Überschreitung der Schrattenfluh
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Die schönen Tage im September neigten sich nun offenbar dem Ende zu: Am Vortag hatte es geregnet, und auch in den nächsten Tagen sollte es kaum besser werden. Nur heute war es - na, schön nicht gerade, aber doch wenixtenz trocken. Was böte sich an einem solchen Tag mehr an, als ein Karstgebiet? Und so peilte ich die Überschreitung der Schrattenflue an. Immerhin verschwindet Regen nirgendwo so schnell, wie im Karst.
Ich vermutete allerdings, dass eine Komplettüberschreitung, einschließlich Tälle, an diesem Tag nicht drin sein würde. Nordseitige Grasbänder, T6-Aufstiege in Rinnen, in denen sich die Nässe sicher gehalten hatte, würden vermutlich nicht möglich sein. Na, mal sehen.
Ich dübelte also los, im Auto "Seven Seas" vom Barock Project, und startete meine Wanderung an der Alpwirtschaft Schlund (1477m), bzw. ein Stück weiter unten, wo ich mein Fahrzeug abstellen musste, weil an dem Fahrweg gebaut wurde. Auf dem netten, markierten Weg wanderte ich hinauf zur Alp Chlus (1774m), die wunderbar am Rande eines Kars zwischen Böli und Schibegütsch gelegen ist.
Schlund - Chlus: markierter Wanderweg, T2, 50 Minuten
Hier pauste ich kurz, dann machte ich mich an den Aufstieg zum Schibegütsch. Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Rechts herum, auf dem markierten Wanderweg, oder geradewegs den Hang hinauf, auf gutem, aber unmarkiertem Weg - sowie durch einige alte Militärstollen oben am Südostgrat. Latürnich entschied ich mich für letzteres.
Der Aufstieg erfolgt, wie gesagt, über einen guten Weg. Leider war der nass, und ausgesprochen rutschig. Deshalb war ich froh, als ich am Stollenloch (1930m) angekommen war: Eine Treppe führt hinauf zur Felswand, dann wandert man hinter einer Brustwehr hinüber zum Eingang. Im der ersten Höhle sind noch Stacheldrahtrollen, ein paar Tische und Bettgestelle erhalten. Einige Metallklammern führen nach unten, Leitern weiter hinauf. Ich stieg ins nächste Stockwerk, und dort über die nächste Leiter in ein dunkles Loch hinauf. Durch eine Tür trat ich wieder ins Tageslicht hinaus.
Der Weg wendet sich nun nach links, Richtung Gipfel. Ich verließ ihn jedoch bald, und stieg auf Trittspuren direkt hinauf zum höchsten Punkt des Schibengütsch (2037m).
Chlus - Schibengütsch: unmarkierter Wanderweg, Wegspuren, T3, 40 Minuten
Hier bietet sich eine herrliche Rundsicht: Hohgant und Brienzergrat ganz in der Nähe, am Horizont dann EMJ - fantastisch, auch an einem trüben Tag wie diesem. Sogar bis in den Schwarzwald konnte ich schauen - der Belchen war auszumachen. Ich genoss die Aussicht ein Weilchen, dann machte ich mich an die Überschreitung. Nächste Etappe: Das Türstenhäuptli.
...dachte ich. Denn schon davor gibt es das nächste Schmankerl, einen Schrofengupf, der schnell überkraxelt ist (I, II, je nach Route). Eine enge Rinne ermöglichte mir den Abstieg, dann ging es auf dem markierten Weg weiter Richtung Türstenhäuptli.
Auch das ist schnell erstiegen: Kurz vor dem eigenwillig geformten Gipfelchen verlässt man den Weg, steigt über Schrofen zum Grat hinauf, und erklettert die erste Felsstufe (I). Dann geht es an den knubbeligen Kopf heran, den man mit Hilfe eines kleinen Risses von links nach rechts oben erklettert (II+). Ein paar Züge nur, dann steht man auf dem Türstenhäuptli (2031 m)
Schibengütsch - Türstenhäuptli: markierter Wanderweg, T2, Kletterstellen bis II+, 15 Minuten
Der kurze Abstieg auf den Grasgrat auf der anderen Seite ist dann wieder einfacher (I-II). Weiter geht's schließlich über den hier überraschend grasigen und recht gemütlichen Gratrücken. Ich nahm in diesem Abschnitt der Einfachheit halber den Wanderweg, der teils auf, teils wenige Meter rechts der Grathöhe verläuft. Bald ist der Hengst in Sicht, man passiert eine Wegkreuzung bei Pt. 2052, dann steigt man hinauf auf den Hengst (2092m).
Türstenhäuptli - Hengst: markierter Wanderweg, T2, 40 Minuten
Der höchste Punkt der Tour! Zeit, die Rundsicht zu genießen. Ich blickte zuerst nach Norden, Richtung Heimat. In den Vogesen sind Grand und Petit Ballon zu sehen, im Schwarzwald Belchen und Feldberg. Im Nordosten, jenseits der Schrattenfluh, fallen Schafmatt, Stäfeliflue und Tomlishorn ins Auge. Viel weiter sind der Alpstein und der Glärnisch zu sehen. Im Osten dann Rigidalstock, Uri Rotstock, Tödi und Titlis, davor Schafnase und Rossflue. Es folgen die Gipfel des Brienzergrats, darüber erheben sich Wetterhorn, Lauteraarhorn, Schreckhorn, Finsteraarhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau. Dann Breithorn, Tschingelhorn, Gspaltenhorn und Blüemlisalphorn.
Im Südwesten dominiert der Furggegütsch, dahinter das Morgenberghorn mit dem schönen Leissiggrat, der Dreispitz und der Niesen. Weiter Richtung Westen sind Vanil Noir und Dent de Brenleire zu erkennen, dann verabschieden sich die Alpen mit Nüschlete, Stockhorn, Schafberg, Kaiseregg, Chrummfadeflue, Nüneneflue, Gantrisch und Bürgle.
Hier fängt nun der Spaß im Karst so richtig an. Ich blieb noch bis etwa 2000 Meter Höhe auf dem Wanderweg, und verließ diesen dann, um die beiden Zacken nordöstlich des Hengsts zu besteigen, dessen nordöstlicher als Nordostgipfel des Hengsts gilt. Die Querung hinüber zum Grat ist unproblematisch, und der erste Zacken ist leicht zu ersteigen. Ich blieb im Abstieg in Gratnähe, schoss zwischen den beiden Zacken ein spektakuläres Foto hinaus Richtung Emmental, und erstieg den steileren Nordostgipfel (2001m) über dessen Südostflanke.
Geht der erste Zacken nicht über T4 hinaus, ist der zweite, bedingt durch seine Steilheit etwas schwieriger (T5/II, bei geschickter Wegführung eventuell nur I). Ich gelangte ziemlich scharf an der Scharte Pt. 1933 wieder auf den Wanderweg hinunter. Die allereltzte Stufe über dem Weg ist nochmal eine II, einige Meter weiter südwestlich wäre der Abstieg deutlich einfacher gewesen (T4).
Bis zur Tierweid folgte ich nun wieder dem markierten Wanderweg. Dann verließ ich den Wanderweg, und folgte gut sichtbaren Wegspuren Richtung Hächle. Diese verlieren sich bald im Schrattenkalk, und ich orientierte mich in der Folge mehr oder weniger an der Gratkante. Hier gilt es, sicher über die scharfen Kanten des Kartbodens zu balancieren, und vor allem die gletscherspaltentiefen Löcher rechtzeitig zu erkennen und zu umschiffen. Die Kletterstellen, die ich im Aufstieg zu bewältigen hatte, überstiegen den Iten Schwierigkeitsgrad nicht.
Es zieht sich, bis man oben ist. Ich habe vom Wanderweg aus nochmal 20, 25 Minuten bis zum Gipfel gebraucht. Dann stand ich auf dem Hächle (2091m).
Hengst - Hächle: weglos am Grat, T5/II und leichter, 1:15h
Der Übergang zum Nordgipfel und der Weiterweg zu den Hächlezänd zählen zu den absoluten Highlights dieser Überschreitung - allerdings nur für Liebhaber wild zerfurchten Karstbodens. Wer schnell vorankommen möchte, sollte sich wohl einen anderen Gebirgsstock suchen...
...oder vom Hächlegipfel schnell wieder zum Wanderweg hinuntersteigen - einen Durchlass durch die steile Felswand findet man im Karst immer.
Wer in Gratnähe bleibt, sucht sich nun seinen Weg durch die schier endlosen Karst- - ähem - -flächen. Dabei sind naturgemäß ständig IIer- und Ier-Stellen abzuklettern. Bis hinüber zum Nordgipfel (2088m) muss wohl jede(r) durch die gleichen Scharten (II), danach hat man freie Wahl. Irgendwann wird das Gelände in Gratnähe grasiger, aber wer sich davon eine Erhöhung des Tempos verspricht, wird enttäuscht werden: Auch hier sind immer wieder Dolinen zu umgehen, Spalten zu überwinden, und scharfkantige Kalkgrate zu bewältigen.
Irgendwo zwischen Turm und den Hächlezänd stieß ich überraschend wieder auf den Wanderweg, der, den Turm umgehend, von rechts heraufkommt. Sich spektakulär durch eine Spalte zwischen den Türmen schlängelnd erreicht der Weg die Heftihütte (1904m), die für die Kletterer hier eingerichtet wurde.
Hächle - Heftihütte: weglos am Grat, T5/II und leichter, 1h
Mein nächstes Ziel: Der Strick. Auf den hatte ich mich schon gefreut: Endlich ein schmaler Grat, wegen denen bin ich ja eigentlich in die Schweiz gekommen. Der Wanderweg führt noch hinüber zu einem Schild, dann geht es geradeaus auf der schmalen Graskante weiter. Der Grat zieht sich bald zusammen und wird felsiger. Man entdeckt rote Punkte, denen man nun bis hinauf zum Gipfelplateu folgen kann. Dann führt unvermittelt eine Metallkette einige Meter rechts hinunter in die Südostflanke, eine steile Stufe umgehend. Unten angekommen, wendet man sich in der steilen Wand nach links, und bald geht es über steiles Gras wieder hinauf. Der nächste Zacken kann rechts umgangen oder direkt überklettert werden (letzteres ist einfacher), dann steht man auf dem Verbindungsgrat zum Gipfelplateau. Der Durchlass durch die letzte Felswand ist selbsterklärend.
Ist man auf dem Gipfelplateau angekommen, befindet sich der Kreuzgipfel geradeaus, der Hauptgipfel ist links. Im Aufstieg durch einen Grashang stößt man auf den (blau-weiss markierten) Normalweg, dann sind es nur noch wenige Schritte zum Gipfel des Stricks (1946 m).
Heftihütte - Strick: weglos am Grat, markiert, T5/II und leichter, 20 Minuten
Da das Gras den ganzen Tag über feucht gewesen war, gab ich hier die Komplettüberschreitung endgültig auf. Ich blickte hinüber zum Tälle, der angesichts der Nässe heute unbesucht bleiben musste.
Dann kehrte ich auf dem gleichen Weg über den Grat zurück zu dem Schild bei der Heftihütte. Dort wandte ich mich nach links, und wanderte auf dem schönen Wanderweg hinunter zur hübsch gelegenen Bodehütte (1436m).
Strick - Bodehütte: weglos am Grat, markiert, T5/II und leichter, dann markierter Wanderweg, T2, 45 Minuten
Die Alp Silwängen ist an der Bodehütte angeschrieben, und so ist es kein Problem, den Weiterweg zu finden. In einem halben Stünderl ist die Alp Silwängen (1569m) erreicht.
Bodehütte - Silwängen: markierter Wanderweg, T2, 30 Minuten
Von der Alp Silwängen aus wandert man nun auf dem Fahrweg weiter. In einer Viertelstunde ist man zurück an der Alpwirtschaft Schlund (1477m).
Silwängen - Schlund: markierter Fahrweg, T1, 15 Minuten
Fazit:
Herrliche Tour und eine Gratüberschreitung, die man auch nach einem Regentag gut machen kann. Allerdings ist das wirklich nur etwas für Schrattenkalkfans, alle anderen dürften sehr schnell genervt sein. Aber gut, das Ding heißt "Schrattenfluh", da dürfte eigentlich jede(r) sofort wissen, was ihn bzw. sie erwartet. Ich war trotzdem ein wenig enttäuscht: Mein Traum, so eine Tour mal mit jemandem zu gehen, der Karsten heißt, ging wieder nicht in Erfüllung...
Die schönsten Abschnitte waren für mich der Beginn am Schibegütsch, mit den spektakulären Militäranlagen, die Landschaft um die Hächlezänd, und der Anstieg zum Strick. Und die Aussicht, die ist wirklich fantastisch. Grat eben.
Ausrüstung:
Stecken haben gereicht.
Tja.... Das war's für mich, dieses Jahr, in der Schweiz. Schön war's! Ich hatte herrliche Erlebnisse und fantastische Touren. Und ich komme defi wieder! Zwischen Thunersee und Genfersee sind noch ein paar Grate offen.... Aber ich konnte im Oktober anderswo noch ein paar fantastische Touren gehen. Los ging's im vermeintlich harmlosen Bregenzerwald, mit dem furchterregend schneidigen Grat zwischen Klipperen und Gungern.
Ich vermutete allerdings, dass eine Komplettüberschreitung, einschließlich Tälle, an diesem Tag nicht drin sein würde. Nordseitige Grasbänder, T6-Aufstiege in Rinnen, in denen sich die Nässe sicher gehalten hatte, würden vermutlich nicht möglich sein. Na, mal sehen.
Ich dübelte also los, im Auto "Seven Seas" vom Barock Project, und startete meine Wanderung an der Alpwirtschaft Schlund (1477m), bzw. ein Stück weiter unten, wo ich mein Fahrzeug abstellen musste, weil an dem Fahrweg gebaut wurde. Auf dem netten, markierten Weg wanderte ich hinauf zur Alp Chlus (1774m), die wunderbar am Rande eines Kars zwischen Böli und Schibegütsch gelegen ist.
Schlund - Chlus: markierter Wanderweg, T2, 50 Minuten
Hier pauste ich kurz, dann machte ich mich an den Aufstieg zum Schibegütsch. Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Rechts herum, auf dem markierten Wanderweg, oder geradewegs den Hang hinauf, auf gutem, aber unmarkiertem Weg - sowie durch einige alte Militärstollen oben am Südostgrat. Latürnich entschied ich mich für letzteres.
Der Aufstieg erfolgt, wie gesagt, über einen guten Weg. Leider war der nass, und ausgesprochen rutschig. Deshalb war ich froh, als ich am Stollenloch (1930m) angekommen war: Eine Treppe führt hinauf zur Felswand, dann wandert man hinter einer Brustwehr hinüber zum Eingang. Im der ersten Höhle sind noch Stacheldrahtrollen, ein paar Tische und Bettgestelle erhalten. Einige Metallklammern führen nach unten, Leitern weiter hinauf. Ich stieg ins nächste Stockwerk, und dort über die nächste Leiter in ein dunkles Loch hinauf. Durch eine Tür trat ich wieder ins Tageslicht hinaus.
Der Weg wendet sich nun nach links, Richtung Gipfel. Ich verließ ihn jedoch bald, und stieg auf Trittspuren direkt hinauf zum höchsten Punkt des Schibengütsch (2037m).
Chlus - Schibengütsch: unmarkierter Wanderweg, Wegspuren, T3, 40 Minuten
Hier bietet sich eine herrliche Rundsicht: Hohgant und Brienzergrat ganz in der Nähe, am Horizont dann EMJ - fantastisch, auch an einem trüben Tag wie diesem. Sogar bis in den Schwarzwald konnte ich schauen - der Belchen war auszumachen. Ich genoss die Aussicht ein Weilchen, dann machte ich mich an die Überschreitung. Nächste Etappe: Das Türstenhäuptli.
...dachte ich. Denn schon davor gibt es das nächste Schmankerl, einen Schrofengupf, der schnell überkraxelt ist (I, II, je nach Route). Eine enge Rinne ermöglichte mir den Abstieg, dann ging es auf dem markierten Weg weiter Richtung Türstenhäuptli.
Auch das ist schnell erstiegen: Kurz vor dem eigenwillig geformten Gipfelchen verlässt man den Weg, steigt über Schrofen zum Grat hinauf, und erklettert die erste Felsstufe (I). Dann geht es an den knubbeligen Kopf heran, den man mit Hilfe eines kleinen Risses von links nach rechts oben erklettert (II+). Ein paar Züge nur, dann steht man auf dem Türstenhäuptli (2031 m)
Schibengütsch - Türstenhäuptli: markierter Wanderweg, T2, Kletterstellen bis II+, 15 Minuten
Der kurze Abstieg auf den Grasgrat auf der anderen Seite ist dann wieder einfacher (I-II). Weiter geht's schließlich über den hier überraschend grasigen und recht gemütlichen Gratrücken. Ich nahm in diesem Abschnitt der Einfachheit halber den Wanderweg, der teils auf, teils wenige Meter rechts der Grathöhe verläuft. Bald ist der Hengst in Sicht, man passiert eine Wegkreuzung bei Pt. 2052, dann steigt man hinauf auf den Hengst (2092m).
Türstenhäuptli - Hengst: markierter Wanderweg, T2, 40 Minuten
Der höchste Punkt der Tour! Zeit, die Rundsicht zu genießen. Ich blickte zuerst nach Norden, Richtung Heimat. In den Vogesen sind Grand und Petit Ballon zu sehen, im Schwarzwald Belchen und Feldberg. Im Nordosten, jenseits der Schrattenfluh, fallen Schafmatt, Stäfeliflue und Tomlishorn ins Auge. Viel weiter sind der Alpstein und der Glärnisch zu sehen. Im Osten dann Rigidalstock, Uri Rotstock, Tödi und Titlis, davor Schafnase und Rossflue. Es folgen die Gipfel des Brienzergrats, darüber erheben sich Wetterhorn, Lauteraarhorn, Schreckhorn, Finsteraarhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau. Dann Breithorn, Tschingelhorn, Gspaltenhorn und Blüemlisalphorn.
Im Südwesten dominiert der Furggegütsch, dahinter das Morgenberghorn mit dem schönen Leissiggrat, der Dreispitz und der Niesen. Weiter Richtung Westen sind Vanil Noir und Dent de Brenleire zu erkennen, dann verabschieden sich die Alpen mit Nüschlete, Stockhorn, Schafberg, Kaiseregg, Chrummfadeflue, Nüneneflue, Gantrisch und Bürgle.
Hier fängt nun der Spaß im Karst so richtig an. Ich blieb noch bis etwa 2000 Meter Höhe auf dem Wanderweg, und verließ diesen dann, um die beiden Zacken nordöstlich des Hengsts zu besteigen, dessen nordöstlicher als Nordostgipfel des Hengsts gilt. Die Querung hinüber zum Grat ist unproblematisch, und der erste Zacken ist leicht zu ersteigen. Ich blieb im Abstieg in Gratnähe, schoss zwischen den beiden Zacken ein spektakuläres Foto hinaus Richtung Emmental, und erstieg den steileren Nordostgipfel (2001m) über dessen Südostflanke.
Geht der erste Zacken nicht über T4 hinaus, ist der zweite, bedingt durch seine Steilheit etwas schwieriger (T5/II, bei geschickter Wegführung eventuell nur I). Ich gelangte ziemlich scharf an der Scharte Pt. 1933 wieder auf den Wanderweg hinunter. Die allereltzte Stufe über dem Weg ist nochmal eine II, einige Meter weiter südwestlich wäre der Abstieg deutlich einfacher gewesen (T4).
Bis zur Tierweid folgte ich nun wieder dem markierten Wanderweg. Dann verließ ich den Wanderweg, und folgte gut sichtbaren Wegspuren Richtung Hächle. Diese verlieren sich bald im Schrattenkalk, und ich orientierte mich in der Folge mehr oder weniger an der Gratkante. Hier gilt es, sicher über die scharfen Kanten des Kartbodens zu balancieren, und vor allem die gletscherspaltentiefen Löcher rechtzeitig zu erkennen und zu umschiffen. Die Kletterstellen, die ich im Aufstieg zu bewältigen hatte, überstiegen den Iten Schwierigkeitsgrad nicht.
Es zieht sich, bis man oben ist. Ich habe vom Wanderweg aus nochmal 20, 25 Minuten bis zum Gipfel gebraucht. Dann stand ich auf dem Hächle (2091m).
Hengst - Hächle: weglos am Grat, T5/II und leichter, 1:15h
Der Übergang zum Nordgipfel und der Weiterweg zu den Hächlezänd zählen zu den absoluten Highlights dieser Überschreitung - allerdings nur für Liebhaber wild zerfurchten Karstbodens. Wer schnell vorankommen möchte, sollte sich wohl einen anderen Gebirgsstock suchen...
...oder vom Hächlegipfel schnell wieder zum Wanderweg hinuntersteigen - einen Durchlass durch die steile Felswand findet man im Karst immer.
Wer in Gratnähe bleibt, sucht sich nun seinen Weg durch die schier endlosen Karst- - ähem - -flächen. Dabei sind naturgemäß ständig IIer- und Ier-Stellen abzuklettern. Bis hinüber zum Nordgipfel (2088m) muss wohl jede(r) durch die gleichen Scharten (II), danach hat man freie Wahl. Irgendwann wird das Gelände in Gratnähe grasiger, aber wer sich davon eine Erhöhung des Tempos verspricht, wird enttäuscht werden: Auch hier sind immer wieder Dolinen zu umgehen, Spalten zu überwinden, und scharfkantige Kalkgrate zu bewältigen.
Irgendwo zwischen Turm und den Hächlezänd stieß ich überraschend wieder auf den Wanderweg, der, den Turm umgehend, von rechts heraufkommt. Sich spektakulär durch eine Spalte zwischen den Türmen schlängelnd erreicht der Weg die Heftihütte (1904m), die für die Kletterer hier eingerichtet wurde.
Hächle - Heftihütte: weglos am Grat, T5/II und leichter, 1h
Mein nächstes Ziel: Der Strick. Auf den hatte ich mich schon gefreut: Endlich ein schmaler Grat, wegen denen bin ich ja eigentlich in die Schweiz gekommen. Der Wanderweg führt noch hinüber zu einem Schild, dann geht es geradeaus auf der schmalen Graskante weiter. Der Grat zieht sich bald zusammen und wird felsiger. Man entdeckt rote Punkte, denen man nun bis hinauf zum Gipfelplateu folgen kann. Dann führt unvermittelt eine Metallkette einige Meter rechts hinunter in die Südostflanke, eine steile Stufe umgehend. Unten angekommen, wendet man sich in der steilen Wand nach links, und bald geht es über steiles Gras wieder hinauf. Der nächste Zacken kann rechts umgangen oder direkt überklettert werden (letzteres ist einfacher), dann steht man auf dem Verbindungsgrat zum Gipfelplateau. Der Durchlass durch die letzte Felswand ist selbsterklärend.
Ist man auf dem Gipfelplateau angekommen, befindet sich der Kreuzgipfel geradeaus, der Hauptgipfel ist links. Im Aufstieg durch einen Grashang stößt man auf den (blau-weiss markierten) Normalweg, dann sind es nur noch wenige Schritte zum Gipfel des Stricks (1946 m).
Heftihütte - Strick: weglos am Grat, markiert, T5/II und leichter, 20 Minuten
Da das Gras den ganzen Tag über feucht gewesen war, gab ich hier die Komplettüberschreitung endgültig auf. Ich blickte hinüber zum Tälle, der angesichts der Nässe heute unbesucht bleiben musste.
Dann kehrte ich auf dem gleichen Weg über den Grat zurück zu dem Schild bei der Heftihütte. Dort wandte ich mich nach links, und wanderte auf dem schönen Wanderweg hinunter zur hübsch gelegenen Bodehütte (1436m).
Strick - Bodehütte: weglos am Grat, markiert, T5/II und leichter, dann markierter Wanderweg, T2, 45 Minuten
Die Alp Silwängen ist an der Bodehütte angeschrieben, und so ist es kein Problem, den Weiterweg zu finden. In einem halben Stünderl ist die Alp Silwängen (1569m) erreicht.
Bodehütte - Silwängen: markierter Wanderweg, T2, 30 Minuten
Von der Alp Silwängen aus wandert man nun auf dem Fahrweg weiter. In einer Viertelstunde ist man zurück an der Alpwirtschaft Schlund (1477m).
Silwängen - Schlund: markierter Fahrweg, T1, 15 Minuten
Fazit:
Herrliche Tour und eine Gratüberschreitung, die man auch nach einem Regentag gut machen kann. Allerdings ist das wirklich nur etwas für Schrattenkalkfans, alle anderen dürften sehr schnell genervt sein. Aber gut, das Ding heißt "Schrattenfluh", da dürfte eigentlich jede(r) sofort wissen, was ihn bzw. sie erwartet. Ich war trotzdem ein wenig enttäuscht: Mein Traum, so eine Tour mal mit jemandem zu gehen, der Karsten heißt, ging wieder nicht in Erfüllung...
Die schönsten Abschnitte waren für mich der Beginn am Schibegütsch, mit den spektakulären Militäranlagen, die Landschaft um die Hächlezänd, und der Anstieg zum Strick. Und die Aussicht, die ist wirklich fantastisch. Grat eben.
Ausrüstung:
Stecken haben gereicht.
Tja.... Das war's für mich, dieses Jahr, in der Schweiz. Schön war's! Ich hatte herrliche Erlebnisse und fantastische Touren. Und ich komme defi wieder! Zwischen Thunersee und Genfersee sind noch ein paar Grate offen.... Aber ich konnte im Oktober anderswo noch ein paar fantastische Touren gehen. Los ging's im vermeintlich harmlosen Bregenzerwald, mit dem furchterregend schneidigen Grat zwischen Klipperen und Gungern.
Tourengänger:
Nik Brückner
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