Hochberg - Überschreitung über Ost- und Westgrat
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An diesem Sonntag wollte ich eigentlich etwas Leichtes gehen. Eine Genusstour. Doch dann kam es anders...
Die Grate des Hochbergs hatte ich von der gegenüberliegenden Seite, vom Heiterberg aus schon mehrfach gesehen, und die lockten mich an diesem Tag. Der Anstieg über den Ostgrat ist durchgängig T6, gespickt mit Höchstschwierigkeiten: der Grat ist maximal einen halben Meter breit, für lange Passagen weit darunter. Es gibt IIer-Stellen, bis zu 60° steiles Gras, zwei kurze Reitpassagen sowie teils schieferig-brüchigen Fels. Für diese Tour braucht es eine ordentliche Portion Unerschröckenheit. Nichts für einen Sonntagsspaziergang...
Ab ins Auto, und "Essence of Change" von Special Providence aufgelegt. Start war um halb acht in Schröcken (1269m). Schon vom Parkplatz aus ist der Mast einer Materialseilbahn am Grat (Oberhorn, 1772m) zu sehen. Diesen Mast peilte ich als erstes Etappenziel an. Zur Alpe Felle (1405m) führt ein breiter Fahrweg, den man hinaufschlendern kann. Dahinter führt ein markierter Wanderweg rechts ab, und hinauf Richtung Hochberg. Derzeit steht hier zwar ein Schild, daran ist aber kein Wegweiser in meine Richtung. Der Wanderweg biegt bald um den Ostgrat, kurz danach erreicht man eine flache Wiese, hinter der der Weg bald ein Stück bergab verläuft. Noch auf der Wiese verließ ich den Wanderweg, und stieg rechts bergauf. Ein paar Meter weiter oben stieß ich dann auf ein kleines Wegerl, das mich unterhalb des Oberhorns hinauf zur Oberen Fellealpe führte.
Hinter dem Hüttl der Hinteren Fellealpe (1760m) geht es dann über eine Wiese leicht rauf zum Grat.
Schröcken - Hintere Fellealpe/Oberhorn: 1 Stunde, T2
Der Ostgrat ist hier noch ein gemütlicher Rücken, der aber bald steiler und schmaler wird. Dann stand ich plötzlich vor einem gachen Abbruch, gegenüber eine steile, schmale Kante, die schon vom vorgelagerten Graskopf aus äußerst brüchig und bröselig aussieht. Keine zehn Pferde brächten mich dort hinauf! Ganz unabhängig vom Können ist das hier objektiv gefährlich - und es ist mir ein Rätsel, wie zehn Pferde dort hinaufkommen sollten...
Aber das ist nicht schlimm. Man kann die Stelle umgehen, und kommt nur ein paar Meter weiter oben wieder auf den Grat.
Also Rückzug! Eine halbe Stunde nach der Hinteren Fellealpe kehrte ich um, und stieg zum Hüttl zurück. Ich versuchte allerdings noch, die Hänge unterhalb des Grates Richtung Südwesten zu queren, um gegebenenfalls wieder auf den Grat hochzusteigen. Aber der Südhang wird in der Mitte derart steil, dass es nicht vernünftig ist, ihn weiter zu queren. Und so bin ich schweren Herzens eine steile Rippe zum Wanderweg (auf ca. 1660m) abgestiegen.
Auf diesem ging es dann hinauf auf die Kante des Hochgletschers (1835m). Hier steht ein Schild (links geht's zum Butzensee/Mohnenfluh). Etwas höher, in einer Linkskurve, habe ich den Weg dann wieder verlassen. Hier führen Wegspuren nach rechts ab, auf denen ich über eine flache Alm zu den Hängen des Ostgrats hinüberquerte.
Aber erst einmal brauchte ich eine Frühstückspause.
Aus dem flachen Gelände ging es danach über ein Bachbett, dann den Berg hinauf. Oben wird es deutlich steiler, ein gutes Zeichen für einen schmalen Grat. Ich peilte die Graterhebung ganz rechts an.
Nur der Vollständigkeit halber: Umkehrpunkt - wieder am Grat: 1:45, T6
Man kann sich das alles sparen, indem man von Schröcken aus einfach auf dem Weg bleibt, und diesen erst am Hochgletscher nach dem Schild verlässt. Denn tatsächlich verpasst man nichts: Wenn man wie ich die Graterhebung ganz rechts anpeilt, ist man nur ein paar Meter von der brüchigen Kante entfernt. Ich bin bis zu der Abbruchkante vorgelaufen, es sind wirklich nur ein paar Meter.
Nun beginnt der ernsthafte Teil der Tour: Es geht über den Ostgrat bis zum Gipfel. Zunächst sieht es so aus, als gäbe es zwei Schlüsselstellen: Einen Zacken, der ein Stück nach Süden verschoben ist, und weiter oben eine Felsstufe. Tatsächlich ist der Grat aber durchgehend schwierig, es gibt keine Verschnaufpassagen.
Gleich zu Beginn kommen ein paar extrem schmale Passagen. Äußerste Vorsicht ist vor allem dann angebracht, wenn das Gestein schieferig und brüchig ist. Nur ab und zu kann man ein paar Meter in der linken Flanke gehen, aber auch die ist so steil, das das kaum weniger gruselig ist. Die meiste Zeit geht es ausxezt wiezau oben rüber.
Der ein Stück nach Süden verschobene Zacken wird über links in Angriff genommen, dort wo mehr Gras als Fels ist. Das Gras ist gut gestuft, aber es geht extrem ausgesetzte 60 Grad hinauf. Im Gras kehrt man dann zurück auf den Grat. Weiter geht es etwas leichter, aber weiterhin extrem ausgesetzt. Dann muss man eine schmale Felsschneide hinauf, die nächste Felsstufe schon vor Augen. Doch der Grat lässt auch bis dahin nicht locker: Zunächst sind zwei kurze Reitpassagen zu überwinden...
Weiter geht es, wieder sehr ausgesetzt, zur nächsten Felsstufe, der vermeintlichen zweiten Schlüsselstelle. Diese Stufe wird in einer breiten Rinne erklettert. Guter Fels hier, aber man muss beherzt hochspreizen.
Oben befindet man sich wieder in dem, was an diesem Berg wohl als Gehgelände gelten muss: Erneut wird es atemberaubend schmal. Und auch, wenn das nicht mehr möglich erscheint: Zu einem Grathöcker hinauf zieht sich die Kante nochmal weiter zusammen, dazu wird sie oben bis zu 60° steil. Das Gefühl der Ausgesetztheit, wenn man sich an Grasbüscheln und erdigen Absätzen hinaufkrallt, ist kaum zu toppen.
Nur die letzten 10 Minuten zum Gipfelkreuz des Hochbergs (2324m) sind leichtes Gehgelände (T2).
Hochberg Ostgrat: 1:15, T6-/II
Am Gipfel hatte ich endlich Raum für den Genuss, der fast eineinhalb Stunden lang der Konzentration hatte Platz machen müssen. Was für ein Grat! Wandern für Leute, die sich die Kante geben wollen.
Und die Aussicht! Der Blick fällt zunächst nach Westen, wo sich das benachbarte Rothorn erhebt. Dahinter dominiert der Alpstein den Horizont, mit Altmann, Säntis und dem Hohen Kasten. Rechts hinter dem Rothorn: die schöne Pyramide des Zitterklapfens, im Nordwesten die Hochkünzelspitze mit ihrem schönen Ostgrat. Rechts davon sieht man den Diedamskopf und ziemlich genau im Norden dann die hohen Graswände der Üntschenspitze.
Die Runde dreht sich weiter mit dem Ifen, dem Heiterberg und dem Walmendinger Horn. Weiter hinten kann man den Grünten entdecken. Dann dominiert der Widderstein den Nordosten. Daneben sieht man den Elfer und den Liechelkopf, ganz hinten noch den Hochvogel. Dann folgt der Allgäuer Hauptkamm, mit der Trettachspitze, der Mädelegabel, der Hochfrottspitze, dem Hohen Licht und dem Biberkopf. Im Osten steht das Karhorn, dann schweift der Blick hinüber zur Wetterspitze, zur Feuerspitze, zur Freispitze, zur Parseierspitze und zur Vorderseespitze.
Im Südosten dominiert nun die Mohnenfluh, dahinter zeigen sich die Roggspitze und die Valluga. Dann markieren die Kuchenspitze, die Wildgrubenspitze und die Pflunspitze den Horizont, bevor sich die nahe Braunarlspitze davorstellt, und den ganzen Süden dominiert. Erst im Südwesten kann man dann wieder ein bisschen weiter sehen: zur Roten Wand, zur Schesaplana und zum Glärnisch, näher sind die Grauspitzen oder der Tuklar, noch näher der Feuerstein.
Am Gipfel traf ich einen netten Kerl, der mir die Gegend ein bisschen schmackhaft gemacht hat. Schätze, hier gibt es noch mehr von solchen Leckerbissen?
Gegen halb eins bin ich vom Gipfel weg. Der Abstieg über den Westgrat ist zunächst nicht schwerer als T2. Doch bald steht man an einem gachen Abbruch. Déja vu....
Ich hatte eine andere Tourenbeschreibung dabei, die von Hikr Grimbart. Ihr folgend hätte ich hier nun rechts hinuntergehen müssen. Doch die Route schien mir zu einfach, und ich wollte lieber noch was erleben. Also ging ich weiter geradeaus.
Das Abklettern im Gras ging gut. Aus der Scharte geht es drüben eine steile Felssstufe hinauf. Dort hängt ein dünnes Seil, das man aber nicht braucht: Im unteren Teil ist der Fels zwar senkrecht, aber fest mit riesigen Griffen, und super zu klettern. Oben ist der Hang geneigt, grasig, und gut gestuft.
Weiter ging's über den Grat nach Westen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ins Schafalpjoch abzusteigen. Doch als ich sah, dass man am Grat bleiben kann, habe ich mich dafür entschieden. Es geht über eine Felskante (II) hinunter (die man auch links umgehen kann). Weiter hinunter zur Schafalpe wird es einfacher: Es geht über unterschiedlich steile Hänge, T3, T4, je nach Routenwahl. Mit ein bisschen Geschick und Suchen findet man eine geeignete Route. Ori bietet die winzige Hütte der Schafalpe (1825m).
Hochberg - Schafalpe: 50 Minuten, T4 und leichter, zwei Stellen II
Der Weg von der Hütte weg ist gut, verliert sich aber bald. Am besten man steigt in der ersten Bachrunse ab, bis dann Tierspuren auf der anderen Seite hinaus führen. Dann quert man weiter nach Norden, noch über den obersten Erlen, bis zu einer Rippe, auf der zwei Jägerstände stehen, schon nahe bei der Lauba-Alpe. Auf dieser Rippe steigt man dann zum Weg ab. (Lauba-Alpe, 1515m)
Schafalpe - Lauba-Alpe: 40 Minuten, T3
Von der Alpe geht es nun auf einem breiten Fahrweg ins Tal hinunter. Unten angekommen, nicht auf andere Bachseite, sondern südlich des Baches auf dem unteren der beiden Fahrwege nach Osten. Bald führen Schilder nach Schröcken.
Lauba-Alpe - Schröcken 1 Stunde, T1
Fazit:
Einsame, weglose und offenbar äußerst selten begangene Tour. Der Anstieg über den durchgängig ausgesetzten Ostgrat ist T6 ohne Atempause. Hier ist die Route maximal einen halben Meter breit, für lange Passagen weit darunter. Es gibt IIer-Stellen, bis zu 60° steiles Gras, zwei kurze Reitpassagen sowie teils schieferig-brüchigen Fels, gefordert sind Balance auf schmalen Graten, Kletterfertigkeit im Fels, Erfahrung im Steilgras und, das Wort verdient es, nochmal getippt zu werden: Unerschröckenheit. Ein Pickel ist kein Fehler, ich bin mit Stöcken zurechtgekommen. Schuhe mit beinharter Sohle sind eine Selbstverständlichkeit.
Ein Bild des Ostgrats von der Mohnenfluh aus ist bei diesem Bericht von Bikehike zu sehen. Bleibt die Frage: Wer traut sich über den Nordostgrat?
Die Grate des Hochbergs hatte ich von der gegenüberliegenden Seite, vom Heiterberg aus schon mehrfach gesehen, und die lockten mich an diesem Tag. Der Anstieg über den Ostgrat ist durchgängig T6, gespickt mit Höchstschwierigkeiten: der Grat ist maximal einen halben Meter breit, für lange Passagen weit darunter. Es gibt IIer-Stellen, bis zu 60° steiles Gras, zwei kurze Reitpassagen sowie teils schieferig-brüchigen Fels. Für diese Tour braucht es eine ordentliche Portion Unerschröckenheit. Nichts für einen Sonntagsspaziergang...
Ab ins Auto, und "Essence of Change" von Special Providence aufgelegt. Start war um halb acht in Schröcken (1269m). Schon vom Parkplatz aus ist der Mast einer Materialseilbahn am Grat (Oberhorn, 1772m) zu sehen. Diesen Mast peilte ich als erstes Etappenziel an. Zur Alpe Felle (1405m) führt ein breiter Fahrweg, den man hinaufschlendern kann. Dahinter führt ein markierter Wanderweg rechts ab, und hinauf Richtung Hochberg. Derzeit steht hier zwar ein Schild, daran ist aber kein Wegweiser in meine Richtung. Der Wanderweg biegt bald um den Ostgrat, kurz danach erreicht man eine flache Wiese, hinter der der Weg bald ein Stück bergab verläuft. Noch auf der Wiese verließ ich den Wanderweg, und stieg rechts bergauf. Ein paar Meter weiter oben stieß ich dann auf ein kleines Wegerl, das mich unterhalb des Oberhorns hinauf zur Oberen Fellealpe führte.
Hinter dem Hüttl der Hinteren Fellealpe (1760m) geht es dann über eine Wiese leicht rauf zum Grat.
Schröcken - Hintere Fellealpe/Oberhorn: 1 Stunde, T2
Der Ostgrat ist hier noch ein gemütlicher Rücken, der aber bald steiler und schmaler wird. Dann stand ich plötzlich vor einem gachen Abbruch, gegenüber eine steile, schmale Kante, die schon vom vorgelagerten Graskopf aus äußerst brüchig und bröselig aussieht. Keine zehn Pferde brächten mich dort hinauf! Ganz unabhängig vom Können ist das hier objektiv gefährlich - und es ist mir ein Rätsel, wie zehn Pferde dort hinaufkommen sollten...
Aber das ist nicht schlimm. Man kann die Stelle umgehen, und kommt nur ein paar Meter weiter oben wieder auf den Grat.
Also Rückzug! Eine halbe Stunde nach der Hinteren Fellealpe kehrte ich um, und stieg zum Hüttl zurück. Ich versuchte allerdings noch, die Hänge unterhalb des Grates Richtung Südwesten zu queren, um gegebenenfalls wieder auf den Grat hochzusteigen. Aber der Südhang wird in der Mitte derart steil, dass es nicht vernünftig ist, ihn weiter zu queren. Und so bin ich schweren Herzens eine steile Rippe zum Wanderweg (auf ca. 1660m) abgestiegen.
Auf diesem ging es dann hinauf auf die Kante des Hochgletschers (1835m). Hier steht ein Schild (links geht's zum Butzensee/Mohnenfluh). Etwas höher, in einer Linkskurve, habe ich den Weg dann wieder verlassen. Hier führen Wegspuren nach rechts ab, auf denen ich über eine flache Alm zu den Hängen des Ostgrats hinüberquerte.
Aber erst einmal brauchte ich eine Frühstückspause.
Aus dem flachen Gelände ging es danach über ein Bachbett, dann den Berg hinauf. Oben wird es deutlich steiler, ein gutes Zeichen für einen schmalen Grat. Ich peilte die Graterhebung ganz rechts an.
Nur der Vollständigkeit halber: Umkehrpunkt - wieder am Grat: 1:45, T6
Man kann sich das alles sparen, indem man von Schröcken aus einfach auf dem Weg bleibt, und diesen erst am Hochgletscher nach dem Schild verlässt. Denn tatsächlich verpasst man nichts: Wenn man wie ich die Graterhebung ganz rechts anpeilt, ist man nur ein paar Meter von der brüchigen Kante entfernt. Ich bin bis zu der Abbruchkante vorgelaufen, es sind wirklich nur ein paar Meter.
Nun beginnt der ernsthafte Teil der Tour: Es geht über den Ostgrat bis zum Gipfel. Zunächst sieht es so aus, als gäbe es zwei Schlüsselstellen: Einen Zacken, der ein Stück nach Süden verschoben ist, und weiter oben eine Felsstufe. Tatsächlich ist der Grat aber durchgehend schwierig, es gibt keine Verschnaufpassagen.
Gleich zu Beginn kommen ein paar extrem schmale Passagen. Äußerste Vorsicht ist vor allem dann angebracht, wenn das Gestein schieferig und brüchig ist. Nur ab und zu kann man ein paar Meter in der linken Flanke gehen, aber auch die ist so steil, das das kaum weniger gruselig ist. Die meiste Zeit geht es ausxezt wiezau oben rüber.
Der ein Stück nach Süden verschobene Zacken wird über links in Angriff genommen, dort wo mehr Gras als Fels ist. Das Gras ist gut gestuft, aber es geht extrem ausgesetzte 60 Grad hinauf. Im Gras kehrt man dann zurück auf den Grat. Weiter geht es etwas leichter, aber weiterhin extrem ausgesetzt. Dann muss man eine schmale Felsschneide hinauf, die nächste Felsstufe schon vor Augen. Doch der Grat lässt auch bis dahin nicht locker: Zunächst sind zwei kurze Reitpassagen zu überwinden...
Weiter geht es, wieder sehr ausgesetzt, zur nächsten Felsstufe, der vermeintlichen zweiten Schlüsselstelle. Diese Stufe wird in einer breiten Rinne erklettert. Guter Fels hier, aber man muss beherzt hochspreizen.
Oben befindet man sich wieder in dem, was an diesem Berg wohl als Gehgelände gelten muss: Erneut wird es atemberaubend schmal. Und auch, wenn das nicht mehr möglich erscheint: Zu einem Grathöcker hinauf zieht sich die Kante nochmal weiter zusammen, dazu wird sie oben bis zu 60° steil. Das Gefühl der Ausgesetztheit, wenn man sich an Grasbüscheln und erdigen Absätzen hinaufkrallt, ist kaum zu toppen.
Nur die letzten 10 Minuten zum Gipfelkreuz des Hochbergs (2324m) sind leichtes Gehgelände (T2).
Hochberg Ostgrat: 1:15, T6-/II
Am Gipfel hatte ich endlich Raum für den Genuss, der fast eineinhalb Stunden lang der Konzentration hatte Platz machen müssen. Was für ein Grat! Wandern für Leute, die sich die Kante geben wollen.
Und die Aussicht! Der Blick fällt zunächst nach Westen, wo sich das benachbarte Rothorn erhebt. Dahinter dominiert der Alpstein den Horizont, mit Altmann, Säntis und dem Hohen Kasten. Rechts hinter dem Rothorn: die schöne Pyramide des Zitterklapfens, im Nordwesten die Hochkünzelspitze mit ihrem schönen Ostgrat. Rechts davon sieht man den Diedamskopf und ziemlich genau im Norden dann die hohen Graswände der Üntschenspitze.
Die Runde dreht sich weiter mit dem Ifen, dem Heiterberg und dem Walmendinger Horn. Weiter hinten kann man den Grünten entdecken. Dann dominiert der Widderstein den Nordosten. Daneben sieht man den Elfer und den Liechelkopf, ganz hinten noch den Hochvogel. Dann folgt der Allgäuer Hauptkamm, mit der Trettachspitze, der Mädelegabel, der Hochfrottspitze, dem Hohen Licht und dem Biberkopf. Im Osten steht das Karhorn, dann schweift der Blick hinüber zur Wetterspitze, zur Feuerspitze, zur Freispitze, zur Parseierspitze und zur Vorderseespitze.
Im Südosten dominiert nun die Mohnenfluh, dahinter zeigen sich die Roggspitze und die Valluga. Dann markieren die Kuchenspitze, die Wildgrubenspitze und die Pflunspitze den Horizont, bevor sich die nahe Braunarlspitze davorstellt, und den ganzen Süden dominiert. Erst im Südwesten kann man dann wieder ein bisschen weiter sehen: zur Roten Wand, zur Schesaplana und zum Glärnisch, näher sind die Grauspitzen oder der Tuklar, noch näher der Feuerstein.
Am Gipfel traf ich einen netten Kerl, der mir die Gegend ein bisschen schmackhaft gemacht hat. Schätze, hier gibt es noch mehr von solchen Leckerbissen?
Gegen halb eins bin ich vom Gipfel weg. Der Abstieg über den Westgrat ist zunächst nicht schwerer als T2. Doch bald steht man an einem gachen Abbruch. Déja vu....
Ich hatte eine andere Tourenbeschreibung dabei, die von Hikr Grimbart. Ihr folgend hätte ich hier nun rechts hinuntergehen müssen. Doch die Route schien mir zu einfach, und ich wollte lieber noch was erleben. Also ging ich weiter geradeaus.
Das Abklettern im Gras ging gut. Aus der Scharte geht es drüben eine steile Felssstufe hinauf. Dort hängt ein dünnes Seil, das man aber nicht braucht: Im unteren Teil ist der Fels zwar senkrecht, aber fest mit riesigen Griffen, und super zu klettern. Oben ist der Hang geneigt, grasig, und gut gestuft.
Weiter ging's über den Grat nach Westen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ins Schafalpjoch abzusteigen. Doch als ich sah, dass man am Grat bleiben kann, habe ich mich dafür entschieden. Es geht über eine Felskante (II) hinunter (die man auch links umgehen kann). Weiter hinunter zur Schafalpe wird es einfacher: Es geht über unterschiedlich steile Hänge, T3, T4, je nach Routenwahl. Mit ein bisschen Geschick und Suchen findet man eine geeignete Route. Ori bietet die winzige Hütte der Schafalpe (1825m).
Hochberg - Schafalpe: 50 Minuten, T4 und leichter, zwei Stellen II
Der Weg von der Hütte weg ist gut, verliert sich aber bald. Am besten man steigt in der ersten Bachrunse ab, bis dann Tierspuren auf der anderen Seite hinaus führen. Dann quert man weiter nach Norden, noch über den obersten Erlen, bis zu einer Rippe, auf der zwei Jägerstände stehen, schon nahe bei der Lauba-Alpe. Auf dieser Rippe steigt man dann zum Weg ab. (Lauba-Alpe, 1515m)
Schafalpe - Lauba-Alpe: 40 Minuten, T3
Von der Alpe geht es nun auf einem breiten Fahrweg ins Tal hinunter. Unten angekommen, nicht auf andere Bachseite, sondern südlich des Baches auf dem unteren der beiden Fahrwege nach Osten. Bald führen Schilder nach Schröcken.
Lauba-Alpe - Schröcken 1 Stunde, T1
Fazit:
Einsame, weglose und offenbar äußerst selten begangene Tour. Der Anstieg über den durchgängig ausgesetzten Ostgrat ist T6 ohne Atempause. Hier ist die Route maximal einen halben Meter breit, für lange Passagen weit darunter. Es gibt IIer-Stellen, bis zu 60° steiles Gras, zwei kurze Reitpassagen sowie teils schieferig-brüchigen Fels, gefordert sind Balance auf schmalen Graten, Kletterfertigkeit im Fels, Erfahrung im Steilgras und, das Wort verdient es, nochmal getippt zu werden: Unerschröckenheit. Ein Pickel ist kein Fehler, ich bin mit Stöcken zurechtgekommen. Schuhe mit beinharter Sohle sind eine Selbstverständlichkeit.
Ein Bild des Ostgrats von der Mohnenfluh aus ist bei diesem Bericht von Bikehike zu sehen. Bleibt die Frage: Wer traut sich über den Nordostgrat?
Tourengänger:
Nik Brückner
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