Val Sementina – Unverhofft auf Alpe Mognone
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Mit dem Projekt „Ör Piatto – Monte di Dentro“ zog ich los und landete oberhalb der Capanna Alpe Mognone. Wenigstens ein Trost: Das Projekt bringt mich ein weiteres Mal in dieses fantastische Tal vis-à-vis Bellinzona! Positives Resultat: Ich fand einen unbekannten Weg.
Und so geschah es:
An der Talstation muss ich bis 10 00 Uhr warten. Einschränkungen wegen Umbauarbeiten und Revisionen. Halb so schlimm. Zwei Einheimische mit Rusticos in Mornera und Alpe Albagno geben mir bereitwillig Auskunft über diesen und jenen Weg. Es sei jetzt gefährlich. Wegen Eis, sagen sie. Vor zwei Tagen fand ich kein Eis. Staunen. Wo ich dann gewesen sei. Staunen. Mir wird bewusst, dass ich doch mehr unternehme wie normale Bürger. Ja, die Jäger sind ja auch etwas ganz Spezielles. Fahrt nach Zwischenstation Mornerabahn Pientina 1051m.
Wieder hier. Und den gleichen Weg im gestreckten Galopp über Pianello 1030m nach Monti Sella 926m. Ohne Zwischenhalt - ganz kikrig auf das Bevorstehende – hinunter an den Rio Sementina 880m.
Hallo, da bin ich wieder. Dort oben links statt hier oben rechts, meine ich zu hören. Grazie! Erster Fels, zweiter Fels...im Ganzen drei Mal den Rio überquert auf der linken Seite (in Laufrichtung) ein mir sympathisch erscheinendes Tälchen. Oder eher ein Couloir. Na immerhin, nass und doch nicht eisig. Aber „u cheibä steil“. Kraxel, kraxel. Aber verflixt, wo kann ich hier nach links aussteigen? Vielleicht weiter oben. Da…dort…nein weiter oben..und schon reicht ein flüchtiger Blick auf den Höhenmesser: 1100m = 100 hm zu hoch!
Und dann geschieht etwas Merkwürdiges. Ich ersperbere eine einfache Stützmauer, bestehend aus einer Handvoll Bollensteinen. Gleich 50 m weiter oben noch eine. Und ein Steinmann, ein zweiter. Dann ein Tritt und Wegspuren. Ich vergesse mich vollends. DIESER WEG FÜHRT IRGENDWO HIN. Ich vergesse mein Projekt. Und wieder eine ausgebaute Kehre, dann gekonnt zwischen zwei 10 Meter hohen Felswänden hindurch. Traversen. Ein buntes Hin und Her. Und ich hinter her! Ich vergesse sogar das gewohnte Mittagessen um 12 00 Uhr. Plötzlich Schnee. 1300m ü.M. Erst jetzt realisiere ich, dass ich 400m gestiegen bin und es werden noch knappe 400m sein. Die letzten Meter sinke ich hüfthoch ein. Der Magen knurrt – die Knie knarren. Dawei..Dawei. Und so stehe ich vier Stunden später auf dem Grat zwischen Alpe Mognona und Alpe Morisciolo auf sage und schreibe Pt. 1644. Zwei Mal durchatmen. Mittagsrast um 14 30 Uhr: Menü 1 mit Bündnerfleisch ohne Dessert, dafür ausgiebiges Trinken. Traumwetter mit Dunst. Verschleierter Blick in die verschneiten Berge und hinunter an den Lago Maggiore. Darüber der Gridone, bekränzt mit den Viertausendern des Monte Rosa.
Ich habe den Weg vom Rio Sementina direkt zur Alpe Morisciolo gefunden. Durch Zufall. Frank Seeger schreibt in www.alpi-ticinesi.ch: „Vom Rio Sementina lassen sich sodann folgende alten Pfade begehen: (…) Nach Calarescio - Alpe Morisciolo (Pfad weitgehend verschwunden, aber einfach)“. Es gibt ihn also doch – den direkten Weg. Aber es ergeht ihm wie allen andern nicht mehr gebrauchten Alpwegen: Sie verganden und können nur noch dank anthropogenen Spuren nachvollzogen werden.
Hinunter zur Capanna Alpe Mognone 1463m. Eintrag ins Hüttenbuch mit HIKR-Adresse. Fantastisch ausgebaute Hütte. Wintertauglich. Nettes Tessiner Ehepaar. Sie schwärmt von ihren Katzen, welche so seltsame Namen bekommen haben, wie „Donnerblitz“ und „Schönes Grau“. Sympathischer Small Talk. 1 ½ Std. sei es bis Sementina, die ersten hundert Meter Schnee. Arrivederci!
Aus diesen 1 ½ Stunden werden 3. Warum? Ganz einfach: Man besuche Titt und Selvatico! Was logisch und einfach erscheint ist in Realität eine Horroszene. Und wenn Du das nicht glaubst, gehe selber nachschauen. Titt ist verriegelt wie ein mittleres Gefängnis und Selvatico hat seinen Namen von „selva“ (Kastanienhain), aber gehört zu der Kategorie „selvaggio“(wild). Dabei plante ich auf der Strasse nach Titt zu spazieren, nach Selvatico hinunter zu steigen und von dort auf dem schönen, horizontalen Weg zurück auf den Rücken. Denkste. Der untere Weg ist auf einer Passage von 10 m abgerutscht. Dafür eine senkrechte Felswand. Also - und ich bin auch schon etwas müde – brauche ich den Abstieg um wieder einen gleichen Aufstieg zu machen. Dafür finde ich den alten Alpweg von Titt auf 800m bis 760m, welcher in der LK nicht eingetragen ist. Vielleicht als Ausgleich für den abgerutschten, welcher (logischerweise) noch existiert. Wie lange noch?
Doch ein Trostpflästerchen: Der Weg Rorina – Ramoli – Sementina ist komplett neu ausgeschildert, wrw-markiert und sogar ein Themenweg. Grazie per il impegno!
Beim Einnachten erreiche ich Monte Carasso.
Auf der Friedhofsmauer tanzen vergnügt zwei junge Mädchen.
Chiachierata!
Was für ein starkes Symbolbild.
P.S.: Der "gefundene" Weg vom Rio Sementino auf Punkt 1644 ist auf der Siegfriedkarte noch eingetragen. Meine Variante ist der direkte Aufstieg ohne Ör Piatto.
Val Sementina/Von Alpe Morisciolo nach Ör Piatto – und die Siegfriedkarte hat doch Recht!
Und so geschah es:
An der Talstation muss ich bis 10 00 Uhr warten. Einschränkungen wegen Umbauarbeiten und Revisionen. Halb so schlimm. Zwei Einheimische mit Rusticos in Mornera und Alpe Albagno geben mir bereitwillig Auskunft über diesen und jenen Weg. Es sei jetzt gefährlich. Wegen Eis, sagen sie. Vor zwei Tagen fand ich kein Eis. Staunen. Wo ich dann gewesen sei. Staunen. Mir wird bewusst, dass ich doch mehr unternehme wie normale Bürger. Ja, die Jäger sind ja auch etwas ganz Spezielles. Fahrt nach Zwischenstation Mornerabahn Pientina 1051m.
Wieder hier. Und den gleichen Weg im gestreckten Galopp über Pianello 1030m nach Monti Sella 926m. Ohne Zwischenhalt - ganz kikrig auf das Bevorstehende – hinunter an den Rio Sementina 880m.
Hallo, da bin ich wieder. Dort oben links statt hier oben rechts, meine ich zu hören. Grazie! Erster Fels, zweiter Fels...im Ganzen drei Mal den Rio überquert auf der linken Seite (in Laufrichtung) ein mir sympathisch erscheinendes Tälchen. Oder eher ein Couloir. Na immerhin, nass und doch nicht eisig. Aber „u cheibä steil“. Kraxel, kraxel. Aber verflixt, wo kann ich hier nach links aussteigen? Vielleicht weiter oben. Da…dort…nein weiter oben..und schon reicht ein flüchtiger Blick auf den Höhenmesser: 1100m = 100 hm zu hoch!
Und dann geschieht etwas Merkwürdiges. Ich ersperbere eine einfache Stützmauer, bestehend aus einer Handvoll Bollensteinen. Gleich 50 m weiter oben noch eine. Und ein Steinmann, ein zweiter. Dann ein Tritt und Wegspuren. Ich vergesse mich vollends. DIESER WEG FÜHRT IRGENDWO HIN. Ich vergesse mein Projekt. Und wieder eine ausgebaute Kehre, dann gekonnt zwischen zwei 10 Meter hohen Felswänden hindurch. Traversen. Ein buntes Hin und Her. Und ich hinter her! Ich vergesse sogar das gewohnte Mittagessen um 12 00 Uhr. Plötzlich Schnee. 1300m ü.M. Erst jetzt realisiere ich, dass ich 400m gestiegen bin und es werden noch knappe 400m sein. Die letzten Meter sinke ich hüfthoch ein. Der Magen knurrt – die Knie knarren. Dawei..Dawei. Und so stehe ich vier Stunden später auf dem Grat zwischen Alpe Mognona und Alpe Morisciolo auf sage und schreibe Pt. 1644. Zwei Mal durchatmen. Mittagsrast um 14 30 Uhr: Menü 1 mit Bündnerfleisch ohne Dessert, dafür ausgiebiges Trinken. Traumwetter mit Dunst. Verschleierter Blick in die verschneiten Berge und hinunter an den Lago Maggiore. Darüber der Gridone, bekränzt mit den Viertausendern des Monte Rosa.
Ich habe den Weg vom Rio Sementina direkt zur Alpe Morisciolo gefunden. Durch Zufall. Frank Seeger schreibt in www.alpi-ticinesi.ch: „Vom Rio Sementina lassen sich sodann folgende alten Pfade begehen: (…) Nach Calarescio - Alpe Morisciolo (Pfad weitgehend verschwunden, aber einfach)“. Es gibt ihn also doch – den direkten Weg. Aber es ergeht ihm wie allen andern nicht mehr gebrauchten Alpwegen: Sie verganden und können nur noch dank anthropogenen Spuren nachvollzogen werden.
Hinunter zur Capanna Alpe Mognone 1463m. Eintrag ins Hüttenbuch mit HIKR-Adresse. Fantastisch ausgebaute Hütte. Wintertauglich. Nettes Tessiner Ehepaar. Sie schwärmt von ihren Katzen, welche so seltsame Namen bekommen haben, wie „Donnerblitz“ und „Schönes Grau“. Sympathischer Small Talk. 1 ½ Std. sei es bis Sementina, die ersten hundert Meter Schnee. Arrivederci!
Aus diesen 1 ½ Stunden werden 3. Warum? Ganz einfach: Man besuche Titt und Selvatico! Was logisch und einfach erscheint ist in Realität eine Horroszene. Und wenn Du das nicht glaubst, gehe selber nachschauen. Titt ist verriegelt wie ein mittleres Gefängnis und Selvatico hat seinen Namen von „selva“ (Kastanienhain), aber gehört zu der Kategorie „selvaggio“(wild). Dabei plante ich auf der Strasse nach Titt zu spazieren, nach Selvatico hinunter zu steigen und von dort auf dem schönen, horizontalen Weg zurück auf den Rücken. Denkste. Der untere Weg ist auf einer Passage von 10 m abgerutscht. Dafür eine senkrechte Felswand. Also - und ich bin auch schon etwas müde – brauche ich den Abstieg um wieder einen gleichen Aufstieg zu machen. Dafür finde ich den alten Alpweg von Titt auf 800m bis 760m, welcher in der LK nicht eingetragen ist. Vielleicht als Ausgleich für den abgerutschten, welcher (logischerweise) noch existiert. Wie lange noch?
Doch ein Trostpflästerchen: Der Weg Rorina – Ramoli – Sementina ist komplett neu ausgeschildert, wrw-markiert und sogar ein Themenweg. Grazie per il impegno!
Beim Einnachten erreiche ich Monte Carasso.
Auf der Friedhofsmauer tanzen vergnügt zwei junge Mädchen.
Chiachierata!
Was für ein starkes Symbolbild.
P.S.: Der "gefundene" Weg vom Rio Sementino auf Punkt 1644 ist auf der Siegfriedkarte noch eingetragen. Meine Variante ist der direkte Aufstieg ohne Ör Piatto.
Val Sementina/Von Alpe Morisciolo nach Ör Piatto – und die Siegfriedkarte hat doch Recht!
Tourengänger:
Seeger
Communities: Ticino Selvaggio
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