Überschreitung des westlichen Alpsteins: von Stein zum Säntis
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Der Säntis entsendet einen einzigen, markanten Gebirgszug nach Westen, der zwischen Stein und Starkenbach im Toggenburg endet. Dazwischen reihen sich je nach zählweise etwa 12 Gipfel auf. Die Begehung dieses wunderschönen Grates an einem Tag war schon lange eine Wunschtour von mir - dieser Tage hats geklappt!
Sehr lange, anstrengende und anspruchsvolle Grattour bei sehr heissem Wetter
Prolog: Um 4 Uhr weckt mich ein heftiges Gewitter mit starken Regenfällen. Ich beschliesse, eine Stunde später aufzubrechen als geplant. Klatschnass von der Velofahrt erreiche ich den 6 Uhr Zug, los gehts... ob das wohl gut kommt? Paradoxerweise soll mir gerade das zu schöne Wetter später am meisten Mühe bereiten! Schon vor Wattwil hört der Niederschlag auf und aus Westen klart es deutlich auf...
Um das Projekt überblickbar zu halten, teilte die Tour im Vorfeld in 4 logische Teilabschnitte auf:
1. Etappe: Stein (838m) - Neuenalpspitz (1816m). Gemütlich zum warmwerden über Alpweiden und durch den Wald zum Schlafstein, wo ich langsam wach werde. Hier beginnt die Gratwanderung auf gutem, markiertem Weg zum Neuenalpspitz. T3
2. Etappe: Neuenalpspitz - Lütispitz (1986m). Über einen wunderschönen, markierten Gratweg zwischen Legföhren und Felsstüfchen (T3+) mit einigem auf und ab auf den Gmeinenwiesspitz. Weiter im gleichen Stil zum Windenpass (1630m). Aufstieg über Alpweiden, oben ein wenig steiler zum aussichtsreichen Lütispitz. T3.
3. Etappe: Lütispitz - Stoss (2111m). Nun gehts weglos weiter, das Kernstück und grösste Fragezeichen der Tour. Steil, aber gut gestuft über den NO-Grat oder in der Nordflanke ausweichen hinab. T4. Über einen reizvollen Grat weiter zur Oberwis. Die Schichtköpfe werden am besten direkt überstiegen. T5.
Über Rasengrat bis zu den Stöllen, die entweder überklettert (T5, II) oder bis zum "Ostgipfel" in der Nordflanke traversiert werden können (verblassend Rot markiert, T4+). Gipfelbuch nicht gefunden;-(.
Einfach über den Grat zum Schafwisspitz (T4) und weiter gegen den Schwarzchopf. Ich versuche mich am Westgrat, was zuerst auch in bester Voralpengratmanier klappt (brüchig, ausgesetzt, T6). Beim Abstieg in die Scharte vor dem eigentlichen Gipfel passe ich -nicht einsehbar und sehr brüchig und ausgesetzt. Heikler Abstieg auf das Rasenband in der Südflanke. Etwas zu direkt zwischen einzelnen Tannen und fast senkrechten Grashalden, puh! T6. Vom Rasenband einfacher über Schrofen auf den Schwarzchopf (T5). Abstieg in die Scharte nördlich P. 1843. (Variante: wird der Schwarzchopf ausgelassen, kann diese Scharte bequem auf einem Weg über Schafwis erreicht werden, die Gesamtschwierigkeit der Tour reduziert sich dadurch deutlich.)
Die Rinne hiunter nach Schrenit ist zum Glück begehbar - erstaunlich bequemes Abrutschen in Geröllfeldern. T4+. Auf ca. 1700m Querung nach Norden, ich finde einen ganz passablen Wildwechsel, der mich praktisch ohne Höhenverlust auf den Wanderweg zum Stossattel bringt. T4. Auf diesem in Gluthitze zum Stossattel. T3. Kurzer Abstecher auf den Stoss, T4+ I.
4. Etappe: Stoss - Säntis (2504m): Dieser Abschnitt kann bequem auf dem Wanderweg zurückgelegt werden. Oder man nimmt die Gipfelchen zwischendurch noch mit. Auf markiertem Bergweg unter der Silberplatten durch und über die Nordseite auf diese hinauf. T4. Weiter dem Grat folgend über den Grenzchopf. Bei P. 2067 muss kurz ausgewichen werden. T4.
Keine einziges Quellwölklein spendet Schatten und die 2,5l Wasser sind so viel zu wenig... da ich mittlerweile schon bedenklich dehydriert bin und die Sonne erbarmungslos brennt, freue ich mich auf etwas Nasses in der Tierwies - doch die hat heute geschlossen. Sch... ausgerechnet dann, wenn man eine Bergbeiz braucht, machen die blau! So versuche ich, dem Schnee etwas Schmelzwasser abzugewinnen. Während die Flaschen sich zögerlich füllen Aufstieg vom Bergweg zum Grauchopf. Schöne Kraxelei im Schrattenkalk, T5. Der Grat von der Tierwies kann direkt begangen werden, ist aber brüchig. Mit ein wenig Wasser im Bauch widerstehe ich der Versuchung der Stütze 2 und steige in der Nachmittagshitze zum Girenspitz (T3) und weiter über die Himmelsleiter zum Säntis. Geschafft!
Epilog: Der Kluturschock wird durch ein kühles Bier (endlich!) und eine knieschonende Schwebefahrt in die Schwägalp gelindert. Im letzten Teil plagten mich Kopfschmerzen und Magenprobleme -aber das durchhalten hat sich gelohnt. Den ganzen Tag über eine fantastische Fernsicht genossen und bis Tierwies praktisch keine Leute unterwegs.
5. fiktive Etappe: Verlängerung bis zur Ebenalp (plus ca. 3h) ging mir im Vorfeld durch den Kopf - dies bedingt aber bessere, sprich kühlere Wetterbedingungen , früherer Aufbruch und einen hervorragenden Fitnessstand.
Die genaue Traverse wäre eine andere Herausforderung, birgt aber zwischen Schwarzchopf und Silberplatten einige alpinistische Herausforderungen. Die 5. fiktive Etappe ist auf der Gratschneide ausgeführt eine Knacknuss, wobei die Hängeten und die Läden als Schlüsselstellen gelten müssen.
Nachtrag 1: Im Herbst 2008 habe ich die Scherenspitzen und den Gamschopf überschritten. Der Grat ist zwar ausgesetzt, doch grundsätzlich seilfrei begehbar.
Nachtrag 2: Die Silberplattenköpfe können überschritten werden, sofern man eine ebenso stabile Psyche und Fähigkeiten wie Ossi hat. Die letzten drei Silberplattenköpfe sind kein Problem mehr, sofern man zwei mal abseilt - dafür muss man aber das Klettermaterial mitschleppen oder die Überschreitung vorgängig präparieren.
Nachtrag 3: jetzt bliebe nur noch der direkte Abstieg vom Schwarzchopf nach Norden zu den Scherenspitzen zu lösen - falls jemand das verdächtige Band und die Erlen mal erkunden möchte...
Ich weiss nicht, ob die komplette genaue Traversierung jemals zuvor durchgeführt wurde?
Sehr lange, anstrengende und anspruchsvolle Grattour bei sehr heissem Wetter
Prolog: Um 4 Uhr weckt mich ein heftiges Gewitter mit starken Regenfällen. Ich beschliesse, eine Stunde später aufzubrechen als geplant. Klatschnass von der Velofahrt erreiche ich den 6 Uhr Zug, los gehts... ob das wohl gut kommt? Paradoxerweise soll mir gerade das zu schöne Wetter später am meisten Mühe bereiten! Schon vor Wattwil hört der Niederschlag auf und aus Westen klart es deutlich auf...
Um das Projekt überblickbar zu halten, teilte die Tour im Vorfeld in 4 logische Teilabschnitte auf:
1. Etappe: Stein (838m) - Neuenalpspitz (1816m). Gemütlich zum warmwerden über Alpweiden und durch den Wald zum Schlafstein, wo ich langsam wach werde. Hier beginnt die Gratwanderung auf gutem, markiertem Weg zum Neuenalpspitz. T3
2. Etappe: Neuenalpspitz - Lütispitz (1986m). Über einen wunderschönen, markierten Gratweg zwischen Legföhren und Felsstüfchen (T3+) mit einigem auf und ab auf den Gmeinenwiesspitz. Weiter im gleichen Stil zum Windenpass (1630m). Aufstieg über Alpweiden, oben ein wenig steiler zum aussichtsreichen Lütispitz. T3.
3. Etappe: Lütispitz - Stoss (2111m). Nun gehts weglos weiter, das Kernstück und grösste Fragezeichen der Tour. Steil, aber gut gestuft über den NO-Grat oder in der Nordflanke ausweichen hinab. T4. Über einen reizvollen Grat weiter zur Oberwis. Die Schichtköpfe werden am besten direkt überstiegen. T5.
Über Rasengrat bis zu den Stöllen, die entweder überklettert (T5, II) oder bis zum "Ostgipfel" in der Nordflanke traversiert werden können (verblassend Rot markiert, T4+). Gipfelbuch nicht gefunden;-(.
Einfach über den Grat zum Schafwisspitz (T4) und weiter gegen den Schwarzchopf. Ich versuche mich am Westgrat, was zuerst auch in bester Voralpengratmanier klappt (brüchig, ausgesetzt, T6). Beim Abstieg in die Scharte vor dem eigentlichen Gipfel passe ich -nicht einsehbar und sehr brüchig und ausgesetzt. Heikler Abstieg auf das Rasenband in der Südflanke. Etwas zu direkt zwischen einzelnen Tannen und fast senkrechten Grashalden, puh! T6. Vom Rasenband einfacher über Schrofen auf den Schwarzchopf (T5). Abstieg in die Scharte nördlich P. 1843. (Variante: wird der Schwarzchopf ausgelassen, kann diese Scharte bequem auf einem Weg über Schafwis erreicht werden, die Gesamtschwierigkeit der Tour reduziert sich dadurch deutlich.)
Die Rinne hiunter nach Schrenit ist zum Glück begehbar - erstaunlich bequemes Abrutschen in Geröllfeldern. T4+. Auf ca. 1700m Querung nach Norden, ich finde einen ganz passablen Wildwechsel, der mich praktisch ohne Höhenverlust auf den Wanderweg zum Stossattel bringt. T4. Auf diesem in Gluthitze zum Stossattel. T3. Kurzer Abstecher auf den Stoss, T4+ I.
4. Etappe: Stoss - Säntis (2504m): Dieser Abschnitt kann bequem auf dem Wanderweg zurückgelegt werden. Oder man nimmt die Gipfelchen zwischendurch noch mit. Auf markiertem Bergweg unter der Silberplatten durch und über die Nordseite auf diese hinauf. T4. Weiter dem Grat folgend über den Grenzchopf. Bei P. 2067 muss kurz ausgewichen werden. T4.
Keine einziges Quellwölklein spendet Schatten und die 2,5l Wasser sind so viel zu wenig... da ich mittlerweile schon bedenklich dehydriert bin und die Sonne erbarmungslos brennt, freue ich mich auf etwas Nasses in der Tierwies - doch die hat heute geschlossen. Sch... ausgerechnet dann, wenn man eine Bergbeiz braucht, machen die blau! So versuche ich, dem Schnee etwas Schmelzwasser abzugewinnen. Während die Flaschen sich zögerlich füllen Aufstieg vom Bergweg zum Grauchopf. Schöne Kraxelei im Schrattenkalk, T5. Der Grat von der Tierwies kann direkt begangen werden, ist aber brüchig. Mit ein wenig Wasser im Bauch widerstehe ich der Versuchung der Stütze 2 und steige in der Nachmittagshitze zum Girenspitz (T3) und weiter über die Himmelsleiter zum Säntis. Geschafft!
Epilog: Der Kluturschock wird durch ein kühles Bier (endlich!) und eine knieschonende Schwebefahrt in die Schwägalp gelindert. Im letzten Teil plagten mich Kopfschmerzen und Magenprobleme -aber das durchhalten hat sich gelohnt. Den ganzen Tag über eine fantastische Fernsicht genossen und bis Tierwies praktisch keine Leute unterwegs.
5. fiktive Etappe: Verlängerung bis zur Ebenalp (plus ca. 3h) ging mir im Vorfeld durch den Kopf - dies bedingt aber bessere, sprich kühlere Wetterbedingungen , früherer Aufbruch und einen hervorragenden Fitnessstand.
Die genaue Traverse wäre eine andere Herausforderung, birgt aber zwischen Schwarzchopf und Silberplatten einige alpinistische Herausforderungen. Die 5. fiktive Etappe ist auf der Gratschneide ausgeführt eine Knacknuss, wobei die Hängeten und die Läden als Schlüsselstellen gelten müssen.
Nachtrag 1: Im Herbst 2008 habe ich die Scherenspitzen und den Gamschopf überschritten. Der Grat ist zwar ausgesetzt, doch grundsätzlich seilfrei begehbar.
Nachtrag 2: Die Silberplattenköpfe können überschritten werden, sofern man eine ebenso stabile Psyche und Fähigkeiten wie Ossi hat. Die letzten drei Silberplattenköpfe sind kein Problem mehr, sofern man zwei mal abseilt - dafür muss man aber das Klettermaterial mitschleppen oder die Überschreitung vorgängig präparieren.
Nachtrag 3: jetzt bliebe nur noch der direkte Abstieg vom Schwarzchopf nach Norden zu den Scherenspitzen zu lösen - falls jemand das verdächtige Band und die Erlen mal erkunden möchte...
Ich weiss nicht, ob die komplette genaue Traversierung jemals zuvor durchgeführt wurde?
Tipp: Die einzelnen Etappen ergeben für sich alleine wunderbare Gratwanderungen. Vor allem die 2. Ettappe ist etwas vom Schönsten weit und breit!
Tourengänger:
Alpin_Rise
Communities: T6, Monstertouren
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