Großglockner (3.798 m) - Höchster Berg von Österreich
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Für ein verlängertes Wochenende geht’s nach Österreich. Unser Ziel ist die Besteigung des
Großglockner.
Schon bei der Lektüre des entsprechenden Alpenvereinsführers geht’s ganz unbescheiden zu:
„Edle Berggestalt, schönster Gipfel der Ostalpen und höchste Erhebung von Österreich, wuchtiger, westalpiner Charakter; … gewaltiges Panorama nach allen Seiten …“ - so lauten einige Schlagworte.
Bei derartigen Superlativen wundert es natürlich nicht, dass der Großglockner unzählige Bergsteiger anzieht. An schönen Sommertagen kommt es so immer wieder zu größerem Andrang. Insbesondere der Abschnitt „Glocknerleitl - Kleinglockner - Obere Glocknerscharte - Großglockner“ ist dabei stauträchtig, schließlich führen hier neben dem „Normalweg“ in der Regel auch die Abstiege der anderen Routen entlang.
Um das allergrößte Gedränge zu vermeiden, soll
Unsere Tour
deshalb möglichst nicht in der „Hochsaison“ Juli/August stattfinden.
Der Plan sieht also wie folgt aus:
Während eines mehrtägigen Aufenthalts in den Pyrenäen (Comapedrosa, Pica d’Estats, …) möchten wir uns halbwegs gut „einlaufen und akklimatisieren“. Eine Woche später - Ende September - soll es dann vom Lucknerhaus über den Normalweg auf den Glockner gehen. Als Gipfeltag peilen wir einen Montag an.
Dafür buchen wir im Vorfeld über das Büro der Kalser Bergführer einen Guide. Und auch Übernachtungsplätze lassen wir schon einmal vorreservieren. Da zu diesem Zeitpunkt nicht ganz klar ist, ob die Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe (3.454 m) noch in Betrieb ist, wählen wir die Stüdlhütte (2.802 m).
Freitag, 25.09.2015 - Anreise
In den letzten Tagen ist reichlich Schnee gefallen - Mitte der Woche zeigt die Webcam bis hinunter zum Lucknerhaus deshalb vor allem „Weiß“. Wir montieren prophylaktisch die Winterräder ans Auto und legen ein Extra-Paar Handschuhe in den Rucksack …
Ein Blick auf die Wetterprognosen verspricht aber Besserung. Und nach einem nochmaligen Telefonat mit der Kalser Bergführer-Info brettern wir am späten Freitagabend in Richtung Österreich.
Samstag, 26.09.2015 - Weitere Anreise und erste Erkundungen
(900 m Auf- und Abstieg)
Nach einer kurzen Zwischenübernachtung in Scheffau geht’s am Morgen weiter: Zuletzt schlängeln wir uns über die Kalser Glocknerstraße (Maut) hinauf zum Lucknerhaus (1.918 m). Für die kommenden Nächte quartieren wir uns hier ein - direkt am Ausgangs- und Endpunkt unserer Tour.
Am Nachmittag erkunden wir schon einmal den ersten Teil unserer Großglockner-Tour und schlendern gemütlich hinauf zur Stüdlhütte, schlemmen uns dort durch das Kuchen-Angebot und kehren anschließend wieder zurück. Nebenbei nehmen wir beruhigt zur Kenntnis: Der vor einigen Tagen gefallene Neuschnee hat sich mittlerweile wieder weitestgehend verflüchtigt, nur die letzten Wegkehren unterhalb der Stüdlhütte verstecken sich hier und da unter einer weißen Decke.
Sonntag, 27.09.2015 - Kletter-Experimente und Aufstieg zur Stüdlhütte
(900 m Aufstieg)
Nach einer Nacht und dem Frühstück im Lucknerhaus treffen wir unseren Bergführer Lukas und begeben uns für einige Stunden - sozusagen zum Aufwärmen - in den nahen Klettergarten. Dort ist es am Morgen noch schattig und relativ frisch, allerdings haben wir dadurch auch freie Auswahl unter den 33 Routen. Wir suchen uns natürlich etwas Leichtes (3+, 4-) aus und entscheiden uns für „Steil“ und „Rocky“. Tatsächlich geht’s dann auch ziemlich steil und felsig zur Sache - zumindest für unsere Verhältnisse ;-).
Um den „Ernstfall“ bestmöglich zu simulieren, klettern wir übrigens mit unseren Bergstiefeln. Insgesamt verlaufen die Experimente am Fels halbwegs erfolgreich - immerhin fallen wir nirgends herunter, und auch aus dem Seil können wir uns zum Schluss noch selbst befreien …
Nach einer längeren Pause beginnt dann unsere eigentliche Großglockner-Tour:
Kurz nach 16.00 Uhr brechen wir am Lucknerhaus (1.918 m) auf. Auf dem Fahrsträßchen stapfen wir zur Lucknerhütte (2.241 m), von dort geht’s über einen guten Bergweg weiter. Nach insgesamt etwa 2 Stunden erreichen wir die Stüdlhütte (2.802 m) an der Fanatscharte.
Die DAV-Hütte selbst bietet neben einer modernen und vergleichsweise sehr komfortablen Ausstattung (Duschen, …) unter anderem ein regelrechtes Abendbuffet. Dieses testen wir dann selbstverständlich auch gleich ;-).
Nach längeren Gesprächen mit unserem Guide unterhalten wir uns auch noch mit einigen anderen Bergsteigern. Unter anderem sprechen wir mit einer Gruppe, die bereits heute zum Glockner unterwegs war - allerdings nach stundenlangem „Gutes-Wetter-und-Sonntag-Stau“ am „Kleinen“ umgekehrt ist, ohne den „Großen“ zu erreichen.
Wir reden uns ein, dass morgen hoffentlich weniger „Verkehr“ sein wird …
Montag, 28.09.2015, Besteigung Großglockner und Abstieg zum Lucknerhaus
(1.000 m Aufstieg, 1.900 m Abstieg)
Als morgens um 04.30 Uhr der Wecker klingelt, haben wir - wie so oft bei Hüttenübernachtungen - nur wenig geschlafen. Nach dem sehr guten Frühstück packen wir unseren Kram zusammen und bewundern natürlich auch noch die heutige Mondfinsternis.
„Halb 6“ sind wir dann - wie am Vorabend ausgemacht - startklar. Nur unser Bergführer fehlt, der Hüttenmitarbeiter findet ihn auch nicht, und sein Telefon ist offenbar ausgeschaltet. Langsam kommen bei uns einige Zweifel auf, denn noch wissen wir nicht, dass das alles nur Teil eines ausgeklügelten Plans zur späteren Stauvermeidung ist … ;-).
Nach und nach brechen alle Gruppen auf, nur wir sitzen noch da - wie bestellt und nicht abgeholt. Als wir immer mehr überlegen, ob denn nun Los-Heulen oder Los-Laufen die bessere Alternative ist, erscheint er dann doch: unser Guide, der ganz einfach nur verschlafen hat.
Wir sind logischerweise begeistert. Und weil für den ganzen Tag bestes Wetter vorhergesagt ist, macht der verspätete Abmarsch auch gar nichts aus.
Etwa 06.30 Uhr geht’s also an der Stüdlhütte los. Im Morgengrauen folgen wir zuerst dem Bergpfad um die südlichen Ausläufer des Luisengrates herum zum Salzkopf. Bei leichten Minusgraden ist hier und da auf eisige Stellen zu achten.
Bevor wir das Ködnitzkees „richtig“ betreten, legen wir Seil und Steigeisen an. Anschließend dackeln wir gemächlich im Rechtsschwenk über den Gletscher. Am Übergang vom Ködnitzkees auf den Felssporn muss aktuell - nach dem warmen Sommer - eine doch recht große Randkluft überwunden werden.
Erleichtert wird dies durch eine schmale „Holzbrücke“, die eher ein breites Brett ist. Die Szenerie ist durchaus etwas luftig - vor uns kehren offenbar sogar zwei Bergfreunde um, ein anderer rutscht sitzend über das „ Bauwerk“ . Auch wir überlegen kurz, ob wir die Hosen schon jetzt voll haben, noch heben wir uns das aber für später auf ;-).
Also balancieren wir das über das „Brett“ und kraxeln anschließend entlang der Sicherungen im Fels hinauf zum Kampl. Dort biegen wir in den Oberen Mürztalersteig ein. Quasi durchgängig mit Stahlseil gesichert geht’s über diesen auf die Adlersruhe zur Erzherzog-Johann-Hütte (3.454 m).
Bis hierher sind wir etwa zweieinhalb Stunden unterwegs, was übrigens genau der Angabe im AV-Führer entspricht. Die Hütte selbst schließt heute. Deshalb laufen auch größere Räumaktionen - Tee und andere Kleinigkeiten bekommen wir aber dennoch.
Nach der Pause bleiben unsere Rucksäcke in der Hütte, und wir begeben uns auf die nächste Etappe. Von der Adlersruhe stapfen wir erst einmal über die teils etwas schneeverwehte Flanke hinauf zum „Bahnhof“. Hier empfängt uns ein wirklich eisiger Wind, der zum Glück später nachlässt.
„Eis“ ist auch das passende Stichwort, denn nach einem Linksschwenk geht’s nun über das „Glocknerleitl“ aka „Eisleitl“. Angeblich bis 40° steil steigen wir dieses empor. Grundsätzlich ist die Begehung durch die vorhandenen Spuren im harten Schnee/Firn heute zwar halbwegs gut möglich. Trotzdem finden wir diesen Abschnitt am unangenehmsten, da die Sicherungsmöglichkeiten doch eher schlecht sind.
Deshalb sind wir auch froh, als das „Leitl“ hinter uns liegt und wir das „Sattele“ erreichen. Denn nun geht's über plattigen Fels weiter. Und es gibt immer wieder Sicherungsstangen, die uns doch hier und da zusätzlich beruhigen - besonders natürlich, wenn das Seil darum gelegt ist …
Und noch eine frohe Botschaft ist zu vermelden: Durch unserer späten Aufbruch in der Stüdlhütte und das bisher zelebrierte, gemächliche Tempo begegnen wir jetzt tatsächlich dem letzten Gegenverkehr für heute. Wenn das kein listiger Plan ist - oder etwa doch nur Zufall ?-).
Zumindest können wir so ganz in Ruhe der stellenweise luftigen Gratschneide über Fels und Schnee zum Kleinglockner (3.770 m) folgen. Und auch den oft stauverdächtigen Abstieg entlang des Drahtseils in die Obere Glocknerscharte (3.755 m) erleben wir in „Einsamkeit“ und ohne jegliche Hektik. Nachdem wir die Scharte über den schmalen Schneegrat passiert haben, stehen noch einige Höhenmeter steile Kletterei (II) an. Das allerletzte Stück führt dann wieder durch einfacheres Gelände.
Gegen 11.30 Uhr stehen wir auf dem Großglockner (3.798 m). Bei herrlichem Wetter und grandioser Aussicht sind wir eine Viertelstunde allein auf Österreichs höchstem Gipfel. Dann stoßen noch zwei Gruppen über den Stüdlgrat zu uns.
Etwa „Um 12“ beginnen wir mit dem Abstieg. Grundsätzlich folgen wir selbstverständlich dem bereits bekannten „Normalweg“. Lediglich im Glocknerleitl bleiben wir diesmal mehr in den angrenzenden Felsen (angenehmer).
Nach abermaligen Pausen an der Erzherzog-Johann-Hütte und an der „Seil-und-Steigeisen-An-und-Ablege-Stelle“ unterhalb des Ködnitzkees sind wir kurz nach 16.00 Uhr zurück an der Stüdlhütte. Hier bleiben wir etwas länger. Es gibt’s noch einmal Tee und Kuchen, und wir verabschieden uns von Lukas.
Die Schlussetappe unserer Tour führt uns dann zurück zum Lucknerhaus, wo wir etwa 19.00 Uhr eintreffen. Dort folgt noch eine kleine Feier mit einigen Litern Tee und Almdudler sowie Saurer Wurst.
Dienstag, 29.09.2015- Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, Pasterze, Abreise
Noch immer herrscht bestes Wetter. Deshalb machen wir noch einen Abstecher auf die „andere Seite“ des Großglockner. Über Heiligenblut und die Großglockner Hochalpenstraße fahren wir zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.369 m). Von hier hat man einen wirklich beeindruckenden Blick über die Pasterze hinüber zum Glockner.
Und nebenbei wird auch mehr als deutlich, wie sehr der größte Gletscher Österreichs in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Ganz besonders übrigens, wenn man den ganzen Weg zum See auf dem Pasterzengrund an der Gletscherzunge hinunter läuft - und wieder herauf …
Anschließend geht’s zurück nach Hause - hinter uns liegen einige schöne Tagen in der Bergwelt von Austria.
Ansonsten …
Die „Netto-Geh-Zeiten“ während unserer Tour - bei „gemäßigtem“ Tempo können wir etwa wie folgt angeben:
Lucknerhaus - Stüdlhütte: 2 - 2,5 Stunden
Stüdlhütte - Erzherzog-Johann-Hütte: 2,5 Stunden
Erzherzog-Johann-Hütte - Großglockner: 1,5 - 2 Stunden
Großglockner - Stüdlhütte: 3,5 Stunden
Stüdlhütte - Lucknerhaus: 1,5 Stunden.
Wer möchte, kann seinen Rucksack zwischen der Luckner- und der Stüdlhütte per Materialseilbahn transportieren lassen.
Nebenbei möchten wir anmerken, dass wir während unserer Tour in allen genannten Hütten einschließlich Lucknerhaus wirklich ausgesprochen freundlich empfangen und bewirtet werden und unsere Glockner-Tour auch deshalb in bester Erinnerung bleiben wird.
pika8x14 sind heute: A. + A.
Ganz besonderen Dank an Ingrid und Gabi von der Bergführer-Info Kals sowie an Lukas.

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