch. Die Männer laufen wie Machos durch die Gegend, Frauen tragen Kopftücher, es werden teilweise uralte Autos gefahren und den Buchstaben "ü" sieht man ziemlich oft :-)
Ich fuhr die Straße nach Girne / Kyrenia. Man fährt direkt auf das Gebirge des Selvili Tepe zu, in dessen Flanke man aus weißen Steinen eine riesige türkische Flagge gemalt hat. Nachts ist sie sogar beleuchtet. Das ist unheimlich, offenbar wollen die Türken zeigen, wer hier der Herr im Haus ist. Zumal die Flagge vom griechischen Teil ja auch bestens sichtbar ist.
Ich hatte mal mit eine paar Leuten gesprochen auf Zypern. Es ist schon so, dass die Leute aus dem Süden mit denen aus dem Norden nicht viel zu tun haben. Vereinzelt gibt es wohl Freunschaften oder familiäre Bindungen. Aber man sieht kaum ein Auto aus dem Norden im Süden und umgekehrt. Es sind schon zwei Welten irgendwo.
Da wo die Straße durch einen Einschnitt zwischen den Bergen durchgeht, bog ich an einer Abzweigung zum Schloss St. Hilarion ab. Dieses lässt man nach ca. 3,5 km rechts liegen und fährt einfach die Straße weiter bis ca. km 17. ich gelangte an eine Kreuzung, wo es links zum Selvili Tepe hochgeht (Warnschnild Sperrgebiet), fuhr aber rechtsrum weiter, um nach ca. 200 Metern in einer Ausbuchtung der Straße zu parken.
Die Blamage
Zu Fuß ging es dann wieder die 200 m zurück zum Warnschild, welches ziemlich alt ist aber dennoch etwas respekteinflößend. Ich wollte zunächst die "tolle" und verblüffend einfache Strategie nehmen, einfach die Straße hochzugehen. Doch schon nach fünf Minuten hörte ich ein Auto schnell näherkommen in der nächsten Serpentine. Shit! Jetzt schon entdeckt? Schnell in die Büsche! Doch leider waren gar nicht viele Büsche da und während ich schwerfällig zu einer Tanne lief, war das Auto schon längst um die Kurve herum und der Fahrer hatte mich gesehen und hupte energisch. Ok er hatte mich gesehen, also wollte ich ihn auch sehen. Langsam dreht ich mich um, in der Erwartung, auf mich gerichtete Maschinenpistolen zu sehen. Ich wollte sogar schon die Hände heben :-) Aber es war ein alter Pickup, wie ein Soldat sah der Typ nicht aus. Eher wie ein Techniker. Er machte energische Winkbewegungen abwärts, ich sollte also wieder zurückgehen. Er fuhr aber einfach weiter und schien sich nicht weiter für mich zu interessieren. Trotzdem voll peinlich, mein unbeholfener Fluchtversuch. Bei Hitman oder Splinter Cell wäre ich längst erschossen worden.
Ok...dann also doch die "Stealth-Taktik" :-) Sobald sein Auto außer Sichtweite war, ging ich einfach den Hang aufwärts, was ich wegen der Schlangen auf Zypern eigentlich eher ungerne machte. Aber ich traf keine. Ich balancierte von Felsen zu Felsen, um ja keine lauten Geräusche zu machen.
Der Gipfel
Nach ca. 30 Minuten näherte ich mich dem Gipfel von Osten her. Die Aussicht in die Ebene nach Süden hin war einfach grandios in der tiefstehenden Sonne. Ich konnte auf dem Gipfel zwei große Antennenmasten ausmachen und auch ein großes Gebäude mit offenen Fenstern und zwei Autos. Ich hörte auch die Stimmen von Männern, die sich unterhieltn. Ich wagte mich etwas auf das Gelände, aber irgendwie war mir das zu riskant und ich hatte Angst, den Männern in die Hände zu fallen. In einem Generatorgebäude war die Tür auf uns es wirkte, als könnte jede Sekunde jemand da herauskommen. Der höchste Punkt konnte hier auch nicht sein, er musste genau auf der anderen Seite (Westseite) liegen!
Also, was machte ich? Ich wich in die Nordflanke aus, ein steiler Hang unterhalb der Station. Es war auch etwas Kletterei durch Felsen und weggeworfenen Müll dabei. Da sonst alles lautlos war, hörte man jedes meiner Geräusche gefühlt kilometerweit und ich versuchte, nur auf den Felsen zu gehen und nicht irgendwelche Zweige zu zertreten.
Tja, irgendwann landete ich dann bei der Straße, da der Hang Richtung Eingangstor doch zu steil und heikel wurde. Ich ging also die paar Meter die Straße hoch und konnte in einem kleinen Wachhaus am Eingang der Basis niemanden sehen. Alter, ich war ja etwas nervös! Ich hörte weiter hinten aber die Stimmen der Männer, allerdings wohl im großen Gebäude.
Der höchste Punkt ist laut Internet gleich nach dem weißen Wachhäuschen auf der rechten Seite auf einem kleinen Felsberg innerhalb der Station. Ich kletterte leicht dort hoch und sah dann endlich den zylindrischen Markierungsstein. Das musste der höchste Punkt sein!
Es wurde nun schon recht dunkel und im Schutz der Dämmerung kletterte ich die Felsen wieder runter. Da ich jetzt keine Autos mehr erwartete (es war ca. 17:o0) ging ich einfach die Straße runter. In 20-30 Minuten war ich wieder am Auto und es war stockdunkel.
Girne
Nun hatte ich Lust auf ein schönes türkisches Abendessen. Ich fuhr auf der kleinen Gebirgsstraße Richtung Westen weiter und dann Richtung Norden runter vom Gebirgskamm. Ich fuhr also NICHT über St. Hilarion zurück, sondern entgegengesetzt. Durch kleine Dörfer gelange ich nach ca. einer Stunde nach Girne / Kyrenia. Dort parkte ich am Hafen, der sehr hübsch ist. Rund um den kleinen Hafen sind hübsche kleine Restaurants, es riecht nach orientalischen Gewürzen und im Hintergrund thront eine beleuchtete Festung.
Mir fiel auf, dass es hier viele Zweiergruppen von Männern gab, die irgendwo saßen oder spazierten. Da ich nicht davon ausgehe, dass es alles Homosexuelle sind :-) scheint mir das in der Türkei einfach normal zu sein. Vermutlich beste Freunde oder so.
Ich speiste in einem Restaurant am Hafen und konnte sogar noch draußen sitzen, es war noch warm genug Ende November! Ich hatte ein Chicken Kebab, sehr lecker. Der Kellner amüsierte sich darüber, dass ich fragte, ob sie denn auch Ayran haben :-)
Über Lefkosia ging es später zurück nach Limassol (ca. 2 Stunden).
Tourengänger:
sqplayer

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