Die etwas andere Verwallrunde
Eigentlich wollte ich diesen Herbst eine Biwak-Wanderung mit meinem Hund Juna ins Verwall unternehmen. Daraus wurde leider nichts und ich musste alleine losziehen. Dafür bot sich dann aber die Möglichkeit ein paar anspruchsvollere Gipfelziele in die Tour einzubauen, die ganz sicher nichts für Juna gewesen wären.
Mit dabei hatte ich stattdessen ein 10m Halbseil, Biwaksack und eine minimale Sicherungsausrüstung (2x HMS, Achter, Reepschnüre, Bandschlingen) die ich immerhin einmal verwendet habe (Abstieg von der Fatlarspitze). Weiterhin einen Schlafsack für das geplante Biwak. Das Gewicht war also nicht unnötig, aber sicherlich hinderlich beim Übergang von der Fatlarspite zur Saumspitze.
Tag 1. Aufstieg zur Edmund-Graf-Hütte (2:30h)
Da ich die vergangenen Erfahrungen, wie unangenehm späte Aufstiege sind, bereits wieder verdrängt hatte ging es an jenem Tag recht spät, um 15:30 Uhr, los.
Nachdem ich das Auto in St. Anton geparkt hatte nahmen mich freundlicherweise zwei Jungs mit zum Bahnhof (Grüße an den Wirt der Darmstädter Hütte habe ich ausgerichtet), wo ich den Bus nach Pettneu nahm (Ausstieg Pettneu West). Von der Bushaltestelle dann durch den Ort und zum Malfontal. Hier geht es zunächst recht flach an der Malfonalpe vorbei ins Verwall hinein. Nach der Almhütte gelangt man auf einer freien Wiesenfläche zur Abzweigung hinauf Richtung Edmund-Graf-Hütte. Nun über den ordentlich ansteigenden, aber landschaftlich reizvollen Pfad zur einfach, aber sehr sympathisch geführten Hütte.
Tag 2. Blankahorn, Hoher Riffler, Niederelbehütte (8:00h)
Nachdem gestern die unangenehmen Zustiegs-Höhenmeter abgeleistet worden waren, konnte der zweite Tag mit Genuss beginnen.
Zunächst ging es über den Westgrat aufs Blankahorn. Dazu startet man auf den Normalweg zum Hohen Riffler bis man sich auf der Anhöhe befindet, die die Verlängerung des Westgrats zum Blankhorn darstellt (0:45h). Der Weiterweg zum Riffler würde in Kürze nach rechts ins Rifflerkar abdrehen. Um zum Einstieg in den Blankahorn Westgrat zu kommen wenden wir uns einfach ein wenig früher nach rechts und steigen über Gras und Schrofen auf die Felsen zu. Der erste Teil des Westgrates wird in selbigem Gelände südlich umgangen bevor das eigentliche Klettern beginnt (0:45h). Auch im weiteren Verlauf des Grates, kann man immer wieder entscheiden, ob man direkt auf der Gratschneide oder rechts (südlich) davon, in meist etwas leichterem Gelände, klettert. Obwohl in einigen Beschreibungen der III Schwierigkeitsgrad angegeben wird, könnte ich keine Stelle nennen, die dem gerecht geworden wäre. Ich würde sagen maximal II+. Die Ausgesetztheit hält sich in Grenzen und zudem sind in gewissen Abständen Bohrhaken vorhanden, sodass notfalls auch gesichert werden kann. Der Fels am Blankahorn Westgrat ist durchgehend fest und herrlich griffig – absoluter Klettergenuss (1:00h). So kam es, dass die Ankunft am Gipfel gleich doppelt enttäuschend war, zum Einen weil der Spaß so schnell vorbei und zum Anderen, weil das Gipfelbuch unverpackt komplett durchnässt und nicht mehr lesbar, geschweige denn verwendbar war. (Auf der Edmund-Graf-Hütte sind neue Gipfelbücher vorrätig – wäre schön, wenn der Nächste eines hochtragen würde…)
Es folgte der nordostseitige Abstieg vom Blankahorn bei dem Vorsicht angebracht ist, da die Gesteinsqualität so ziemlich das Gegenteil des Westgrates ist. Über schuttüberflossene Bänder und Stufen geht es zunächst in die Blankascharte, wo man auf den offengelassenen Aufstiegsweg von den Blankaseen trifft. Dann weiter in gerölligen Serpentinen zum Südgipfel des Hohen Riffler. Will man noch das Gipfelkreuz mitnehmen steigt man vom Gipfel zunächst eine kleine Rinne nach links ab und quert unterhalb des Gipfelgrats nach Norden. Achtung nicht zu weit in die Flanke absteigen. Kurz vor dem Südgipfel wechselt man in einer Scharte auf die Ostseite und gelangt über eine ausgesetzte, etwas kleingriffige Platte (oben ein Bohrhaken) zum Kreuz (0:45h).
Nachdem ich die Aussicht (bis Bernina und Palü) genossen hatte, machte ich mich auf den Rückweg zum Südgipfel für die eigentliche Brotzeitpause. Da es aber heute noch bis zur Niederelbehütte weitergehen sollte, verweilte ich auch hier nicht allzu lange, sondern machte mich zeitnah auf dem Normalweg Richtung Edmund-Graf-Hütte auf (1:15h). Von dort ging es – weniger mühsam, als es von der Hüttenterrasse aussieht – zur Schmalzgrubenscharte (1:30h), wobei der vorgelagerte Schmalzgrubensee an einem heißen Tag wie diesem zu einem erfrischenden Bad einlädt. Von der Schmalzgrubenscharte geht’s hinab in die Südseite des Verwallkammes und in leider mäßig schönem, weil Skibetrieb-verbautem Gelände relativ eben Richtung Westen. Kurz vor der Niederelbehütte (2:00h) muss dann noch eine kleine Geländestufe überwunden werden, aber dann ist das Tagesziel erreicht und das Radler verdient.
Tag 3. Fatlarspitze, Saumspitze, Darmstädter Hütte (7:15h)
Für den Übergang zur Darmstädter Hütte hatte ich mich eine Grattour ausgedacht, die es in sich hatte.
Zunächst einmal ging es jedoch auf dem zunächst unschwierigen, aber wunderschönen Wanderweg zur Kieler Wetterhütte (2:00h) (4 Betten, Wasser, Ofen). Erst unterhalb der Fatlarzähne und des Schnitzers wird der Weg steiler und anspruchsvoller. Um zur Fatlarspitze aufzusteigen geht man nun nicht weiter auf dem Hoppe-Seyler-Weg, sondern wendet sich nach der Hütte nach rechts (W) und marschiert, zum Teil Steigspuren anvisierend, über Schutt und gröbere Blöcke (im Frühsommer sicher Schnee) auf die Scharte zwischen der Fatlarspitze und dem markanten Fatlarturm rechts von ihr zu (0:30h). In dieser Scharte hinauf bis man sie nach links verlässt. Zunächst kann man noch den Normalhaken, die in regelmäßigen Abständen stecken folgen (II). Bei einem breiteren Absatz kann man entscheiden ob man direkt hinauf den Haken und damit der folgen will (III) oder lieber rechts haltend bis zu einer Scharte aufsteigt und von dort aus nach links zum Gipfel mit Steinmann (0:30h) klettert (II).
Mein weiterer Weg sollte mich nun direkt von der Fatlarspitze über den Verbindungsgrat zur Saumspitze führen. Dazu muss zunächst die Fatlarspitze in Richtung Westen abgestiegen werden, was durch wenig vertrauenswürdiges und unangenehm geschichtetes Gestein erschwert wird. Es ist also achtsames Gehen angesagt. Unten auf dem Grat gibt’s dann aber erst mal eine Verschnaufpause mit leichtem Gehgelände, bevor die Gratschneide zunehmend schärfer wird. Im Verlauf des Grates muss eine sehr ausgesetzte Passage überwunden werden, indem man die Hände an der Gratschneide hat und sich auf Reibung seitlich am Grat entlang bewegt (II+/ III-). Die Tatsache, dass ich über 15kg auf dem Rücken hatte, verleidete mir diese luftige Passage allerdings gründlich, obwohl das Gestein hier bombig fest war. Andere Aufschwünge (bis II/II+) ließen da zu wünschen übrig. In keinem Fall in dem ich eine derartige Überlegung anstellte, hat es sich als sinnvoll erwiesen in die Flanken auszuweichen. Je weiter oben am Grat, desto verlässlicher der Fels. Ich war auf jeden Fall nervlich recht strapaziert und heilfroh endlich auf der Saumspitze angekommen zu sein (2:15h).
Besonders angenehm war es dann, dort auf andere Wanderer zu treffen, denen ich beim Abstieg einfach nachdackeln konnte. Zunächst durch recht unübersichtliches, schrofiges Gelände bis unter das Schneidjöchl und weiter durch Geröll und später Wiesengelände in weitem Bogen zur bereits von der Saumspitze deutlich erkennbaren Darmstädter Hütte (2:00h).
Tag 4. Scheibler, Wannenjöchl (9:30h)
In Anbetracht der Strapazen des gestrigen Tages und weil es auf der blanke Ferner, über den der eigentlich geplante Ludwig-Dürr-Weg führt, die Verwendung von Steigeisen erforderte (ich hatte nur Grödel mit) ließ ich es an diesem Tag etwas ruhiger angehen.
Relativ spät brach ich also gen Kuchenjoch auf (1:30h). Auf dem Weg dorthin kann man übrigens Teile eines Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg bestaunen, die der Gletscher erst vor wenigen Jahren wieder freigegeben hat. Vom Kuchenjoch aus machte ich noch einen kurzen Abstecher auf den Scheibler (1:00h hin und zurück), der mit maximal Ier Kraxelgelände aufwartet und daher relativ häufig begangen wird. Bei viel Betrieb bietet sich auch hier ein Helm an. Der Gipfel belohnt mit einer herrlichen Aussicht vor allem auch auf mein morgiges Tagesziel, den Pateriol.
Um dorthin zu gelangen geht es aber erst einmal ordentlich bergab ins Fasultal (2:00h). An der Forststraße angekommen wende ich mich nach links und wandere auf minimal ansteigender Forststraße weiter ins Fasultal hinein. Bereits nach der Hälfte des Hatschers kann man in einiger Entfernung den riesigen, eigentlich eher kubischen Kuglerten Stein erkennen (1:00h). Hier führt der Bruckmann-Weg Wannenjöchli und Pateriol hinauf. Ziel der heutigen Etappe war ein netter Schlafplatz abseits des Bruckmannweges aber unweit vom Einstieg in den Pateriol-Normalweg. Wegen der Wassersicherheit hatte ich zunächst den Wannensee als Biwakplatz anvisiert (3:00h), musste dort aber feststellen, dass sich dieser doch in erheblicher Entfernung vom Pateriol befindet und gerade dieses Wegstück durch das blockige Gelände achtsames Gehen erforderlich macht. Also beschloss ich nach einem Bad im Wannensee wieder zurück zu gehen und näher am Peteriol eine Schlafgelegenheit + Wasserstelle zu suchen, obwohl es bereits recht ordentlich spät geworden war. Letztlich entschied ich mich für die hügeligen Wiesenflächen direkt südlich unterhalb des Pateriol (2:00h vom Kuglerten Stein) auf etwa 2450m (siehe GPS-Punkt) . Nach einer Weile Suchen fand ich auch ein kleines Rinnsal, von dem ich sauberes Wasser beziehen konnte. (In einem weniger trocken-heißen Sommer sollte das Wasserproblem geringer, die Wiesen unter Umständen jedoch deutlich feuchter sein.) Beruhigt zog ich mich dann auch recht bald in meinen Schlafsack zurück, wobei in dieser Nacht ohne Isomatte und mit absurd hellem Vollmond eher wenig Schlaf vergönnt war.
Tag 5. Pateriol, Konstanzer Hütte, St.Anton (6:00h + 1:00 ohne Mitfahrgelegenheit)
Als krönender Abschluss der Verwalltour stand nun der beeindruckend freistehende Pateriol an, den ich durch das Biwak bis auf die letzten Abstiegsmeter ganz für mich allein genießen durfte.
Nach dem Frühstück packte ich die Ausrüstung für die Tour in den Rucksack und schleppte das restliche Zeug in die Regenhülle eingeschnürt separat bis zum namenlosen Jöchl am Bruckmannweg (0:30h), wo ich es hinter Steinen deponierte (siehe GPS-Punkt).
Und los gings soweit wie möglich weiter hinauf auf dem Jochrücken, bis man schließlich ins Kar vor dem Pateriol einsteigt und möglichst weit oben auf den Punkt zuquert, an dem der Fels am weitesten in das Geröll hineinragt. Die Felsstufe vor der man dann steht kann man direkt hinaufklettern oder das etwas stufigere Gelände weiter rechts nutzen. Nun geht es den Steinmännern folgend kraxelnd hinauf bis in eine enge Rinne. Diese wird an ihrem Ende nach rechts verlassen und kurz darauf steht die Querung einer markanten Platte an, welche aufgrund von kleinen Bändern, die man von unten nicht sieht, weniger dramatisch ist, als man annehmen könnte. Nach der Querung kommt linkerhand eine Felsstufe, die man am besten direkt angeht, bevor man anschließend ins Hochkar zwischen Pateriol und Horn absteigt. Dieses quert man im Prinzip auf der Höhe bei der man es betritt (ich fand die Steigspuren ausreichend deutlich, aber beim Rückweg beobachtete ich gleich mehrere Gruppen, die drauf und dran waren weiter im Kar aufzusteigen und das Horn, statt dem Pateriol zu besteigen). Jenseits des Kars geht es dann wieder in festerem Gestein weiter bergauf. Auch hier stehen ausreichend viele Steinmandl herum, denen zu folgen sich als durchweg sinnvoll erwiesen hat. Nach anregender Kletterei in gut gestuftem Gelände kommt man aus einer Rinne zu einer sandigen Reiße. Hier bin ich – meiner Wegbeschreibung folgend – falsch gegangen und musste mühsam und teilweise heikel durch ein steiles Geröllfeld mit seitlichen Klettereinlagen aufsteigen. Sinnvoller ist es sich an oben genannter Stelle nach links oben zu einem weiteren Steinmann zu wenden. Diesen Weg habe ich dann im Abstieg genommen und damit eine gute Wahl getroffen. Nichtsdestotrotz bin ich – vielleicht mit einem kleinen Zeitverlust – zum Gipfelgrat gekommen, von wo aus man erstmals das Gipfelkreuz sehen kann (1:30h). Um dorthin zu gelangen muss man jetzt allerdings auf die Nordseite des Pateriols wechseln und dort in schuttigem, wenig vertraunerweckenden Gelände unterhalb des Grates in eine recht tiefe Scharte queren. Hier ist muss man immer mal wieder kontrollieren, dass man nicht zu weit ins unangenehme Gelände absteigt, aber dennoch am tiefsten Punkt der Scharte wieder auf den Grat stößt. Ist man zu früh oben sieht man sich vor einer Steilstufe, die abzuklettern mindestens eine III+ darstellt (Normalhaken). Ist man allerdings erst mal in der richtigen Scharte gelandet, sinds nur noch wenige Klettermeter/ Minuten zum Gipfel, der vor allem dadurch beeindruckt, dass es wirklich nach drei Seiten senkrecht nach unten geht (gut 0:30h).
Der Abstieg erfolgte – bis auf das oben bereits erwähnte Teilstück – auf dem Anstiegsweg zurück zum deponierten Gepäck (1:30h). Nun schnell umgepackt und mit „Tolle Tour – alles gut gegangen – Laune“ den Bruckmannweg hinunter zum Fasulbach spaziert (1:00h). Dort hat mich dann freundlicherweise noch ein Hirte mit dem Auto aufgesammelt und bis zur Konstanzer Hütte mitgenommen (Gehzeit geschätzt: 1:00h). Radler-gestärkt und mit ordentlichem Zeitpuffer bin ich dann weiter auf breitem Fahrweg (leider mit kurzen, aber nervigen Gegenanstiegen) zur Salzhütte (1:00h) gewandert, von der einen der Verwallbus kostenlos bis nach St. Anton bringt.
Fazit: Konditionell und technisch recht anspruchsvolle Verwallüberschreitung, die mich restlos von der überdurchschnittlichen Eignung des Verwalls für bergsteigerische Aktivitäten überzeugt hat: wunderschöne Landschaften, beeindruckende Bergformationen von denen meist immerhin eine Seite herrlich festes und griffiges Gestein aufweist, wenig überlaufene, freundliche Hütten. Ich kann die Gegend wirklich nur wärmstens empfehlen und es wird sicher nicht meine letzte Tour dort gewesen sein…
Mit dabei hatte ich stattdessen ein 10m Halbseil, Biwaksack und eine minimale Sicherungsausrüstung (2x HMS, Achter, Reepschnüre, Bandschlingen) die ich immerhin einmal verwendet habe (Abstieg von der Fatlarspitze). Weiterhin einen Schlafsack für das geplante Biwak. Das Gewicht war also nicht unnötig, aber sicherlich hinderlich beim Übergang von der Fatlarspite zur Saumspitze.
Tag 1. Aufstieg zur Edmund-Graf-Hütte (2:30h)
Da ich die vergangenen Erfahrungen, wie unangenehm späte Aufstiege sind, bereits wieder verdrängt hatte ging es an jenem Tag recht spät, um 15:30 Uhr, los.
Nachdem ich das Auto in St. Anton geparkt hatte nahmen mich freundlicherweise zwei Jungs mit zum Bahnhof (Grüße an den Wirt der Darmstädter Hütte habe ich ausgerichtet), wo ich den Bus nach Pettneu nahm (Ausstieg Pettneu West). Von der Bushaltestelle dann durch den Ort und zum Malfontal. Hier geht es zunächst recht flach an der Malfonalpe vorbei ins Verwall hinein. Nach der Almhütte gelangt man auf einer freien Wiesenfläche zur Abzweigung hinauf Richtung Edmund-Graf-Hütte. Nun über den ordentlich ansteigenden, aber landschaftlich reizvollen Pfad zur einfach, aber sehr sympathisch geführten Hütte.
Tag 2. Blankahorn, Hoher Riffler, Niederelbehütte (8:00h)
Nachdem gestern die unangenehmen Zustiegs-Höhenmeter abgeleistet worden waren, konnte der zweite Tag mit Genuss beginnen.
Zunächst ging es über den Westgrat aufs Blankahorn. Dazu startet man auf den Normalweg zum Hohen Riffler bis man sich auf der Anhöhe befindet, die die Verlängerung des Westgrats zum Blankhorn darstellt (0:45h). Der Weiterweg zum Riffler würde in Kürze nach rechts ins Rifflerkar abdrehen. Um zum Einstieg in den Blankahorn Westgrat zu kommen wenden wir uns einfach ein wenig früher nach rechts und steigen über Gras und Schrofen auf die Felsen zu. Der erste Teil des Westgrates wird in selbigem Gelände südlich umgangen bevor das eigentliche Klettern beginnt (0:45h). Auch im weiteren Verlauf des Grates, kann man immer wieder entscheiden, ob man direkt auf der Gratschneide oder rechts (südlich) davon, in meist etwas leichterem Gelände, klettert. Obwohl in einigen Beschreibungen der III Schwierigkeitsgrad angegeben wird, könnte ich keine Stelle nennen, die dem gerecht geworden wäre. Ich würde sagen maximal II+. Die Ausgesetztheit hält sich in Grenzen und zudem sind in gewissen Abständen Bohrhaken vorhanden, sodass notfalls auch gesichert werden kann. Der Fels am Blankahorn Westgrat ist durchgehend fest und herrlich griffig – absoluter Klettergenuss (1:00h). So kam es, dass die Ankunft am Gipfel gleich doppelt enttäuschend war, zum Einen weil der Spaß so schnell vorbei und zum Anderen, weil das Gipfelbuch unverpackt komplett durchnässt und nicht mehr lesbar, geschweige denn verwendbar war. (Auf der Edmund-Graf-Hütte sind neue Gipfelbücher vorrätig – wäre schön, wenn der Nächste eines hochtragen würde…)
Es folgte der nordostseitige Abstieg vom Blankahorn bei dem Vorsicht angebracht ist, da die Gesteinsqualität so ziemlich das Gegenteil des Westgrates ist. Über schuttüberflossene Bänder und Stufen geht es zunächst in die Blankascharte, wo man auf den offengelassenen Aufstiegsweg von den Blankaseen trifft. Dann weiter in gerölligen Serpentinen zum Südgipfel des Hohen Riffler. Will man noch das Gipfelkreuz mitnehmen steigt man vom Gipfel zunächst eine kleine Rinne nach links ab und quert unterhalb des Gipfelgrats nach Norden. Achtung nicht zu weit in die Flanke absteigen. Kurz vor dem Südgipfel wechselt man in einer Scharte auf die Ostseite und gelangt über eine ausgesetzte, etwas kleingriffige Platte (oben ein Bohrhaken) zum Kreuz (0:45h).
Nachdem ich die Aussicht (bis Bernina und Palü) genossen hatte, machte ich mich auf den Rückweg zum Südgipfel für die eigentliche Brotzeitpause. Da es aber heute noch bis zur Niederelbehütte weitergehen sollte, verweilte ich auch hier nicht allzu lange, sondern machte mich zeitnah auf dem Normalweg Richtung Edmund-Graf-Hütte auf (1:15h). Von dort ging es – weniger mühsam, als es von der Hüttenterrasse aussieht – zur Schmalzgrubenscharte (1:30h), wobei der vorgelagerte Schmalzgrubensee an einem heißen Tag wie diesem zu einem erfrischenden Bad einlädt. Von der Schmalzgrubenscharte geht’s hinab in die Südseite des Verwallkammes und in leider mäßig schönem, weil Skibetrieb-verbautem Gelände relativ eben Richtung Westen. Kurz vor der Niederelbehütte (2:00h) muss dann noch eine kleine Geländestufe überwunden werden, aber dann ist das Tagesziel erreicht und das Radler verdient.
Tag 3. Fatlarspitze, Saumspitze, Darmstädter Hütte (7:15h)
Für den Übergang zur Darmstädter Hütte hatte ich mich eine Grattour ausgedacht, die es in sich hatte.
Zunächst einmal ging es jedoch auf dem zunächst unschwierigen, aber wunderschönen Wanderweg zur Kieler Wetterhütte (2:00h) (4 Betten, Wasser, Ofen). Erst unterhalb der Fatlarzähne und des Schnitzers wird der Weg steiler und anspruchsvoller. Um zur Fatlarspitze aufzusteigen geht man nun nicht weiter auf dem Hoppe-Seyler-Weg, sondern wendet sich nach der Hütte nach rechts (W) und marschiert, zum Teil Steigspuren anvisierend, über Schutt und gröbere Blöcke (im Frühsommer sicher Schnee) auf die Scharte zwischen der Fatlarspitze und dem markanten Fatlarturm rechts von ihr zu (0:30h). In dieser Scharte hinauf bis man sie nach links verlässt. Zunächst kann man noch den Normalhaken, die in regelmäßigen Abständen stecken folgen (II). Bei einem breiteren Absatz kann man entscheiden ob man direkt hinauf den Haken und damit der folgen will (III) oder lieber rechts haltend bis zu einer Scharte aufsteigt und von dort aus nach links zum Gipfel mit Steinmann (0:30h) klettert (II).
Mein weiterer Weg sollte mich nun direkt von der Fatlarspitze über den Verbindungsgrat zur Saumspitze führen. Dazu muss zunächst die Fatlarspitze in Richtung Westen abgestiegen werden, was durch wenig vertrauenswürdiges und unangenehm geschichtetes Gestein erschwert wird. Es ist also achtsames Gehen angesagt. Unten auf dem Grat gibt’s dann aber erst mal eine Verschnaufpause mit leichtem Gehgelände, bevor die Gratschneide zunehmend schärfer wird. Im Verlauf des Grates muss eine sehr ausgesetzte Passage überwunden werden, indem man die Hände an der Gratschneide hat und sich auf Reibung seitlich am Grat entlang bewegt (II+/ III-). Die Tatsache, dass ich über 15kg auf dem Rücken hatte, verleidete mir diese luftige Passage allerdings gründlich, obwohl das Gestein hier bombig fest war. Andere Aufschwünge (bis II/II+) ließen da zu wünschen übrig. In keinem Fall in dem ich eine derartige Überlegung anstellte, hat es sich als sinnvoll erwiesen in die Flanken auszuweichen. Je weiter oben am Grat, desto verlässlicher der Fels. Ich war auf jeden Fall nervlich recht strapaziert und heilfroh endlich auf der Saumspitze angekommen zu sein (2:15h).
Besonders angenehm war es dann, dort auf andere Wanderer zu treffen, denen ich beim Abstieg einfach nachdackeln konnte. Zunächst durch recht unübersichtliches, schrofiges Gelände bis unter das Schneidjöchl und weiter durch Geröll und später Wiesengelände in weitem Bogen zur bereits von der Saumspitze deutlich erkennbaren Darmstädter Hütte (2:00h).
Tag 4. Scheibler, Wannenjöchl (9:30h)
In Anbetracht der Strapazen des gestrigen Tages und weil es auf der blanke Ferner, über den der eigentlich geplante Ludwig-Dürr-Weg führt, die Verwendung von Steigeisen erforderte (ich hatte nur Grödel mit) ließ ich es an diesem Tag etwas ruhiger angehen.
Relativ spät brach ich also gen Kuchenjoch auf (1:30h). Auf dem Weg dorthin kann man übrigens Teile eines Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg bestaunen, die der Gletscher erst vor wenigen Jahren wieder freigegeben hat. Vom Kuchenjoch aus machte ich noch einen kurzen Abstecher auf den Scheibler (1:00h hin und zurück), der mit maximal Ier Kraxelgelände aufwartet und daher relativ häufig begangen wird. Bei viel Betrieb bietet sich auch hier ein Helm an. Der Gipfel belohnt mit einer herrlichen Aussicht vor allem auch auf mein morgiges Tagesziel, den Pateriol.
Um dorthin zu gelangen geht es aber erst einmal ordentlich bergab ins Fasultal (2:00h). An der Forststraße angekommen wende ich mich nach links und wandere auf minimal ansteigender Forststraße weiter ins Fasultal hinein. Bereits nach der Hälfte des Hatschers kann man in einiger Entfernung den riesigen, eigentlich eher kubischen Kuglerten Stein erkennen (1:00h). Hier führt der Bruckmann-Weg Wannenjöchli und Pateriol hinauf. Ziel der heutigen Etappe war ein netter Schlafplatz abseits des Bruckmannweges aber unweit vom Einstieg in den Pateriol-Normalweg. Wegen der Wassersicherheit hatte ich zunächst den Wannensee als Biwakplatz anvisiert (3:00h), musste dort aber feststellen, dass sich dieser doch in erheblicher Entfernung vom Pateriol befindet und gerade dieses Wegstück durch das blockige Gelände achtsames Gehen erforderlich macht. Also beschloss ich nach einem Bad im Wannensee wieder zurück zu gehen und näher am Peteriol eine Schlafgelegenheit + Wasserstelle zu suchen, obwohl es bereits recht ordentlich spät geworden war. Letztlich entschied ich mich für die hügeligen Wiesenflächen direkt südlich unterhalb des Pateriol (2:00h vom Kuglerten Stein) auf etwa 2450m (siehe GPS-Punkt) . Nach einer Weile Suchen fand ich auch ein kleines Rinnsal, von dem ich sauberes Wasser beziehen konnte. (In einem weniger trocken-heißen Sommer sollte das Wasserproblem geringer, die Wiesen unter Umständen jedoch deutlich feuchter sein.) Beruhigt zog ich mich dann auch recht bald in meinen Schlafsack zurück, wobei in dieser Nacht ohne Isomatte und mit absurd hellem Vollmond eher wenig Schlaf vergönnt war.
Tag 5. Pateriol, Konstanzer Hütte, St.Anton (6:00h + 1:00 ohne Mitfahrgelegenheit)
Als krönender Abschluss der Verwalltour stand nun der beeindruckend freistehende Pateriol an, den ich durch das Biwak bis auf die letzten Abstiegsmeter ganz für mich allein genießen durfte.
Nach dem Frühstück packte ich die Ausrüstung für die Tour in den Rucksack und schleppte das restliche Zeug in die Regenhülle eingeschnürt separat bis zum namenlosen Jöchl am Bruckmannweg (0:30h), wo ich es hinter Steinen deponierte (siehe GPS-Punkt).
Und los gings soweit wie möglich weiter hinauf auf dem Jochrücken, bis man schließlich ins Kar vor dem Pateriol einsteigt und möglichst weit oben auf den Punkt zuquert, an dem der Fels am weitesten in das Geröll hineinragt. Die Felsstufe vor der man dann steht kann man direkt hinaufklettern oder das etwas stufigere Gelände weiter rechts nutzen. Nun geht es den Steinmännern folgend kraxelnd hinauf bis in eine enge Rinne. Diese wird an ihrem Ende nach rechts verlassen und kurz darauf steht die Querung einer markanten Platte an, welche aufgrund von kleinen Bändern, die man von unten nicht sieht, weniger dramatisch ist, als man annehmen könnte. Nach der Querung kommt linkerhand eine Felsstufe, die man am besten direkt angeht, bevor man anschließend ins Hochkar zwischen Pateriol und Horn absteigt. Dieses quert man im Prinzip auf der Höhe bei der man es betritt (ich fand die Steigspuren ausreichend deutlich, aber beim Rückweg beobachtete ich gleich mehrere Gruppen, die drauf und dran waren weiter im Kar aufzusteigen und das Horn, statt dem Pateriol zu besteigen). Jenseits des Kars geht es dann wieder in festerem Gestein weiter bergauf. Auch hier stehen ausreichend viele Steinmandl herum, denen zu folgen sich als durchweg sinnvoll erwiesen hat. Nach anregender Kletterei in gut gestuftem Gelände kommt man aus einer Rinne zu einer sandigen Reiße. Hier bin ich – meiner Wegbeschreibung folgend – falsch gegangen und musste mühsam und teilweise heikel durch ein steiles Geröllfeld mit seitlichen Klettereinlagen aufsteigen. Sinnvoller ist es sich an oben genannter Stelle nach links oben zu einem weiteren Steinmann zu wenden. Diesen Weg habe ich dann im Abstieg genommen und damit eine gute Wahl getroffen. Nichtsdestotrotz bin ich – vielleicht mit einem kleinen Zeitverlust – zum Gipfelgrat gekommen, von wo aus man erstmals das Gipfelkreuz sehen kann (1:30h). Um dorthin zu gelangen muss man jetzt allerdings auf die Nordseite des Pateriols wechseln und dort in schuttigem, wenig vertraunerweckenden Gelände unterhalb des Grates in eine recht tiefe Scharte queren. Hier ist muss man immer mal wieder kontrollieren, dass man nicht zu weit ins unangenehme Gelände absteigt, aber dennoch am tiefsten Punkt der Scharte wieder auf den Grat stößt. Ist man zu früh oben sieht man sich vor einer Steilstufe, die abzuklettern mindestens eine III+ darstellt (Normalhaken). Ist man allerdings erst mal in der richtigen Scharte gelandet, sinds nur noch wenige Klettermeter/ Minuten zum Gipfel, der vor allem dadurch beeindruckt, dass es wirklich nach drei Seiten senkrecht nach unten geht (gut 0:30h).
Der Abstieg erfolgte – bis auf das oben bereits erwähnte Teilstück – auf dem Anstiegsweg zurück zum deponierten Gepäck (1:30h). Nun schnell umgepackt und mit „Tolle Tour – alles gut gegangen – Laune“ den Bruckmannweg hinunter zum Fasulbach spaziert (1:00h). Dort hat mich dann freundlicherweise noch ein Hirte mit dem Auto aufgesammelt und bis zur Konstanzer Hütte mitgenommen (Gehzeit geschätzt: 1:00h). Radler-gestärkt und mit ordentlichem Zeitpuffer bin ich dann weiter auf breitem Fahrweg (leider mit kurzen, aber nervigen Gegenanstiegen) zur Salzhütte (1:00h) gewandert, von der einen der Verwallbus kostenlos bis nach St. Anton bringt.
Fazit: Konditionell und technisch recht anspruchsvolle Verwallüberschreitung, die mich restlos von der überdurchschnittlichen Eignung des Verwalls für bergsteigerische Aktivitäten überzeugt hat: wunderschöne Landschaften, beeindruckende Bergformationen von denen meist immerhin eine Seite herrlich festes und griffiges Gestein aufweist, wenig überlaufene, freundliche Hütten. Ich kann die Gegend wirklich nur wärmstens empfehlen und es wird sicher nicht meine letzte Tour dort gewesen sein…
Tourengänger:
kneewoman
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