Milford Track – Mount Hart (1782 m) vom Mackinnon Pass

Der Milford Track ist im Hikr schon ein paar Mal beschrieben und man findet dazu hunderte von Beschreibungen im Web. Was man allerdings nicht findet sind Informationen über eventuelle Gipfelbesteigungen vom Track aus – ich hatte zumindest vor dem Trip nichts dazu gefunden. Daher dieser Bericht über die grandiose und nicht allzu schwere Besteigung des Mount Hart ausgehend  vom Mackinnon Pass.

Wir haben den Milford Track zu zweit in der ersten Maiwoche gemacht. Ich war Jahre zuvor schon einmal in Neuseeland (Dezember bis Februar) und hatte keinerlei Ambitionen den Milford Track zu machen, da man sich in der „Hauptsaison“ Monate vorher hätte anmelden müssen. Dieses Mal kam ich im April und stellte fest, dass die Saison des Milford Track zwischen Mitte und Ende April endet. So dachte ich, das ist doch eine gute Gelegenheit den so hochgelobten Milford Track außerhalb des ganzen Sommertrubels zu machen.

In der Wintersaison finden die Transporte zum Start und am Ende des Tracks nach wie vor statt (auf Voranmeldung), die Anmeldung für die nicht-bewarteten Hütten (Camping-Ausrüstung muss man selbst mitbringen) in der Wintersaison ist am späten Nachmittag vor unserem geplanten Track-Start im DOC von Te Anau problemlos erfolgt – also Stunden vorher statt Monate vorher! Ein Locator Beacon kann bei der Tankstelle in der Ortsmitte von Te Anau gemietet werden.  Zu bemerken ist noch dass man aufgrund der flexiblen Hüttenplatzreservierung den Milford Track zu seinem Belieben gestalten kann. Während man in der Sommersaison den Track in genau 4 Tagen und 3 Übernachtungen absolvieren muss, kann man in der Wintersaison so lange brauchen wie man will – natürlich entsprechend dem Abholtermin mit dem Zodiac am Ende des Tracks kurz vor dem Milford Sound. Wir haben den Track gemütlich in 3 Tagen und 2 Nächten absolviert.

Die Beschreibung des Milford Tracks ersparen wir uns an dieser Stelle. Der Mackinnon Pass wird zu seiner rechten (Norden) vom  Mt. Balloon (1853m) und zu seiner linken vom Mt. Hart eingerahmt. Der Mt. Balloon sieht rein optisch deutlich schwieriger aus, zumindest ist er deutlich steiler als der Mt. Hart. So haben wir uns vom Pass durch Neuschnee (anfangs ein paar cm, weiter oben schonmal knietief) in die ca. 700 Höhenmeter Anstieg entlang des Nordgrates des Mt. Hart begeben.

Zu Beginn geht es noch lieblich über Gras, doch nach bereits kurzer Zeit ist die erste Schlüsselstelle, eine steile Grasstufe, zu überwinden. Hier ist – insbesondere bei feuchten Bedingungen oder Schnee – äußerste Vorsicht verlangt, wenn man sich in der steilen Passage an Gras- und Sträuchern festhaltend nach oben hangelt. Bei trockenen Bedingungen liegt die Passage im Bereich T5, bei nassen Bedingungen (so wie im Fiordland üblich) eher T6. Danach wird es wieder etwas entspannter, aber dennoch recht steil. Nach knapp der Hälfte des Aufstieges erreicht man einen kleinen Vorgipfel, von wo man auch schon eine erhabene Aussicht runter auf den Pass und die umliegende Bergszenerie hat. Der Grat biegt leicht nach links, ab hier geht es nun über in einen eher felsigen Teil, die Kletterschwierigkeiten gehen allerdings nicht über den I. Grad hinaus. Nach etwa 2/3 des Aufstieges kommt die zweite Schlüsselstelle (nach dem steilen Grasaufschwung, der ersten), eine ganz kurze Kletterstelle im II. Grad – praktisch nur ein Kletterzug, auch nicht sonderlich ausgesetzt. Das Ziel schon recht nah vor Augen umgeht man eine steile Felswand rechtsseitig und gelangt über eine steile Schuttflanke (ca. 35-40°) zurück auf den Grat. Je nach Bedingungen, d.h. bei überfrorenem Schnee, können in dieser Flanke Pickel und Steigeisen erforderlich sein. Der Schlussanstieg nochmal über Gras ist dann recht einfach und straightforward.

Hat man eine gute Sicht ist das Gipfelpanorama einfach nur grandios. Der Blick geht über eine endlose Zahl  von Tälern und Bergketten des Fiordlands und reicht bis zum Tasmanischen Meer. Zwar ist der Mt. Hart an für sich nicht besonders hoch, doch ist man auf knapp 1800 m auf Augenhöhe mit den Spitzen der vielen Bergketten.

Zusammenfassend muss man sagen dass der Milford Track, unabhängig von der Besteigung des Mt. Hart, eine traumhaft schöne Wanderung ist. Das ist natürlich ganz klar subjektiv und hat sicherlich damit zu tun, dass durch die schon beendete Saison nur eine kleine Handvoll Wanderer unterwegs waren und wir ein phantastisches Herbstwetter mit viel Sonne nach Neuschnee hatten! Passen die Bedingungen, die Kondition und die Erfahrung im weglosen Gelände ist eine Besteigung des Mt. Hart unbedingt empfehlenswert.